Medienmitteilung der Antifa Bern zur rechtsradikalen «Gedenkfeier zur Schlacht bei Sempach» organisiert von der Nationalen Aktionsfront NAF

Letzen Samstag, am 10. Juli 2021, trafen sich im Luzernischen Sempach rund 90 Rechtsradikale, um eine Gedenkfeier zur Schlacht von Sempach abzuhalten. Es war der grösste Aufmarsch von Neonazis in der Schweiz der letzten Jahre.

Treffpunkt der Neonazis war der Schulhausplatz in Hildisrieden, wo sie ihre Autos parkten.Anschliessend marschierten sie geschlossen die Hauptstrasse zum Schlachtdenkmal herunter, wo weitere Teilnehmer*innen warteten. Der Marsch wurde von Mitorganisator Marc Seiler angeführt, gefolgt von Rechtsradikalen aus der ganzen Schweiz. Neben Schweizer Landes- und Kantonsfahnen trugen sie ein eigens angefertigtes T-Shirt. Am Ende des Umzuges lief eine Gruppe  deutscher Neonazis der Kleinstpartei Der III. Weg mit. 

Neben Marc Seiler waren weitere Mitglieder des militanten Netzwerks Blood&Honour vor Ort, so wurde Otto Rölli jun. und das Fahrzeug des umtriebigen Oberwalliser B&H-Mitglieds Silvan Gex-Collet gesichtet. Letzterer dürfte durch seine Firma für Textildruck und -stick, GexTex, auch für die Mottoshirts verantwortlich sein.

Die Jugendgruppe der NAF, die Junge Tat, war am Umzug beteiligt, u.a. Mario Guivili, Tobias Lingg und Andy Schnellmann. Der Winterthurer Manuel Corchia begleitete den Umzug mit seiner Videokamera.  Mitglieder der Jungen Tat waren zudem dafür verantworlich, die anfahrenden Neonazis vom Schlachtdenkmal zum Parkplatz beim Schulhaus weiterzuleiten. Es scheint offensichtlich, dass solche Veranstaltungen ideal als Vernetzungsplattform zwischen älteren und jüngeren Generationen der Neonazis dienen. Die hippen Faschist*innen rund um die Junge Tat trauten sich jüngst vermehrt raus aus der digitalen Poser-Welt und pflegen Kontakte zu diversen gleichgesinnten Jugendorganisationen im Ausland. Vor kurzem verhaftete die italienische Antiterroreinheit in Mailand vier italienische Neonazis, welche Anschläge auf Andersdenkende und Migrant*innen geplant haben sollen. Im Vorfeld der Verhaftungen sollen die Verdächtigen über Wochen observiert worden sein. So auch als sie bei ihren Schweizer Kameraden der Jungen Tat auf einem Wanderausflug waren. 

Wenn Jungnazis nun vermehrt auf das Know-how und Kontakte älterer, gut vernetzter Neonazis zurückgreifen, ist das brandgefährlich.

Ebenfalls war die Walliser Liedermacherin Naomi Croset vor Ort, sie trug die Fahne des Kanton Wallis.Der Hammerskin und Avalon-Primus Adrian Segessenmann suchte die Nähe zur Jungen Tat, und auch eine Gruppe der PNOS lief mit, u.a. deren Präsident, der Hammerskin Florian Gerber.

Am Winkelried-Denkmal stellten sich die Neonazis im Halbkreis auf. Ein Blumenkranz wurde niedergelegt und Reden gehalten.

Obwohl die Luzerner Behörden Kenntnis vom geplanten Aufmarsch hatten, setzten sie die Bewilligungspflicht, welche seit 2013 für öffentliche Veranstaltungen auf dem Schlachtfeld gilt, nicht durch. Der Kanton gibt sich wohl damit zufrieden, dass die Neonazis nicht mehr an den offiziellen Schlachtfeierlichkeiten teilnehmen.

Um die Worte der gestern verstorbenen, deutsch jüdischen KZ-Überlebenden Esther Bejarano in Erinnerung zu rufen: „Wer gegen Nazis kämpft, kann sich auf den Staat nicht verlassen!“.

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