Lagota Buchempfehlung

Give a Boy a Gun: From Killing to Peace-Making
(London, 2009)
Autor: Little Alistair
ISBN-13: 978-0232527636

Die Memoiren eines Mannes, der mit 17 Jahren für die UVF (Ulster Volunteer Force – loyalistische Paramilitärs) einen Mord beging und heute in Kriegszonen auf der ganzen Welt in Conflict Transformation arbeitet. Mit brutaler Ehrlichkeit erzählt Little von seiner Kindheit, von Segregation und früherem blindem Hass auf Katholiken, welcher ihn schließlich dazu bewog den bewaffneten Kampf anzutreten. Kein Buch über die Politik Nordirlands – und nichts für schwache Nerven. Trotzdem ein einmaliger, persönlicher Einblick in das Leben eines Mannes der durch persönliche Erfahrungen zum Mörder wurden und sich nach Jahren ehrlicher Auseinandersetzungen mit sich selbst und ihrer Gesellschaft nun auf Frieden hinarbeitet. Zum Verstehen der Situation Nordirlands in den 70ern und 80er Jahren genauso hilfreich wie ein Sachbuch, denn man lernt verstehen, wie eine Kindheit in einer „Kriegszone“ wie Nordirland junge Leute (egal welcher Religion) prägt und formt. Wow!

Die Geschichte von Little und dem Bruder seines Mordopfers (welches den Mord als Junge miterlebte) wurde von der BBC unter dem Titel Five Minutes of Heaven verfilmt. Einer der besten, emotionalsten Spielfilme über Nordirland, der trotz seines fiktiven Settings genauso aufrüttelt wie das Buch. Sehenswert!

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Café Lagota

Das Café Lagota geht weiter…

Die nächsten Daten sind 27. Februar, 27. März und 25. April!

Ein Treffpunkt um sich austauschen, zu informieren oder einfach das Wochenende ausklingen zu lassen.

Wie immer mit Kaffee und Kuchen!

Ort: Infoladen Romp, Luzern
Offen ab 15 Uhr, Ende ca. 19 Uhr

Wir freuen uns auf Euren Besuch!

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Lagota Buchempfehlung

Contemporary Northern Irish Society: An Introduction (London, 1999)
Autor: Coulter Colin
ISBN-13: 978-0745312446

Als Teil der lesenswerten Serie Contemporary Irish Studies (editiert von der Queen’s University, Belfast) bringt der nordirische Soziologe Colin Coulter einen lesenswerten Einstieg in Geschichte und Gegenwart der Gesellschaft Nordirlands. Von Medien zu Mauerbildern, Frauen und Fußball bis hin zu Politik und Proletariat zeigt er Grundstrukturen, ohne dabei die Auswirkungen der (sozialen/räumlichen/religiösen) Teilungen auf Einzelpersonen aus den Augen zu verlieren. Ein einmaliger kritischer Überblick über ein komplexes Thema der, wenn auch aus der Feder eines renommierten Soziologen, dank seiner vielen Definitionen und Ausführungen auch für “Einsteiger” unglaublich lesbar ist.

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Infoveranstaltung: Die baskische Jugendbewegung

Im Zuge der internationalen Solidaritätswoche mit dem Baskenland veranstaltet Lagota am 18. Februar eine Informationsveranstaltung.

Zwei Aktivisten der baskischen Jugendbewegung reden mit uns über die Situation junger politischer Aktivisten zwischen Illegalisierung und Verfolgung. Sie informieren und dikutieren mit uns ebenfalls über den neuen demokratischen Prozess.

Das Baskenland ist im Aufbruch. Im Februar 2010 bekräftigte die abertzale Linke, die baskische linke Unabhängigkeitsbewegung, ihre Friedensinitiative mit dem Dokument „Zutik Euskal Herria – Steh auf, Baskenland“ und erklärte einseitig und ohne Vorbedingung den Einsatz ausschließlich politischer und demokratischer Mittel zur Erreichung ihrer Ziele. Seitdem wächst die Zustimmung zu diesem Projekt mit fast wöchentlich neuen Erklärungen, Bündnissen und Aktionen, deren Unterstützerinnen und Unterstützer weit über das eigene Umfeld der abertzalen Linken hinausgehen.

Viele Baskinnen und Basken sehen die Chance auf Selbstbestimmung, auf ein Ende des spanisch-baskischen Konflikts und fordern von allen Konfliktparteien Engagement in Richtung eines Friedensszenarios und politischer Verhandlungen. Die aktive Beteiligung der Bevölkerung ist enorm: sie fordern ihre politischen Rechte und tragen den Protest auf die Straße.

Infoladen ROMP, Steinenstr. 17, Luzern – Freitag 18. Februar 2011, ab 20 Uhr

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Mexiko: Rundbrief Februar 2011

Chiapas

Konfrontation zwischen Anhängern der Anderen Kampagne und PRIistas (3.2.2011)

Just am Tag nach dem Besuch von Calderón zur Inspektion der Fortschritte bei den touristischen Megaprojekten in der Region provozierten PRIistas (Anhänger der ehemaligen Regierungspartei PRI) eine Konfrontation mit Mitgliedern der Anderen Kampagne. Der Konflikt rankt sich um die Kontrolle über das Kassenhäuschen der Touristenattraktion Agua Azul, Chiapas. Das Problem entstand als die Bewohner der PRI-Gemeinde San Sebastián Bachajón die Mitglieder der Anderen Kampagne, die das Kassenhäuschen seit zwei Jahren unter Kontrolle hatten, gewaltsam vertrieben. Unterdessen wurden 106 von 116 festgenommenen Personen wieder freigelassen, während 10 Personen weiterhin in Haft sind.

Quellen: educaoaxaca.org und enlacezapatista.ezln.org.mx

Das Freyba denunziert die Polizeiaktion als menschenrechtswidrig

Mexiko-City / Chiapas

Samuel Ruiz: »Die indigene Bevölkerung hat mich verändert«

Der in Mexiko-Stadt verstorbene Altbischof genoss international hohes Ansehen
Ein großes Herz hörte am Montag auf zu schlagen. Mit 86 Jahren starb in Mexiko-Stadt der katholische Altbischof Samuel Ruiz García. Als Menschenrechtsverteidiger, Vermittler in Konflikten und Unterstützer der indigenen Bevölkerung genoss Ruiz über die mexikanischen Grenzen hinaus hohes Ansehen. Mit seinen Anklagen gegen unsoziale Wirtschaftspolitik und seiner eindeutigen Position für die Armen schaffte er sich aber auch manchen Feind im Vatikan und in Regierungskreisen seines Landes.

Den Artikel von Gerold Schmidt weiterlesen

Deutsche Übersetzung des EZLN-Communiques zum Tod von Samuel Ruiz

Oaxaca

DRINGEND: Urgent Action für Alba Cruz, Menschenrechtsanwältin in Oaxaca, und Marcelino Coache, führender APPO-Aktivist und Gewerkschafter in Oaxaca (bis spätestens 23. Februar)

Amnesty International ruft zu einer Briefaktion für Alba Cruz und Marcelino Coache auf, da beide erneut mit dem Tod bedroht wurden. Alba Cruz setzt sich für die Opfer von Folter und unbegründeter strafrechtlicher Verfolgung seit den Demonstrationen von 2006 in Oaxaca ein. Die 2007 von der Interamerikanischen Menschenrechtskommission verfügten Schutzmassnahmen, die die Regierung ergreifen sollte, wurden kaum aufgenommen, und die Verantwortlichen für die Einschüchterungsversuche sind immer noch auf freiem Fuss.

Alba Cruz: Hier online ausfüllen.

Urgent Action Marcelino Coache

Wir hoffen, gut informiert zu haben.

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Neue linke baskische Partei

Originaltext bei Telepolis / geschrieben von Ralf Streck

Die linke baskische Unabhängigkeitsbewegung hat sich mit der Vorstellung der Parteistatuten ausdrücklich von der Gewalt der ETA distanziert

Sortu” heißt die Partei, mit der die linke baskische Unabhängigkeitsbewegung wieder in die Institutionen im spanischen Baskenland einziehen will. Sortu bedeutet: schaffen, aufbauen, sprießen. Der Name ist Programm. Etwas Neues wurde auf den Weg gebracht, als die Partei am Montag im baskischen Bilbao von Persönlichkeiten vorgestellt wurde, die in der Geschichte der 2003 in Spanien verbotenen Batasuna (Einheit) oder zuvor Herri Batasuna (Volkseinheit) eine bedeutende Rolle gespielt haben.

Sortu verzichtet nicht nur im Namen, sondern auch organisatorisch auf Bezüge zu den Vorgängern. Rufi Etxeberria und der Anwalt Iñigo Iruin machten deutlich, dass ein Kapitel der baskischen Linken definitiv abgeschlossen ist: die Koexistenz mit der Gewalt der Untergrundorganisation ETA. Anders als behauptet war Batasuna nie mit der ETA verbunden, es hätten aber “Abhängigkeitsverhältnisse” bestanden, sagte Iruin. Die Gewalt wurde über Jahrzehnte als Ausdruck eines politischen Konflikts geduldet. Aus der historischen Erfahrung, dass die ETA entscheidend zum Ende der Franco-Diktatur beigetragen hat, hielten viele sie angesichts der Fortdauer von Unterdrückung des Selbstbestimmungsrechts und von Folter durch Spanien für ein notwendiges Übel.

Nach einem tief greifenden Reflektionsprozess wurde damit gebrochen. Damit soll ein definitiver Friedensprozess auf den Weg gebracht werden, wie er auch von internationalen Vermittlern, darunter vier Friedensnobelpreisträgern, gefordert wird. In den neuen Statuten heißt es: “Die neue Partei wird ihre Aktivitäten ausgehend von der Ablehnung von Gewalt als Instrument oder Methode entfalten, um politische Ziele zu erreichen.” Unabhängig davon, wer Gewalt ausübe, “wird sie offen und unverblümt verurteilt, eingeschlossen die der Organisation ETA”, denn “fundamentale Freiheiten und Rechte von Menschen” dürften nicht verletzt werden. Mitglieder, die gegen dieses Gebot verstoßen, werden sofort ausgeschlossen. Es soll damit “die Instrumentalisierung durch Organisationen verhindert werden, die Gewalt ausüben”, erklärte der Batasuna-Anwalt (Unterstreichung aus dem Original). Etxeberria betonte am Dienstag noch einmal in einem Interview mit einem spanischen Radio, dass es “keinen Weg zurück gibt”, egal ob auch die neue Partei verboten wird oder nicht.

Auch daran zeigt sich, dass es sich kein taktische Manöver handelt, um im Mai wieder zu den Kommunalwahlen antreten zu können. Seit langem hat sich in der baskischen Linken durchgesetzt, dass Aktionen der ETA eher verhindern, dass ein unabhängiges, vereintes und sozialistisches Baskenland entsteht. Denn sie spalten die Kräfte, die für diese Ziele eintreten. So war es die baskische Linke, welche die ETA dazu gezwungen hat, die Waffen seit 18 Monaten schweigen zu lassen. Erstmals in ihrer Geschichte wird sie einen Waffenstillstand von internationalen Beobachtern kontrollieren lassen, wie es allseits von ihr gefordert wurde, bestätigte sie vor einem Monat. Damit soll verhindert werden, dass sich in ihren Reihen erneut die militärische Logik Bahn bricht, mit dem sie den letzten Friedensprozess Ende 2006 gesprengt hatte.

Die neue Partei erfüllt, darin sind hochrangige Juristen weitgehend einig, die Anforderungen des Parteiengesetzes, das extra geschaffen wurde, um Batasuna 2003 zu verbieten. Gerade wurde es von den regierenden Sozialisten (PSOE) mit Hilfe der ultrakonservativen Volkspartei (PP) weiter verschärft. Der angesehene spanische Verfassungsrechtler Javier Pérez Royo erklärte in Radio Euskadi: “Diese Statuten gehen weit über das hinaus, was gefordert werden kann.” Er bescheinigt “außerordentliche Gewissenhaftigkeit” und eine “juristische Unangreifbarkeit”. Er erinnerte, dass Batasuna-Mitgliedern niemals die “Bürgerrechte aberkannt wurden”, daher könnten sie auch eine Partei gründen. Auf Basis von Misstrauen oder Vermutungen dürfe man keine Parteien verbieten.

Die baskischen Parteien haben allesamt den Schritt von Batasuna begrüßt. Bis auf die PSOE und die PP hatten alle Parteien ihre Vertreter zur Vorstellung entsandt. Wie die Vereinte Linke (IU) erklärten sie, dass Madrid nun zeigen müsse, ob es die “eigenen Gesetze einhalte”. Der baskische IU-Chef Mikel Arana erklärte, es gäbe nun “keine Ausrede mehr” und es werde sich zeigen, ob wahltaktische Gründe im Vordergrund stehen.

Die große Baskisch-Nationalistische Partei (PNV), auf deren Stimmen die schwer angeschlagene Regierung von José Luis Rodríguez Zapatero in Madrid angewiesen ist, um nicht durch ein Misstrauensvotum der Konservativen gestürzt zu werden, wird ebenfalls Druck daraufhin ausüben, dass Sortu zugelassen und ein Friedensprozess ermöglicht wird. In einer Stellungnahme der Parteiführung heißt es, dass “eine Zeit neuer Hoffnungen für die Politik im Baskenland” begonnen habe.

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“Dies ist der bemerkenswerteste regionale Aufstand, an den ich mich erinnere “

Interview mit Democracy Now!

Amy Goodman:

In den vergangenen Wochen ist es in der arabischen Welt zu mehreren Volksaufständen gekommen. Einer davon hat zum Sturz des tunesischen Diktators Zine El Abidine Ben Ali geführt. Das Ende des Regimes des ägyptischen Staatspräsidenten Hosni Mubarak scheint unmittelbar bevorzustehen. Jordanien hat eine neue Regierung, und der altgediente Diktator des Jemen hat geschworen, mit dem Ende seiner Amtszeit abzutreten. Am Mittwoch sprachen wir in unserem Live-Programm mit Noam Chomsky (emeritierter Professor des Massachusetts Institute of Technology (MIT)) über die Situation in Ägypten. Nach der Sendung führten wir das Interview noch 50 Minuten weiter. Wir sprachen darüber, was dieser Volksaufstand für den Nahen/Mittleren Osten und die amerikanische Außenpolitik in der Region bedeutet. Wir sprachen darüber, ob die Angst der USA vor den ägyptischen Moslembrüdern nicht vielmehr Angst vor ‘Demokratie in der arabischen Welt’ ist, und wir sprachen darüber, was die ägyptischen Proteste für die Menschen in den USA bedeuten.

Für eine Analyse des Aufstandes in Ägypten und der Auswirkungen auf die Region Naher/Mittlerer Osten und über diese Region hinaus sind wir nun mit dem weltberühmten politischen Dissidenten und Linguisten Noam Chomsky verbunden (…) Er hat mehr als 100 Bücher verfasst. Sein neues Buch heißt ‘Hopes and Prospects’.

Willkommen, Noam, bei Democracy Now!. Bitte, Ihre Analyse zu den Ereignissen in Ägypten und zu deren Bedeutung für die Region Naher/Mittlerer Osten.

Noam Chomsky:

Nun, zunächst einmal will ich sagen, was hier passiert, ist absolut spektakulär. Der Mut, die Entschlossenheit und das Engagement der Demonstranten ist bemerkenswert. Was immer geschehen wird – diese Momente werden nicht in Vergessenheit geraten. Und sie werden mit Sicherheit langfristige Konsequenzen haben. Ich denke da an die Tatsache, dass sie (die Demonstranten) auf dem Tahrir-Platz die Polizei besiegt und den Platz erobert haben und dort bleiben – unter den Augen von Mubaraks Straßenmob, der von der Regierung organisiert wurde, um sie (die Demonstranten) entweder zu vertreiben oder um eine Situation zu schaffen, in der die Armee behaupten wird, sie müsse einschreiten, um die Ordnung wiederherzustellen und um womöglich eine Art Militärherrschaft einzuführen. Es ist äußerst schwer vorherzusagen, was passieren wird. Doch die Ereignisse sind tatsächlich spektakulär. Natürlich hat dies Auswirkungen auf die gesamte Region Naher/Mittlerer Osten: im Jemen, in Jordanien – praktisch überall sind die Folgen gravierend.

Die USA halten sich bislang an das übliche Drehbuch. Ich meine, es ist schon häufiger vorgekommen, dass ein von den USA favorisierter Diktator die Kontrolle verlor oder in Gefahr geriet, diese zu verlieren. Es gibt da eine gewisse routinemäßige Standardvorgehensweise – siehe Marcos (Philippinen), Duvalier (Haiti), Ceausecu (Rumänien) oder Suharto in Indonesien/Osttimor (der von den USA und Großbritannien massiv unterstützt wurde). Diese routinemäßige Standardvorgehensweise lautet: Unterstützt sie, solange es geht. Wenn es sich nicht mehr lohnt (typischer Weise ist das der Fall, wenn die Armee die Seiten wechselt), dreht euch um 180 Grad und behauptet, ihr hättet schon immer aufseiten des Volkes gestanden. Vergesst die Vergangenheit und unternehmt alle möglichen Schritte, um das alte System, unter neuer Bezeichnung, wiedereinzuführen. Ob das gelingt, hängt von den jeweiligen Umständen ab.

Ich denke, das wird nun eintreten. Sie (die Mitglieder der US-Regierung) warten ab, ob Mubarak es schaffen wird (was er offensichtlich will). Solange er sagen kann: “Nun, wir müssen uns für Gesetz und Ordnung einsetzen sowie für einen geregelten, verfassungsmäßigen Übergang” und so weiter, wird man abwarten. Gelingt ihm das nicht mehr, sagen wir, falls die Armee sich gegen ihn stellt, wird Amerika sicherstellen, dass die übliche Routine abgespult wird. Der einzige Führer in der Region, der wirklich Klartext spricht, ist der türkische Premierminister Erdogan. Er wird immer populärer; vielleicht ist er bereits die populärste Figur in der Region. Erdogan ist sehr direkt und spricht offen.

Amy Goodman:

Noam, ich möchte Ihnen nun einspielen, was Präsident Obama gestern gesagt hat.

(Einspielung)

Präsident Barack Obama:

Wir haben uns dafür ausgesprochen, dass ein Wandel notwendig sei. Nach seiner Rede heute Abend habe ich direkt mit Präsident Mubarak gesprochen. Er hat erkannt, dass der Status quo unhaltbar ist und ein Wandel erfolgen muss. Wir alle, die wir das Privileg haben, in einer politischen Machtposition zu dienen, tun dies, weil (unser jeweiliges) Volk es so will. Während seiner Geschichte hat Ägypten – in Tausenden von Jahren – viele Momente der Transformation durchlaufen. Die Stimmen aus dem ägyptischen Volk sagen uns, dass nun wieder ein solcher Moment gekommen ist, eine solche Zeit. Nun – es steht keinem anderen Volk zu, zu bestimmen, wer die Führer Ägyptens sein sollen. Diese Rolle hat nur das ägyptische Volk. Es ist jedoch klar – und das habe ich heute Abend auch gegenüber Präsident Mubarak angedeutet -, dass meiner Meinung nach ein geregelter Übergang erfolgen muss, der echt und friedlich sein muss und jetzt einsetzen muss. (Ende)

Amy Goodman:

Das hat Präsident Obama gestern im Weißen Haus gesagt. Noam Chomsky, was halten Sie von Obamas Worten? Viele sind ja enttäuscht, dass er von Mubarak nicht den sofortigen Rücktritt gefordert hat. Noch wichtiger ist allerdings die Frage nach der Rolle der USA. Warum sollte Amerika hier irgendetwas zu sagen haben, angesichts der Unterstützung, die es diesem Regime gewährt hat?

Noam Chomsky:

Nun, Obama hat auf sehr vorsichtige Weise – nichts gesagt. Mubarak ist sicher damit einverstanden, dass der Übergang geregelt ablaufen soll – aber was für ein Übergang soll das sein? Soll es ein neues Kabinett geben? Oder sollen nur ein paar unwesentlichen Stellen der verfassungsmäßigen Ordnung geändert werden? (Es waren) leere Worte. So gesehen hat er das getan, was US-Präsidenten regelmäßig tun. Wie gesagt, es gibt da ein Drehbuch: Wann immer ein Lieblingsdiktator in Schwierigkeiten gerät, soll man versuchen, ihn zu halten. Ist dies, ab einem bestimmten Punkt, nicht mehr möglich, soll man die Seiten wechseln.

Die Rolle der USA ist unglaublich gewichtig. Ägypten ist das Land, das – nach Israel – die meiste amerikanische Militär- und Wirtschaftshilfe erhält und zwar schon sehr lange. Obama hat Mubarak auch persönlich massiv unterstützt. Man sollte nicht vergessen, dass Obama auf dem Weg nach Kairo, wo er seine berühmte angebliche “Versöhnungsrede” an die arabische Welt hielt, von der Presse gefragt wurde (ich glaube, es war die BBC), ob er auch etwas über die ‘autoritäre Regierung Mubarak’ (so deren Worte) sagen werde. Obama verneinte dies. Er sagte: “Ich mag es nicht, wenn man Leuten Etiketten verpasst. Mubarak ist ein guter Mann. Er hat gute Dinge getan. Er hat die Stabilität aufrechterhalten. Wir werden ihn weiter unterstützen. Er ist ein Freund.” Und so weiter. Dabei ist er (Mubarak) einer der brutalsten Diktatoren in der Region. Es mutet schon ein wenig seltsam an, dass manche Leute Obamas Kommentare zum Thema Menschenrechte danach nach wie vor ernstnehmen konnten. In diplomatischer Hinsicht war die Unterstützung (für Mubarak) sehr wirkungsvoll. Zum militärischen Bereich ist zu sagen, dass es sich bei den Flugzeugen, die über den Tahrir-Platz (in Kairo) fliegen, natürlich um amerikanische handelt. Die USA sind – und waren – der mächtigste, konstanteste und wichtigste Unterstützer dieses Regimes. Mit Tunesien kann man das nicht vergleichen. Hauptunterstützer Tunesiens war Frankreich. Es trägt in diesem Fall die Hauptschuld. Im Falle Ägyptens allerdings ist Amerika, ganz klar, der Hauptschuldige – und natürlich Israel. Von allen Ländern in der Region hat Israel – und ich glaube Saudi-Arabien – das Mubarak-Regime am unverbrämtesten unterstützt. Die Führer Israels waren wütend – zumindest gaben sie sich wütend -, weil Obama sich nicht stärker für ihren Freund Mubarak eingesetzt hat.

Amy Goodman:

Noam Chomsky, sprechen wir nun darüber, was dies alles für die Region Naher/Mittlerer Osten bedeuten wird. Ich meine, denken wir an die großen Proteste in Jordanien. Es ist sogar so weit gekommen, dass König Abdullah sein Kabinett entlassen und einen neuen Premierminister ernannt hat. Auch im Jemen gibt es massive Proteste, und für Syrien ist eine große Protestveranstaltung angekündigt. Welche Auswirkungen hat dies alles – haben diese Aufstände, von Tunesien bis Ägypten?

Noam Chomsky:

Nun, das ist der bemerkenswerteste regionale Aufstand, an den ich mich erinnern kann. Ich meine, man könnte es mit Osteuropa vergleichen, aber das wäre kein sehr guter Vergleich. Erstens gibt es niemanden wie Gorbatschow unter den… Keine Großmacht – wie die USA oder eine andere große Macht – hat die Diktaturen im Osten unterstützt. Hier besteht ein gewaltiger Unterschied. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass die USA und deren Verbündete im Falle Osteuropa nach einem ziemlich ausgeleierten Prinzip gehandelt haben. Es lautete: Demokratie schön und gut – zumindest solange sie mit unseren strategischen und ökonomischen Zielen einhergeht. Wir akzeptieren sie in der Domäne des Feindes, jedoch nicht in unserer eigenen Domäne. Dieses Prinzip hat sich seit langem etabliert. Das heißt natürlich, dass ein wesentlicher Unterschied zwischen der Situation im damaligen Osteuropa und der Situation im heutigen Ägypten besteht. Der einzig sinnvolle Vergleich – mit Einschränkungen – wäre ein Vergleich mit Rumänien unter Ceausescu. Er war der bösartigste Diktator in der Region und wurde von den USA bis zum Schluss massiv unterstützt. Als er… In den letzten Tagen vor seinem Sturz und seiner Tötung ging die damalige Regierung Bush I im Sinne der üblichen Regeln vor: Sie tat so, als wäre sie schon die ganze Zeit über aufseiten des (rumänischen) Volkes gewesen und gegen den Diktator gestanden. Sie versuchte, die guten Beziehungen zu Rumänien aufrechtzuerhalten.

Doch hier haben wir es mit einen völlig anderen Fall zu tun. Wie wird es weitergehen? Niemand weiß es. Ich meine, die Probleme, gegen die diese Demonstranten versuchen anzugehen, sind tief verwurzelt, extrem tief. Sie werden nicht einfach zu lösen sein. In Ägypten herrscht immense Armut und Unterdrückung. Es ist nicht nur die fehlende Demokratie, es ist auch ein Mangel an Entwicklung, an echter Entwicklung. Ägypten – und andere Länder in der Region – haben gerade eine neoliberale Phase durchlaufen. Auf dem Papier hat dies zu Wachstum geführt – und zu den üblichen Folgen. So kam es zu einer massiven Konzentration extremen Reichtums und extremer Privilegien (in den Händen Weniger), während weite Teile der Bevölkerung verelendeten und in Not gerieten. Diese Verarmung hat ungeheure Ausmaße angenommen. Veränderungen werden daher nicht leichtfallen. Und wir sollten nicht vergessen, dass solche Geschehnisse – was Amerika angeht -, nicht neu sind. Schon in den 50ger Jahren, unter US-Präsident Eisenhower…

Amy Goodman:

Wir haben noch 10 Sekunden, Noam.

Noam Chomsky:

Wie bitte?

Amy Goodman:

10 Sekunden für diesen Teil (der Sendung).

Noam Chomsky:

Oh.

Amy Goodman:

Bringen Sie die Sache mit Eisenhower noch zu Ende.

Noam Chomsky:

Ja. Soll ich weiterreden?

Amy Goodman:

Noch 5 Sekunden.

Anmerkung d. Übersetzerin

*Dieser Kommentar ist ein Auszug aus einem Video-Interview von Democracy Now! mit Noam Chomsky. Alle 7 Teile des Interviews finden Sie, über Links, die sich im englischsprachigen Artikel (‘This ist the Most Remarkable Regional Uprising that I Can Remember’) auf ZCommunications/ZNet befinden.

Quelle: http://www.linkezeitung.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=10311&Itemid=1

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Welche Bewegungen gibt es in Ägypten?

Amerika stellt sich neu auf
von Samir Amin / Quelle: Zmag

Ägypten ist ein wesentlicher Faktor, wenn es darum geht, den Plan einer US-Herrschaft über unseren Planeten zu verwirklichen. Sollte Ägypten daher versuchen, sich aus der totalen Unterwerfung (gegenüber den USA) zu lösen, würden die USA das auf keinen Fall tolerieren. Auch für Israel ist eine unterwürfige Haltung Ägyptens wichtig – um die Kolonisierung des restlichen Palästina fortsetzen zu können. Das ist die exklusive Zielsetzung Washingtons, wenn es sich an einem “sanften Übergang” beteiligt. Auf diesem Hintergrund wäre es auch denkbar, dass die USA Mubaraks Rücktritt in Erwägung ziehen. In diesem Falle läge die Kontrolle bei dem eben erst ernannten (ägyptischen) Vizepräsidenten Omar Soliman, dem Chef des Armeegeheimdienstes. Die Armee war/ist sehr darauf bedacht, nicht mit der Unterdrückung in Verbindung gebracht zu werden und hat so auch Solimans Image geschützt.

An diesem Punkt kommt Mohammed ElBaradei ins Spiel. Er ist im Ausland nach wie vor bekannter als in Ägypten. Doch er könnte dies schnell ändern. Er ist “liberal”. Er verfügt über kein anderes – als das gegenwärtige – Konzept, um die ägyptische Wirtschaft zu managen. Er begreift nicht, dass genau dies die Wurzel der sozialen Verelendung im Lande ist. Er ist Demokrat – das heißt, er will “echte Wahlen”, und er will, dass dem Gesetz Genüge getan wird (ein Ende der Verhaftungen und der Folterungen). Mehr will er nicht.

Er wäre vielleicht ein Partner für den Übergang – möglich. Dennoch würden die Armee und die Geheimdienste des Landes (unter ElBaradei) ihre Machtstellung behalten, was ihre Herrschaft über die ägyptische Gesellschaft betrifft. Wird ElBaradei ja sagen?

Falls es zu einem ‘Sieg’ kommt und zu ‘Wahlen’, würde die ‘Moslembruderschaft’ (MB) daraus als stärkste parlamentarische Kraft hervorgehen. Das wäre den USA Recht. Sie haben die MB bereits als “moderat” eingestuft. Das heißt, sie halten sie für sanftmütig und glauben, sie würde sich der US-Strategie beugen, und sie glauben auch, die MB würde die israelische Besatzung Palästinas tolerieren. Außerdem ist die MB begeistert vom derzeitigen ‘Marktsystem’, das völlig vom Ausland abhängig ist. Die herrschende Klasse – die Compradores – sind im Grunde die Partner der MB. Bei Streiks der Arbeiterklasse oder wenn die Bauern darum kämpften, ihr Land zu behalten, standen die Moslembrüder auf der gegnerischen Seite.

Der US-Plan für Ägypten erinnert stark an das pakistanische Modell: eine Kombination aus ‘politischem Islam’ und Armeegeheimdienst. Die Bereitschaft, sich mit einer solchen Politik zu arrangieren, könnte die MB, zum Beispiel, dadurch ausgleichen, dass sie sich gegenüber den Kopten (Christen) eben NICHT “moderat” verhält. Doch hätte ein solches System das Etikett “demokratisch” verdient?

Was wir hier sehen, ist eine Bewegung der städtischen Jugend – vor allem von jungen Leuten mit abgeschlossener akademischen Ausbildung, die ohne Arbeit sind. Diese jungen Menschen werden von Leuten aus der Mittelschicht und von Demokraten unterstützt. Ein neues Regimes könnte vielleicht einige Zugeständnisse machen. Es könnte zum Beispiel mehr Leute in den öffentlichen Dienst aufnehmen – aber nicht viel darüber hinaus.

Natürlich wird die Sache anders laufen, wenn die Arbeiterklasse und die Bauern-Bewegung ins Spiel kommen. Allerdings scheint dies nicht auf der Agenda zu stehen. Doch solange das ägyptische Wirtschaftssystem im Sinne der Regeln des ‘globalen Spieles’ abgewickelt wird, kann keines der Probleme, die zu diesen Protesten geführt haben, tatsächlich gelöst werden.

Samir Amin ist Direktor des Third World Forum und Vorsitzender des World Forum for Alternatives.

Orginalartikel: Movements in Egypt
Übersetzt von: Andrea Noll

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Amnesty verlangt Untersuchung gegen Bush wegen Folter

Eine Mitteilung von Amnesty International:

Bei einem Besuch des früheren US-Präsidenten Bush in der Schweiz, wären die Schweizer Behörden rechtlich verpflichtet, eine Untersuchung wegen Folter zu eröffnen und Bush dafür festzusetzen. Amnesty International hat eine entsprechende Eingabe an den Bundesrat und die Bundesanwaltschaft gerichtet. Inzwischen wurde der Bush-Besuch abgesagt.

Der frühere US-Präsident wird nicht wie geplant am 12. Februar zu Besuch nach Genf kommen. Begründet wurde die Absage vom Veranstalter mit den «Kontroversen», welche der Besuch im Vorfeld ausgelöst habe. Bestritten wurde, dass eine drohende Strafuntersuchung wegen Folter Bush von seinem Schweiz-Besuch abgehalten habe.

Am 4. Februar haben die Bundesrätinnen Calmy-Rey und Sommaruga, die Bundesanwaltschaft und der Genfer Staatsanwalt dicke Post von Amnesty International erhalten. Die umfangreichen Dossiers belegen, dass die Schweiz rechtlich verpflichtet wäre, eine strafrechtliche Untersuchung gegen den früheren Präsidenten Bush zu eröffnen, falls er zu Besuch in die Schweiz kommt. Die Behörden müssten Georg W. Bush verhaften oder andere rechtliche Massnahmen ergreifen, um seine Anwesenheit für die Untersuchung zu sichern.

«Die Verantwortung des früheren US-Präsidenten Bush für Folter und Misshandlung von Gefangenen im ‚Krieg gegen den Terror’ ist ausreichend bekannt und belegt«, erklärt Manon Schick, die Pressesprecherin von Amnesty International. «Es ist nun Zeit, das dem Recht Geltung verschafft wird!»

Präsident Bush hatte 2001 das CIA-Programm autorisiert, in welchem Gefangene in geheimer Haft gefoltert und an Folterstaaten ausgeliefert wurden. In seinen Memoiren hat sich George W. Bush überdies freimütig dazu bekannt, persönlich Foltermethoden wie Waterboarding angeordnet zu haben.

Verantwortliche zur Rechenschaft ziehen

Amnesty International fordert von den USA seit sechs Jahren, dass die Verantwortlichen für Folter juristisch zur Rechenschaft gezogen – ohne Erfolg. «Da die US-Behörden bis jetzt gescheitert sind, Präsident Bush vor Gericht zu bringen, muss nun die internationale Gemeinschaft aktiv werden», fordert Salil Shetty, Generalsekretär von Amnesty International.

Bei einem Schweiz-Besuch von Bush, wären die Behörden laut Amnesty International zwingend dazu verpflichtet:

  • eine strafrechtliche Untersuchung gegen Bush zu eröffnen;
  • Bush zu verhaften oder anderswie seine Präsenz für das Verfahren zu sichern;
  • oder den Fall an die Strafbehörden eines anderen Landes zu übergeben, in welchem eine Untersuchung gegen Bush eröffnet wird.

Internationale Verpflichtung, Folter zu ahnden

Die Verpflichtungen der Schweiz ergeben sich sowohl durch internationale Konventionen, welche die Schweiz ratifiziert hat, als auch durch das nationale Strafrecht. Rechtlich gebunden in dieser Frage ist die Schweiz insbesondere durch die Antifolter-Konvention der UNO sowie durch die entsprechenden Bestimmungen im Schweizer Strafgesetzbuch.

«In welches Land Präsident Bush auch reisen möchte, er wird immer fürchten müssen, dass er strafrechtlich verfolgt wird wegen seiner Verantwortung für Folter. Dieses Risiko besteht insbesondere in den 147 Ländern, welche die Antifolter-Konvention der UNO ratifiziert haben», erklärt Manon Schick von Amnesty.

«Folter, Kriegsverbrechen und Verantwortlichkeit. Der Schweiz-Besuch des früheren Präsidenten George W. Bush und die Schweizer Verpflichtungen nach internationalem Recht». Lesen Sie die Eingabe von Amnesty International an die Schweizer Behörden (in Englisch). Download

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“Hau ab, Hosni, verschwinde, Mubarak!”

Der ägyptische Präsident Mubarak will bis zum Ende seiner Amtszeit bleiben; die Demonstranten am Tahrirplatz sind anderer Meinung

Hosni Mubarak ist kein Ben Ali. Während dieser nach seiner dritten Rede an die aufgebrachte und nicht mehr zu beruhigende tunesische Bevölkerung das Flugzeug bestieg, machte Mubarak heute abend in seiner dritten Ansprache, die er während der ägyptischen Proteste hielt, klar, dass er bleiben wird, aus Sorge um “sein Land”, – bis zum Ablauf seiner Amtszeit im September.

Die dicht gedrängte Menge am Tahrirplatz in Kairo kommentierte die Rede mit lauten Rufen: “Erhal erhal”, “Verschwinde!, Hau ab!”

In seiner Rede bemühte Mubarak das Bild vom aufopferungsvollen, selbstlosen, geschichtsbewußten, patriotischen, freundlichen Landesvater, der Ägypten dient und eine große Verantwortung schultert, um für Sicherheit und Stabilität zu sorgen, was gerade jetzt, angesichts der Situation, die von “politischen Kräften manipuliert wurde”, besonders nötig sei. Die meisten Ägypter würden sich fürchten und sich vor der Zukunft ängstigen, er stelle sicher, dass sie von Chaos und Anarchie verschont bleiben, so die Botschaft Mubaraks, der damit auf Plünderungen der letzten Tage anspielt, als man die Polizeipräsenz zurückgenommen hatte.

Darüberhinaus versuchte er sich als Staatschef darzustellen, der Reformen gegenüber aufgeschlossen sei, was sich auch an der Bildung einer neuen Regierung zeige, die den Forderungen der Jugend besonders aufgeschlossen gegenübertreten werde.

Die Rede des 81jährigen war an ein imaginiertes Geschichtsbuch adressiert – “I will be judged by history. Homeland will live on. People will not.” – und wurde mit viel Schminke vorgetragen, worüber sich die Zuhörer aus der Protestmenge offensichtlich nicht hinwegtäuschen ließen. Al-Jazeera-TV ließ Stimmen zu Wort kommen, die davon sprachen, dass man sich nicht länger einschüchtern und hinhalten lassen werde und vor allem Mubarak für die miserable Situation im Land verantwortlich sei.

Ob Mubarak durch seinem langsamen gesichtswahrenden Rücktritt, der von einer ausgestellten Realitätsblindheit und vom Gestus einer obsoleten staatsmännischen Überheblichkeit begleitet wird, politisch doch etwas bewirken konnte, wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen.

Zwar dürften wichtige politische Player, seine Regierung, auch die USA, Israel und andere regionale, Staaten begrüßen, was einen geordneten Übergang versprechen könnte, das muss aber nicht den Namen Mubarak tragen. Entscheidend ist, was in den nächsten Tagen auf den Straßen passiert. Wie viele Menschen die Protestbewegung weiterhin auf die Straße bringen kann, mit welchen Mitteln sie ihre Forderungen nach dem Rücktritt Mubaraks durchsetzen wollen und wie die Sicherheitskräfte – und Pro-Mubarak-Demonstranten – darauf reagieren werden. Angekündigt wird bereits ein großer Marsch am Freitag – “The Friday of Departure”.

Es werden harte Tage, prophezeien Experten wie Marc Lynch. Zusammenstöße zwischen Demonstranten in PortSaid und in Alexandria heute abend, nachdem sich die Armee zurückgezogen hatte, geben einen Vorgeschmack darauf.

Quelle: Telepolis

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