Bericht des Strassenfestes am 30.4. in Luzern

Lautstark mit Unterstützung von vier Soundmobilen haben sich 800 Menschen für einen Tag die Strassen Luzerns zurückerobert. Der Umzug, welcher zu Beginn lediglich aus 200 Genoss_innen bestand, die sich beim Treffpunkt eingefunden hatten, ist im Verlaufe des über zweistündigen Protesttanzes auf das vierfache angestiegen. Wir erachten es als Erfolg, dass sich Menschen auf der Strasse haben mitreißen lassen und sich uns angeschlossen haben. Ebenfalls die ausgedehnte Abschlusskundgebung mit Konzerten und Infoständen beim Pavillon am See wurde von mehreren hundert Personen besucht. Bis zum Schluss kam es zu keinen nennenswerten Zwischenfällen. Die Polizei war zwar mit einem Grossaufgebot vor Ort, hielt sich aber stets im Hintergrund.

Thematisch wollten wir von Anfang an mit dem Straßenfest den 1. Mai aus dem reinen Arbeiter_innenkampftag herausholen und den Einfluss des Kapitalismus auf unser aller Leben ganzheitlicher betrachten. Dies konnten wir lautstark und breit abgestützt kundtun.
Der Neoliberalismus ist heute das zentrale Denkmuster der kapitalistischen Organisation der Produktion und der Kapitalflüsse. Durch Liberalisierungen, Flexibilisierungen, Privatisierung, Deregulierungen und Freihandel sollen Marktprozesse bewusst durch staatliche Eingriffe beschleunigt werden. Die neoliberalen Konzepte haben die Wirkungsebene der Wirtschaft im engeren Sinne jedoch längst verlassen. So greift der ökonomische Druck der Wirtschaftlichkeit auch auf soziale Einrichtungen und öffentliche Dienste über, ganze Regionen treten miteinander in Konkurrenz um Wirtschaftsstandorte, potente Steuerzahler_innen und Prestige. Kurzum, nahezu sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens sollen in den Markt eingebunden und so auch für den kapitalistischen Wettbewerb zugänglich gemacht werden. Menschen, Tiere und die Natur gelten als Ressource, die es auszubeuten gilt. Rentieren sollen wir und ansonsten die Klappe halten.
Die Stadtverwaltung ist zu einer Managementagentur verkommen. Verfassungsmäßige Grundrechte, wie die Versammlungsfreiheit, werden nicht als Recht sondern als Störfaktor empfunden. Störend in einem Alltag, in dem nur eines zählt, Arbeit und Konsum. Störend, weil ein Protest egal in welcher Form, friedlich oder militant, die täglichen Geschäfte behindert. Ya Basta – Es reicht! Wir haben was zu sagen und wir wollen gehört werden!
Mehrere Gruppen, Initiativen und Netzwerke organisieren sich gegen diese Entwicklung auf verschiedenen Ebenen des Widerstandes oder Organisation von Unten. Die Idee war es, all diese Menschen mit einem antikapitalistischen Tanz auf der Strasse zu vereinen. Dies erachten wir in Anbetracht der aktuellen Verhältnisse in dieser Form in Luzern als geglückt.
Leben statt Alltag. Leben statt freier Markt. Leben statt Ausgrenzung. Leben statt Vertreibung. Leben statt Überleben. Leben statt Verblendung. Leben statt Prekarisierung. Leben statt Herrschaft . Leben statt Monokultur. Leben statt Neoliberalismus. In diversen Reden konnte unsere Kritik manifestiert werden. Die Clownarmy inszenierte an verschiedenen Plätzen wirkungsvoll die Dekadenz des Konsumwahns, des Überwachungsstaates, der rechtspopulistischen Hetze und der Vormachtsstellung der Profitmaximierung.

Solidarität zählt nicht zu den Werten in der Gesellschaft in der wir heute leben. Doch wir schreien es heraus, gestern, heute, morgen, hier und überall: Solidarität ist eine Waffe, also setzen wir sie ein!

Heute ist nicht aller Tage, wir kommen wieder, keine Frage!
Wir wollen nicht rentieren! Gentrifickt euch selber!

Bündnis Leben statt Alltag

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