Offizieller Aufruf zum antikapitalistischen Festival am Samstag 4. Mai ab 14 Uhr beim Pavillon am Kurplatz

Jahrzehntelang führte uns das Dogma der ungezügelten freien Marktwirtschaft durch irreale Wachstumsraten, fantastische Renditen und spekulative Geschäfte mit unseren Lebensgrundlagen schnurstracks in die nächste Weltwirtschaftskrise und an den Rand des Ruins. Ein System, dass nur noch durch immer beispiellosere Ausbeutung von Menschen, Tieren und der Natur Absatz findet und deren Nachfrage nur noch durch immer maßlosere Verschuldung aufrechterhalten werden kann. Wer glaubt heute noch an das Geschwafel der Selbstregulierung der Märkte? Ein Prinzip der verbrannten Erde, dessen Auswirkung uns alltäglich ein Bild der Zerstörung präsentiert. Multinationale Konzerne betreiben ökologische Verwüstung, rauben der Bevölkerung die Lebensgrundlage und zwingen Menschen in eine ruinöse Abhängigkeit. Ein von den Märkten, dem Wettbewerb und dem Finanzkapital dominiertes Überleben und diktiertes Sterben. Das soll unsere Zukunft sein?

Nur Profiteur_innen glauben an dieses politische und ideologische Leitbild. Selbstgerechte Eliten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit äußerst fragwürdiger Legitimation, welche vehement eine Umverteilung von Unten nach Oben betreiben und erfolgreich soziale Grundrechte bekämpfen. Diese gesteuerte Destabilisierung des ohnehin schwachen gesellschaftlichen Zusammenhaltes, führt zu einer stetig wachsenden Entsolidarisierung und schlussendlich in eine tiefschwarze Zukunft, deren Vorboten im ungarischen Parlament einsitzen, oder in griechischen Städten Pogrome vollstrecken oder unsere Strassen mit rechtpopulistischer Propaganda vergiften.

Unsere Ideen befreien

Die Freiheit Aller

Unsere Antwort kann nur die des kollektiven Bewusstseins sein. Eine Kollektivität, die sich über alle Grenzen hinweg und befreit von nationaler, konfessioneller und ideologischer Identität versteht und sich dafür einsetzt, dass ausnahmslos alle Bestrebungen politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Strukturen der Gemeinnützlichkeit und der Nachhaltigkeit verpflichtet sind. Dies hat für alle Menschen weltweit zu gelten. Daraus versteht sich von selbst, dass Alle einen gleichwertigen Zugang zu Allgemeingütern haben. Als Allgemeingut definieren wir in erster Linie alles, was ein Leben in Würde garantiert. Also ein Recht auf sauberes Wasser, saubere Luft, genügend Nahrung, freien Zugang zu medizinischer Versorgung, Bildung und Informationen, uneingeschränkte Bewegungsfreiheit und ein Recht auf Freiheit und Unversehrtheit. Es muss ein Prozess von unten in Kraft treten, welcher diese soziale Gerechtigkeit weltweit kontinuierlich und konsequent durchsetzt und ein Leben Aller des Lebens wegen möglich macht.

Wenn wir diese elementaren Forderungen im Bezug auf den globalen Zusammenhang betrachten, wird augenscheinlich, dass die Entwicklung gegensätzlicher nicht sein könnte. Aus einem einfachen Grund, das kapitalistische Wirtschaftssystem funktioniert nur dank dieser krassen Ungleichheit, der gewaltigen Unterdrückung und maßlosen Ausbeutung. Unsere Forderungen jedoch sind selbstverständlich und unverhandelbar. Deshalb müssen wir jeder Entwicklung den Kampf ansagen, welche im Widerspruch dazu steht. In allen Lebensbereichen und auf allen Ebenen, lokal wie global.

Das fängt an beim eigenen Zuhause. Im Einklang mit auf Standortwettbewerb fixierter Lokalpolitik lassen spekulative Investor_innen einen Stadtraum entstehen, welcher die tatsächlichen Bedürfnisse der Bevölkerung missachtet. Im Namen von Prestige und Profit werden Rahmenbedingungen geschaffen, welche eine soziale Gesellschaft verunmöglichen und eine gesteuerte Vertreibungspolitik ermöglichen. Dabei müssen wir verstehen, dass diese Entwicklung, ohne die durch rechtspopulistische und publizistische Hetze vorangetriebene Entsolidarisierung, nicht durchsetzbar wäre.

Ein Ausbruch daraus ist einerseits durch gegenseitige Unterstützung und nachbarschaftliche Organisation möglich, andererseits durch kollektiven Widerstand. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Industriestrasse in Luzern. Verhindern wir die Spekulation auf dem Wohnungsmarkt und schaffen wir nach den Prinzipien gemeinnütziger Genossenschaften lebenswerte Räume. Die Häuser den Bewohner_innen.

Oder in der eigenen Stadt. Wenn wir die Zukunftsvisionen der Entscheidungsträger_innen betrachten, wird schnell klar, dass durch die neoliberale Stadtentwicklung der Kapitalismus auch in den letzten Winkel unseres Lebens vorgestoßen ist. Eine vollkommene Kontrolle eines auf Rentabilität reduzierten Lebensraumes. Begleitet von einem medial inszenierten Sicherheitswahn, dessen Produkt ein überwachter und überreglementierter öffentlicher Raum ist und ein weiterer Auswuchs der Vertreibungspolitik darstellt. Menschen werden stigmatisiert und diskriminiert. Die Entsolidarisierungskampagnen haben uns vereinnahmt.

Wir fordern autonome Räume, befreit von der allgegenwärtigen konsumorientierten Identität. Räume in denen Solidarität gelebt wird, Begegnungen stattfinden und eine kulturelle Vielfalt bereichert durch den ungezwungenen Austausch den staatlich geförderten rassistischen und asozialen Konsens in unserer Gesellschaft durchbricht. Schauen wir hin und greifen ein, wenn Menschen schikaniert und diskriminiert werden. Schaffen wir die Wegweisungen ab, setzen wir das Bleiberecht für alle durch und sabotieren die Repressionsmaschinerie, wo es geht. Kämpfen wir gemeinsam für die Rückeroberung der Lebensräume.

Oder bei der Arbeit. Wir verkaufen unser Leben einer Lohnabhängigkeit, welche einzig dem Reichtum einiger Weniger dient. Viele hingegen können von ihrer Tätigkeit nicht leben und werden durch Regulierungen in eine prekäre soziale Abhängigkeit gezwungen. Die Stossrichtung ist offensichtlich. Durch Flexibilisierung soll der Wirtschaft ein Umfeld geschaffen werden, wo maximale Renditen ohne arbeitsrechtliche und soziale Schranken in einem rigorosen Wettkampf um Marktanteile geschöpft werden können. Wachstum und Profit gelten mehr als ein Menschenleben.

Um diese Abwärtsspirale aufhalten zu können, müssen wir die soziale Ungerechtigkeit global bekämpfen. Einer grenzenlosen freien Marktwirtschaft können wir nur begegnen, wenn wir uns von den konstruierten Feindbildern und den nationalstaatlichen Gebilden verabschieden. Lokale Zusammenhänge müssen dabei so verankert werden, dass sie der sozialen Gerechtigkeit weltweit verpflichtet sind. Organisieren wir uns basisdemokratisch und global von unten.

Boykottieren und sabotieren wir den Kampf gegen die soziale Gerechtigkeit weltweit. Greifen wir dort an, wo es weh tut, schaffen wir Öffentlichkeit und unterstützen wir lokale Widerstandsbewegungen durch Information und Solidarität. Solidarität lässt sich nicht delegieren, erheb auch du deine Stimme und beteilige dich aktiv an der Gestaltung unserer Zukunft. Die Freiheit aller muss einhergehen mit der gleichberechtigten Mitbestimmung. Die Ausbeutung lässt sich durchbrechen, durch konkreten Widerstand. Komm auch du greif zu!

Auf zum antikapitalistischen Tanz 3.0!

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