Von #Marokko über #Madagaskar nach #Peru

Die jüngsten Brennpunkte einer Welle von Aufständen im September und Oktober 2025, die die Welt erfasst haben, finden sich in Marokko, Madagaskar und Peru.

Marokko

In Marokko löste der Tod mehrerer schwangerer Frauen* nach routinemäßigen Kaiserschnitten in der Stadt Agadir Unruhen aus, was auf ein zusammenbrechendes Gesundheitssystem hinweist. Unter dem Dach von GenZ 212 (Generation Z und die internationale Vorwahl für Marokko), einem anonymen Discord-Server [Anm: ein kommerzielles Kommunikationstool mit Chat, Messanger usw.] mit 3.000 Mitgliedern, der in nur wenigen Tagen auf 130.000 anwuchs, haben sich in ganz Marokko junge Menschen mobilisiert. In Marokko liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 36 % und das dortige Bildungssystem hat eine große Zahl von Hochschulabsolvent*innen hervorgebracht, die keine Arbeit finden konnten; fast jede*r Fünfte ist arbeitslos. Diese ehemaligen Absolvent*innen und aktuelle Student*innen stehen an vorderster Front der Unruhen. Ein weiterer Faktor für diese Unruhen waren die Milliardenausgaben der marokkanischen Regierung für die Infrastruktur der Fußballweltmeister*schaft 2030.

Mehrere Nächte lang kämpften junge Menschen in Städten in ganz Marokko mit der Polizei. Drei Menschen wurden von der Bereitschaftspolizei getötet und Hunderte weitere verletzt.

Der Aufstand erschreckte Premierminister* Aziz Akhannouch so sehr, dass er sagte, er sei bereit, sich auf die Demonstrant*innen “einzulassen” (“engage”). Am folgenden Tag lehnte GenZ 212 dies ab und forderte die Regierung zum Rücktritt auf. Die Unruhen gehen weiter. Auffällig ist, dass die Beteiligten den Totenkopf und die gekreuzten Knochen mit einem Strohhut verwenden, der erstmals von Demonstrant*innen in Indonesien verwendet wurde. Dieses Symbol der Rebellion wird heute weltweit verwendet, am deutlichsten bei den jüngsten Massenbewegungen in Frankreich, und bezieht sich auf die Playstation-Figur von Ruffy.

Madagaskar

Nach 64 Jahren Kolonialismus wurde Madagaskar am 26. Juni 1960 von der französischen Herrschaft unabhängig. Von 1947 bis 1948 hatte das französische Militär einem Aufstand gegen die Kolonialmacht niedergeschlagen und dabei zahlreiche Gräueltaten unter der madagassischen Bevölkerung verübt, bei denen bis zu 100.000 Menschen ums Leben kamen. Es gab Kollektivstrafen, Folter, Vergewaltigungen, Massenhinrichtungen, das Niederbrennen von Dörfern und lebende Gefangenen wurden aus Flugzeugen geworfen.

80% der Bevölkerung von Madagaskar sind gegenwärtig mehr oder weniger von Armut betroffen. Seit 2022 kam es zu einer Reihe von Aufständen, die die madagassische Regierung, eine der korruptesten in der gesamten afrikanischen Region, vor Herausforderungen stellten.

Viele jener junger Menschen die via Netzwerk Gen Z Madagascar über Facebook und TikTok vernetzt sind, beteiligten sich aktiv an den Unruhen. Empört von Wasserknappheit und häufigen Stromausfällen protestierten im September junge Menschen in vielen Städten, schnell verstärkt durch Arbeiter*innen und Community-Gruppen. Ihre Forderungen verwandelten sich zum Ruf nach Rücktritt des nach einem Putsch im Jahr 2009 eingesetzten Präsidenten* Andry Rajoelina – und seiner* gesamten Regierung.

Rajoelina war gezwungen, die Regierung zu entlassen. So wie Akhannouch sagte er, er habe Verständnis für die Unzufriedenheit, während er* weiterhin staatliche Streitkräfte Demonstrant*innen angreifen ließ. Im Verlauf des Aufstands wurden mindestens 22 Menschen getötet und viele verletzt.

Peru

Ab dem 20. September kam es in peruanischen Städten zu Demonstrationen. Angeführt wurden sie von jungen Menschen, die Transparente und Plakate mit dem Bild “Z” hochhielten, das die Generation Z symbolisierte. Wieder einmal wurden der Totenkopf und die gekreuzten Knochen mit Strohhut zu einem Symbol der Bewegung. Dies war eine Folge der Ankündigung der rechtsextremen Regierung der zutiefst unpopulären Präsidentin* Dina Boluarte, das Rentensystem zu privatisieren.

Bald schlossen sich ihnen die arme Landbevölkerung und die Arbeitslosen an. Die Rentenreform war nur ein Katalysator für die weit verbreitete Unzufriedenheit mit einer Regierung, die als zutiefst korrupt galt. Boluarte war in den “Rolexgate”-Skandal verwickelt, bei dem sie Rolex-Uhren als Bestechungsgelder akzeptierte. Im Juli verdoppelte sie ihr eigenes Gehalt auf das 35-fache des monatlichen Mindestlohns.

Wie anderswo eskalierten die Proteste, um Korruption und Unterdrückung sowie eine zunehmende Kriminalitätswelle zu mobilisieren. Boluartes Zustimmungswerte sanken auf 2,5 Prozent. Die Proteste gingen bis Oktober weiter. Am 2. Oktober begann in der Hauptstadt Lima und der Hafenstadt Callao ein Verkehrsstreik. Banden, die mit dem Boluarte-Regime in Verbindung stehen, griffen Transportarbeiter*innen an, raubten sie aus und ermordeten sie. Trotz polizeilicher Repressionen ging der Streik weiter und es kam zu Blockaden auf der Autobahn Panamericana Norte und in Lima. Arbeiter*innen und Student*innen demonstrierten gemeinsam, wobei die Arbeiter*innen bessere Bedingungen forderten.

Die Regierung reagierte mit der Vorlage eines Gesetzentwurfs zur Bekämpfung des “städtischen Terrorismus.” Trotzdem gingen die Proteste weiter und am 10. Oktober wurde Boluarte geopfert und von den Abgeordneten zum Rücktritt gezwungen. Verschiedene konservative Fraktionen, die Boluarte bisher treu ergeben waren, wurden von den sozialen Unruhen aufgeschreckt und wandten sich nun gegen sie.

Résumé

Überall auf der Welt hat der Kapitalismus die Globalisierung durchgesetzt. Als Reaktion darauf entsteht globaler Widerstand. Es ist bezeichnend, dass für viele in diesen Ländern, in denen es in jüngster Zeit zu sozialen Explosionen gekommen ist, das alte Allheilmittel der Auswanderung nach Europa, Nordamerika und in andere Teile Asiens zur Arbeitssuche durch immer strengere Einwanderungskontrollen gestoppt wurde. Hinzu kommt das zugrunde liegende Problem zunehmend extremer Wetterbedingungen in diesen Ländern, da die dortigen Regierungen als nicht bereit angesehen werden, die globale Erwärmung zu bekämpfen.

Die Mainstream-Medien haben versucht, diese Bewegungen als einzigartig mit den Anliegen der Generation Z verbunden darzustellen, also Menschen die zwischen 1997 und 2012 geboren wurde und über technische Kenntnisse verfügen. So wird versucht zu suggerieren, dass die erhobenen Forderungen nichts mit dem Rest der Arbeiter*innenklasse zu tun hätten. Dies hat sich als falsch erwiesen, da die Forderungen der Generation Z andere Teile der Arbeiter*innenklasse mobilisieren und zeigen, dass das Phänomen der Generation Z überwunden ist und zu einer viel größeren Bewegung wird.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Nutzung von Instagram, Facebook, TikTok und Discord, um Nachrichten und Forderungen zu verbreiten und Aktionen zu koordinieren. Dies ermöglicht eine dezentrale Koordination und die Verwendung viraler Symbole wie Schädel und gekreuzte Knochen mit Strohhut, was verschiedene Gruppen auf der ganzen Welt vereint.


Dieser Artikel erschien am 11. Oktober 2025 auf englisch bei anarchistcommunism.org. Er wurde maschinell übersetzt und danach bearbeitet. Es wird darauf hingewiesen, dass die Verwendung kommerzieller sozialer Medien nicht unproblematisch ist, es in vielen Teilen der Welt aber wenige Alternativen und wenig Wissen darüber gibt.

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