Sehr geehrte Medienschaffende
Zahlreiche Medien haben über unseren offenen Brief[1] berichtet und dabei ein Licht auf verschiedene Kritikpunkte an den Luzerner Wohlfühltagen geworfen. Mit dieser zweiten Medienmitteilung möchten wir auf einige offene Punkte und auf die Stellungnahme der Messe Luzern AG, sowie der Organisator*innen eingehen. Ausserdem wollen wir etwas zu den Aussteller*innen sagen.
Die Messe Luzern AG
Wir sind enttäuscht von der Reaktion der Messe Luzern AG[2]. Bis vor kurzem war dort noch das Impfzentrum untergebracht, jetzt rollen sie den Verschwörungstheoretiker*innen den roten Teppich aus. Ob und wie viel Geld von der öffentlichen Hand an die Messe Luzern AG für Impfzentrum, Parlamentssessionen und Teststationen geflossen ist, können wir nicht eruieren. Zumindest im Fall von Patric Pedrazzoli ist es fragwürdig, ob da alles mit rechten Dingen zugeht. Auf ihn werden wir weiter unten eingehen.
Die Veranstalter*innen
Die Veranstalter*innen um Marco Rossi, welcher in unseren Facebook-Kommentarspalten zunehmend unruhiger wird, haben ein Statement veröffentlicht[3]. Ihre Reaktion erstaunt uns wenig. Sie wissen genau, was sie da veranstalten und wen sie einladen. Enttäuschend ist allerdings, dass sie nicht auf unsere berechtigten Kritikpunkte eingehen. In ihrer Stellungnahme schreiben sie, dass sie bei den Aussteller*innen wie auch den Besucher*innen auf Selbstverantwortung setzen. Dieser Aussage widersprechen wir. Natürlich sind die Organisator*innen sowie die Vermieter*innen in der Pflicht, keine schädigenden Praktiken zu promoten. Menschen, die schwer krank sind und sich an jeden Strohhalm klammern, sind verständlicher Weise eher in der Situation, Heiler*innen zu glauben, die ihnen Heilung versprechen. Die deutsche Webseite «Perspektive Leben mit Krebs» warnt ausdrücklich vor sogenannten «Wunderheiler*innen»[4]. Das deutsche Krebsforschungszentrum räumt zwar ein, dass Spontanheilungen bei Krebs passieren. Diese seien aber extrem selten und liessen sich nicht fördern.[5] Sie warnen ebenfalls vor unseriösen Therapieangeboten.
Zum Vorwurf der Anonymität
Die Organisator*innen werfen uns vor, dass wir anonym bleiben wollen. Wir finden diesen Vorwurf absurd, denn ob anonym oder nicht, ändert sich nichts an der Richtigkeit unserer Kritik. Der Grund, warum wir in diesem Fall keine*n Pressesprecher*in anbieten können, ist durch die extreme Gefährlichkeit der Anhänger*innen von Daniele Ganser, wie die Republik berichtete[6], und Peter Fitzeks begründet. Gerade letztere haben eine hohe Affinität zu Waffen und schrecken auch vor Straftaten nicht zurück[7].
Patric Pedrazzoli
Patric Pedrazzoli hat inzwischen seine Heilversprechen («Bereits durfte ich tausende von Menschen behandeln und dabei kleine und grosse Wunder erleben. Chronische Krankheiten wurden stark gelindert oder verschwanden sogar vollständig. Von mir behandelte Menschen erlebten Heilung von Parkinson und Krebs, Blinde konnten wieder sehen und chronische Schmerzen sowie Depressionen und Burnouts verschwanden.») von seiner Homepage[8] gelöscht. Dies zeigt, dass ihm bewusst ist, dass seine Versprechen nicht nur verächtlich, sondern sogar illegal sein könnten. Keine Angst, wir haben den Screenshot gespeichert und schicken ihn Ihnen im Anhang mit. So viel zum Thema, der Messe Luzern AG seien keine Rechtswidrigkeiten bekannt.
Zu den Aussteller*innen:
Hans Freisinger
Hans Freisinger vertreibt Mineralien. Darunter auch Klinoptilolith. Vor der Anwendung Klinoptiloliths bei Pferden warnt Agroscope[9]. «Klinoptilolith verursacht Haut- und schwere Augenreizungen (H315, H319), ist gesundheitsschädlich beim Einatmen (H332) und kann die Atemwege reizen (H335)». Ausser auf den Hinweis, «Staub nicht einatmen» und «Für Kinder unzugänglich aufbewahren», verzichtet Hans Freisinger auf Gefahrenhinweise. Darüber, wie das Produkt angewendet werden soll oder wogegen es helfen soll, hüllt sich Herr Freisinger in Schweigen. Ein Blick auf andere Homepages[10] hilft da weiter. Dieses soll nämlich bei der Entgiftung und diversen weiteren Beschwerden helfen. Ausserdem bietet er diverse «Heilsteine» an.
Daniel Mittelbach
Daniel Mittelbach findet für alles eine Lösung. In einem Disclaimer schreibt er zwar, dass sein Coaching keine echte Therapie ersetzt, dennoch bietet er Hilfe bei Beschwerden wie Heuschnupfen[11] bis zu in früheren Inkarnationen geleisteten Schwüren an[12]. Seine Preise scheinen zwar moderat. Für reinen Hokus Pokus ist aber auch das zu viel.
Beim Geschäft mit der Angst will die Schweizer Firma Zweifel SiTec AG mitverdienen. Sie verkauft Wasserfilter. Auf der Startseite[13] verweisen sie prominent auf Artikel mit vermeintlichen Schreckensmeldungen zum Trinkwasser. Dazu schreiben sie: «Diese Tatsachen sollten uns hellhörig machen.» Wie viel so ein Filter kosten soll, erfährt mensch hingegen nicht auf der Homepage.
Tatiana Vega & Cordula Jüstel
Tatiana Vega und Cordula Jüstel verkaufen in ihrem Shop unter anderem «Merle Wasserglas Methode Münz- und Kartensets» diese kosten Euro 190.-[14]. Dabei soll das Wasserglas auf die Karte oder Münze gestellt werden, wobei sich die Schwingungen aktivieren. «Wir können die Schwingungsfrequenz nicht sehen, nicht riechen wie eine Rose oder schmecken oder fühlen. Wir nehmen sie jedoch trotzdem unbewusst in uns auf. Wir nehmen sie über die feinstofflichen Sinne wahr.» Und weiter: «Die Merle Wasserglas Methode kann Erwachsene, Kinder und Tiere unterstützen. Durch die tägliche Anwendung der Merle Wasserglas Methode, hast Du die Möglichkeit, schwierige, herausfordernde Situationen in Deinem Leben zu verändern und in die Eigenverantwortung zu kommen.». Mensch stelle sich ein krankes Kind vor, welches statt einem Arzt- oder einem Therapiebesuch, energetisiertes Wasser bekommt. Sowas für Kinder anzubieten, ist einfach verantwortungslos.
Für Euro 140.- können ausserdem die Merle Schwingungsglobuli für den Soforteinsatz[15] erworben werden. Diese sollen unter anderem beim Kinderwunsch, Grippe und Krankheit sowie in allen Notsituationen helfen.
Netzwerk Impfentscheid
Worum es bei diesem Netzwerk geht, fällt auf, sobald man die Homepage[16] aufruft. Da erscheint folgender Popup: «Für unsere Menschenrechte, die aktuell rechtswidrig massiv beschnitten sind, braucht es den Einsatz aller. Auch den von Ihnen. Danke.» Seit einiger Zeit gibt es keine neuen Blogeinträge mehr. Aus den alten geht aber hervor, dass es sich keinesfalls um neutrale Impfaufklärung handelt. Das Netzwerk Impfentscheid hat sich aktiv gegen die Coronapolitik engagiert. Diese Proteste waren auch hierzulande gut besucht von Rechtsextremist*innen[17]. Dass dieses Netzwerk gemäss eigenen Angaben[18] auch Baby- und Kindermessen besucht, ist höchst bedenklich, denn auch da ist ihre Einstellung genauso einseitig.
Fazit
Die Liste der Scharlatan*innen bei den Redner*innen setzt sich bei den Aussteller*innen fort. Klar kann gesagt werden, wer sowas kauft ist selbst schuld. Dahinter stecken aber perfide Maschen, um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen und einige davon können lebensgefährlich sein.
Quelle: https://resolut.noblogs.org/post/2022/08/28/zweite-medienmitteilung-zu-den-wohlfuehltagen