Rechter Terror in Virginia

Tote und Verletzte nach Gewalteskalation bei Rassistenaufmarsch in US-Universitätsstadt Charlottesville. Trump verweigert Distanzierung von Neonazis

In der Universitätsstadt Charlottesville im US-Bundesstaat Virginia sind am Sonnabend mehrere tausend Teilnehmer zu dem größten Aufmarsch von Neonazis, Mitgliedern des Ku-Klux-Klan und anderen weißen Rassisten in den USA seit einem Jahrzehnt zusammengekommen. Dabei kam es zu brutalen Übergriffen auf Gegendemonstranten. Eine 32jährige Frau wurde getötet, als ein Mann mit seinem Auto offenbar vorsätzlich in eine Gruppe antifaschistischer Gegendemonstranten raste, 19 weitere wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt. Gegen den 20jährigen aus Ohio, der laut Augenzeugen zuvor an dem Naziaufmarsch teilgenommen hatte, soll Anklage wegen Mordes, Körperverletzung und Fahrerflucht erhoben werden. Bei Übergriffen von Neonazis wurden weitere 16 Personen verletzt. Zwei Polizisten starben, als ihr Hubschrauber, der die Lage in der Stadt aus der Luft überwachte, abstürzte.

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Während sich Politiker beider großer US-Parteien erst überrascht und dann geschockt gaben, hatten Menschenrechtsorganisationen frühzeitig vor der Zusammenrottung der Rassisten gewarnt. Die Bürgerrechtsorganisation »Southern Poverty Law Center« hatte Präsident Donald Trump bereits im Wahlkampf vorgeworfen, sich nicht klar vom rechten Rand abzugrenzen. Auch am Sonnabend distanzierte sich Trump nicht eindeutig von den Neonazis, sondern verurteilte von seinem Golfclub in New Jersey aus lediglich allgemein »diesen unerhörten Ausbruch von Hass, Fanatismus und Gewalt auf vielen Seiten«. Dem widersprach der republikanische Senator Cory Gardner. »Das waren weiße Rassisten, und das war inländischer Terrorismus«, schrieb er auf Twitter. Die Neonazi-Website »Daily Stormer«, die für den Aufmarsch geworben hatte, feierte dagegen den Staatschef: »Er hat uns nicht attackiert. Gott segne ihn«, hieß es dort.

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Bereits am Freitag abend (Ortszeit) waren Hunderte Neofaschisten mit Fackeln auf den Universitätscampus von Charlottesville gezogen und hatten Naziparolen wie »Blut und Boden« skandiert. Am Sonnabend marschierten Tausende von ihnen teilweise uniformiert und mit Hakenkreuzfahnen im Gleichschritt durch die Innenstadt, hoben die Hände zum Hitlergruß und riefen »Heil Trump«.

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Als Anlass für die Zusammenrottung wurde ein Beschluss des Stadtrates von Charlottesville benutzt. Dieser hatte im April beschlossen, eine Statue des Südstaatengenerals Robert E. Lee, der im US-Bürgerkrieg für den Erhalt der Sklaverei gekämpft hatte, aus dem Stadtbild zu entfernen. Tatsächlich geht es um mehr. »Wir erfüllen die Versprechen von Donald Trump«, erklärte der frühere Ku-Klux-Klan-Chef David Duke, einer der berüchtigsten Rassisten der USA. »Wir haben ihn gewählt, weil er uns unser Land zurückgeben will. Das müssen wir jetzt tun.« Fernsehreportern zufolge waren mehrere Teilnehmer mit Baseballschlägern bewaffnet zur Kundgebung gekommen und hatten sich heftige Prügeleien mit Gegendemonstranten geliefert.

Charlottesvilles Bürgermeister Michael Signer reagierte entsetzt. »Ich gebe die Schuld an vielem, was wir heute in Amerika sehen, dem Weißen Haus und den Leuten um den Präsidenten«, sagte der Politiker der Demokratischen Partei. »Ich hoffe, dass er einen Blick in den Spiegel wirft und scharf darüber nachdenkt, mit wem er im Wahlkampf verkehrte.« Das durch die Suche nach untergetauchten Naziverbrechern weltweit bekannte Wiesenthal-Zentrum bewertete die Gewalt ebenfalls als Terror und rief Trump, dazu auf, »die weißen Nationalisten, die Hass, Misstrauen und Gewalt säen, eindeutig zu verurteilen«.

Quelle: https://www.jungewelt.de/artikel/316252.rechter-terror-in-virginia.html

 

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