Solidarität mit den Hungerstreikenden in München

Seit acht Tagen befinden sich in München rund 50 Asylsuchende im Hungerstreik. Seit fünf Tagen nehmen sie auch keine Flüssigkeit mehr zu sich. Die sofortige Anerkennung als politisch Verfolgte und damit ein Aufenthaltsrecht, so lautet ihre unverhandelbare Forderung. Bis gestern sind 21 von ihnen kollabiert und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Die Regierung unternimmt zahlreiche Versuche, um den Protest ohne jegliche Gegenleistung zu stoppen, während das Risiko stündlich steigt, dass es zu Todesfällen kommt.
In Solidarität mit den Hungerstreikenden haben wir in Zürich zwei Transparente aufgehängt.

(Kopiert von: http://refugeetentaction.net/index.php?lang=de)

Um den Hungerstreik am Münchner Rindermarkt beurteilen zu können, sollten einige Aspekte des Protests innerhalb der letzten anderthalb Jahre näher in Augenschein genommen werden.

Wir, die streikenden Asylsuchenden, analysieren wie bereits zuvor das Phänomen „Flüchtling“ stets im Kontext der existierenden politischen und wirtschaftlichen Strukturen. Dass wir uns dabei auch mit dem Phänomen „Kapitalismus“ und dessen Auswirkungen befassen, ist nahe liegend. Wir entwickeln hieraus unsere Position in dieser Gesellschaft, welche als Ausgangpunkt für weitere Analysen essentiell ist. Damit treten wir bewusst dem gängigen Bild von „Flüchtlingen“ entgegen, einem Bild von unfähigen, hilflosen Menschen, die lediglich auf der Suche nach Zuflucht sind. Ein Bild, das wir Asylsuchende mit absoluter Ernsthaftigkeit verändern wollen.

Unsere Position innerhalb der bestehenden Strukturen haben wir unter anderem in dem Refugee Struggle Congress im März 2013 erarbeitet. Teil dieser Auseinandersetzungen waren die Vernetzung der Asylsuchenden sowie ihre Unabhängigkeit und Selbständigkeit, wobei eine klare Definition der Form der Unterstützung von Gruppen und Einzelpersonen ein unumgängliches Thema war.

Die Frage, welche Rolle Unterstützer_innen innerhalb dieses Protestes einnehmen, der die Selbstorganisierung und die Sebstbestimmung der aktuell Betroffenen stets in den Vordergrund stellt, ist für alle Beteiligten von äußerster Wichtigkeit.

Aktuell befinden wir uns in einer Situation, in der wir aufgrund des trockenen Hungerstreiks gewisse Aufgaben nur in Zusammenarbeit mit Unterstützer_innen bewältigen können. Dazu zählen die logistische Organisation, die medizinische Versorgung sowie der Schutz vor der realen Bedrohung seitens neonazistischer Gruppen und vor ständiger rassistischer Belästigung durch zahlreiche Passant_innen. Dass wir physisch und psychisch momentan nicht in der Lage sind, täglich mehrere Interviews und Verhandlungen mit Politiker_innen durchzuführen, wird aufgrund des trockenen Hungerstreiks nachvollziehbar sein. Die Vermittelnden, die unsere Mitteilungen nach außen tragen, sind inhaltlich nicht beeinflusst von dem Unterstützer_innenkreis und stehen in ständigem und intensivem Austausch mit den durststreikenden Asylsuchenden im Zelt.

Im Verlauf des bisherigen Protests war es uns unter anderem durch die umfangreichen Informationsquellen möglich, uns ein Bild über die sozialen Potestbewegungen innerhalb Europas zu machen. Hierbei sind wir immer wieder auf Beispiele gestoßen, in denen der Hungerstreik auch in Europa als radikale aber friedliche Protestform angewendet wurde. In der Benennung dieser Beispiele ging es uns nicht um einen Diskurs über die jeweiligen politischen Inhalte, sondern um die Verdeutlichung der Ernsthaftigkeit unserer Situation und unserer hieraus entstandenen Forderungen. Forderungen, die wir klar definiert seit März 2012 auf die Straßen getragen haben und die bislang von den politisch Verantwortlichen ignoriert wurden. Daher sind wir bereit, die möglichen Konsequenzen eines Hungerstreiks in Kauf zu nehmen.

Die hungerstreikenden Asylsuchenden in München

Quelle: http://switzerland.indymedia.org/de/2013/06/90039.shtml

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