Medienmitteilung von Lagota zur „Absage der Gruppe Tamara“ und „Salle modulable auf dem Inseli“

Auf Kulturteil.ch haben wir gelesen, dass eine Gruppe junger Menschen namens Tamara, die sich aus Kultur-, und Kunstaktivist_Innen zusammensetzt, gerne die lehrstehenden Villen an der Obergrundstrasse zwischengenutzt hätte.  Mit der Besitzerin Bodum wurde Kontakt aufgenommen, diese antwortete mit klarer Absage auf das Vorhaben.
Konkret wollte die Gruppe einen Begegnungsort für Menschen erschaffen,  mit Fokus auf die aktuelle Situation geflüchteter Menschen, welche momentan in Luzern kaum Anknüpfungspunkte haben. Für sie gibt es wenig bis keine Möglichkeiten mit anderen Menschen ausserhalb ihrer Unterkunft in Kontakt zu treten. Mit dieser Erkenntnis wollten die Aktivist_Innen von Tamara einen Ort erschaffen, in der sich Menschen treffen, austauschen und Zeit verbringen können.

Wir haben die Nachricht der Absage an dieses Projekt mit Bedauern zur Kenntnis genommen.
Die Diskussion um Freiräume ist aktueller denn je.
In einer Stadt, welche den öffentlichen Raum für Tourist_Innen und Konsument_Innen reserviert und allen Anderen die Nutzung dieses Raumes verweigert, ist es umso wichtiger, Orte zu schaffen, an denen versucht werden kann, eigene Ideen und Vorstellungen gemeinsam mit anderen umzusetzen. Auch wenn Politiker_Innen und Verantwortliche der Stadt die Tatsache gerne leugnen und ignorieren, gibt es viele Menschen, die keine Lust haben, existierende Kulturangebote zu nutzen, sondern sich diese lieber nach eigenen Vorstellungen selber erschaffen!

Während die Voraussetzung für einen freien Kulturort einzig und allein ein passender Ort im Zentrum der Stadt wäre, welcher für die öffentliche Hand keinerlei Kosten oder sonstige Aufwendungen bedeutet, wird in Luzern über ein Projekt namens Salle Modulable diskutiert. Dieses neue Theater wird Baukosten in der Höhe von mindestens 90 Millionen verursachen. Die Kosten für Betrieb und Unterhalt des Gebäudes lassen wir mal aussen vor. Eine solche Vorderung wird mit Handkuss bejubelt und es wird eine Notwendigkeit konstruiert, als ob elitäre Kultur nicht schon genug Platz einnehmen würde! Da wird davon geträumt, Luzern zum  neuen „Kulturmekka“ zu machen.

Der grösste Affront an der ganzen Geschichte ist jedoch, dass mit diesem neuen Gebäude einer der letzen öffentlichen Plätze welcher noch einigermassen frei ist, verdrängen wird, namentlich das Inseli! «Wir wollen das Inseli zu einer Kultur-Brücke für die ganze Bevölkerung machen.» heisst es da von Seiten Ursula Stämmers. Diese Brücke wird mit ziemlicher Sicherheit einseitig in Richtung Salle Modulable begehbar sein!
Fest steht, dass sich das Inseli mit der Neuentstehung des Theaters extrem verändern würde.
Ob dann für Menschen die gerne draussen am See sitzen, Bier trinken oder sonst gerne Zeit im öffentlichen Raum verbringen, noch Platz oder Akzteptanz übrig bleibt, steht offen. Was klar auf der Hand liegt ist, dass zahlungskräftige Opern und Theaterbesucher_innen ihre Interessen eher durchsetzen können.Wie lange es dann dauern wird, bis auch da Polizeihilfsorgane in Form von SIP und Co. in Schaaren auflaufen werden um für die sogenannte Ordnung und Sauberkeit zu sorgen ist eine Frage der Zeit!

Ein Kulturort, der schon in der Planung Menschen aufgrund zu kleiner materieller Ressourcen ausschliesst, wird niemals lebendig sein! Es wird ein neues Mekka für Kulturkonsument_innen entstehen. Mit gelebter, kreativer Kultur hat das alles aber nichts zu tun! Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Initiant_innen anbieten, die Vorstellungen auf die Hausfassade zu übertragen!

Eine heterogene, aufmüpfige und lebendige Kulturszene lässt sich nicht von einem millionenschweren Gebäude verdrängen oder übernehmen, sondern muss sich in einem selbstbestimmten Prozess entwickeln können!! Das einzige was es dafür brauchen würde, ist der geeignete Raum, welcher eigentlich vorhanden wäre.

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