Waldheim-Besetzung in Luzern ab heute räumungsbedroht!

Quelle: www.bitxidenda.ch

Liebe Menschen

Ab heute Montag, 12 Uhr wird das Waldheim an der Kaspar-Kopp-Strasse 95 räumungsbedroht sein! Da aber die Besitzerin keine direkte Verwendung für das Haus angeben kann und die Räumlichkeiten ideal sind, um kulturelles Schaffen zu ermöglichen, sind wir nicht bereit, das Haus freiwillig zu verlassen.

Wir freuen uns über jegliche Unterstützung – vor allem rufen wir dazu auf, sich am Programm der nächsten Tage zu beteiligen – es wird jeden Tag ab 12 Uhr einen Mittagstisch geben. Das tägliche Abendprogramm wird laufend auf indymedia.ch bekannt gegeben. Auch hat es genug Platz um sein eigenes Zelt aufzustellen!

Unterstützt den Kampf für kulturelle Freiräume – jetzt erst recht!!!

Programm:
täglich: Mittagstisch ab 12 Uhr

Montag, 30. Mai: ab 19.00 Uhr Gartenfest mit Konzert: Liedermacher Troubadix bringt akkustisches zum Tanzen, Lachen und Weinen!

Dienstag, 31. Mai: ab 18.00 Uhr: BROT UND SPIELE
Schlangenbrot auf dem Feuer (die weitere Verpflegung selbst mitbringen!) – Riesenvölki, Sitzball, Indoor-Tennis uvm.

Untenstehend der Aufruf-Text zur Besetzung!

Solidarische Grüsse
Fee Schwefelblitz und Clarence, der schielende Löwe
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Leerstand ist kein Zustand

Am Sonntag 22. Mai haben wir das seit letztem Jahr leer stehende Gebäude an der Kaspar-Kopp-Strasse 95 in Ebikon besetzt. Dieses Haus wird einer größeren Überbauung weichen müssen. Der Abriss ist jedoch nach eigener Aussage der Besitzerin erst in einigen Monaten zu erwarten. Unser Ziel ist, diesen unbenutzten Raum wiederzubeleben und bis zum Beginn der Überbauung zwischenzunutzen. Die Räumlichkeiten sind ideal, um unsere vielfältigen Bedürfnisse abzudecken. Sie bieten Platz, welcher durch die heutige Stadtentwicklung akut gefährdet ist.

Wir sind eine Gruppe, die den Aufbau eines unabhängigen und selbstverwalteten Kulturzentrums anstrebt. Auf einem basisdemokratischen Fundament sollen die Räume für Infoveranstaltungen, Sitzungen, Grümpelturniere, Filmabende, Konzerte, Kleinkunst, Experimente, als Café, Bar, Ateliers, Werkstätten, Vernetzungsort und vieles mehr genutzt werden. Wir wollen losgelöst von dem konsum- und profitorientierten Denken und der auf Ausgrenzung getrimmten Gesellschaftsstrukturen Kultur schaffen. Wir stellen dem Egoismus in der gesellschaftlichen Entwicklung ein emanzipatorisches Miteinander entgegen. Während sämtliche gesellschaftlichen Bereiche dem freien Markt zum Fraß vorgeworfen werden und das Terrain einseitig für finanzkräftige Investor_innen bereitet wird, haben Minderheiten, Andersdenkende und sozial Schwächere darin kein Platz mehr. Wer nicht rentiert wird diskriminiert und kriminalisiert. Solidarität ist ein Fremdwort. Hey, was geht? Wir sind Menschen! Und wir wollen leben! Und wir haben Bedürfnisse, Wünsche, Ideen und Projekte. Und dafür brauchen wir Platz.

Von Beginn weg bekundeten wir eine uneingeschräkte Gesprächsbereitschaft, welche in der Folge in einem offenen Dialog mit der Besitzerin (Pallottinergemeinschaft Gossau), der ehemaligen Mieterin (St. Clemens Gymnasium) und den Nachbar_innen und Schüler_innen stets manifestiert wurde. Obwohl die Besitzerin für das Haus bis zum Abriss keine Verwendung hat, lehnte sie eine vertraglich vereinbarte Zwischennutzung konsequent ab. Stattdessen überbrachte die Delegation der Pallottinergemeinschaft Mitte letzter Woche die Ankündigung, heute Montag, dem 30. Mai um 12 Uhr den Strafantrag auf Hausfriedensbruch einzureichen und eine Räumung zu beantragen.

In Anbetracht der Tatsache, dass über einen längeren Zeitraum keine direkte Nutzung der Besitzerin in Aussicht steht, sehen wir uns gezwungen, das Gebäude nicht freiwillig zu verlassen. Im vollen Bewusstsein über die rechtlichen Konsequenzen dieser Entscheidung, stehen wir weiterhin hinter der Forderung nach einem autonomen Kulturzentrum. Leerstand ist für uns kein Zustand und die Haltung der Besitzerin infolgedessen inakzeptabel. Wir fordern deshalb die Pallottinergemeinschaft auf, von der Einreichung des Strafantrages abzusehen und stattdessen die Verhandlungen über eine Zwischennutzung aufzunehmen. Das einzige Argument gegen eine Zwischennutzung ist, dass wir uns mit der Besetzung am Eigentum der Gemeinschaft vergriffen haben. Gerade aber weil Häuser als Eigentum und Spekulationsobjekt behandelt werden, entstehen die sozialen Konsequenzen, gegen welche wir ankämpfen und welche uns zur Methode der Besetzung bewegen. Wir sind deshalb überzeugt, dass eine soziale Haltung es erfordert, über den Rechtsbruch der Besetzung hinwegzusehen. So möchten wir die Gemeinschaft ermuntern, sich ihrer sozialen Tradition rückzubesinnen, auch und gerade in dieser Situation.

Wir rufen alle Menschen dazu auf, sich mit uns zu solidarisieren und uns in unserem passiven Widerstand zu unterstützen. Wir werden das Haus und den Garten weiterhin nutzen und laden alle ein, sich aktiv am Programm zu beteiligen und die eigenen Ideen einzubringen. Jeden Tag wird es einen Mittagstisch und ein kulturelles Abendprogramm geben. Der großzügige Umschwung ermöglicht es auch, Zelte aufzustellen. Die detaillierten Infos zum Programm erfahrt ihr über die Plattform indymedia.ch. Vor Ort gibt es einen Infostand, wo sich alle über die aktuelle Situation und über den Aktionskonsens informieren können.

Partizipieren statt konsumieren, Menschen vernetzen statt deren Würde verletzen, Rechte einfordern statt Leben ausbeuten, solidarisieren statt prekarisieren, informieren statt ignorieren, debattieren statt lamentieren, selbstbestimmen statt fremdbestimmen, aufstehen und hinsehen statt wegsehen und weggehen.

Für ein autonomes Kulturzentrum Luzern
Fee Schwäfelblitz und Clarence, der schielende Löwe

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Mitteilung von der Fee Schwäfelblitz und Clarence, dem schielenden Löwen

Hallo Hallo, Halli Hallo, liebi Publikümmer, jungi Mensche und Altertümmer, chlini Chnöpf und ufgschosseni Bohnestickel, Meitli, Buebe, die jüngere und die ältere und d‘ Urgrosseltere
Chömed alli, chömed schnell, höckled ab und losed zue:

Am Sonntag Abend haben die Fee Schwäfelblitz und Clarence, der schielende Löwe im Haus an der Kaspar-Koppstrasse 95 ihr nigelinageli neues Chasperköppli Theater eröffnet. Judihui.
Das Haus bietet Platz, welcher durch die heutige Stadtentwicklung akut gefährdet ist. Für Kulturmenschen die den Richtlinien der Stadt folgen, veranstaltet diese ein Riesentheater, will Säle modulabel machen und rührt die Werbetrommel für Investor_innen. Die aber, die sich nicht von der Stadt führen lassen wollen und keine rentabelen Theaterkassenschlager sind, werden aus dem Zentrum vertrieben. Für Minderheiten, Andersdenkende, sozial Schwächere ist kein Platz. Wir wollen keine Handpuppen mehr sein, wir wollen selbstbestimmt handeln. Wir sind Menschen mit Bedürfnissen, Wünschen, Ideen und Projekten. Und wir brauchen Platz für diese.
Das Chasperköppli soll deshalb Platz zur Vernetzung von Künstler_innen, Kulturinteressierten und politisch Engagierten bieten. Es soll als Plattform und Diskussionsraum für Visionen einer anderen Stadtentwicklung dienen. Die Fee Schwäfelblitz und Clarence laden alle Prinzessinnen, Wichtelkönige, Hexen, Rhinozerösser, Krokodilerinnen, Pflaumendiebe, Wegglibäcker, Flattervögel und Humpelfrösche herzlich dazu ein, sich für ein vielfältiges, kreatives Chasperköppli einzusetzen, wo es natüterli neben Platz für Theater und anderes auch Kaffee gibt, das isch doch sunneklar. Potz Holzöpfel und Zipfelchappe!
Und jetzt fangt die grosse, einmalig spannendi, luschtig fröhlichi Chasperköppli vorstellig a!
Ufwiedergüx


die Fee Schwäfelblitz und Clarence, der schielende Löwe

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Griechenland: Dringender Aufruf für internationale Solidarität!

Via: http://ch.indymedia.org/de/2011/05/81750.shtml

Griechenland ist an derzeit an einem kritischen Wendepunkt angelangt. Viele kritische Veränderungen finden auf gesellschaftlicher sowie politischer und wirtschaftlicher Ebene statt. Die Desintegration und Auflösung eines bislang dominanten Modells von Macht und Ausbeutung ist mehr als offensichtlich, So ist definiert, was allgemein „Krise“ genannt wird.

Was wir jetzt erfahren ist das vollständige Scheitern eines Systems, das nicht mehr länger in der Lage ist den gesellschaftlichen Grundkonsens sicher zu stellen und deshalb einen bedingungslosen Frontalangriff, ohne die typischen offiziellen Erklärungen, erleidet.

Zunächst, zu Beginn dieser Situation, die „Krise“ genannt wurde, bezog sich der Angriff auf die materialistischen Bedingungen. Hierunter fallen z.B. die Entwertung der Arbeit, horizontale Lohnsenkungen, „Flexibilisierung“ der Arbeitsbedingungen, die Institutionalisierung der Unsicherheit, der Preisanstieg bei Konsumgütern und öffentlichen Dienstleistungen sowie Kürzungen bei der Sozialhilfe. Einhergehend mit dem Verkauf öffentlichen Vermögens an private Individuen, einer ausgedehnten Polizeipräsenz auf den Straßen, den Auktionen, sowie der Anstieg der Arbeitslosigkeit.

Außerdem, wurde eine beispiellose Propagandattacke lanciert. Die durch Staat und Kapital kontrollierten Massenmedien entfachten eine atemberaubende Zahl von Katastrophenmeldungen und Desasterszenarien und produzieren im Rahmen ihrer Berichterstattung ständig neue „Meilensteine,“ solche wie: „Wenn die Troika nicht die nächste Ratenzahlung der Schulden zustimmt, werden wir auseinanderfallen…“ Mit diesen Strategien, schafft es der kommunikative Mechanismus der Macht kontinuierlich einen Zustand von Terror aufrechtzuerhalten, der die Lähmung der Gesellschaft durch Erpressung bewirkt.

Jedoch hat für einen Teil der griechischen Gesellschaft und des Proletariats der Widerstand niemals aufgehört zu existieren, Von Zeit zu Zeit finden in unterschiedlicher Intensität Generalstreiks statt, an denen sich Menschen beteiligen, die aktiv Widerstand leisten und ihren Willen ausdrücken, gegen die von Staat und Kapital auferlegten Zustände zu kämpfen.

Auf der Generalstreiksdemo am 11. Mai in Athen marschierten abermals Tausende und verliehen ihrer Opposition gegenüber den unsozialen Maßnahmen des griechischen Staates ihre Stimme. (Maßnahmen, die die ArbeiterInnen und die Mehrheit der Menschen betreffen). Während der größte Teil der Protestierenden am Parlament vorbei gegangen und bereits wieder auf dem Rückweg war, griffen die Bullen, ohne provoziert worden zu sein mit sehr großer Brutalität die radikalsten Demoblöcke, von AnarchistInnen und Antiautoritären, Nachbarschaftsversammlungen, Basisgewerkschaften, außerparlamentarische Linke an. Sie schlugen mit beispielloser Rohheit zu und feuerten Unmengen von Tränengas, bis diese Blöcke aufgelöst waren. Mehr als einhundert DemonstrantInnen mussten ins Krankenhaus gebracht werden, einige mussten operiert werden.

Unser Genosse Yannis war der Demonstrant, der sich im Augenblick im kritischsten Gesundheitszustand befindet. Er hatte einen mörderischen Angriff durch die Bullen erlitten, der ein schweres Kopftrauma zur Folge hatte,. Lt. einem später veröffentlichen Bericht wurde Yannis im Zustand des Antimortem (Stadium vor dem Tod) ins Krankenhaus gebracht. Nach Feststellung der Ärzte musst er aufgrund des Umfangs der inneren Blutungen im Kopf sofort operiert werden; er wird seitdem von der Intensivstation intubiert. Sein Zustand ist immer noch kritisch, aber stabil.

Es ist offensichtlich, dass diese mörderischen Angriffe gegen Demonstranten am Mittwoch, den 11. Mai einem einzigen Zweck hatten als all die einzuschüchtern, die gegen die Angriffe von Staat und Kapital Widerstand leisten. Ziel war die Unterwerfung der Leute mit der Botschaft: „Bleibt zu hause, ruhig und diszipliniert.“

An dieser Methode der Herrschenden beteiligen sich immer mehr Rechtsaußen und / oder ihre parastaatlichen Ableger. Der Ausbruch rassistischer Gewalt vervielfacht sich über das ganze Land und erreichte letzte Woche, angesichts eines kaltblütigen Mordes an einen Bewohner im Zentrum von Athen den Höhepunkt.Viele MigrantInnen wurden zum Ziel, ein Pogrom gegen MigrantInnen wurde entfacht. Gruppen organisierter und / oder unabhängiger Faschisten, Rassisten und Anhänger der extremen Rechten griffen Migranten an, verletzten mehrere, während der Tod eines Flüchtlings wohl auch durch sie verursacht wurde. Gleichzeitig griffen Neonazis an der Seite der Polizei auch besetzte Häuser in der Innenstadt ein. Das führte dazu, dass wir AnarchistInnen uns selbst, unter Lebensgefahr gegen Polizei und faschistische Brutalität verteidigen mussten.

Der Ernst der Situation ist deutlich. Seitdem die Gesellschaft einen beispiellosen Angriff auf materielle Dinge erleidet befindet sich die anarchistische Szene, als eine der radikalsten Teile- unter polizeilicher und faschistischer Attacke ( (im wahrsten Sinne des Wortes, wenn man die mörderische rasende Wut dieser Angriffe betrachtet).

Da ist der Grund, warum wir dringend zur internationalen Solidarität aufrufen!

Solidarität war immer eine der besonderen Werte von AnarchistInnen. Wir zählen immer auf Solidarität zur Unterstützung unsere Kampfes, der darin besteht sich gegen die Isolation und die Gefahr eines Rückzugs ins private Leben (gefördert durch die Staatsmacht) sowie die kapitalistischen Zustände von Individuation und den Abbau der kollektiven Idee zu wehren.

Jetzt, wo die griechische Gesellschaft und das Proletariat eine beispiellose Verschlechterung der Lebensbedingung erleidet, jetzt wo AnarchistInnen sich unter solch einer Unterdrückung befinden, die aktuell Dimensionen versuchten Mordes annimmt. Jetzt, wo das anarchistische, politische Umfeld im Visier von staatlicher Gewalt und faschistischer Gefahr steht, rufen wir alle unsere GenossInnen in der ganzen Welt zu Aktionen auf und wir bitten darum solidarisch zu unserem Kampf zu stehen: durch Organisation von Veranstaltungen, Demonstrationen, Märschen, Protesten, dem Verfassen von Texten, durch Worte und Aktionen; Alles, was die GenossInnen am angebrachtesten halten; jeder möglicher Ausdruck der revolutionären Solidarität, den nur Anarchisten kennen und demonstrieren wollen, vitalisiert unseren Geist und stärkt unsere Kämpfe.

Solidarische Grüße,

Gruppe der libertären Kommunisten (Athen): http://eleftheriakoi-en.blogspot.com/
Eutopia – Beitrag für den libertären Kommunismus: http://www.eutopia.gr/

Sehen Sie auch die folgenden Links:
https://de.contrainfo.espiv.net
http://www.occupiedlondon.org
https://athens.indymedia.org

Video / Fotos: Polizei greift die Demonstration
https://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1288989
https://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1288923
https://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1289018
https://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1289114

Video: Faschisten und Polizei, in Zusammenarbeit, angegriffen Migranten
https://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1290982

Fotos: Neonazis angegriffen Migranten
http://www.Demotix.com/Photo/688561/Demonstration-stabbed-Greek-Turns-Riots-and-racist-Acts

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»Zeit für Zeugen«

Quelle:  http://www.jungewelt.de/2011/05-18/005.php

Begegnung mit unermüdlichen Kämpfern: Film über die Antifaschisten, Kommunisten und Friedensaktivisten Ettie und Peter Gingold in Frankfurt/Main uraufgeführt

Zum Jahrestag der Befreiung vom Faschismus hatte in Frankfurt am Main der Film »Zeit für Zeugen« Uraufführung. Er ist eine Hommage an Ettie und Peter Gingold. Die beiden 2001 und 2006 verstorbenen jüdischen Antifaschisten, Kommunisten und Widerstandskämpfer gegen das Naziregime waren außergewöhnliche Menschen. Als jüdische Emigranten kämpften sie in den 40er Jahren in der französischen Widerstandsbewegung Résistance. Nach der Befreiung lebten sie in Frankfurt am Main und waren als Kommunisten aktiv in der KPD, in der Friedensbewegung, den Gewerkschaften und vor allem in der antifaschistischen Bewegung.
Für breiteste Bündnisse
Peter Gingold (1916–2006) gehörte in der Bundesrepublik zu den aktivsten Nazigegnern. Zeit seines Lebens kämpfte er gegen Neonazis, für Frieden, Freiheit und Demokratie, für sozialen Fortschritt und für eine bessere Gesellschaft. Seine Frau Ettie (1913–2001) war eine der engagiertesten Kriegs- und Rüstungsgegnerinnen. Sie allein sammelte Anfang der 1980er Jahre 12000 Unterschriften für den Krefelder Abrüstungsappell und war bei nahezu allen Aktionen der Friedensbewegung dabei.

Wenn Peter Gingold, der an vielen antifaschistischen Aktionen mitwirkte und bei kaum einer Antinazikundgebung oder -demo fehlte, vor Schülern, Jugendgruppen oder auf anderen Veranstaltungen von seinen Erlebnissen und Erfahrungen im Kampf gegen den Faschismus sprach, dann fesselte und beeindruckte er sein Publikum immer wieder durch seine unkonventionelle, lebhafte und offene Art der Schilderungen und des Gesprächs. Vor allem bei jungen Menschen fand er dadurch Anklang und Aufmerksamkeit. Er berichtete eindrucksvoll aus eigenem Erleben, argumentierte locker und lebensnah, verzichtete auf Stereotype – und war dadurch ungemein glaubwürdig und überzeugend.

Mit seinem antifaschistischen Engagement fand der Kommunist Peter Gingold Achtung und Anerkennung auch bei Menschen mit anderer Weltanschauung, ja selbst bei politischen Gegnern. Er selbst trat immer wieder für breitestmögliche Bündnisse im Kampf gegen Neofaschismus, Rassismus und Antisemitismus ein. Dabei verstand er es, Antifaschisten aller Couleur zu integrieren. Gingold war bei autonomen Antifaschisten ebenso angesehen wie bei »traditionellen« und »bürgerlichen« Nazigegnern.

Über eben dieses praktische Wirken und über Erfahrungen aus dem antifaschistischen Kampf berichtet die etwa 30minütige neue Dokumentation »Zeit für Zeugen« – mit Aufzeichnungen und Ausschnitten von Aufnahmen, Videos, Filmen und Fernsehberichten über die Gingolds oder der Wiedergabe von Interviews mit jüngeren und älteren Freunden und Bekannten des Paares. Sie geben ihre Erlebnisse und Eindrücke als Zeugen der Zeit wieder. Zu den Interviewten gehören neben vielen anderen der Schauspieler Rolf Becker, die Musikerin und Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano, die Linke-Politikerin Ulla Jelpke, der VVN-Bundesvorsitzende Heinrich Fink. Im überfüllten Großen Saal des Frankfurter Gewerkschaftshauses fand der Film bei der Uraufführung große Zustimmung und Anerkennung.
Auftrag: Aufklärung
Produziert wurde er im Auftrag der Ettie-und-Peter-Gingold-Erinnerungsinitiative von der Mainzer Filmwerkstatt Kontrastfilm. Die Autoren sind Mathias Meyers und Tidi von Tiedemann. Die Herstellung wurde durch die finanzielle Unterstützung des Frankfurter Vereins LAGG (Leben und Arbeiten in Gallus und Griesheim) ermöglicht, der die Erinnerung und Aufklärung über die Nazizeit in den beiden Frankfurter Stadtteilen und insbesondere über das KZ-Außenlager Katzbach in den Frankfurter Adlerwerken zum Ziel hat.

Ab Mitte Juli wird die Dokumentation – ergänzt durch weiteres Material wie Dokumente, Redentexte und Verweise auf weitere Quellen – als DVD erhältlich sein. Sie dürfte als Unterrichtsmaterial in Schulen und für Veranstaltungen mit Jugendlichen bestens geeignet sein.

Die DVD ist bei der Ettie-und-Peter-Gingold-Erinnerungsinitiative in Frankfurt am Main zu beziehen (info@gingold-initiative). Weitere Informationen: www.gingold-initiative.de

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Beitrag zur gemeinsamen Initiative 1. Mai – 28. Mai 2011

Quelle: http://anarchistische-aktion-zentralschweiz.over-blog.de/

m.c., Knast Lenzburg, Üb.

WissenschaftlerInnen und ForscherInnen, Industrien und Regierungen bewegen uns auf eine neue verheerungsvolle Ära zu: die digitale, der intelligenten Umwelten, der Effizienz des unendlichen Kleinen und der technowissenschaftlichen Konvergenz, die „Grosses“ verspricht. Ein Zeitalter, das sich schon jetzt vor unseren Augen materialisiert, obwohl wir es noch als Sciencefiction wahrnehmen, das epochale Umwälzungen mit sich bringen wird und das uns mit derselben Oberflächlichkeit vorgeschlagen wird, mit der sie uns das neuste TV-Modell, ein neues Handy oder x-“Konsumgüter“ tagtäglich vorschlagen. Sie möchten uns die Zukunft wünschenswert machen und sprechen davon, wie etwa von einem Theaterstück im Programm, wie von etwas, das wir entdecken werden wenn der Vorhang sich hebt und uns nur noch das Zuschauen übrig bleibt.

Die Industrie hat, wie immer schon, die in den letzten Jahrzehnten in der Gesellschaft aufkommenden Spannungen gut zu erfassen und wiederzuverwerten gewusst. Zuerst durch einen erschwinglichen Konsumismus, auch für die ärmeren Klassen der Gesellschaft, und nun durch einen „neuen“ Konsumismus, der nur so strotzt von sozialem und ökologischem Verantwortungssinn, sodass auch Dissens zu Profit wird und es ihnen gelang, die Massen von den Strassen und Kämpfen für einen Umbruch in die Supermärkte hinein zu versetzen, in die Warteschlange vor der Kasse, wo man sich schön gesittet den Lebensstil kaufen kann, den alle das Recht haben für sich auszuwählen. Eine fast messianische Operation, der Konvertierung zu einem bewussten Konsum und zur Hoffnung in die wissenschaftliche Forschung, die eine weitgehende Unterstützung durch den Profi- und Lobby-Umweltschutz gefunden hat, der sich dem Trend mit jenem Eifer angeschlossen hat, der denen eigen ist, die zu ihrem neuen Jesus gefunden haben, dem man getrost das Schicksal des Planeten, die Lösung aller Ungerechtigkeiten und sie Sühne aller Sünden anvertrauen kann. Also bitte, nach dieser langen Zeit rauchender Schlote und Industrieabfallverklappung direkt ins Meer ist es doch unmöglich ein Hightech-Zeitalter nicht willkommen zu heissen, das mit Grünem aus allen Poren nur so um sich schmeisst! Wieso den ForscherInnen kein Vertrauen schenken, die das versprechen, was wir für unmöglich hielten und in ihren Labors anscheinend den Heiligen Gral des ewigen Lebens und nachhaltigen Wohlstands entdeckt haben? Das ist ihre Botschaft, die sowohl von den Wirtschaftslobbys als auch von den Umweltlobbys lanciert wird, in peinlichem Einklang, der wie eine Gehirnwäsche daherkommt. Und trotzdem stellt sich die Frage, in diesem Alltag, wo wir unser Leben in einem Zement- und Asphaltlabyrinth fristen, wo unsere Hände mehr Tasten und Bildschirme als andere Hände und Körper berühren und streicheln und unser Geist eher in der Eventualität als in der unmittelbaren Wirklichkeit anwesend ist: von welchem Leben ist den die Rede? Was sind denn in diesem Begriff vom ewigen Leben die 50’000 nicht menschlichen Spezies, die wegen diesem „Fortschritt“ alljährlich ausgerottet werden? Und was heisst eigentlich Wohlstand? Die Haufen „Konsumgüter“, die sich in Supermärkten und Konsummeilen der Städte türmen und dazu bestimmt sind Abfall zu werden? Oder etwa die Lebenserwartung, die wir dadurch fast verdoppelt haben, indem wir jene „Andere“ halbiert haben, die weit weg von uns wohnenden, von uns ausgebeuteten SubproletarierInnen, der Unzivilisierten, die wir kolonisiert haben oder der von uns gezüchteten und misshandelten Tieren? Ist es diese Sklaverei- und Abfallgesellschaft, die wir nachhaltig und auf ewig reproduzierbar machen wollen? Denn der schädliche Charakter dieser technoindustriellen Gesellschaft liegt nicht nur im Schaden, den sie der menschlichen Gesundheit und der als touristische Ausstattung betrachteten Umwelt zufügt, ein Schaden, den sie im Rahmen von Grenzwerten und jährlich zugelassenen Dosismengen zu halten versuchen. Ganz im Gegenteil sind Klimawandel, Feinstaub, Bodenradioaktivität und die Folgen für unsere Gesundheit bloss die offensichtlichsten Auswirkungen und Anzeichen der vom Metropolenleben, den verbreiteten Metropolen, den Infrastrukturen der Industrieproduktion und des Massenkonsumismus dargestellten Schädlichkeit. Die Schädlichkeit ist dieses Industriesystem selbst, das Autonomie und Selbstbestimmung raubt, um alle und alles der Produktion von Dienstleistungen und Schrott zu unterwerfen. Die Anzeichen einer Krankheit mit der eigentlichen Krankheit zu verwechseln bringt nichts, führt zu keinen Lösungen. Folglich heisst die Weiterführung des Kampfes gegen die Folgen des industriellen Systems, anstatt Kampf gegen das Industriesystem an sich bloss, dass die weitere Zerstörung von Gebieten und Ökosystemen von Gemeinschaften und Spezies zugelassen wird, und das einem geringen Prozentsatz aller BewohnerInnen dieses Planeten weiter zu ermöglichen an ihrem eigenen Überfluss zu sterben. Die Forderungen nach einer ökosolidarischen oder nachhaltigen Wirtschaft, anstatt der aktuellen neoliberalen, führt auch nicht viel weiter; das Lebende wird weiter reifiziert und das Existierende weiter kommerzialisiert und der Marktwirtschaft zum Fressen vorgeworfen, die Richtung wird dieselbe bleiben, nämlich schnurstracks in den sozialen und ökologischen Kollaps hinein. Und wenn der gesellschaftliche Zusammenbruch an diesem Punkt schon fast als Hoffnung betrachtet werden kann, um von Null an neu aufzubrechen, um uns der Fäulnis der Institutionen und der solchen benötigtenden Mentalität zu entledigen, damit wir die aufrichtige und spontane Solidarität unter Individuen endlich entwickeln, so können wir uns keinesfalls den ökologischen Kollaps leisten. Entgegen allem Geschwätz der Pfaffen oder TranshumanistInnen, unser Schicksal ist und bleibt das Schicksal der Erde.

Längs der gesamten Geschichte strebten die Männer und Frauen aller Zeiten nach einem freien, selbstständigen und selbstbstimmten Leben. Ein Streben, das immer gegen Mächte (Herrschaften und Regierungen, wirtschaftliche und politische Mächte) prallte, die hingegen immer das Ziel hatten, die Kontrolle, den Besitz und den Missbrauch über das Leben anderer an sich zu reissen. Die uns aus den Büchern bekannte Geschichte kann als chronologische Entwicklung dieser Machtgier betrachtet werden, die von den antiken Zivilisation bis heute sich immer stärker verbreitet, strukturiert, verfeinert und konzentriert hat. Paradox ist, dass im Zeitalter, das sich wie noch nie mit der Etikette Freiheit voll klebt, diese Beherrschung die Möglichkeit hat den Kreis zu schliessen, total zu werden, und das dank dem Beitrag von „Grössen“ der Wissenschaft, durch die Kontrolle des unendlichen Kleinsten der Bausteine des Lebens möglich wurde: der Gene und der Materie.

Leider ist jene Idee so verbreitet wie krankhaft, die den modernen Wissenschaften und den von diesen stammenden Technologien eine neutrale und wesentlich positive Rolle in der Geschichtsentwicklung zu spricht, während diese hingegen schon an sich TrägerInnen einer Unterscheidung sind, als Ausdruck einer Kultur, die sich selbst ins Zentrum des Universums gestellt hat, ihre Werte als überlegen und folglich allgemeingültig definiert hat, und die alles was „anders“ war zur Ressource zu ihren Diensten gemacht hat. Wissenschaft und Technologie als neutral zu definieren ist nur schon angesichts ihres erdrückenden Beitrags, den sie zur Verbreitung und Auferlegung unseres sozialen und wirtschaftlichen Modells auf beiden Halbkugeln geleistet hat, gelinde gesagt naiv. Diese angebliche Neutralität ist eher eine gutmütige Fratze, die der technoindustriellen Gesellschaft zum Heiligenschein einer natürlichen Evolution verhilft, um sie uns besser als unausweichbar zu verkaufen. Bio- und Nanotech, die und die Medien und Institutionen als vom Himmel geschenkte und gefallene Entwicklung-Manna zu verdealen versuchen, die alle Probleme der Erde lösen und sie eilig retten wird, stellen ganz im Gegenteil für das industrielle und technologische System die Chance dar, sich völlig neu zu definieren und seine Herrschaft in der Chancenlosigkeit zu verankern , die wir alle haben werden um uns der Abhängigkeit von seiner Produktion, seinen Infrastrukturen/Institutionen und seinen Technologien zu entziehen.

Ein Beispiel mehr dieses modernen Jochs, der durch die Gewohnheit des Tragens unserer Wahrnehmung entzogen wurde, liefern uns die jüngsten News über die steigenden Preise für Nahrungsmittel als Bedrohung durch neue Hungersnot der Völker Asiens und Afrikas und nicht nur. Preisanstieg als einen der Funken, welche die Revolten ausgelöst haben und nicht aufhören den Flächenbrand in den arabischen Ländern zu nähren… Wie immer sind die WirtschaftswissenschaftlerInnen mit prompten Rechtfertigungen zur Stelle, die ihren wirtschaftlichen Gesetzmässigkeiten wie immer so schön entsprechen, mit denen sie seit Jahrhunderten versuchen für die erpresserischen Sklaverei des Kapitals einen natürlichen Ursprung herbeizureden. Sie geben der Dürre in China, dem zu vielen Regen in Indien, den Überschwemmungen in Australien oder den Flächenbränden in Russland die Schuld. Manche geben auch „Spekulation“ auf den Warenmärkten zu, als wäre das verwunderlich und zum Kopfschütteln… Für sie, die Regierungen, die Welt der Wissenschaft und Wirtschaft ist, selbstverständlich, wieder einmal die Natur für die x-te aufkommende Nahrungsmittelkrise die Schuld, diese ach so unvollkommene und irrationale Natur und niemals der Kapitalismus, der den Gemeinschaften die Ernährungssouveränität geraubt, und die Böden, Wälder, Gewässer und auch das Leben von Milliarden von Unterdrückten der Plünderung durch Regierungen und Industrie ausgeliefert hat. Ihre Lösung wird die ewig gleiche sein, Kampf(?) dem Hunger auf der Welt durch Erhöhung der Produktion, ihre Rationalisierung und Technologiesierung … und eine weiter Ausbreitung des Industriesystems, dieses Parasiten, der uns die gesellschaftliche und ökologische Verheerung gebracht hat und mit dem wir zusammenleben müssen. Ähnlicherweise in Europa, wo Regierungen und Agrobusiness immer mehr Druck aufsetzen, sich mit wissenschaftlichen Grundlagen stark machen die ihnen nicht widersprechen, um die endgültige Vermarktung der GVO durchzusetzen. Ein institutioneller aber auch sehr praktischer Druck durch „zufällige“ Kontaminierungen mit GVO-Samen plus des Werks der Medien und Lobbys um uns die Hightechzukunft wünschenswert zu machen. Was ein klarer Wink mit dem Zaunpfahl ist ja bequem im Sofa zu bleiben und resigniert zu warten bis der Vorhang aufgeht.

Bio- und Nanotech und die Entwicklung des Nuklearen nisten in unserem Alltag eine Schädlichkeit ein, deren Tragweite sowohl der Verbreitung als auch der Bedrohung in der Geschichte neu ist. Angesichts der Ökosysteme über und unter dem Wasser und ihres krassen Zustandes bleiben wahrlich keine Ausflüchte mehr übrig um abzuwarten, dass „jemand“ etwas unternimmt oder das Bewusstsein der Menschen endlich erwacht.

Dieser Hungerstreik ist um sich einmal mehr drinnen als KomplizInnen der Kämpfe draussen zu fühlen. Um der Resignation einen Tritt zu verpassen. Denen drinnen wie draussen ein Lächeln, die uns von Angesicht zu Angesicht sehen möchten. Euch draussen eine feste Umarmung, auch den verhafteten Genossen von Bologna, den Schlaflosen CastorblockiererInnen in der ValSusa und allen überall, die weiter nicht weichen.

Für Tier- und Erdbefreiung!

Billy, aus dem Knast des sozialen Friedens, der 29. April 2011

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Generalstreik in Griechenland, 11. Mai

Quelle: http://de.contrainfo.espiv.net/

In Athen und 13 weiteren griechischen Städten (Thessaloniki, Patra, Ioannina, Agrinio, Serres, Lamia, Xanthi, Sparta, Arta, Volos, Katerini, Larisa and Serres) gab es heute wieder zahlreiche Demonstrationen gegen die Sparmaßnahmen der Regierung.

Nach der größtenteils ziemlich unspektakulären Demonstration kam es in Athen zu plötzlichen Angriffen der Polizei auf die Demoteilnehmer. Die Polizei umzingelte viele Demonstranten vor dem Geschäft „Attica“ in der Panepistimiou Avenue, prügelte auf sie ein, riss sie zu Boden und feuerte Tränengas- und Blendgranaten mitten in die Menge. Mindestens zwei Menschen wurden verletzt. Ein 30jähriger Demonstrant befindet sich in einem medizinisch kritischen Zustand. Er wurde ins Nikaia General Krankenhaus gebracht und operiert. Die Ärzte sagen er befände sich auf der Intensivstation und sein Zustand werde zumindest auch in den folgenden tagen noch kritisch bleiben.

In einer Stellungnahme der Arztgewerkschaft des Nikaia General Krankenhauses wird gesagt, dass dutzende Demonstranten ins Krankenhaus eingeliefert wurde und dass die Mitglieder des griechischen Parlaments verantwortlich für die Attacken auf die Demonstranten und den versuchten Mord an dem 30jährigen oben erwähnten Demonstranten sind. Gewalt und Repression gegen die Menschen werde dem Parlament nicht mehr lange helfen.

Am Abend kam es zu Auseinandersetzungen in Exarcheia und vor der Polytechnic Universität wurden mehrere Menschen festgenommen.

Gegen Abend wurde auch die Villa Amalias, ein anarchistisches besetztes Haus in Athen, von der Polizei und Nazis angegriffen, nachdem einige Anarchisten versuchten Migranten vor den Attacken der Nazis zu schützen.

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Jeden Tag einen 1. Mai – Sauvage in Aarau

Quelle: www.aargrau.ch

Communiquée zur Platzsauvage im Kasinopark, Aarau am 6. Mai 2011

«In Aarau, Baden, Lenzburg, Wohlen und noch einigen weiteren Aargauer Städten ‹feierten› die Gewerkschaften und die ‹Linken› den 1.Mai – den Tag der Arbeit. In den vergangenen Jahren war der antikapitalistische ‹Bunte Block› jeweils ein Teil der 1.-Mai-Demonstration in Aarau. Dieses Jahr haben wir – antikapitalistische Gruppen und Einzelpersonen aus dem Aargau – auf eine Teilnahme an den 1.-Mai-Feierlichkeiten verzichtet. Stattdessen werden wir das ganze Jahr unsere Politik auf die Strasse tragen.»

Dies war der Anfang des Flugblattes, welches wir am 1. Mai in verschiedenen Aargauer Städten verteilt haben. Am Abend des 6. Mai haben wir dann unsere Ankündigung wahr gemacht und führten – als ersten Anlass – im Kasinopark Aarau eine Platzsauvage mit Konzerten und Barbetrieb durch.

Um 20 Uhr verwandelten wir der Kasinopark zu einem Kultur- und Treffpunkt. Eine kleine Bar versorgte die Anwesenden mit leckeren Sandwiches und kühlen Getränken und das zu Preisen, die jede/r selbst bestimmen konnte. Musikalisch begann der Abend mit einem talentierten Liedermacher/Songwriter, der alles gab, bis eine seiner Saiten riss. Weiter ging es mit einem Rap-Act, so dass auch andere Geschmäcker befriedigt werden konnten. Um 22 Uhr spielte zum Abschluss noch eine junge Deutsch-Punk-Band, welche die Besucherinnen und Besucher sogar noch zu wildem Tanzen brachte. Um 24 Uhr wurde der Kasinopark, so wie wir ihn vorfanden, auch wieder verlassen.

Rückblickend sehen wir den Abend als vollen Erfolg. Auch wenn einiges nicht wie geplant verlief und etwas improvisiert werden musste, ist das Fazit positiv. Viele Leute kamen und hörten sich die Konzerte an, ein überwiegender Grossteil der Passanten erfreuten sich über diese Abwechslung und der ganze Abend verlief ohne irgendwelche Zwischenfälle.

So lange dass es keinen Ort für alternative, widerständige Kultur gibt, sehen wir es als legitim und als unsere einzige Lösung, unsere Kultur in der Öffentlichkeit auszutragen. Wir haben nun mal keine Lust auf überhöhte Eintritts- und Getränkepreise, auf Security-Kontrollen, Mackergehabe oder einfach nur passives Konsumverhalten. Da jedoch die Stadt Aarau, das Bestreben nach einem alternativen, nicht gewinnorientierten Freiraum über die letzten 10 Jahre immer wieder kriminalisiert und bekämpft hat, steht Aarau als ‹so vielseitige Kulturstadt› ohne einen solchen Freiraum da.

Ganz dem Motto unserer Kampagne versprechen wir, dass dies nicht die letzte Aktion sein wird. Und eigentlich war es ja ganz nett an diesem Abend, mensch könnte fast auf die Idee kommen, das zu wiederholen und wiederholen und wiederholen. In diesem Sinne:

Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder – keine Frage!

Kampagne «Jeden Tag einen 1. Mai»

Communiquée zur Platzsauvage im Kasinopark, Aarau am 6. Mai 2011
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Bin Ladens Ermordung und der “Krieg gegen den Terror”

Quelle: http://www.wsws.org/de/2011/mai2011/lade-m04.shtml

Washington und die Medienkonzerne nutzen die Ermordung Bin Ladens, um den US-Militarismus lautstark zu feiern. In keiner öffentlichen Rede und keinem Medienkommentar gibt es jedoch eine Einschätzung des zehnjährigen „Krieges gegen den Terror“. Aber die Hinrichtung Bin Ladens in Pakistan wird zu dessen Meilenstein hochgejubelt.

Zum Zeitpunkt seiner Ermordung war Osama bin Laden weitgehend unbedeutend geworden. Er war ein kranker alter Mann, der allem Anschein nach unter Hausarrest des pakistanischen Geheimdienstes stand. Die strategische Bedeutung seines Todes wird allgemein als null und nichtig eingestuft.

Ohne Frage war er eine zutiefst reaktionäre Figur. Seine Weltsicht war durchtränkt von Anti-Kommunismus und religiösem Fanatismus. Diese Ideologie hatte ihn in dem katastrophalen Krieg, den Washington 1979 gegen die von der Sowjetunion unterstützte Regierung in Afghanistan begann, zu einem wertvollen Agenten der CIA gemacht.

Bei der Verkündung von Bin Ladens Tod versicherte US-Präsident Barack Obama, es sei „Gerechtigkeit geübt worden“. Außenministerin Hillary Clinton erklärte in ähnlicher Weise, „der Gerechtigkeit sei Genüge getan worden.“

Bin Ladens Hinrichtung durch ein Navy-Seal-Team hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun. Sein Tod war vorher beschlossene Sache. Dabei geschah er unter Umständen, unter denen man ihn hätte festnehmen und auf Grund der Vorwürfe im Zusammenhang mit den terroristischen Angriffen vom 11. September 2001 vor ein Gericht hätte stellen können.

Hinter dieser Entscheidung lag die Entschlossenheit, die lange Geschichte von bin Ladens Beziehungen zur US-Regierung weiter vor der Öffentlichkeit geheim zu halten. Diese Beziehung begann mit der Bewaffnung und der finanziellen Unterstützung der sogenannten Mujaheddin – islamistischer Guerillas, die gegen die sowjetischen Truppen in Afghanistan kämpften. Präsident Ronald Reagan bezeichnete sie einst als das „moralische Gegenstück zu unseren Gründervätern“.

Osama, Sohn eines wohlhabenden Geschäftsmannes in Saudi-Arabien, spielte eine Schlüsselrolle bei der Rekrutierung und der Ausbildung arabischer Freiwilliger für die von der CIA unterstützten Mujaheddin, die schließlich den Aufstieg der Taliban ermöglichten. Al Kaida, arabisch für „Basis“, wurde zu jener Zeit gegründet – mit Hilfe der CIA, die auch Waffen lieferte.

Diese Zusammenarbeit endete nicht mit dem sowjetischen Rückzug aus Afghanistan oder mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Ende des Kalten Krieges. Bin Laden und Al Kaida dienten in den Kriegen, die Jugoslawien zerrissen, einmal mehr als wertvolle Partner der US-Geheimdienste – zuerst in Bosnien und dann, am Ende der neunziger Jahre, im Kosovo.

Wie so oft in der US-Außenpolitik werden aus den Verbündeten von heute die Feinde von morgen. Der islamistische Aufstand, den die USA unterstützten, um die Sowjetunion zu unterminieren, entwickelte eine zunehmende Feindschaft gegenüber der wachsenden US-Präsenz im Nahen Osten, insbesondere in Saudi-Arabien.

Die Geschichte dieser langen und engen Beziehung zwischen einem Individuum, das als tödlichster Feind der USA charakterisiert wird, und den US-Geheimdiensten wird von den Medien systematisch vertuscht.

Die Ereignisse des 11. Septembers, die bis heute einer ernsthaften Untersuchung und Erklärung bedürfen, lieferten den Vorwand, um den „globalen Krieg gegen den Terror” vom Zaum zu brechen.

Was an Washingtons Reaktion auf die tragischen Ereignisse des 11. September auffällt, ist das Fehlen jeglichen logischen Zusammenhangs zu ihrem Auslöser. Fünfzehn der neunzehn Attentäter waren – wie der angebliche Drahtzieher Osama bin Laden – Staatsbürger Saudi-Arabiens, das jeglicher Bestrafung entging. Keiner von ihnen kam aus Afghanistan oder dem Irak, die beide kurz darauf in einen Strudel tödlicher Gewalt geraten sollten.

So lange bin Laden seine Basis in Afghanistan hatte, waren die Beziehungen zwischen der Al Kaida und den Taliban immer angespannt. Im Oktober 2001 deuteten Minister der Taliban zum ersten Mal an, dass sie bereit wären, bin Laden zu opfern, wenn Washington Beweise für seine Beteiligung an den Angriffen vom 11. September lieferte. Das Angebot wurde ausgeschlagen. Dann verkündeten die Taliban, sie würden die Auslieferung bin Ladens an ein neutrales Land verhandeln, wenn die USA aufhörten, Afghanistan zu bombardieren. Wiederum erklärte die Bush-Regierung, sie sei an einer solchen Lösung nicht interessiert. Was sie anstrebte, war ein Regime-Wechsel.

Nach dem Einmarsch in Afghanistan unter dem Vorwand, bin Ladens habhaft zu werden, gestattete die Bush-Administration ihm in der Schlacht von Tora-Bora im Dezember 2001 die Flucht. Dem US-Militär wurde damals praktisch Tatenlosigkeit befohlen, während der Al-Kaida-Führer sich unbehelligt über die Grenze auf den Weg nach Pakistan machte.

Bush zeigte bald kein besonderes Interesse mehr daran, bin Laden festzunehmen. Er erkannte damit an, dass der Al-Kaida-Führer keine so wichtige Rolle im Widerstand gegen die amerikanische Besetzung Afghanistans spielte. Tatsächlich war er lebend ein nützliches Symbol für den „Krieg gegen den Terror“ – ganz besonders durch die Herausgabe bedrohlicher Videobotschaften in politisch opportunen Momenten – so wie zum Auftakt der Präsidentschaftswahlen von 2004.

Den Angaben der Obama-Administration zufolge orteten die US-Geheimdienste den Wohnkomplex, in dem bin Laden sich versteckt hielt, im August 2010. Warum es neun Monate lang dauerte, um eine Razzia durchzuführen, lässt sich wohl kaum durch technische Vorbereitungen erklären. Ganz sicherlich gab es politische Erwägungen, in die bin Ladens Verbindungen nicht nur zu pakistanischen Geheimdiensten, sondern auch zum US-Geheimdienst-Apparat hineinspielten.

Fast zehn Jahre nach dem Beginn des “Krieges gegen den Terror” kämpfen einhunderttausend amerikanische Soldaten gegen eine wachsende Widerstandsbewegung, die zum großen Teil angefacht wird durch die Ermordung und Verwundung hunderttausender Afghanen in dem Kolonialkrieg der USA.

Eineinhalb Jahre nach dem 11. September nahm der sogenannte globale Krieg gegen den Terror mit dem überfallartigen Angriff auf den Irak eine scharfe Wendung. Wiederum bestand das Ziel in einem Regimewechsel – diesmal gerechtfertigt durch Lügen über „Massenvernichtungswaffen“ – obwohl das Ziel des Angriffs, Saddam Hussein, ein glühender Gegner bin Ladens und der islamistischen Terroristen war. Mehr als eine Million Iraker sind als Ergebnis des US-Aggressionskrieges gegen den Irak umgekommen und 47.000 amerikanische Soldaten besetzen weiterhin das Land.

Jetzt hat sich die Obama-Administration an einer weiteren Militärintervention zum Sturz von Libyens Muammar Gaddafi beteiligt – einem ehemaligen Verbündeten im Kampf gegen Al Kaida. Ziel ist es, ein Marionettenregime zu installieren, das sich den westlichen Energiekonglomeraten gegenüber willfähriger verhält. In diesem Konflikt leisten die USA und ihre europäischen Verbündeten Luftunterstützung und stellen „Rebellen“-Kräften Berater und Waffen zur Verfügung, unter denen sich islamistische Elemente befinden, die in bin Ladens Camps in Afghanistan ausgebildet wurden.

All dies zeigt, dass der angebliche “Krieg gegen den Terror” für Washington nie etwas anderes gewesen ist als ein nützlicher Vorwand – und Osama bin Laden ein passendes Schreckgespenst – um das zu vermarkten, was das US-Militär heute als den „langen Krieg“ in Zentral- und Südostasien und im Persischen Golf bezeichnet.

Was sind die wirklichen Ziele dieses Krieges? Zbigniew Brzezinski, Sicherheitsberater der Carter-Administration, der die CIA-Intervention in Afghanistan in den 1980ern koordinierte, vermittelte eine klare Einsicht in die strategischen Erwägungen des US-Imperialismus.

In seinem 1997 erschienenen Buch The Grand Chessboard (deutsch: Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft., Weinheim 1997) beschreibt Brzezinski Eurasien als das Schachbrett, auf dem der Kampf um die globale Vorherrschaft auch weiterhin ausgetragen werde. Mit dem Ende der sowjetischen Macht in jener Region bestehe die Herausforderung für den US-Imperialismus in der Verhinderung des Entstehens einer dominanten antagonistischen eurasischen Macht.

Von zentraler Bedeutung seien die Energiereserven des Kaspischen Beckens, die in ihrer globalen Bedeutung direkt auf die des Persischen Golfs folgten. Afghanistan liefere die wichtigsten Versorgungslinien, um diese strategischen Ressourcen für den Westen zu erschließen und liege darüber hinaus in unmittelbarer Nachbarschaft zu den drei Mächten, die der US-Vorherrschaft in der Region am ehesten gefährlich werden könnten: China, Russland und dem Iran.

In seinem Buch beklagte Brzezinski, dass Amerika zu Hause zu demokratisch sei, aber in Übersee autokratisch auftrete. Die öffentliche Meinung begrenze Washingtons Fähigkeit, seine Ziele durch „militärische Einschüchterung“ zu erreichen. Dies könne nur „im Fall einer plötzlichen Bedrohung oder einer Herausforderung des Wohlergehens der Öffentlichkeit im eigenen Land“ überwunden werden.

Die Angriffe vom 11. September lieferten eine solche “plötzliche Bedrohung” und wurden von der Bush-Administration sofort genutzt, um die zuvor ausgearbeiteten Pläne für eine US-Militärintervention in Zentralasien und dem Persischen Golf durchzusetzen. Amerikas herrschende Elite versuchte, der Krise des US-Kapitalismus durch die militärische Sicherung strategischer Positionen in diesen zwei Regionen zu begegnen, die beide riesige Energiereserven bergen. In welchem Ausmaß Elemente innerhalb des Staatsapparates der USA und innerhalb seiner Geheimdienste wussten, dass eine solche „plötzliche Bedrohung“ unmittelbar bevorstand, bleibt noch immer ernsthaft zu untersuchen.

Die Angriffskriege des vergangenen Jahrzehnts gehen einher mit schrecklichen Verbrechen gegen demokratische Rechte innerhalb und außerhalb der USA. Die systematische Ermordung, Folterung, unbegrenzte Inhaftierung und außerordentliche Auslieferung von Terrorverdächtigen ist begleitet worden durch den Ausbau eines Polizeistaates in den USA selber.

Sowohl Obama als auch Clinton machten in ihren Reden klar, dass bin Ladens Tod den globalen Vormarsch des amerikanischen Militarismus nicht eindämmen werde. Obama betonte, „die Absicherung unseres Landes sei noch nicht vollendet“, während Clinton schwor: „Der Kampf geht weiter und wir werden niemals nachgeben.“

So wie die angebliche Jagd auf bin Laden als Vorwand für die Invasion Afghanistans diente, so wird sein Tod möglicherweise benutzt werden, um gewisse taktische Veränderungen in einem Kampf vorzunehmen, der für das US-Militär in jenem Land zu einem immer größeren Debakel wird. Hillary Clinton deutete an, dass es zu einer Verhandlungslösung mit den Taliban kommen könne.

Doch im Mittleren Osten, in Nordafrika und Zentralasien steht der US-Imperialismus einem weitaus mächtigeren Feind gegenüber, als es Al Kaida und bin Laden jemals hätten sein können. Die Aufstände in Tunesien, Ägypten, Jemen, Bahrain und anderenorts wurden ausgelöst durch die ersten Regungen einer Arbeiterklasse, die entschlossen ist, gegen die Massenarbeitslosigkeit, Armut und Ungleichheit zu kämpfen, die ihnen das globale Kapital und die nationalen herrschenden Eliten aufzwingen.

In den USA selbst hat sich die Krise des Kapitalismus ein Jahrzehnt nach Beginn des „Krieges gegen den Terror“ verschärft. Die amerikanische Arbeiterklasse hat eine gewaltige Verschlechterung ihres Lebensstandards und ihrer sozialen Bedingungen hinnehmen müssen. Trotzdem verlangen Politiker beider großer Parteien weitere massive Einschnitte.

Die gegenwärtige von den Medien erzeugte Euphorie angesichts der Ermordung bin Ladens wird bald in den Schatten gestellt werden vom unvermeidlichen Anwachsen des Klassenkampfes und revolutionärer Konfrontationen zwischen dem US-Imperialismus und der Arbeiterklasse, sowohl im Inland, wie auch im Ausland.

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Bericht des Strassenfestes am 30.4. in Luzern

Lautstark mit Unterstützung von vier Soundmobilen haben sich 800 Menschen für einen Tag die Strassen Luzerns zurückerobert. Der Umzug, welcher zu Beginn lediglich aus 200 Genoss_innen bestand, die sich beim Treffpunkt eingefunden hatten, ist im Verlaufe des über zweistündigen Protesttanzes auf das vierfache angestiegen. Wir erachten es als Erfolg, dass sich Menschen auf der Strasse haben mitreißen lassen und sich uns angeschlossen haben. Ebenfalls die ausgedehnte Abschlusskundgebung mit Konzerten und Infoständen beim Pavillon am See wurde von mehreren hundert Personen besucht. Bis zum Schluss kam es zu keinen nennenswerten Zwischenfällen. Die Polizei war zwar mit einem Grossaufgebot vor Ort, hielt sich aber stets im Hintergrund.

Thematisch wollten wir von Anfang an mit dem Straßenfest den 1. Mai aus dem reinen Arbeiter_innenkampftag herausholen und den Einfluss des Kapitalismus auf unser aller Leben ganzheitlicher betrachten. Dies konnten wir lautstark und breit abgestützt kundtun.
Der Neoliberalismus ist heute das zentrale Denkmuster der kapitalistischen Organisation der Produktion und der Kapitalflüsse. Durch Liberalisierungen, Flexibilisierungen, Privatisierung, Deregulierungen und Freihandel sollen Marktprozesse bewusst durch staatliche Eingriffe beschleunigt werden. Die neoliberalen Konzepte haben die Wirkungsebene der Wirtschaft im engeren Sinne jedoch längst verlassen. So greift der ökonomische Druck der Wirtschaftlichkeit auch auf soziale Einrichtungen und öffentliche Dienste über, ganze Regionen treten miteinander in Konkurrenz um Wirtschaftsstandorte, potente Steuerzahler_innen und Prestige. Kurzum, nahezu sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens sollen in den Markt eingebunden und so auch für den kapitalistischen Wettbewerb zugänglich gemacht werden. Menschen, Tiere und die Natur gelten als Ressource, die es auszubeuten gilt. Rentieren sollen wir und ansonsten die Klappe halten.
Die Stadtverwaltung ist zu einer Managementagentur verkommen. Verfassungsmäßige Grundrechte, wie die Versammlungsfreiheit, werden nicht als Recht sondern als Störfaktor empfunden. Störend in einem Alltag, in dem nur eines zählt, Arbeit und Konsum. Störend, weil ein Protest egal in welcher Form, friedlich oder militant, die täglichen Geschäfte behindert. Ya Basta – Es reicht! Wir haben was zu sagen und wir wollen gehört werden!
Mehrere Gruppen, Initiativen und Netzwerke organisieren sich gegen diese Entwicklung auf verschiedenen Ebenen des Widerstandes oder Organisation von Unten. Die Idee war es, all diese Menschen mit einem antikapitalistischen Tanz auf der Strasse zu vereinen. Dies erachten wir in Anbetracht der aktuellen Verhältnisse in dieser Form in Luzern als geglückt.
Leben statt Alltag. Leben statt freier Markt. Leben statt Ausgrenzung. Leben statt Vertreibung. Leben statt Überleben. Leben statt Verblendung. Leben statt Prekarisierung. Leben statt Herrschaft . Leben statt Monokultur. Leben statt Neoliberalismus. In diversen Reden konnte unsere Kritik manifestiert werden. Die Clownarmy inszenierte an verschiedenen Plätzen wirkungsvoll die Dekadenz des Konsumwahns, des Überwachungsstaates, der rechtspopulistischen Hetze und der Vormachtsstellung der Profitmaximierung.

Solidarität zählt nicht zu den Werten in der Gesellschaft in der wir heute leben. Doch wir schreien es heraus, gestern, heute, morgen, hier und überall: Solidarität ist eine Waffe, also setzen wir sie ein!

Heute ist nicht aller Tage, wir kommen wieder, keine Frage!
Wir wollen nicht rentieren! Gentrifickt euch selber!

Bündnis Leben statt Alltag

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Hungerstreikserklärung Silvia, Billy, Costa & Marco

Quelle: http://ch.indymedia.org/de/2011/05/81428.shtml

Vom 1.-28. Mai 2011 führen wir erneut einen Hungerstreik durch, den wir in Staffetten von je 7 Tagen untereinander aufteilen. Mit dieser neuen kollektiven Initiative wollen wir die Kontinuität der Bindungen und Beziehungen, die schon in früheren Steiken und vielen solidarischen Initativen und kämpfen draussen geknüpft wurden. Aber es ist auch eine Antwort auf die Versuche der Bundesanwalt Schweiz und der internationalen Repression die Kämpfe zu verleumden, isolieren und brechen. Solche Versuche werden an unserer Entschlossenheit immer scheitern, jenen Faden nicht zu durchschneiden, der uns mit euch GenossInnen draussen verbindet, um ihn im Gegenteil mit euch zusammen immer weiter zu spinnen, als Teil der revolutionären Bewegung für die Befreiung der Tiere und der Erde.

Die vor einem Jahr begonnene enorme BP-Deep Water Horizon-Katastrophe im Golf von Mexiko hat das Prinzip der techno-industriellen Gesellschaft bestätigt, wonach ihre technologischen Mittel gegen die Katastrophen der Technologie immer schlimmer als das Übel sein werden, das sie vorgeben beheben zu wollen, um hingegen jeder Verheerung eine noch Grössere hinzuzufügen. In diesem Fall mit dem chemischen Lösungsmittel geheimer Zusammensetzung und mit nanotechnologischen Teilen, dessen Folgewirkungen unbekannt sind; das also experimentell in ungeheuren Mengen ins Meer versprüht wurde. Geheime Zusammensetzung also, genau wie beim Chemiecocktail, das mit Hochdruck zusammen mit Sand und Wasser in die tiefen Schiefergesteinsschichten gejagt wird, um das dort lagernde Erdgas dank neuer Technologie endlich hervorzuholen. Schiefergesteingas kommt nicht in den immer seltener werdenden grossen unterirdischen Blasen, sondern in unendlich vielen kleinen Bläschen vor, die in Schiefergesteinsschichten eingeschlossen sind. Verheerende Folgen wie Erdbeben und noch noch mehr Vergiftung der Oberfläche und des Grundwassers sind vorprogrammiert. Bezeichnend: In den Medien der Multis (TV und Presse) haben sie mit massiver Werbung für Gas als grüne Energie seit Fukushima schlagartig und völlig jene für Atomstrom als saubere Energie ersetzt…

Und die Bilder vom Norden Japans drangen mit der geballten Wucht eines kaum vorstellbaren Ereignisses in unsere Stuben und Zellen. Die Unkontrollierbarkeit der natürlichen Elemente entblösst so die gesamte anthropozentristische Überheblichkeit des techno-wissenschaftlichen Fortschrittes und fegt in einem einzigen Nachmittag tausende von Menschenleben mitsamt allen Gewissenheiten einer urbanen Gesellschaft hinweg. Alles um uns Existierende wurde von Wissenschaft, Wirtschaft und Regierungen neugestaltet und stellte uns alle in einen Schwebezustand; in ein selbsttragendes künstliches Gerüst hinein, das alles aber nur nicht solide ist: Die technologisch-industrielle Gesellschaft eben.

Seit tausenden Jahren von Zivilisation, die sich jetzt zu ihrem totalen und globalen Ausdruck – Kapitalismus der Multis – verdichtet hat, werden wir alle dazu gezwungen dieser Gesellschaft, ihren Schädlichkeiten und Illusionen, unsere Leben anzuvertrauen. In ihrer dumpfen Arroganz, die während der gesamten Geschichte für alle Herrschenden bezeichnend ist, kann sich die Macht keinerlei Infragestellung ihrer selbst und der Gegenwart leisten, zu der sie uns gezwungen hat. Zu Nachbesserungen, die immer Scheinlösungen sind, nur dann wenn sie ihre Legitimität stärken können, kann sie jedoch nichts anderes als sich andauernd zu reproduzieren, in einer unendlichen Spirale, deren erdrückende Windungen uns immer enger umschliessen. Wo die Bio- und Nanotechnologien als Teil dieser schädlichen Spirale bzw. des Systems keineswegs nur schlichte und weitere technologische Entwicklungen unter vielen anderen sind. Sie sind hingegen die Schlüsseltechnologien, womit sich das ganze Gerüst, worauf wir von unserer natürlichen Welt wegdeportiert wurden, selbst repariert. Und sie bilden innerhalb der techno-industriellen Spirale jenes Bindeglied, das den eisernen Ring der Herrschaft über unser Leben und alles Bestehende schliessen wird. Wobei die Gefahr für die Profite der Unternehmer und ihrer Multis kaum mehr von den Massen ausgeht, da diese vom materiellen Fortschritt abhängig geworden sind, sondern einer von den eigentlichen „Begrenztheiten“ dieses Planeten. So entsteht der Bedarf nach neuen Rohstoffen, neuen Materialien und Substanzen mit neuen Eigenschaften, neuen Formen der Energieproduktion, neuen „verbesserten“ Pflanzen- und Tierarten, neuen Anwendungen in Ernährung, Industrie und Medizin durch die Manipulierung des Lebenden und der Materie. Innovationen, die wie eigentlich alle zentralen technologischen Innovationen der Zivilisation den militärischen Bedürfnissen nach imperialistischem Krieg nach Innen und Aussen für die Dreifaltigkeit Eroberung-Kontrolle-Ausbeutung entspringen. Ein Krieg, der heute mehr denn je weiter über das Militärische hinausgeht und seine Front auf jede Äusserung von Leben und Materie in Nano- und Makrobereich und selbst über den Planeten Erde hinaus ausgeweitet hat.

So investieren alle Produktionsbereiche in diese Technologien und beschränken sich nicht mehr auf die Enge ihrer Labors. Nachdem sie den ganzen Planeten sogar mitsamt dem Weltraum in eine einzige todbringende und stinkende Müllhalde verwandelt haben, machen sie den gesamten Planeten zu ihrem Labor, zu einer neuen lebenden, oder besser gesagt sterbenden volltechnologisierten Welt.

Nicht – wie es uns die grossen „Green-washing“ – Kampagnen des Medien- und Staatsterrorismus der Multis weismachen wollen – um die vom System verursachten sozialen und ökologischen Verheerungen gutzumachen, sondern um die Herrschafts- und Ausbeutungssystem immer neu reproduzieren zu können bis es ihnen gelingt, die techno-industrielle Umzingelung vollends zu schliessen.

Mit dieser Initiative wollen wir ein spezifisches Empfinden vermitteln, das revolutionär, anarchchistisch, ökologisch ist. Was uns dazu bringt, uns prioritär gegen Biotech, Nanotech und Nuklearforschung einzusetzen, weil es die zentralen Schädlichkeiten sind, auf die sich das System für seine Neustrukturierung stützt. Darum ergreifen wir diese Gelegenheit auch und vor allem zum Aufruf, den Kampf gegen Gentech und insbesondere gegen die andauernde Verbreitung von GVO in Europa zu relancieren. Eine Verbreitung, die von der EFSA mit Sitz in Parma als obligatorisches Durchwinke-Amt und von den Chemie-, Agro- und Nahrungsmittelmultis mit dem Ziel der Liberalisierung von gentechnisch verändertem Saatgut betrieben wird. Auch das ist Teil, und ein entscheidender Teil, des Versuches die totale und absolute Kontrolle und Herrschaft auf alle biologischen Vorgänge auszuweiten (entsprechend gilt dasselbe für alle sozialen und wirtschaftlichen Vorgänge durch Nanotech und Informatik), indem das Lebewesen auf einen schlichten Gen-Haufen reduziert wird, den es zu Produktionszwecken zu formen gilt. Diesen Kampf dürfen wir nicht ExpertInnen und PolitikerInnen delegieren, denn diese sind jedenfalls KomplizInnen des Systems, sondern indem wir Initiativen organisieren und breit agieren um diese Nekrologien aufzuhalten.

Mit diesem Streik bekräftigen wir unseren Willen innerhalb eines breiteren und lange dauernden Kampfes aktive Subjekte zu bleiben; Mauern, Gitter und Grenzen der machter niederzuschlagen, und erklären erneut unsere aktive Mittäterschaft mit allen, die gegen die Unterdrückung des Menschen durch den Menschen, der Frau durch den Mann, der anderen Tiere und der ganzen Erde durch den Menschen kämpfen!

Bedingungslose Komplizität und Solidarität den Rebellen, die sich am 7. Feburar 2011 einem Todes-Transport (Atom-Müll) in der Val di Susa widersetzt haben!
Bedingungslose Komplizität und Solidarität den fünf GenossInnen, die am 6. April 2011 in Italien in Geiselhaft genommen wurden und allen anderen, die von diesem x-ten repressiven Angriff aufgrund des faschistischen Vereinigungsartikels getroffen wurden!
Solidarität den GenossInnen aus der sozialen Guerilla, die in Griechenland, Chile, Argentinien, Mexiko und der ganzen Welt in Geiselhaft sind!
Solidarität den GenossInnen der Justiz- und Polizeikonstruktion „Caso Bombas“ und den vier politischen Gefangenen Mapuche, die im chilenischen Staat in Geiselhaft und im Hungerstreik sind!

Und natürlich allen revolutionären Gefangenen, die hier in Europa, auf dem Amerikanischen Kontinent und überall auf der Welt als Geiseln des sozialen Krieges gefangen sind!

Und natürlich, herzlichste revolutionäre Grüsse allen GenossInnen, die ihre euch zu diesem 1. Mai hier in Zürich und in der Schweiz versammelt habt, wo wir, im Zusammentreffen eurer spezifischen Ausdrücke, sehr wohl wissen lebhaft präsent zu sein. Wo wir als revolutionäre Gefangene sehr wohl wissen, dass unsere Präsenz auch in der starken internationalen Mobilisierung und Teilnahme gegen Repression und für die Befreiung von uns revolutionären Gefangenen lebendig ist!

Mit der Solidarität in Bewegung wird die Repression unsere Kämpfe nicht aufhalten können! Die Leidenschaft für die Freiheit ist stärker als jegliche Autorität!

Anfangs Mai, aus dem Schweizer Knast

Silvia, Costa, Billy und Marco

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