Stellungnahme von LA ROTONDA zur Juch-Räumung

Guten Tag

Mein Name ist LA ROTONDA. Ich bin ein Wagenplatz in der Stadt Zürich. Ein Heim, ein Zuhause, ein Ort, an dem Menschen zusammen leben. Ich bin zwar eine unkonventionelle, marginale Wohnform, trotzdem bin ich hier. Aber jetzt brauche ich einen neuen Standort. Das bedeutet, die Stadt Zürich braucht neue Wagenplätze!

Deshalb habe ich letzten Mittwoch, den 14.12.2022 das Juchareal an der Juchstrasse in Altstetten besetzt. Was darauf geschah, ist für mich im höchsten Grade inakzeptabel und unverständlich! Im Folgenden möchte ich meine Beobachtungen dazu schildern:

Als ich auf den Platz fuhr sah ich, wie gerade eine Abnahme stattfand. Da waren Vertreter der HRS und der Stadt Zürich. Ich habe sie begrüsst und ihnen gesagt, dass ich meine Wägen bringe. Sie waren verständlicherweise etwas überrascht und überfordert. Der Vertreter der HRS beruhigte sich relativ schnell. Der Vertreter der Stadt hat leider komplett überreagiert. Ich signalisierte ihm klar Gesprächsbereitschaft und erklärte ihm, dass ich die Stadt Zürich zeitgleich brieflich wie auch telefonisch über mein Vorgehen in Kenntnis setzte, inklusive Entwurf eines Nutzleihvertrags. Dies hat er komplett ignoriert und darauf hin die Polizei informiert.

Ein von mir gesuchtes Gespräch fand leider nie statt, ab jetzt gab es nur noch Repression.

Die Polizei fuhr mit zahlreichen Einsatzkräften vor und kreiste das Gelände ein, in Vollmontur und bewaffnet. Von Anfang an provozierten einzelne Polizisten mit martialischen Gesten und mit herablassenden Kommentaren. Das Ganze wuchs zu einer gross angelegten Operation heran. Weitere Versuche meinerseits, mit der Stadt telefonisch in Kontakt zu treten, blieben fruchtlos, stattdessen wurde vom Vertreter der HRS und vom Städtischen Tiefbaudepartement Anzeige gegen mich erstattet und es zeichnete sich ab, dass das Gelände polizeilich geräumt werden würde. Das Areal zu verlassen war schon seit geraumer Zeit nicht mehr möglich: Menschen, die zu gehen versuchten, wurden von Beamten daran gehindert. Die absolute Unverhältnismässigkeit des Szenarios gipfelte in einem brutalen Angriff: Ausserhalb des Areals wurde eine Person von gewalttätigen Polizisten attackiert. Die Folge daraus: Starke Rückenbeschwerden mit anfänglichem Verdacht auf Kreuzbeinbruch und ein Schädel-Hirn-Trauma! Mehr ist dazu nicht zu sagen. Die Polizisten wussten, was sie taten, feige und brutal.

Desweiteren war die polizeiliche Abmahnung, innerhalb von 4 Minuten das Areal zu verlassen, eine Farce. Denn erstens war es weiterhin nicht möglich zu gehen und zweitens war es offensichtlich, dass ich mehr Zeit brauchte, um mit meinen Wägen vom Areal runter zu kommen. Die Deadline war für mich nicht einhaltbar. Die von der Polizei angekündigte „Personenkontrolle“ bedeutete in Wirklichkeit Wegweisungen, Strafanzeigen wegen Hausfriedensbruch und Festnahmen von allen Personen, die nicht in der Schweiz gemeldet sind. Die Polizei versucht zur Zeit immer wieder, das Wort Räumung zu vermeiden, aber dies war eine Räumung!

Das einzige Zugeständnis von Seiten des Einsatzleiters war, dass ich nach der Kontrolle mehr Zeit bekam, um meine Wägen vom Platz zu schaffen. Ansonsten gab es keinerlei Dialog.

Ich bin entäuscht, traurig und wütend. Ich wurde als Besetzerin absolut unverhältnismässig behandelt und kriminalisiert. Die Verantwortlichen dafür orte ich bei der Stadt Zürich und deren Polizei, wobei mir unklar ist, wer von beiden das Geschehen bestimmt. Handelt die Polizei eigenmächtig oder ist dies der Wille der Stadtregierung, wie mit Besetzungen umzugehen ist? Ich beobachte seit längerem bei verschiedenen Aktionen und Anlässen, dass die Polizei ausser Kontrolle geratene Beamte nicht im Griff hat. Diese gewalttätigen und diskriminierenden Auswüchse sind nicht zu akzeptieren. Ich fordere von deren Vorsteherin Karin Rykard, dazu Stellung zu beziehen. Auf der Homepage ihres Sicherheitsdepartements ist zu lesen: „…damit das Klima in der Stadt Zürich auch in Zukunft von Toleranz, Rücksicht und nachbarschaftlicher Solidarität geprägt sein soll, braucht es neben den unausweichlichen polizeilichen Massnahmen zur Gewährleistung von Schutz und Sicherheit einen fairen und kooperativen Dialog auf der Basis gegenseitigen Vertrauens.“ Ein solcher Dialog war, um es nochmals zu betonen, nicht möglich und aus meiner Sicht ging an diesem Morgen die einzige Gefahr von provozierenden und gewaltbereiten Polizisten aus.

Wenn Menschen, die am Rande einer harmlosen Platzbesetzung von der Polizei als Besetzer*innen eingeordnet werden, damit rechnen müssen, von der Polizei in den Rollstuhl geprügelt zu werden, wo führt das hin?

Ich fordere von der gesamten Stadtregierung, Gesicht zu zeigen und sich nicht hinter einer Rot Grünen Fassade zu verstecken.

Ich fordere von Simone Brander, der Vorsteherin des Tiefbaudepartements, sowie von der HRS, die Anzeige gegen mich zurück zu ziehen. Ort des Geschehens am 14.12.2022 war ein zum grössten Teil leer stehender Kiesplatz, nicht die Schweizerische Nationalbank!

Und überhaupt fordere ich: Beruhigt euch mal!

Ich bin hier und gehöre als Wagenplatz mit vielen anderen autonomen Projekten mit zu dieser Stadt.

Zürich braucht autonome Räume. Für Politik, Kultur, Arbeit und verschiedene Wohnformen!

Ich bin hier und ich brauche Platz! Und ich werde bleiben!

Wir bleiben Alle!

Alles wird besetzt!

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