G8 in Deauville – Übersetzung des Aufrufs

Quelle: http://anarchistische-aktion-zentralschweiz.over-blog.de/article-g8-in-deauville-ubersetzung-des-aufrufs-aus-valencia-72286817.html

Anlässlich des zweitägigen G8 in Deauville (Frankreich) haben einige Genossen einen allgemeinen Aufruf zu einer dezentralen weltweiten Mobilisierung initiiert. Mit diesem Vorschlag soll einerseits vermieden werden, dass der Gegengipfel sich zu einem weiteren Experiment (zu einer Trainingsstätte) hinterlistiger Polizeirepression entwickelt, andererseits sollen die verschiedenen lokalen Kämpfe, mit ihren spezifischen Wegen und eigenen Ausmaßen, von ihren Unterschieden profitieren können, indem sie aus der Mitwirkung am Gipfel – dem Symbol aller Benachteiligung und Gewalt, an die wir uns langsam gewöhnen und der wir uns unterwerfen – ein Moment der Verzweigung, der Vervielfältigung und der gegenseitigen Inspiration machen.

Die Territorien, die solche Gipfel schon seit einiger Zeit zu verwalten vorgeben, sind die gleichen, durch die in kapillarischer Form unsere täglichen Kämpfe pulsieren. Die Räume der Unzufriedenheit, des schieren Mangels an glücklichem Leben – wie der Massenprotest in Griechenland, die Rebellionen der Studierenden (und nicht nur dieser) in Frankreich, Italien, Großbritannien, bis hin zu denen in Nordafrika, für die wir unser volles Einverständnis und unsere ganze Solidarität ausdrücken – sind Ereignisse, die erheblich zunehmen, der Beweis für das Scheitern eines ganzen Systems, das dem Luxus ergeben ist und gleichgültig gegenüber den Menschenleben, das es in Unglück und Niedergang stürzt.

Diejenigen, die während des Gipfels strahlend für die diversen rituellen Fotos posieren werden, sind dieselben, die die zyklische Wiederkehr der Krisen verschweigen, während sie uns von einem größeren Übel erzählen, das schon vorbei sei, einem Problem, das schon hinter uns liege. Es sind dieselben, die die Kämpfe unter den Armen schüren, beim hartnäckigen Versuch, MigrantInnen und Einheimische zu spalten, Gute und Bösen abzusondern, das Anomale in seinen vielfachen Ausnahmen aufzuspüren. Mit der Erfindung der Sicherheit werden die Kontrollen verstärkt, die Praktiken der Repression werden ausprobiert und die Techniken der Internierung werden verfeinert, in Gefängnissen, Abschiebeknästen und all jenen Strukturen, die von der Ausgrenzung als Prinzip sozialer Harmonie ausgehen. Während Menschenleben buchstäblich zugrundegerichtet werden, schuldig nur, nicht dieses Stück Papier zu besitzen, das sie als Bürger anerkennt, spezialisieren sich also das Heer und die Polizei darin, ungerechten und gefährlichen Gesetzen zu Respekt zu verhelfen, die uns das Leben zur Hölle machen und uns nur Opfer aufzwingen.

Obwohl die Unzufriedenheit in breiten Bevölkerungsschichten immer stärker wird, und obwohl die Voraussetzungen für eine allgemeine Rebellion, die von Europa ausgehen könnte, schon gegeben sind, glauben wir, dass es noch sehr viel zu tun gibt. In diesem Sinne glauben wir, dass die Mobilisierung für den 26. und 27. Mai verschiedenen Bewegungen dazu dienen kann, neue Kraft und neuen Mut zu schöpfen, das Gespräch mit den Leuten zu suchen, Unterstützung und Solidarität zu schaffen, Erfahrungen auszutauschen, zu versuchen, voranzukommen und weiterzubestehen, in einer Perspektive, die auch die nationalen Grenzen zu überschreiten weiß.

Auf jeden Fall will dieser Appell nichts weiter sein als eine Einladung an alle, die ihn lesen, sich zu bewegen – damit in Europa etwas passiert, das schon in seiner bloßen Realisation eine offene Kritik an der Zentralität eines Gipfels sein soll, der nicht der unsere ist. Ewas, das auch als Übung dienen kann, in der Hoffnung, dass es nur der Anfang einer fortschreitenden und kontinuierlichen Stärkung unserer Kämpfe sei, die immer mehr zu den Kämpfen aller werden sollten.

Flyern, Debatten und Begegnungen.

Die Entfernung von Deauville ist eine Chance.

Freie Ideen, macht euch breit – wir brauchen nur Entschlossenheit!

WANN, WENN NICHT JETZT?!

WER, WENN NICHT ICH?

Valencia zum G8

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Der kurze Frühling der Demokratie

Quelle: http://www.linkezeitung.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=10960&Itemid=1

Revolten und Gegenoffensive im Arabischen Raum

Aus Intifada Nr. 33: Die Aufstände in vielen arabischen Ländern lösten eine Welle der Euphorie aus. Sie gaben den Volksmassen Hoffnung auf Verbesserung ihrer Lebensumstände und auf die Einlösung ihrer demokratischen Rechte. Die baldigen Gegenoffensiven zeigen jedoch, dass die Freiheitsbestrebungen erneut an die engen Grenzen von Kolonialinteressen stoßen.
Ende 2010 war es noch unvorstellbar, dass die sozialen Proteste in Tunesien, die am 18. Dezember nach der Selbstverbrennung eines jungen Mannes ausgebrochen waren, den gesamten Arabischen Raum in Bewegung setzen würden. Die Entwicklungen überraschten nicht nur den Westen und seine staatlichen und außerstaatlichen Nachrichtendienste, sondern auch selbst die optimistischsten unter den arabischen Oppositionen. Die Geschwindigkeit, mit der zwei der schlimmsten Diktatoren gestürzt wurden, und die Tatsache, dass dies durch Volksaufstände gelungen war, wirkte inspirierend und löste in der ganzen Region ähnliche Bewegungen aus. In Jemen, Bahrain, Jordanien, Saudi Arabien, Algerien, Libyen und schließlich Syrien brachen ähnliche Proteste aus, die sich gegen den autokratischen Charakter des Staates richteten und für politische und wirtschaftliche Reformen eintraten.

Es ist jedoch eine Ironie der Geschichte, dass diese Dynamik gerade in Libyen und gerade von Mouammar Ghaddafi gestoppt wurde, der in seiner Zeit als Revolutionär solche Volksaufstände gegen die Tyrannen nicht nur prophezeit, sondern auch zu ihnen aufgerufen hatte. Sein Festhalten an der Macht wandelte den friedlichen Charakter der libyschen Bewegung in einen blutigen Bürgerkrieg um. Dies stoppte die gesamte Dynamik und überschattete die Repression in anderen Ländern, bis die tatsächliche Konterrevolution begann.

Die arabischen Diktaturen, All Different, All Equal

Ein unbemerkter Aspekt der jüngsten Volksaufstände ist die Tatsache, dass sie den Begriff „Arabischer Raum“ wieder ans Tageslicht brachten, nachdem dieser nur im Zusammenhang mit der Anerkennung des Staates Israel in der Region erwähnt wurde. Es war nicht nur eine neu entstandene panarabische Bewegung, sondern auch die westlichen Medien selbst, die vom Arabischen Raum statt, wie davor üblich, von „Nahost und Nordafrika“ sprachen. Dieser Reflex des Westens wird dem Charakter der Bewegung gerecht und erklärt auch, warum der imperialistische Westen die Bewegung um jeden Preis stoppen oder wenigstens unter Kontrolle bringen will: Er will eben keinen Arabischen Raum, sondern Marionettenregime in den Staaten von „Nahost und Nordafrika“.

Das Instrument der Konterrevolution bot sich auch aus dieser Ecke an: die Arabische Liga. Ein Fossil, das seinen panarabischen Charakter sowie seine politische Bedeutung längst verloren hat und nur aktuell wird, um einer westlichen Intervention eine arabische Maske zu verleihen oder um eine weitere Kapitulation der Palästinenser zu erzwingen.

Trotz der kulturellen Vielfältigkeit und den von Land zu Land unterschiedlichen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Situationen in den arabischen Staaten haben die Bewegungen zahlreiche Gemeinsamkeiten. Erstens richten sich die Aufstände gegen sehr ähnliche autokratische Regime. Obwohl die koloniale Teilung und die unterschiedlichen Unabhängigkeitsgeschichten postkoloniale Staaten mit unterschiedlichen Charakteren und politischen Ausrichtungen ergaben, führte das Scheitern des modernen Staates in einer verblüffenden Weise zu absolutistischen Regimen. Diese beruhen auf traditionellen gesellschaftlichen Zusammenhängen, die im arabischen Raum ähnlich sind. Darin unterschied sich ein „revolutionäres“ Baath (Irak, Syrien) oder das libysche Dschamahiriyya–Regime nicht vom reaktionären Regime der Sauds.

Ein weiterer gemeinsamer Nenner dieser Regime ist ihre Langlebigkeit. Bis auf wenige Ausnahmen blieb der arabische Staat angesichts der weltweiten Umwälzungen stabil. Die herrschenden Könige und Präsidenten sind die langjährigsten Regenten der Welt. Mubarak regierte seit 1981, Ben Ali seit 1987, Ali Saleh seit 1978 und Ghaddafi seit 1969. Die königlichen Familien regieren ebenfalls seit der „Unabhängigkeit“.

Wenn auch kulturell die Ähnlichkeit immer gegeben war, so ergaben sich in der neoliberalen Marktwirtschaft und globalisierten (und islamisierten) Kultur sowohl in den einst sozialistischen Staaten (Ägypten, Syrien, Algerien, Libyen, Sudan) als auch in den prowestlichen Staaten (Golfstaaten, Jemen, Tunesien, Marokko, Jordanien) sehr ähnlich Phänomene.

Die Repression zerlegte erfolgreich die organisierte politische Opposition und die Zivilgesellschaft, die aus nunmehr vom Westen finanzierten NGOs oder islamischen Sozialeinrichtungen besteht.

Die Erdöleinnahmen ermöglichten eine gewisse Ausschüttung und somit eine gewisse soziale Stabilität. Die Angst vor Revolten in der Nähe der Erdölquellen zwang die Golfregime früh genug zu einer Rentenwirtschaft und den massiven Rückgriff auf ausländische Arbeitskräfte, die keine sozialen, geschweige denn politische Ansprüche stellen. Auch in Staaten ohne Erdöl sorgten Überweisungen von Gastarbeitern aus den reichen Ölländern für Stabilität. Die Repression war nur mit einer bestimmten sozialen Sicherheit möglich und erduldet. Der politische Islam diente zur Bekämpfung von sozialistischen und demokratischen Elementen und seine extremen Exzesse konnten noch nach Afghanistan exportiert werden.

Wenn 1991 und das Ende der Sowjetunion den offiziellen Beginn der neoliberalen Globalisierung darstellt, so bedeutet dieses Jahr eine andere Art Wende für den Arabischen Raum. Die Folgen des Kuwait-Krieges lösten in allen arabischen Ländern soziale Krisen aus, von der nicht einmal Saudi-Arabien verschont blieb. Massive Privatisierungen, Streichung von Sozialsystemen, Liberalisierung des Arbeitsmarkts und vollkommene Abschaffung der Planwirtschaft waren die Folge. Dies war von einer neuen Repressionswelle begleitet, die der islamischen Bewegung galt. Während die Repression der islamischen Opposition den antagonistischen Charakter austreiben konnte, liquidierten sich die Reste der Linke selbst, indem sie sich mit dem Staat gegen die Islamisten verbündeten.

Während sich die Wirtschaft allmählich verschlechterte, verschwand der soziale Protest von den Straßen. Die Mobilisierungsthemen der Massen blieben Palästina und der Protest gegen die zunehmende US-Intervention in die Region, die mit einem bedeutenden Verlust der nationalen Souveränität verbunden war. Das Elend ließ sich in Form von Immigration in den reichen Westen exportieren.

Die weitgehende Domestizierung der Opposition und das Entfallen eines Alternativprogramms ermutigte die Regime zu weiteren Einschränkungen der demokratischen Rechte und des Sozialwesens. In den „Republiken“ begannen langjährige Präsidenten ernsthaft mit der Vorbereitung auf die Vererbung der Macht an ihre Söhne. Die Liberalisierungspolitik zerlegte die letzten Posten staatlicher Industrie, privatisierte Rohstoffressourcen, baute Sozialsysteme ab und sorgte für eine Wiederherstellung kolonialer Verhältnisse. Eine wirtschaftliche Ausnahme bildete das Regime im Irak, das durch eine direkte westliche Invasion gestürzt wurde. Irdische Konflikte wurden durch die Islamisierung der Politik in den Himmel verschoben, bevor die Repression auch die islamischen Kräfte zu bescheidener Politik zwang.

Am Ende des Jahrzehnts stand das arabische Regime politisch so pleite wie nie zuvor da. Es war jedoch stabil, weil seine Opposition ebenso pleite war. Die Korruption und die mafiöse Struktur der Herrschaft hemmte schlussendlich die kapitalistische Entwicklung der Länder und der Kreis der herrschenden Oligarchie wurde dadurch enger. Mit anderen Worten: die Oligarchie verlor allmählich die Unterstützung der ihr nahe stehenden sozialen Schichten. Es stellte sich langsam ein nationaler Konsens ein, dass die Regime auszuwechseln seien.

Diese Entwicklung erklärt zwar nicht den Ausbruch und die Mechanismen des Massenaufstandes. Jedoch ist klar, dass sich im Moment, in dem die Mauer der Abschreckung und Angst durchbrochen wurde, alle Schichten gegen das Regime stellten.

Da sich der Konsens gegen die Spitze des Regimes richtete, war sein Ende durch deren Abgang vorprogrammiert. Es gelten die Klassiker der Klassenanalyse. Das Gemeinsame an diesen Regimen ist eben ihre Hartnäckigkeit und zugleich ihre Quecksilbrigkeit. Somit ist ein Saudi-Staat in der Lage, gleichzeitig die Opposition im Land und im benachbarten Bahrain und Jemen zu unterdrücken und die Demokratie in Libyen und vielleicht auch Syrien zu unterstützen. Sowohl in Tunesien als auch in Ägypten tritt das alte Regime als der Vertreter der Revolution und der Beschützer ihrer Forderungen auf und auf diesem Wege verbietet es weitere Protestaktionen und Streiks, die „dem alten Regime dienen“. Dafür bietet sich auch ein Teil der Opposition an, der seine Ziele des Aufstandes schon erreicht zu haben glaubt.

Regime ergreift Initiative

Die Verlängerung des libyschen Konfliktes bot sowohl dem Westen als auch den bedrängten arabischen Regimen die Möglichkeit, die Initiative wieder zu ergreifen. Sie stellte den Konsens zwischen den in Nervosität geratenen Regenten und dem pragmatischen Westen, der bei den Bewegungen in Tunesien und Ägypten noch auf Schadensbegrenzung ausgerichtet war, wieder her. Libyen bot dem Westen eine Angriffsfläche, insofern als dort eine Unterstützung der demokratischen Bewegung leistbar war, ohne die eigenen wirtschaftlichen und politischen Interessen zu gefährden. Das wiederum bot den arabischen Nachbarn regional den nötigen Lärm, um die Unterdrückung der eigenen Oppositionen zu übertönen und international die Möglichkeit, ebenfalls als Beschützer der Demokratie aufzutreten. Während die Medien einen Tunnelblick auf Libyen richteten, wurden die Bewegungen in Jordanien, Bahrain, Saudi Arabien, Oman und Algerien niedergeschlagen oder sie wandelten sich selbst (siehe die Moslemischen Brüder) in Solidaritätsbewegungen mit Libyen um.

Auch in Tunesien und Ägypten begann die Gegenbewegung. In beiden Ländern stellt sich das Regime selbst als der Träger der von den Aufständen geforderten Reformen dar, wobei einerseits die Bürokratie und andererseits die Uneinigkeit der Bewegung tiefgreifende Reformen verunmöglichen. Staatliche Gremien sollen die Verfassungen reformieren, zu denen nur „Auserwählte“ eingeladen werden. Bis zu den Wahlen sollen Regierungen das Tagesgeschäft führen, die vom alten Regime gebildet wurden. Moderate Kräfte der Opposition konnten durch Teilnahme an Verfassungskomitees und Übergangsregierungen neutralisiert werden und dabei helfen, die tragenden Kräfte des Aufstands zu marginalisieren. Forderungen nach einer konstituierenden Versammlung für eine neue Verfassung wurden in beiden Ländern vom Regime beinhart ignoriert. Weitere Proteste konnten im Namen von „Ruhe und Ordnung“ und mit Zustimmung der moderaten Teile der Opposition niedergeschlagen werden.

Egal wie der libysche Konflikt ausgeht, der Westen hat die Initiative in der Region wieder erlangt. Es wurde ein Präzedenzfall geschaffen, der bald Syrien als letztes „antiimperialistisches“ Regime ins Fadenkreuz bringen wird.

Stunde der säkularen Opposition?

Einen weiteren panarabischen Aspekt hat die Bewegung: Sie entstand wider Erwarten nicht aus der Moschee und warf keine religiösen Fragen auf. Im Gegenteil: die konfessionelle Karte wurde von Regimen ausgespielt, die sich bis dahin als Verteidiger des Säkularismus dargestellt hatten. Obwohl die islamische Bewegung als langjährige Trägerin des Widerstands gegen das Regime die politische Debatte in den Kulturkampf zu verschieben vermochte, waren die Forderungen der Massen nach Brot und Freiheit sehr irdisch. Der Zusammenhalt der arabischen Völker hatte diesmal einen nationalen und keinen religiösen Charakter. Die Massen zeigten ein spontanes Klassenbewusstsein und stellten soziale und keine kulturellen Forderungen. Es waren schlussendlich auch die Arbeiterstreiks, die etwa das ägyptische Regime zwangen, Mubarak zu entfernen.

Das ist einer der Gründe, warum sich die Moslemischen Brüder, bis dahin die größte oppositionelle Bewegung in mehreren Ländern, dem Regime als stabilisierende Kraft anboten. Während sie sich in Jordanien oder den Golfstaaten eher zurückhalten bzw. in Bahrain das Regime eher unterstützen, verhalten sie sich offensiv gegenüber ehemaligen sozialistischen Regimen (Libyen, Syrien), was auch der Westen tut. Der politische Islam nimmt daher wieder seine alte reaktionäre Haltung ein. Das kann jedoch von kurzer Dauer sein. Es ist noch sehr fraglich, wie weit das arabische Regime bereit ist, die Macht mit den Moslemischen Brüdern zu teilen.

Es ist zu früh zu behaupten, dass eine neue säkulare panarabische Linke im Entstehen sei. Vielmehr sind Jahrzehnte von Repression und Anhäufungen von Niederlagen sowie eine weitgehende NGOfizierung der Linken zu erwarten. Es ist im Moment jedoch wieder möglich, auf der Basis „irdischer“ Ideen Politik zu machen. Trotz Konterrevolution öffnete die Bewegung ein Freiheitsfenster, das gute Anfangsvoraussetzungen für neue progressive Kräfte schafft. Die kommende Zeit wird zeigen, ob Linke und panarabistische Kräfte in der Lage sind, die günstige Situation zu nützen, oder ob das Wasser dem Verdurstenden zu spät gekommen ist.

http://www.antiimperialista.org/de/node/6926

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Leben statt Alltag

Auf zum antikapitalistischen Tanz!
Ein breites Bündnis von Organisationen veranstaltet am Samstag, 30. April 2011, dem Vortag zum traditionellen Kampftag der Lohnabhängigen, ein mobiles Strassenfest wider den kapitalistischen Alltag. Ein Lebenszeichen in einem verwüsteten Alltag.
Im Folgenden findet ihr eine Bestandesaufnahme einer Unzufriedenheit, deren Ausmass und in Unruhe versetzt.

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Treffpunkt 14:30 Theaterplatz Luzern
Soundmobile mit Ostkost, Göndmolchliab, DJ Büsi u.a.

Platzkundgebung ab 18:00 beim Pavillon am See
Konzerte mit:
Wazomba (Ska-Reggae-Klezmer-Polka/ BE)
Burning Drop (Reggae-Ragga-Ska-Dub/ ZG)
Mer2We (Hiphop/ LU)
mit Infoständen, Reden, Essen, Bar und vielem mehr…

Leben statt Alltag

Wem gehören die Güter dieser Erde? Was zählt ein Leben? In der kapitalistischen Logik ist die Antwort schnell gefunden: Wer das Vermögen hat, definiert die Regeln. Regeln, welche den Weg ebnen, für eine uneingeschränkte Profitmaximierung in allen nur erdenklichen Märkten, wo sich Mehrwert generieren lässt. Wer die Regeln bestimmt, hat die Macht. Die Macht in einer globalisierten Ökonomie Mensch, Tier und Natur als Ressource rücksichtslos auszubeuten. Wer die Macht hat, definiert das Recht. Das Recht, Menschen zu unterdrücken und gegeneinander auszuspielen, die Zusammenhänge zu vertuschen und jeglichen Widerstand zu diffamieren und zu kriminalisieren, während die Umverteilung von unten nach oben in unverminderter Härte vorangetrieben wird. Das Gesamtvermögen weltweit konzentriert sich immer mehr auf einige Wenige, während immer mehr Menschen in Präkarität oder erbitterter Armut leben. Die Gewinne den Wenigen, die Konsequenzen für uns alle.

Leben statt freier Markt
In den letzten Jahrzehnten war der Neoliberalismus der wesentliche Motor einer ökonomischen Globalisierung, deren Ausmaß die weltweite Ausbeutung der Ressourcen in neue Dimensionen getrieben hat. Durch Liberalisierungen, Flexibilisierungen, Privatisierung, Deregulierungen und Freihandel wird die kapitalistische Organisation der Produktion und der Kapitalflüsse bewusst den Einflüssen von sozialen Interessen entzogen. Weltweit traten liberalisierte Märkte in Konkurrenz zueinander, große Teile der ehemals öffentlichen Einrichtungen und Güter wurden privatisiert. Global agierende Konzerne und Finanzinstitute diktieren die wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen, mit verheerenden Konsequenzen. Die selbsternannte Elite aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft treiben ohne Rücksicht auf Verluste in einer wechselwirkenden Abhängigkeit diese Entwicklung voran.

Leben statt Ausgrenzung
Die Politik der verbrannten Erde, zerstört die Lebensbedingungen, die gesellschaftlichen und sozialen Strukturen und zwingt Milliarden von Menschen in einen täglichen Überlebenskampf. Als Folge der bedrohlichen Lebenssituation bleibt oft nur die Migration, welche wiederum mit lebensbedrohlichen Risiken verbunden ist. Die Festung Europa ist nur ein Beispiel dafür, dass die Globalisierung eben nur ökonomisch zu verstehen ist. Menschen mit Migrationshintergrund sind einer rassistischen Hetze ausgesetzt, die Ängste der Menschen werden gegeneinander ausgespielt. Doch die Grenzen verlaufen nicht von Nord nach Süd, von West nach Ost. Die Grenzen verlaufen von unten nach oben.

Leben statt Vertreibung
Die neoliberalen Konzepte gehen weiter, über die Wirkungsebene der klassischen Wirtschaft hinaus. So greift der ökonomische Druck der Wirtschaft auch auf soziale Einrichtungen und öffentliche Dienste über, ganze Regionen treten miteinander in Konkurrenz, städtische Verwaltungen werden zu Managementagenturen und stellen sich in den Dienst der Wirtschaftlichkeit, mit tatkräftiger Unterstützung von meist bürgerlich dominierten politischen Institutionen. Kurzum, nahezu sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens sollen dem Markt untergeordnet und so auch für den kapitalistischen Wettbewerb zugänglich gemacht werden. Der Spardruck bei öffentlichen Ausgaben wie Bildung und Gesundheitswesen ist nur ein Beispiel, andere betreffen den städtischen Wohnungsbau oder die Sicherheitspolitik. Privatisierungen von öffentlichen Einrichtungen und von Allgemeingut und der massive Umbau („Aufwertung“) von ganzen Quartieren mit dem Effekt der Gentrifizierung waren nicht selten die Folge dieser Anpassung. Die Städte selbst wurden so zu Motoren der neoliberalen Globalisierung. Doch wessen Bedürfnisse gelten mehr? Wem gehört der öffentliche Raum?

Leben statt Überleben!
In Anbetracht der tief greifenden Veränderungen, welche der neoliberale Kurs auf unser aller Leben hat, scheint die Frage nach der starken Gegenbewegung nicht ganz unangebracht zu sein. Für die zukünftige Entwicklung entscheidend ist dabei unsere Fähigkeit diese konstruierten Gräben zu überwinden, auf unseren Gemeinsamkeiten aufzubauen und die Solidarität als Waffe zu verstehen. Nur gemeinsam können wir eine gesellschaftrelevante Stärke entwickeln und mit Entschlossenheit diesem existenzvernichtenden Prozess entgegentreten. Dabei ist die Vernetzung aller Menschen, aller aktiven Gruppen, Initiativen und Netzwerke, welche sich dem neoliberalen Prozess entgegenstellen, ein erster Schritt, um unabhängige Strukturen aufzubauen und die Alternativen aufzuzeigen. Am 30. April sind alle Menschen aufgerufen, auf der Strasse gemeinsam ein klares Zeichen zu setzen und den Machthabern ein entschiedenes YA BASTA – ES REICHT entgegen zu schreien.
Auf zum antikapitalistischen Tanz!

Gemeinsamer Aufruf Bündnis „Leben statt Alltag“

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Leben statt Verblendung

Wir wollen eine Stadt, die lebt und in der das kreative Leben pulsiert.

Luzern – eine ruhige Touristenstadt im Herzen der Schweiz. Eine Stadt, wo man Fondue im OldSwissHouse essen oder eine Shopping-Tour in der Altstadt machen kann. Eine Stadt, in welcher die aktuelle Stadtentwicklung zunehmend einseitig auf vermögende und gut verdienende Einwohner_innen ausgerichtet wird.

Der wachsende Verwertungsdruck auf den städtischen Boden führt zu einer Verdrängung einkommensschwacher Familien, kleingewerblicher Betriebe und junger, nichtkommerzieller Freiräume. Die alternative Kultur wird in die Peripherie verdrängt. Junkies, Punks, Flüchtlinge – und wer sonst noch als Randständig betitelt wird – werden vertrieben. Politische Demonstrationen werden ungern gesehen und wann möglich verboten. Allgemein werden Forderungen von Jugendlichen immer öfters mit Repression beantwortet.

Nicht nur in Luzern, in ganz Europa ist dieser Trend zu spüren. Der neoliberale Umbau seit den 1990er Jahren prägt die Gesellschaft zusehends. Während die Reichen ihre Vermögen stark vergrössern konnten, ist die Situation für die übrigen Bevölkerungsteile schwieriger geworden.

Doch wie konnte es überhaupt soweit kommen? Ein rassistisch aufgeladener Missbrauchsdiskurs in Medien und politischen Kampagnen begleitet die gesellschaftlichen Veränderungen und schafft den Konsens, dass die Armen bekämpft werden sollen und nicht die Armut. Parallel dazu werden mit neuen Polizeigesetzen, mit Wegweisungsbeschlüssen und Bettelverboten die repressiven und ausschliessenden Rahmenbedingungen gestärkt, werden staatliche und private Sicherheitsorgane aufgerüstet und stossen die Überwachungsmassnahmen in neue Dimensionen vor.

Die politische und wirtschaftliche Elite ist sich durchaus bewusst, dass ihre Macht nicht naturgegeben ist. Die zunehmende Drangsalierung eines immer grösser werdenden Teils der Gesellschaft schafft neben den sozialen Ungerechtigkeiten auch Protestpotential. Das Kartenhaus im arabischen Raum bricht gerade in sich zusammen. Auch auf dem europäischen Festland brodelt es, sei es in Griechenland oder Irland. Sogar in den USA gibt es Bundesstaaten, in welchen die sozialen Bewegungen gerade den Aufstand proben.

Die Gruppe namens Lagota wurde vor gut einem Jahr gegründet mit dem Ziel, das politische Bewusstsein der Gesellschaft zu fördern. Lagota steht ein für eine Politik des sozialen Fortschritts, Richtwert ihrer Politik ist die Gleichheit der materiellen Verhältnisse und ihr Ziel ist die Überwindung der gesellschaftlichen und ökonomischen Verhältnisse, die Ungleichheit schaffen.

Lagota war bis anhin vor allem im Kampf gegen die Ausschaffungsinitiative aktiv und hat unterschiedliche Aktionen/Veranstaltungen im Raume Luzern unterstützt. Empfehlenswert ist das Café Lagota, welches an jedem letzten Sonntag des Monats stattfindet.

Eine bestimmte Ideologie verfolgt die Gruppe nicht. Sie ist sich bewusst, dass viele der Probleme nicht auf lokaler Ebene gelöst werden können und deshalb in einem internationalen oder nationalen Rahmen angegangen werden müssen. Deswegen versteht sich Lagota als eine antikapitalistische Vernetzungsplattform. Doch auch auf lokaler Ebene gibt es grossen Handlungsbedarf. Die Politik der Überwachung und der Verdrängung ist einzustellen. Stattdessen sind Strukturen zu schaffen, die die Stadt wieder mehr als Lebens- und Begegnungsraum erfahrbar machen und weniger als Zentrum des Kommerzes und des Konsums. Demokratische Basisstrukturen wie Quartiertreffs, kulturelle Freiräume und Jugendhäuser sind zu fördern. Und nicht zuletzt sind gleiche politische und soziale Rechte für alle Einwohner_innen der Stadt zu schaffen.

Lagota
https://www.lagota.ch

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Leben statt Prekarisierung!

Wirtschaftskrise, Ölkrise, Atomkrise! Wir leben in schrecklichen Zeiten! Eine bessere Zeit, das werden alte Gewerkschafter_innen denken, war die Nachkriegszeit. Die Gewerkschaften waren eine Macht, die sie einer organisierten, gleichartigen Masse von Arbeiter_innen zu verdanken hatten. Eine Macht, die es schaffte, in den Staat Einzug zu halten, Sozialwerke und Arbeitsrechte für die allermeisten auszuhandeln und Solidarität im Sozialstaat festzuschreiben. Härtere Zeiten brachen aus in den 80er Jahren. Damals, als Reagan in den USA den Sozialstaat privatisierte und die Wirtschaft deregulierte. In Grossbritannien folgte ihm Thatcher, die gezielt die Gewerkschaften zerschlug. Seither haben sich die Machtverhältnisse verschoben. Die Angriffe auf die Arbeitsrechte und die Veränderung der westlichen Ökonomien zu Dienstleistungsökonomien haben zu einem rauen Klima in der Arbeitswelt geführt. Seit Jahren nehmen atypische Beschäftigungsverhältnisse, etwa Teilzeitarbeit, Temporärarbeit, Arbeit auf Abruf oder Leiharbeit in ganz Europa enorm zu. Arbeit fehlt nicht nur, sie garantiert auch immer weniger eine Existenz. Die Prekarisierung – das Leben in steter Unsicherheit – nimmt zu und betrifft lange nicht nur die Ärmsten der Bevölkerung.

Auch innerhalb der traditionellen Unternehmen hat sich das Klima verändert. Automatisierung, Rationalisierung und Outsourcing werden gebraucht, um die Kosten klein und den Profit gross zu halten. Was letztlich bedeutet: Je flexibler und totaler die einzelne Arbeitskraft ausgenutzt werden kann, desto weniger Arbeitskräfte werden gebraucht. Der Leistungsdruck hat zugenommen. Wer nicht flexibel ist, wird ersetzt. Kurz, ein Klima des omnipräsenten Wettbewerbes hat sich eingenistet im Arbeitsleben. Was der Neoliberalismus so zerstört, ist die Solidarität zwischen Arbeiter_innen.

Doch das ist nicht alles: Was wir als Arbeit betrachten, hat sich im Neoliberalismus grundlegend verändert. Wer kann sich heute noch vorstellen, für die nächsten 40 Jahre in derselben Firma von 8 Uhr bis 17 Uhr in der Produktion zu stehen? Vor allem wir Junge kennen das Normalarbeitsverhältnis immer weniger. Die Zeit der Massenproduktion, welcher industrielle Arbeiter Reihe an Reihe an die Fliessbänder stellte, gehört bei uns der Vergangenheit an. Wir sind illegale Putzfrauen, Lehrstellen suchende Jugendliche im zehnten Übergangsangebot, Studenten mit Gelegenheitsjobs, Ausgebildete in der Zweitausbildung, scheinselbstständige Webdesignerinnen, im Stundenlohn angestellte Call-Center-Arbeiter, Schwarzarbeiter aus Bulgarien auf der Baustelle, ausgesteuerte Arbeitslose, alleinerziehende Familienväter in Teilzeitarbeit, Industriearbeiter in Schichtarbeit. Wir sind keine Gesellschaft der Ähnlichen mehr, sondern eine Gesellschaft der Vielheiten. Unsere Schicksale sind verschieden. Gemeinsam ist uns: Unser Alltag ist geprägt von Unsicherheit. Das prekäre Leben teilen wir uns alle. Alle anders.

Der Wandel der Arbeitswelt scheint die alten Strategien der Arbeiter_innenbewegung zu untergraben. Die hohe Fluktuation der Beschäftigten und das verstärkte Konkurrenzdenken machen es immer schwieriger, Arbeiter_innen zu organisieren. Noch ist der Dienstleistungssektor der am schlechtesten organisierte Sektor. Noch sind Frauen in den Gewerkschaften stark untervertreten. Und noch fehlt es den Gewerkschaften an schlagkräftigen Methoden, um der Entwicklung zur prekären Gesellschaft entgegen zu treten. Deshalb aber das Ende der Arbeiter_innenbewegung zu verkünden wäre purer Zynismus. Krisen sind Veränderungen, stellen wir uns ihnen:

Die Solidarität wieder aufbauen! Eine Solidarität, die sich gegen das Konkurrenzdenken durchsetzen kann, und dabei respektiert, dass unsere Leben verschieden sind. Dass unsere Bedürfnisse und Probleme nicht unter einem Nenner subsumiert werden können. Dazu gilt es zu fragen: Was verbindet uns? Und wie sollen wir uns organisieren?

Zurück zur Bewegung! Unsere verschiedenen Situationen lassen sich nicht mehr durch eine zentralisierte Organisation repräsentieren. Wir müssen uns selbst dazu ermächtigen, gegen unsere Ausbeutung zu kämpfen. Gerade deswegen müssen wir zurück an die Basis. Wir müssen aufhören anzunehmen, dass die Arbeiterschaft eine homogene Masse ist, in dessen Namen gesprochen werden kann. Die Gewerkschaften müssen die Selbstorganisation der Arbeiter_innen unterstützen. Wir brauchen basisdemokratische Strukturen, durch welche sich die einzelnen Interessen zu Gemeinsamen schliessen können.

Den Konflikt provozieren! Jahrzehnte haben wir an der Sozialpartnerschaft festgehalten, während dem die Gegenseite sich einen Dreck darum gekümmert hat. Jetzt, wo GAVs, Arbeits- und Gewerkschaftsrechte am verschwinden oder bedroht sind, gilt es, den Konflikt zu provozieren. Gehen wir hinein in die Betriebe, die Quartiere, in den Alltag und organisieren dort tausend kleine Brandherde. Denn nur im konkreten alltäglichen Kampf werden wir erleben, welches unsere Gemeinsamkeiten sind – und was Solidarität zu leben bedeutet. Praktizieren wir klassische und neue Formen des Streiks, des Arbeitskampfes, des Ungehorsams!

Im Februar dieses Jahres eine erfreuliche Nachricht: Mitarbeitende der Unia sind in den Streik getreten. Ausschlag dafür gab eine Versetzung eines Regioleiters durch die Geschäftsleitung. Grund aber, so entnimmt man einer Mitteilung der Streikenden, ist eine Unzufriedenheit mit der Zentralisierung und der Geschäftsführung. Der Streik sei ein Startschuss für eine Demokratisierung der Unia. So soll es sein!

Unia Jugend Zentralschweiz

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Leben statt Herrschaft

Als mitorganisierende Gruppe der Strassenparty möchten wir uns kurz vorstellen. Die Anarchistische Aktion Zentralschweiz (AAZ) existiert nun schon seit eineinhalb Jahren. Wir sind ein Zusammenschluss von verschiedenen Individuen, die sich der Idee der Anarchie verbunden fühlen und somit jegliche Herrschaft ablehnen. Wir freuen uns immer wieder wenn sich Leute für dieselben Ideen interessieren und natürlich umso mehr wenn Leute direkt auf uns zukommen.

Herrschaftsstrukturen hindern uns daran, unsere Leben selbstbestimmt und nach unseren individuellen Wünschen und Ideen frei zu leben. Sie können nur mittels direkten Aktionen abgeschafft werden, weil sich Macht und Herrschaft immer wieder selbst reproduzieren und sie nur gewillt sind den unzufriedenen Menschen so viele Rechte einzugestehen, dass sie ihre Herrschaft über unsere Leben aufrechterhalten können.

Einzig eine gezielte emanzipatorische Praxis kann der aufgezwungenen Reproduktion von Macht und Herrschaft ein Ende setzen. Schliesslich ist es offensichtlich, dass die Profiteure unserer alltäglichen Ausbeutung ihre Machtposition nicht freiwillig aufgeben werden. Die Verwaltung der sogenannten „demokratischen Freiheit“ dient in Tat und Wahrheit nur dazu, soziale Spannungen zu entschärfen. Parteien und Gewerkschaften spielen darin die Rolle der Vermittler zwischen Herrschenden und Beherrschten, genau wie die Kirche zur Zeit des Feudalismus. Wo immer sich Leute selbst organisieren ist nicht lange auf die ersten Repräsentant_innen zu warten, die sich als Heilsbringer_innen geben und freundlicherweise die Anliegen mit den Mächtigen besprechen. Tatsächlich garantieren sie, dass die herrschende Ordnung nicht grundsätzlich in Frage gestellt wird, verfestigen somit die Herrschaftsstrukturen und verunmöglichen jegliche reale Befreiung. Doch damit nicht genug, sie spalten Bewegungen in „gut „ und „böse“. Die „Guten“ dürfen ihre Empörung mit Lichterketten Ausdruck verleihen und im besten Fall bei Cüpli und Lachsbrötchen die Anliegen mit den Verwalter_innen der Katastrophe besprechen. Die „Bösen“, welche ihre Anliegen nicht auf ein Minimum reduzieren, um der Befriedung des Konflikts um jeden Preis dienlich zu sein, werden als „apolitische Chaoten“ diffamiert und kriminalisiert.

Die Lügen und Heucheleien aller politischen Parteien verschleiern nur die jetzigen Umstände und geben uns die Illusion, dass wir über unsere Leben bestimmen können. Sie dichten jeden Tag neue Märchen und wissen vermutlich selbst nicht so genau, wie gefährlich ihre Technologien tatsächlich sind. Sei es radioaktive oder gentechnische Verseuchung oder die Gefahren der Nanotechnologie, wer soll schon beurteilen, welche Schäden diese verhältnismässig jungen Technologien langfristig dem Ökosystem zufügen können. Spätestens wenn es zu spät ist, werden wir es erfahren. In Anbetracht der Milliarden, die die Industriebosse damit verdienen, ist es auch nicht verwunderlich, dass sie über die Risiken lieber schweigen. Sie zerstören unsere Erde und sobald der Katastrophenfall eingetreten ist, gelten menschliche Verluste erst recht als Kollateralschaden. Und eins ist sicher: Solange es eine Möglichkeit zur Flucht gibt, werden die Bosse andere vorschicken, um sauber zu machen.

Der Ursprung des 1. Mai ist der Generalstreikaufruf 1886 in den USA. In den darauffolgenden Ereignissen, kam es während einer Demonstration zu einer Explosion, worauf die Polizei das Feuer eröffnete und zahlreiche Protestierende tötete und verletzte. Die anschliessende willkürliche staatliche Repression hatte zur Folge, dass 8 Anarchisten verhaftet und 5 davon ermordet wurden, die in der Arbeiter_innenbewegung aktiv waren. Heute verkommen 1.Mai Demonstrationen immer mehr zu einem inhaltslosen Feiertag, wo bei Bratwurst und Bier auf die heuchlerischen Reden der Politiker_innen angestossen wird.

Um eine Perspektive zu erschaffen, welche das Potential hat, tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen, brauchen wir mehr als rituelle Selbstbeweihräucherung. Ein wichtiger Punkt ist die Schaffung von Räumen, in der eine selbstbestimmte Kultur gelebt werden kann und Selbstverwirklichung ermöglicht wird. Freiräume, um uns zu treffen, organisieren und Ideen für eine Zukunft ohne Herrschaft auszutauschen.

Anarchistische Aktion Zentralschweiz
http://www.anarchistische-aktion.ch.vu

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Leben statt Monokultur


Wir verstehen die Stadt in erster Linie als einen sozialen Raum, wo die unterschiedlichsten Menschen zusammenleben. Ein gesellschaftlicher Raum, wo die widersprüchlichsten Bedürfnisse aufeinander treffen. Ein urbanes Zentrum wo gelebt und gearbeitet wird, ohne dass vorgeschrieben wird, wie dies zu geschehen hat. Dabei setzen wir einen emanzipatorischen Umgang bei der Konfliktbewältigung voraus. Ebenso selbstverständlich ist für uns die Tatsache, dass alle das gleiche Recht auf Stadt haben.
Alle bestehenden Strukturen und Verhältnisse, zukünftige Entwicklungen und Planungen, welche die Bevorzugung der Einen oder den Ausschluss von Anderen zum Zweck erklären, können sich unseres Widerstandes sicher sein. Wir arrangieren uns nicht mit den Herrschaftsverhältnissen, welche die Würde eines jeden Lebens und nahezu sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens der maximalen Profitausschöpfung unterwerfen. Luzern gehört allen!

Doch seit Jahren orientiert sich die stadtplanerische und städtebauliche Entwicklung in Luzern einseitig an der Logik der ökonomischen Verwertbarkeit. Die Bedürfnisse der Bevölkerung werden dem Standortwettbewerb untergeordnet und aus jedem einzelnen Quadratmeter Land soll die größtmögliche Rendite herausgepresst werden. Menschen, Projekte und Institutionen, die sich der ökonomischen Logik nicht unterwerfen können oder wollen, werden aus der Stadt verdrängt. Dieser Prozess lässt sich anhand dreier miteinander verbundenen Entwicklungen exemplarisch illustrieren:

Verdrängung der kulturellen Vielfalt
Die seit längerem andauernde Verdrängung der Kultur geht weiter und verschärft sich. Das Kulturhaus Boa musste dieser Entwicklung bereits weichen, die nächsten Opfer sind mit dem Theater La Fourmi, der Blues Bar und weiteren Nutzer_innen des Frigorex-Areals bereits bestimmt. Auch das Treibhaus, die Schüür und andere Institutionen sind mittel- bis längerfristig durch Bauprojekte bedroht. Die Stadt betreibt diese Verdrängung zum Teil aktiv, zum Teil schaut sie ihr tatenlos zu. Gleichzeitig wird der Vermarktung des Kulturstandortes Luzern alles untergeordnet. Den Kulturkompromiss haben wir anders verstanden!

Verschwinden von günstigem Wohn- und Arbeitsraum
Die Qualität einer lebendigen Stadt sehen wir in gut durchmischten Quartieren, in denen alle Bevölkerungsschichten ihren Platz finden und die sich durch eine vielfältige Nutzung auszeichnen. Stattdessen entstehen eintönige, teure Wohn- und Bürokomplexe, wie zum Beispiel die „Tribschenstadt“, während günstiger Wohn- und Arbeitsraum, wie das Industriestrasseareal, verschwindet. Diese negative Entwicklung droht, unvermindert weiterzugehen. Auch das Basel-/Bernstraße-Quartier wird den durch die Stadt vorgegebenen Aufwertungsdruck in den nächsten Jahren zu spüren bekommen. Dort vollzieht sich exemplarisch ein Prozess der Gentrifizierung: Die alternative und kreative „Szene“, die zunächst zur Belebung dieses Stadtteils beiträgt, wird für dessen Aufwertung instrumentalisiert und später aufgrund der steigenden Immobilienpreise wieder verdrängt.

Vertreibung aus dem öffentlichen Raum
Mit der Überreglementierung und Überwachung des öffentlichen Raums (z.B. Wegweisungsartikel, Videokameras) soll nun alles von den Plätzen und Strassen verbannt werden, was nicht ins Marketingbild von Luzern passt und wirtschaftliche Interessen angeblich stört. Die Einschränkungen gehen soweit, dass dafür verfassungsmäßige Rechte, wie die Versammlungsfreiheit, in Frage gestellt werden. Unerwünschte Bevölkerungsgruppen werden illegalisiert und durch ihre pure Anwesenheit kriminalisiert. Dabei geht vergessen, dass Lebensqualität nicht Wirtschaftswachstum bedeutet und die Stadt nicht bloß denen gehört, die am meisten konsumieren und investieren.

Wir fordern eine Stadt, die die Bedürfnisse ihrer Bewohner_innen ins Zentrum stellt; eine Stadt, in welcher der öffentliche Raum frei zugänglich ist und von allen genutzt werden kann; eine Stadt, in der es günstige Wohn- und Arbeitsräume gibt; eine Stadt, in der alle Formen der Kultur auch im Zentrum ihren Platz haben; kurz, eine Stadt, die allen gehört. Wir setzen uns ein, diesen anderen Begriff von Stadt und Leben herzustellen und lebendig werden zu lassen. Wir unterstützen und solidarisieren uns mit allen Vernetzungen, Gruppen und Initiativen, welche dafür kämpfen. Und beginnen mit der Rückeroberung der Stadt!

Kulturoffensive Luzern
http://www.kulturoffensive.ch

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Leben statt Neoliberalismus

Die Welt verändert sich; einmal mehr. Der Linken in der gesamten Welt gelingt es aber nicht, diese Veränderung so zu gestalten, dass alle Menschen davon profitieren. Die Machtverhältnisse werden immer undurchschaubarer, Finanzinstitute und Verwaltungsräte bestimmen immer stärker über unser Leben. Die Variante, sich bürgerliche Politiker_innen einfach zu kaufen, ist dabei noch die offensichtlichste aber nicht die einzige und auch nicht die wirkungsvollste. Wichtiger sind indirekte Beeinflussungen. Den Neoliberalen ist es gelungen, dass wichtige Fragen heute von einem grossen Teil der Bevölkerung durch die neoliberale Brille gesehen werden: Eine individuelle Entfaltung sei nur möglich, wenn der Staat (und damit die Gesellschaft) so schwach ist, dass er keine Regeln mehr aufstellen kann; nicht in der Finanzbranche, nicht in der Entwicklung unseres Lebensumfeldes, nicht bei fairen Chancen für alle Kinder (auch Sans Papiers) und so weiter. Zu was das führt, ist klar: Diejenigen mit den stärksten Ellbogen sollen sich noch stärker als bisher auf Kosten aller anderen durchsetzen können.

Wir müssen es schaffen, wieder andere Werte ins Zentrum zu rücken: Solidarität, Vielfalt, Toleranz, Freiheit, Sicherheit (nicht in einem polizeilichen Sinn), Lebensfreude. Um dies zu erreichen, dürfen wir uns nicht auf unsere eigenen kleinen Refugien zurückziehen. Im Gegenteil: Wir müssen präsent sein, immer und überall und zwar in einer Art und Weise, die es den Menschen ermöglicht, sich mit unseren Inhalten und Vorstellungen auseinander zu setzen. Zu oft gelingt es den bürgerlichen Medien, gesellschaftliche Auseinandersetzungen als Provokation darzustellen und auf Gewaltakte zu reduzieren. So werden unsere Ideale diffamiert und eine undifferenzierte Hetzkampagne vereinfacht. Dies führt dazu, dass die Neoliberalen ihre Ziele weiterverfolgen können ohne auf breiten Widerstand zu stossen. Bei der Frage der Mittel, um unsere Anliegen zu manifestieren, setzen wir eine klare Grenze zu gewaltbereiten Kreisen.

Viele Menschen, seien sie nun Hausbesetzer oder pensionierte Sozialdemokraten, teilen grundsätzlich dieselben Werte und Ideale, kommen aber gegenseitig kaum in Berührung und merken nicht, wie viele wir eigentlich sind. Doch genau diese Berührungen müssen wir erreichen, denn so werden wir eine Bewegung, die wie eine Lawine zu Tale donnert und dabei die verrotteten Gebilde des Neoliberalismus mit sich reisst; die sich Platz nimmt, neue Wege zu gehen. Eine Lawine, die nie mehr stillstehen wird, sondern immer in Bewegung bleibt; die sich nicht auf sich beschränkt, sondern immer mehr Menschen mitreisst, sich dadurch verändert und gerade deswegen immer stärker und lebendiger wird.

Gemeinsam sind wir stark, einzeln werden wir verlieren!

Juso Luzern
http://www.luzern.juso.ch

Unterstützer_innen:
Anarchistische Aktion Zentralschweiz, Junge Grüne Luzern, Juso Luzern, Kulturoffensive, Lagota, Romp, Student_innen für Grundrechte, Unia Jugend Zentralschweiz, Unia Zentralschweiz, Wagenplatz Ibach, Wagenplatz Sous le Pont, Ostkost, Göndmolchliab, Plan b Foodfront, you never soup alone

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Mehr Musikgehör für ÖV, Fuss- und Veloverkehr

Quelle Medienmitteilung: umverkehR

Luzern, 16.4.2011. Die Umweltorganisation umverkehR und die legendäre Luzerner Band „Jolly and the Flytrap“ forderten an einem Konzert im Pavillon am Schweizerhofquai mit über 400 Zuhörerinnen und Zuhörer endlich mit der konsequenten Förderung von ÖV, Fuss- und Veloverkehr in Luzern vorwärts zu machen. Anlass war die Annahme des Gegenvorschlags zur Städte-Initiative durch die Luzerner Stimmbevölkerung im letzten September.

Am 26. September 2010 sagte die Stimmbevölkerung der Stadt Luzern mit 63 Prozent Ja zum „Reglement für eine nachhaltige Städtische Mobilität“, welches als Gegenvorschlag zur Städte-Initiative von umverkehR vorgelegt wurde. Von links bis rechts wurde beteuert: Der Anteil des öffentlichen Verkehrs sowie des Fuss- und Veloverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen soll in Luzern erhöht werden.

Wer sich auf den Weg macht, braucht ein Ziel

Über ein halbes Jahr ist nun seit dem deutlichen Entscheid der Stimmbevölkerung vergangen. Nach wie vor unklar ist, wie gross die Zielvorgabe sein soll. „Das Reglement verspricht Zielvorgaben, um wie viel der Anteil des ÖV, Fuss- und Veloverkehrs erhöht werden soll, diese müssen nun endlich vorgelegt werden“, fordert Nico van der Heiden, Sprecher der umverkehR-Regionalgruppe Luzern. Es brauche jetzt hör- und spürbare Taten.

Grundsätzlich sei eine Umverteilung der knappen Strassenfläche zugunsten von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln notwendig. Van der Heiden: „Mit Bus, Velo und zu Fuss lassen sich deutlich mehr Personen im knappen Strassenraum viel umweltfreundlicher bewegen. Nur so wird sich die Lebensqualität in der Stadt erhöhen und nur so können die Verkehrsprobleme gelöst werden“.

Konzepte in Basel und St. Gallen vorhanden

Dass es schneller gehen kann, zeigt der Kanton Basel-Stadt. Hier wurde im November des letzten Jahres ebenfalls ein Gegenvorschlag zur gleich formulierten Städte-Initiative angenommen. Dieser sieht eine Reduktion des motorisierten Individualverkehrs um 10 Prozent vor. Letzten Montag kommunizierte der Regierungsrat erste Massnahmen zur Umsetzung. Das Konzept sieht den Ausbau des Tramnetzes, ein Parkbewirtschaftungssystem sowie neue Schnellrouten für Velos vor. Noch weiter ist man in der Stadt St. Gallen, wo die Städte-Initiative vor etwas mehr als einem Jahr – mit 59 Prozent Ja-Stimmen ebenfalls deutlich – angenommen worden ist. Verbesserungen beim Fuss- und Veloverkehr sowie des Busangebotes sind geplant und teilweise bereits umgesetzt.

Auch in Luzern sind solche Rezepte denkbar: Gerade für die Velofahrerinnen und Velofahrer ist Luzern immer noch ein gefährliches Pflaster und schneidet im Veloklimatest regelmässig sehr schlecht ab.

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Café Lagota vom 24. April abgesagt!

Mit grossen Bedauern müssen wir Euch mitteilen, dass das Café Lagota vom 24. April im Romp abgesagt wurde.
Eure Kuchen und Kaffees müsst Ihr also leider zu Hause geniessen!
Wir freuen uns aber auf das Café Lagota vom 29. Mai und hoffen Euch alle dann wiederzusehen.

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30. April. 2011 Strassenfest Luzern: Leben statt Alltag

Quelle: http://anarchistische-aktion-zentralschweiz.over-blog.de/

Aufruf der AAZ zum Strassenfest:

Leben statt Herrschaft

Als mitorganisierende Gruppe der Strassenparty möchten wir uns kurz vorstellen. Die Anarchistische Aktion Zentralschweiz (AAZ) existiert nun schon seit eineinhalb Jahren. Wir sind ein Zusammenschluss von verschiedenen Individuen, die sich der Idee der Anarchie verbunden fühlen und somit jegliche Herrschaft ablehnen. Wir freuen uns immer wieder wenn sich Leute für dieselben Ideen interessieren und natürlich umso mehr wenn Leute direkt auf uns zukommen.

Herrschaftsstrukturen hindern uns daran, unsere Leben selbstbestimmt und nach unseren individuellen Wünschen und Ideen frei zu leben. Sie können nur mittels direkten Aktionen abgeschafft werden, weil sich Macht und Herrschaft immer wieder selbst reproduzieren und sie nur gewillt sind den unzufriedenen Menschen so viele Rechte einzugestehen, dass sie ihre Herrschaft über unsere Leben aufrechterhalten können.

Einzig eine gezielte emanzipatorische Praxis kann der aufgezwungenen Reproduktion von Macht und Herrschaft ein Ende setzen. Schliesslich ist es offensichtlich, dass die Profiteure unserer alltäglichen Ausbeutung ihre Machtposition nicht freiwillig aufgeben werden. Die Verwaltung der sogenannten „demokratischen Freiheit“ dient in Tat und Wahrheit nur dazu, soziale Spannungen zu entschärfen. Parteien und Gewerkschaften spielen darin die Rolle der Vermittler zwischen Herrschenden und Beherrschten, genau wie die Kirche zur Zeit des Feudalismus. Wo immer sich Leute selbst organisieren ist nicht lange auf die ersten RepräsentantInnen zu warten, die sich als HeilsbringerInnen geben und freundlicherweise die Anliegen mit den Mächtigen besprechen. Tatsächlich garantieren sie, dass die herrschende Ordnung nicht grundsätzlich in Frage gestellt wird, verfestigen somit die Herrschaftsstrukturen und verunmöglichen jegliche reale Befreiung. Doch damit nicht genug, sie spalten Bewegungen in „gut „ und „böse“. Die „Guten“ dürfen ihre Empörung mit Lichterketten Ausdruck verleihen und im besten Fall bei Cüpli und Lachsbrötchen die Anliegen mit den VerwalterInnen der Katastrophe besprechen. Die „Bösen“, welche ihre Anliegen nicht auf ein Minimum reduzieren, um der Befriedung des Konflikts um jeden Preis dienlich zu sein, werden als „apolitische Chaoten“ diffamiert und kriminalisiert.

Die Lügen und Heucheleien aller politischen Parteien verschleiern nur die jetzigen Umstände und geben uns die Illusion, dass wir über unsere Leben bestimmen können. Sie dichten jeden Tag neue Märchen und wissen vermutlich selbst nicht so genau, wie gefährlich ihre Technologien tatsächlich sind. Sei es radioaktive oder gentechnische Verseuchung oder die Gefahren der Nanotechnologie, wer soll schon beurteilen, welche Schäden diese verhältnismässig jungen Technologien langfristig dem Ökosystem zufügen können. Spätestens wenn es zu spät ist, werden wir es erfahren. In Anbetracht der Milliarden, die die Industriebosse damit verdienen, ist es auch nicht verwunderlich, dass sie über die Risiken lieber schweigen. Sie zerstören unsere Erde und sobald der Katastrophenfall eingetreten ist, gelten menschliche Verluste erst recht als Kollateralschaden. Und eins ist sicher: Solange es eine Möglichkeit zur Flucht gibt, werden die Bosse andere vorschicken, um sauber zu machen.

Der Ursprung des 1. Mai ist der Generalstreikaufruf 1886 in den USA. In den darauffolgenden Ereignissen, kam es während einer Demonstration zu einer Explosion, worauf die Polizei das feuer eröffnet und zahlreiche Protestierende tötete und verletzte. Die anschliessend willkürliche staatliche Repression hatte zur Folge, dass 8 Anarchisten verhaftet und 5 davon ermordet wurden, die in der Arbeiterbewegung aktiv waren. Heute verkommen 1.Mai Demonstrationen immer mehr zu einem inhaltslosen Feiertag, wo bei Bratwurst und Bier auf die heuchlerischen Reden der PolitikerInnen angestossen wird.

Um eine Perspektive zu erschaffen, welche das Potenzial hat, tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen, brauchen wir mehr als rituelle Selbstbeweihräucherung. Ein wichtiger Punkt ist die Schaffung von Räumen in der eine selbstbestimmte Kultur gelebt werden kann und Selbstverwirklichung ermöglicht wird. Freiräume, um uns zu treffen, organisieren und Ideen für eine Zukunft ohne Herrschaft auszutauschen.

Auf zum antikapitalistischen Tanz!

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Heraus zum revolutionären 1. Mai 2011!

Quelle: http://www.aufbau.org

Ein rauer Wind weht uns entgegen: Sozialabbau, Zwangsmassnahmen gegen sozial Schwächere und AusländerInnen, kaum bezahlbare Wohnungen und Krankenkassenprämien sind heute Ausdruck der kapitalistischen Normalität.

Wenn Bosse und PolitikerInnen mit schicksalsergebener Miene von Sparmassnahmen, Lohnkürzungen und Arbeitslosigkeit reden, dann versteckt sich in Tat und Wahrheit nichts anderes dahinter als die gewollte Verschärfung des Klassenkampfes von oben. Der Rubel muss rollen (in die eigene Tasche wohlgemerkt).

In dieser Verschärfung spielen die bürgerlichen Parteien eine nützliche Rolle für das Kapital. So wie sich die wirtschaftliche Krise der kapitalistischen Produktion heute immer klarer auch als politische und kulturelle Krise äussert, gewinnt der Klassenkampf auf ideologischer Ebene immer mehr an Bedeutung. In diesem Kampf um die Köpfe nimmt die SVP als Speerspitze der Schweizer Bourgeoisie eine zentrale Rolle ein.

So plump wie die SVP daherkommt – man denke an die Kampagne gegen sogenannt “kriminelle Ausländer” – so sehr bereitet Sie den Boden für sämtliche bürgerlichen Parteien ihre Angriffe auf unsere Lebens- und Arbeitsbedingungen zugunsten der eigenen, fetten Profite immer rücksichtsloser durchzuziehen.

Reaktionärer Dung wird salonfähig gemacht.

So kann denn auch z.B. die SP nicht schnell genug auf den Zug aufspringen und mischt mit an vorderster Front, wenn es darum geht, die sozial Schwächsten aus der IV auszuschliessen oder die Arbeitslosenversicherung auf dem Buckel der Jungen abzubauen.

Klassische rechte Bestrebungen, nun auch rosarot verpackt.

Und als „Belohnung“ laden die Zürcher Gewerkschaften Calmy-Rey als Festrednerin auf den Bürkliplatz!

Letztlich bestimmend für sämtliche bürgerlichen Parteien ist das Streben nach Profit, daher die Notwendigkeit dem Kapital gute Investitionsbedingungen zu bieten und gleichzeitig die arbeitende Bevölkerung ruhig zu halten.

Die Sparrunde in der Stadt Zürich ist bester Anschauungsunterricht. Während die Schweizer Banken mit Steuergeschenken belohnt werden, wird beim städtischen Personal die Schraube angezogen.

Gleiches gilt für die bilateralen Verträge, die den Import billiger Arbeitskräfte und die verschärfte Repression im Schengen-Raum ermöglichen.

Auch imperialistische Kriegshandlungen wie seinerzeit in Jugoslawien und jetzt in Libyen sind bei der “linken” SP populär, und die zunehmende Repression auf der Strasse ging sowieso immer von sozialdemokratischen PolizeivorsteherInnen aus.

Diese verschärfte ideologische Offensive verändert den öffentlichen Diskurs und damit auch die gesellschaftliche Normalität. Jegliche fortschrittliche Positionen, die sich dagegen zur Wehr setzen, werden in die Defensive gedrängt. Entsprechend gilt es heute mehr denn je, gegen diese Angriffe eine gemeinsame Kampflinie aufzubauen. Nur wenn es uns gelingt, uns heute als Klasse geeint in dieser Defensive aufzustellen, können wir morgen wieder in die Offensive gehen.

Die Einheit ist die Voraussetzung für die Offensive von morgen, gegen oben rechts. Oben rechts als bürgerliche Klasse, die sich der revolutionären Perspektive in den Weg stellt, wo sie kann. Die Kampagne zum 1. Mai ist eine der Gelegenheiten, einen Schritt in dieser Richtung zu tun.

Kommt also alle mit euren politischen Inhalten und Initiativen am Morgen an den revolutionären Block an der Demo, am Nachmittag zum revolutionären Treff aufs Kanzleiareal

Von unten links gegen oben rechts:

Klasse gegen Klasse!

Für den Kommunismus!

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Die Rückeroberung: Kapitel 2: Die Adler fliegen aus

Quelle: http://www.kulturoffensive.ch/2011/die-ruckeroberung-kapitel-2-die-adler-fliegen-aus/

Für eine Woche nisteten wir nun in unserem Adlerhorst. Dabei ist vieles entstanden, es wurde gebastelt, gemalt, getanzt, geschraubt, gekocht, gesungen, diskutiert und viel neues ausgebrütet. Erneut wurde gezeigt, wie dringend benötigt kultureller Freiraum ist, der Interessierten offen steht und selbstbestimmt gestaltet werden kann. So fanden in dieser Woche Filmabende, Diskussionen, Infoveranstaltungen, Konzerte, Workshops und Mittagstische statt. Die Haldenstrasse 39 ist genutzt worden, um auszuleben, was uns verunmöglicht wird, wenn wir nicht dafür kämpfen.
Nun werden die Adler erneut vertrieben. Zwei Personen, deren einzige Legitimation ihr Kapital ist, eignen sich ein Haus an prominenter Lage am See an, um es für ihre privaten Zwecke zu nutzen. Die Interessen dieser Personen werden wie selbstverständlich höher gewichtet als die einer kulturellen Szene, welche an diesem Ort einen offenen Raum schaffen will. Es scheint legitimer zu sein, dass zwei Menschen wie die Geier von ihrer privaten Luxusterrasse herunter stieren, als dass Adler ein kreatives Nest bauen. Während sie von der Justiz verteidigt werden, werden wir kriminalisiert.

Der weitsichtige Adler denkt über seinen Schnabel hinaus und sieht diesen Missstand der Besitzverhältnisse als Teil der kapitalistischen Stadtentwicklung. Solange der Boden ein Privatbesitz ist, werden Menschen daraus Profit ziehen wollen. Und solange wird der Markt entscheiden, für was diese Stadt genutzt werden soll und für was nicht. Die wirtschaftliche Rentabilität gibt vor, welche Kultur Platz hat und welche nicht. So kann es nicht sein. Deshalb tragen wir den Protest auf die Strasse. Wir geben ein Haus aus den Händen, dafür nehmen wir uns die Stadt. Reclaim the streets!

Die Rückeroberung geht weiter!
Heute ist nicht alle Tage…Wir kommen wieder – keine Frage!

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Volksmotion “KEIN ZWEITES BOA-DEBAKEL”

Kein zweites Boa-Debakel durch die Wohnüberbauung bei der ehemaligen Butterzentrale

An die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger der Stadt Luzern

Volksmotion Wohnüberbauung Butterzentrale

Informationsblatt Theater Pavillon

Auf dem Areal der ehemaligen Butterzentrale im Tribschenquartier sollen in unmittelbarer Nähe zum Fussballplatz des FC Kickers, zum Theater Pavillon Luzern und zum Luzerner Jugendkulturhaus Treibhaus Wohnungen gebaut werden. Die Konflikte wegen Lärmemissionen mit den zukünftigen Anwohnern sind vorprogrammiert. Die selbe Problematik hat zur Schliessung des Kulturzentrums Boa geführt.

Wir wehren uns nicht gegen den Hauptsitz der Emmi und die ca. 80 Wohnungen zur Seeseite, aber wir wehren uns gegen die geplanten rund 20 Wohnungen im Wohnblock “C” in 12 Meter Distanz zum Fussballplatz des FC Kickers, 40 Meter Distanz zum Theater Pavillon Luzern und 50 Meter Distanz zum Jugendhaus Treibhaus.

Helfen Sie mit Ihrer Unterschrift mit, den blühenden Sport- und Kulturbetrieb am Spelteriniweg zu erhalten und zu schützen.

Weiter Infos siehe Anhang (am Anfang des Textes) oder Beitrag SF DRS Schweiz Aktuell vom 5. April 2011:

So können Sie uns unterstützen:

  • Leiten Sie diesen Beitrag weiter
  • Lesen sie die ganze Volksmotion
  • Drucken Sie nur die erste Seite der Volksmotion aus
  • Unterschreiben Sie: Wichtig: Handschriftliche vollständige Angaben!

und falls sie mögen:

  • Sammeln Sie weitere Unterschriften!

Das Wichtigste:

  • Senden Sie uns das Formular bis zum Mittwoch, 20. April 2011 (Mittwoch in einer Woche!) ganz – oder auch nur teilweise ausgefüllt zurück an:

Theater Pavillon Luzern
Spelteriniweg 6
6005 Luzern

Unterzeichnen können nur Stimmberechtigte mit Wohnsitz in der Stadt Luzern

Einreichung der Volksmotion, Donnerstag, 21. April, 16.30 h, Haupteingang Stadthaus, Hirschengraben 17

Bei folgenden Kulturorganisationen liegen die Motionsformulare ab Mittwoch, 13. April zur Unterschrift auf:

Kultur-ForumBruchstrasse 53
MO bis DO, 13 bis 17 Uhr; FR geschlossen

Kleintheater am Bundesplatz, Kasse
Mo bis Sa, 15 bis 19 Uhr

Südpol
Bei Bistroöffnungszeiten (MO-FR 11-15h)
und Veranstaltungen (Infos auf www.sudpol.ch)
jeweils an der Bar oder im Büro

Jugendhaus Treibhaus, Bar
am Spelteriniweg

Theater Pavillon Luzern, Milchkasten

Ganz herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!

Das Motionskomitee

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Mehr Musikgehör für ÖV, Fuss- und Veloverkehr

Samstag, 16. April 2011, 10.30-12.00, Pavillon am Schweizerhofquai

Der Stadtrat soll endlich mehr tun für ÖV und Velo! “Jolly and the Flytrap” setzen mit einem gratis Strassenmusik-Konzert ein verkehrspolitisches Zeichen. Ein halbes Jahr nach der Annahme des Reglements für eine nachhaltige städtische Mobilität müssen die wohlklingenden Worte dieses Gesetzes jetzt auch in hör- und spürbare Taten umgesetzt werden. Alle sind herzlich eingeladen.

Organisation des Konzerts: UmverkehR und Jollys.

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