Griechenland: Ausnahmezustand, Knast und Polizeigewalt

Kurz vor dem zweiten Jahrestag des Mordes an Alexis und einem weiteren geplanten Generalstreik für den 15.Dezember spitzt sich die Situation in Griechenland wieder zu. Nachdem vor einigen Wochen eine anarchistische Aktivistin auf der Straße von der Polizei halb totgeschlagen wurde und sich die Situation vieler politischer Gefangener in Griechenland weiter verschlechtert, wurden gestern mehrere Personen in einem Studi-Wohnheim in Thessaloniki von Anti-Terror-Einheiten verhaftet. Zusätzlich gab es Razzien in Athen in mindestens drei Häusern sowie in Agrinio. Die Polizei behauptet in den Häusern Waffen und Sprengstoff gefunden zu haben, allerdings rundern sie bereits zurück, indem nach einer Prüfung die 13 gefundenen Schusswaffen in Athen als “nicht im Zusammenhang mit terroristischen Angriffen verwendet” befunden wurden. Gemeint sind hiermit die Stadtguerillia-Aktionen der letzten Monate, die vor allem in Athen stattfanden. Mindestens 7 der gestern in Athen verhafteten Personen erwartet ein Gerichtsverfahren.

Zu den Razzien siehe auch: http://de.indymedia.org/2010/12/295750.shtml und http://de.indymedia.org/2010/12/295770.shtml

Heute, am 6.Dezember 2010 jährt sich der Mord an Alexis zum zweiten mal: “Alexis is gone for two years: he’s gone to a university occupation in London, standing behind a barricade in Rome, protesting in the streets of Dublin…” (from the greek streets)

“Seit Monaten kennt der griechische Staat auf die soziale Frage, die überall im Lande mit Streiks, Besetzungen und Demonstrationen gestellt wird, nur eine Antwort: mehr Polizei, Verhaftungen, Abschiebungen, noch mehr Polizei. Verhandelt wird nur mit den anderen europäischen Regierungen und diversen Geldgebern, ein Selbstgespräch der Eliten. Die Bevölkerung taucht dabei lediglich als Summe der Steuereinnahmen minus der (weiter zu senkenden) Ausgaben für die Verwaltung auf – oder als Störfaktor.” (aus dem indymedia-Artikel zur Polizeigewalt bei der Anti-IWF Demo)

Die schwerverletzte Aktivistin braucht auch weiterhin finanzielle Hilfe für die Kosten im Krankenhaus und für das anstehende Gerichtsverfahren. Außerdem brauchen die Menschen in Griechenland mehr solidarische Öffentlichkeit und sichtbare Solidarität. Hierzu heißt es im gleichen Artikel zur Anti-IWF Demo:

“Die Betroffene wünscht sich ausdrücklich, dass nicht ihre Person ins Zentrum gerückt wird. Sie sieht sich nicht als Opfer, sondern als aktiven Teil der sozialen Kämpfe gegen ein Regime, das in seiner Logik alltäglich über Leichen geht, um die herrschende Ordnung aufrecht zu erhalten. Die eskalierende Polizeigewalt in Athen, insbesondere der Delta-Einheit, ist Teil einer Strategie der Aufstandsbekämpfung, die Unerschrockene willkürlich brutal attackiert, um all jene nachhaltig einzuschüchtern, die bisher vielleicht noch nicht demonstrieren, aber die Ziele der Kämpfenden teilen und darüber nachdenken, sich ihnen anzuschließen.”

Weitere Informationen zur Polizeigewalt auf der Anti-IWF Demo in Athen Mitte November:
http://www.indybay.org/newsitems/2010/11/26/18665048.php
http://www.occupiedlondon.org/blog/2010/11/16/416-american-activist-seriously-injured-in-the-head-by-delta-motorcycle-police/

Für den 11.Dezember ist eine Demonstration unter dem Titel “WIE LANGE NOCH KÖNNEN WIR DEN GLOBALEN TOTALITARISMUS TOLERIEREN?” in Athen geplant.

Alfredo Bonanno ist am 23.November aus der griechischen Haft entlassen worden, nachdem er über ein Jahr wegen eines Bankraub-Vorwurfes gesessen hatte:

Am heutigen Monta fand der Prozess gegen Alfredo und Christos statt. Er endete damit, dass Alfredo zu vier Jahren Haft verurteilt wurde, aber da er schon über ein Jahr im Knast sass und über 70 Jahre alt ist, wird er morghen entlassen werden. Christos wurde zu acht Jahren und neun Monaten verurteilt und wird vorraussichtlich Ende 2011 entlassen werden.” (so Anarchist Black Cross Berlin)

Schlechter geht es dagegen Savvas Xiros, der trotz Verstoß der griechischen Justiz gegen Gesetzesgrundlagen und ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte weder Haftverschonung noch ärztliche Behandlung erfährt:

“Der EuGHMR kritisiert, daß sich die Richter die Zuständigkeit für eine Entscheidung über medizinische Fragen angemaßt haben, ohne Spezialisten zu Rate zu ziehen. Im Urteil wird weiter die Entscheidung des Gerichtes kritisiert, Savvas Xiros die zur Behandlung beantragte Haftverschonung nicht gewährt zu haben.” ( Netzwerk für die Freiheit aller politischen Gefangenen aus einem Artikel in der Jungen Welt vom 26.11.)

Im Fall des schwerverletzten Gefangenen gibt es eine Unterschriftenaktion seiner Verteidigung:

“Die Verteidigung von Savvas Xiros hat eine Initiative zur Sammlung von Unterschriften gestartet, um das Selbstverständliche zu fordern: Die Entlassung von Savvas Xiros aus dem Gefängnis. Die gesammelten Unterschriften werden zur Unterstützung eines entsprechenden Antrages verwendet werden.”

Aktuell gibt es einen Aufruf für Giannis Dimitrakis, der seit 2006 wegen Bankraubes sitzt und dessen Verfahren heute in eine weitere Runde gehen wird.

Zusätzlich wird der Prozess gegen einige Gefangene der “conspiracy of the cells of fire” am 17.Januar stattfinden, 3 der 5 Beschuldigten haben sich zu der militanten Gruppe bekannt. In einer Liste von “antiautoritären und anarchistischen Gefangenen” stehen noch immer 22 Personen, die in griechischen Knästen sitzen.

Ein interessanter, allerdings älterer Artikel zur Situation in griechischen Knästen findet sich unter: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25767/1.html

Regelmäßige gewerkschaftsnahe Informationen zur Situation in Griechenland gibt es unter: http://labournet.de/internationales/gr/index.html

Regelmäßige Nachrichten von den Straßen gibt es auf dem Blog vom Kollektiv “voices of occupied london”: http://www.occupiedlondon.org/blog/ sowie auf dem Blog “act for freedom”: http://actforfreedomnow.blogspot.com/

Quelle: http://a3yo.noblogs.org/post/2010/12/06/griechenland-ausnahmezustand-knast-und-polizeigewalt/

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Menschenrechtsverteidigerin in Chiapas erneut attackiert

Unbekannte haben in der mexikanischen Stadt San Cristóbal de las Casas der Gemeindesprecherin Margarita Martínez gedroht, sie zu ermorden. Einige MenschenrechtsverteidigerInnen, mit denen Margarita Martínez zusammenarbeitet, wurden ebenfalls bedroht.

Laut Angaben von Margarita Martínez verließ sie am 24. November ein Café in der Stadt San Cristóbal de las Casas, als sich ihr drei Männer näherten, zwei zu Fuß und einer in einem Kleintransporter. Sie sagten ihr “mach, was wir dir befehlen oder wir erschießen dich” (tienes que hacer lo que te decimos si no te damos tres plomazos). Ihr wurde ein Brief gegeben, der an “Diego” adressiert war, den Vorsitzenden der Menschenrechtsorganisation Centro de Derechos Humanos Fray Bartolomé de Las Casas. Diese Organisation unterstützt Margarita Martínez in einem Fall, den sie gegen PolizistInnen und andere BeamtInnen eingeleitet hat, die ihr Haus am 8. November 2009 unrechtmäßig durchsucht hatten. In dem Brief aus ausgeschnittenen Zeitungsbuchstaben hieß es “Diego, das Leben der Familie Martínez liegt in deinen Händen, ihr werdet euch verantworten müssen, ihr verdammten Verteidiger”. (Diego en tus manos esta la vida de esta familia enfrentarás cargos defensores de la verga).

Dann befahlen die Männer Margarita Martínez, ein Taxi zum Friedhof zu nehmen, “damit du mit deinen Toten sprechen kannst, denn du wirst sie bald wiedersehen” (para que puedas platicar con tus muertitos porque ya pronto te vas a encontrar con ellos). Danach sollte sie zum Markt der Stadt fahren “ohne herumzugammeln, du bist nämlich eine tote Frau” (sin hacer pendejadas porque eres persona muerta). Sie nahm ein Taxi und konnte sehen, dass ihr die drei Männer in einem Kleintransporter folgten. Als die Männer sie wegen des Verkehrs aus den Augen verloren, stieg sie aus dem Taxi aus und rannte davon.

Margarita Martínez und ihre Familie erhalten Polizeischutz. Am 24. November stand Margarita Martínez ein Polizeibeamter bereit, aber sie konnte ihn nicht finden, als sie das Café verließ. Kurz danach wurde sie von ihren Angreifern bedroht.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Margarita Martínez und ihr Ehemann, der Aktivist Adolfo Guzmán Ordaz, unterstützen regionale indigene Gemeinschaften in Comitán im Bundesstaat Chiapas. Die Gemeinschaften fordern einen Platz für ihre Verkaufsstände in der Stadt Comitán und organisieren Demonstrationen und Straßenblockaden, um Druck auf die Behörden auszuüben. Margarita Martínez und Adolfo Guzmán Ordaz sind Mitglieder der regionalen Organisation Enlace Comunicación y Capacitación, die indigene Gemeinschaften und ländliche Gemeinden im Bereich der Menschenrechte und nachhaltiger wirtschaftlicher Entwicklung schult.

Am 8. November 2009 hatten Angehörige der bundesstaatlichen Polizei das Haus von Margarita Martínez und Adolfo Guzmán Ordaz ohne Durchsuchungsbefehl durchsucht. Die Durchsuchung war anscheinend ein Versuch, das Ehepaar von seiner Arbeit mit indigenen Gemeinschaften abzubringen. Die beiden sind seitdem Morddrohungen und Einschüchterungsversuchen ausgesetzt; so wurde Margarita Martínez am 25. Februar 2010 entführt. Dies geschah offenbar aus Rache für die Ermittlungen gegen PolizistInnen und andere Beamtinnen, die für die Durchsuchung verantwortlich waren. Die Staatsanwaltschaft des Bundesstaates soll Berichten zufolge vor kurzem wichtige Maßnahmen bei der Untersuchung dieses Zwischenfalls ergriffen haben.

Die Interamerikanische Menschenrechtskommission forderte die mexikanischen Behörden im März 2010 auf, für die Sicherheit der Familie Guzmán-Martínez zu sorgen.

EMPFOHLENE AKTIONEN

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS, TELEFAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bin in großer Sorge um die Sicherheit von Margarita Martínez und ihrer Familie sowie um Diego Cadenas und seine KollegInnen bei der Menschenrechtsorganisation Centro de Derechos Humanos Fray Bartolomé de Las Casas.
  • Ich fordere Sie höflich auf, den Betroffenen unverzüglich ihren Wünschen entsprechend wirksamen Schutz zu gewähren.
  • Führen Sie umgehend eine unabhängige und umfassende Untersuchung der Morddrohungen gegen Margarita Martínez und früherer Einschüchterungen gegen sie und ihre Familie durch.
  • Ich möchte Sie an ihre Verpflichtung erinnern, die Sicherheit aller MenschenrechtsverteidigerInnen zu garantieren, wie in der UN-Erklärung über MenschenrechtsverteidigerInnen von 1998 dargelegt.

APPELLE AN

INNENMINSTER
Lic. José Francisco Blake Mora
Secretaría de Gobernación
Bucareli 99, 1er. piso, Col. Juárez
Delegación Cuauhtémoc
México D.F., C.P. 06600, MEXIKO
(korrekte Anrede: Dear Minister/Estimado Señor Secretario)
Fax: (0052) 55 5063 3405
E-Mail: secretario@segob.gob.mx

GOUVERNEUR DES BUNDESSTAATES CHIAPAS
Lic. Juan José Sabines Guerrero
Gobernador del Estado de Chiapas
Palacio de Gobierno
1er. piso, Col. Centro, Tuxtla Gutiérrez
C.P. 29000, Chiapas, MEXIKO
(korrekte Anrede: Dear Governor/Estimado Señor Gobernador)
Fax: (0052) 961 618 8087/88
E-Mail: secparticular@chiapas.gob.mx

GENERALSTAATSANWALT DES BUNDESSTAATES CHIAPAS
Mtro. Raciel López Salazar
Procurador General de Justicia del Estado de Chiapas
Libramiento Norte Oriente No. 2010, Col. El Bosque
Tuxtla Gutiérrez
C.P. 29049, Chiapas
MEXIKO
(korrete Anrede: Dear Attorney General/Estimado Señor Procurador)
Fax: (0052) 961 616 5724
E-Mail: pgje-chiapas@hotmail.com

KOPIEN AN
BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN
S.E. Herrn Francisco N. González Díaz
Klingelhöferstraße 3
10785 Berlin
Fax: 030-26 93 23 700
E-Mail: mail@mexale.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 7. Januar 2011 keine Appelle mehr zu verschicken

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Expressing concern for the safety of Margarita Martínez and her family and for Diego Cadenas and his colleagues at Fray Bartolomé de las Casas Human Rights Centre;
  • Urging the authorities to provide them with effective protection in strict accordance with their wishes;
  • Calling on the authorities to carry out a full and impartial investigation into these death threats and into previous acts of intimidation against Margarita Martínez and her family;
  • Reminding them of their duty to guarantee the safety of all human rights defenders as established by the 1998 UN Declaration on Human Rights Defenders.

Quelle: Amnesty International

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Zensur gescheitert – Wikileaks wieder erreichbar

Nur für wenige Stunden ist es den USA gelungen, den Zugriff auf die Internetplattform Wikileaks zu blockieren. Am Donnerstagabend hatte der grosse US-amerikanische Domain-Name-Provider EveryDNS, der die Internetadresse wikileaks.org technisch verwaltete, ein Abrufen der Seite unterbunden. Begründet wird dies von dem Dienst damit, dass es wiederholt zu Angriffen auf die Adresse gekommen sei, die die gesamte Infrastruktur des Unternehmens gefährdet hätten. Über Twitter teilt Wikileaks nun jedoch mit, dass die Seite jetzt über die Schweiz unter wikileaks.ch sowie unter der IP-Adresse http://213.251.145.96 erreichbar ist. Auch die deutsche Domain wikileaks.de ist erreichbar und verweist auf die selbe IP-Adresse. Unter allen Adressen sind auch derzeit 640 von 250.000 Geheimdokumenten der US-Diplomatie zu finden, die derzeit für Aufregung sorgen.

Es war nicht der erste Zensurversuch gegen den Dienst, nachdem dieser bislang 640 Geheimdokumente der US-Diplomatie online gestellt hatte. Der Internetkonzern Amazon hatte bereits zur Wochenmitte nach Druck von US-Kongressabgeordneten Wikileaks von seinen Servern vertrieben. Wikileaks hatte zuvor die Dienste des schwedischen Providers »Bahnhof« genutzt, der die Mietserver von Amazon gemietet hatte. Die Vizechefin der Linkspartei, Katja Kipping, rief daraufhin zu einem Boykott des US-Konzerns auf: »Das Weihnachtsgeschäft steht vor der Tür. Das ist für die Käufer eine gute Gelegenheit, Amazon zu zeigen, was sie von der Zensur gegen Wikileaks halten«, sagte sie.

Auch die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ), ein internationaler Zusammenschluss von Mediengewerkschaften, dem in Deutschland die Deutsche Journalisten-Union in ver.di (dju) und der Deutsche Journalistenverband (DJV) angehören, kritisiert die Reaktion der US-Administration auf die Enthüllungen von Wikileaks. Diese seien »verzweifelt und gefährlich«, sagte IFJ-Generalsekretär Aidan White am Donnerstag in Brüssel. Er kritisierte auch die »politische Kampagne« gegen den Mitbegründer von Wikileaks, Julian Assange, und den Obergefreiten Bradley Manning, der dem Enthüllungsportal die Dokumente zugespielt haben soll. Die Mordaufrufe gegen Manning und die Spionagevorwürfe gegen Assange zeugten »von einem Geist der Intoleranz und der Verfolgung, die nicht nur für diese beiden Männer gefährlich ist, sondern für alle Journalisten, die über politische und diplomatische Affären recherchieren«, so White.

Unterdessen rief Wikileaks auch zu Spenden auf, um eine schnellere Veröffentlichung der Dokumente möglich zu machen. Bislang stelle man stündlich etwa ein Dokument ins Netz, bei dieser Geschwindigkeit brauche man über 28 Jahre, bis alle Depeschen verfügbar seien.

Quelle: Twitter & redglobe.de

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Und es war eine Klärung

Nach den Abstimmungen

Von Kaspar Surber

Die Kompromisslosigkeit nicht aufgeben. Nicht hinter die Genauigkeit zurück. Und: An diesen Widerstand muss man sich erinnern. Dies sind drei mögliche Erkenntnisse für die Linke aus dem Abstimmungswochenende.

Zur Kompromisslosigkeit: Die Schweiz hat nach der Minarettinitiative erneut einer ausländerpolitischen Vorlage der Rechtspopulisten zugestimmt. Das war lange Jahrzehnte nicht denkbar. Und doch stellt sich die Frage, ob nicht die Verwahrungsinitiative am Anfang dieser Kette stand: Dass es also weniger um Vorlagen zur Migration geht, sondern vor allem um solche, die politisch den «Volkswillen» absolut setzen. Dabei werden jeweils einer Minderheit die Grundrechte abgesprochen.

Auf jeden Fall zeigte der Sonntag: Das Einknicken bereits vor der Abstimmung hat nichts gebracht. Die Ausschaffungsinitiative wurde nicht trotz, sondern wegen des Gegenvorschlags angenommen. Er hat auf fatale Weise signalisiert, Grundrechte seien verhandelbar, und damit die Bekämpfung der Initiative geschwächt.

Insofern hat der SP-Disput über den Gegenvorschlag eine wertvolle Klärung gebracht: Es gibt keine Kompromisse bei den Grundrechten. Gegen menschenfeindliche Tendenzen hilft kein Appeasement. Simonetta Sommaruga muss jetzt nicht die InitiantInnen an den Tisch bitten. Das Parlament muss Initiativen, die zur Diktatur der Mehrheit führen, endlich für verfassungswidrig erklären.

Zur Genauigkeit: In zahlreichen Kommentaren war zu hören, die Mitteparteien seien am Sonntag bedeutungslos gewesen. Das stimmt nicht: Mit einer Millionenkampagne hat Economiesuisse, traditionell der FDP nahestehend, ein wenig Steuergerechtigkeit verhindert. Gegen die Ausschaffungsinitiative jedoch liess der Wirtschaftsverband keinen Rappen springen. Man muss das noch nicht fremdenfeindlich auslegen, aber offenbar versteht man bei Economie­suisse die Menschenrechte bestenfalls als Derivat wirtschaftlicher Freiheit.

Es gibt in der Schweizer Politik zwei grosse Finanzquellen: die SVP mit dem Milliardär Christoph Blocher und die Economiesuisse. Wo ergänzen sich der fremdenfeindliche und der neoliberale Kurs, wo widersprechen sie sich? In welchen Netzwerken sprechen sich die ExponentInnen ab, wann können sie sich blind vertrauen? Neben einer solchen Analyse ist eine Beschränkung der Kampagnen­finanzierung das demokratische Gebot der Stunde.

Das Wechselspiel von egoistischer Ausgrenzung und maximalem Gewinn ist dabei als internationale Entwicklung zu verstehen, die von der Tea-Party-Bewegung in den USA und Europas Rechtspopulisten befeuert wird. Das macht sie in der Krise besonders bedrohlich.

Zum Widerstand: Die Schweiz, das zeigte der Sonntag, ist ein Rechts-Staat, in dem die Linke, ausser bei Sozialabbaureferenden, nicht viel mehr als ein Drittel der Stimmen erreichen kann. Stark ist sie vor allem in den grossen Städten und in der Westschweiz, doch auch mittlere Städte wie Luzern, St. Gallen, Winterthur lehnten die Ausschaffungs­initiative deutlich ab. Aber nicht nur ein Graben zwischen Stadt und Land besteht, sondern auch ein sozioökonomischer. Das zeigte die letzte Umfrage zur Steuergerechtigkeitsinitiative: Bei den Einkommen unter 7000 Franken fand sie keine Mehrheit.

Was also bleibt? Das während der ganzen Kampagne diffamierte doppelte Nein zur Ausschaffung hat eine positive Dynamik entwickelt: Mit Flugschriften, Videoclips und Konzertnächten entstand eine kulturelle Bewegung. Sie wurde in der Stadt gegründet, sie könnte nun in die Agglo getragen werden. Die politische Linke wiederum tut gut daran, wenn sie auf Projekte setzt, die sich an der Lebensrealität ihrer Klientel mit tiefem und mittlerem Einkommen orientieren: den Mindestlohn oder eine AHV plus, und – sowieso richtig – eine Erbschaftssteuer.

Es war eine Niederlage, erneut. Es ist ungemütlich, und das Wahljahr folgt erst. Dennoch haben sich für die Linke wichtige Fragen geklärt. In diesem Sinn: Wir bleiben hier, und wir gewöhnen uns nicht daran.

Quelle: WOZ vom 02.12.2010

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Freiheit für Mumia Abu-Jamal: Rundbrief Dezember 2010

Der vergangene Monat stand ganz im Zeichen der Anhörung vor dem 3. Bundesberufungsgericht. Diese fand am 9. November in Philadelphia statt. Wie in voran gegangenen Rundbriefen beschrieben, musste Mumia sich erneut gegen die Todesstrafe auf Antrag der Staatsanwaltschaft wehren. Für viele sicherlich überraschend entließ Mumia wenige Tage vorher seinen langjährigen Anwalt Robert R. Bryan. Dieser legte daraufhin sein Mandat nieder ( 1. Meldung vom 5. November 2010). Mumia liess sich von seiner Anwältin Judith Ritter vertreten. Sie hatte in der selben Frage bereits 2007 erfolgreich vor Gericht gegen die Todesstrafe argumentiert. Ritter arbeitet bereits seit Jahren in Mumias Verteidigungsteam, ebenso wie Christina Swarns, die am 9. November auch als Zuschauerin an der Anhörung teilnahm.

Es gibt sehr viele Beschreibungen und Analysen der Vorgänge im Gericht und der begleitenden Proteste. Das allermeiste ist natürlich in englisch (siehe unten “Berichte aus der Bewegung”).

Ein Audio Mitschnitt von der Gerichtsanhörung im 3. Bundesberufungsgericht ist hier frei verfügbar.

Der Verlauf der Anhörung am 9. November und auch die zahlreichen Solidaritäts-Proteste in Philadelphia vermittelten zunächst den Eindruck, dass es bestmöglich gelaufen sei. Allerdings gilt es zu bedenken, dass Mumia juristisch eigentlich immer gute Argumente und Präzedenzfälle auf seiner Seite hatte, jedoch nie eine Chance bekam. Es ist klar, dass Mumia nicht aufgrund juristischer Formalien sondern lediglich aufgrund jahrzehntelanger praktischer Unterstützung noch lebt und nicht vom Staat ermordet wurde.

Mit einer Entscheidung vom 3. Bundesberufungsgericht über das Leben von Mumia ist in den nächsten Monaten zu rechnen. Auf einem Treffen verschiedener Mumia-Solidaritätsgruppen wurde beschlossen, nun stärker öffentlich aufzutreten, um den US Behörden deutlich zu machen, dass sie die von ihnen beabsichtigte Ermordung eines kritischen Journalisten nicht durchziehen können.

Wir bitten alle, bei der Mobilisierung für die FREE MUMIA Demonstration am Samstag, den 11. Dezember 2010 in Berlin mitzuhelfen.

Neben Mumias wird dort auch die Freilassung von Leonard Peltier (siehe auch unten bei den Anti-Repressionsnachrichten) und den Cuban Five gefordert, die ebenfalls politische Gefangene in den USA sind. Ausserdem wollen wir uns lautstark für die generelle Abschaffung der Todesstrafe einsetzen – kein Staat hat das Recht, Gefangene zu ermorden.

Im Internet stehen zahlreiche Materialien zur Verfügung.

Aufruf Text

Kopiervorlagen, Internetbanner, Flyer und Poster

Der Aufruftext steht auch als Tonaufnahme bereit

Plakate sind deutschlandweit in Infoläden und bei den Ortsgruppen der Roten Hilfe vorhanden.

Für nächstes Jahr wird eine weitere überregionale Demonstration in einer anderen Stadt der Bundesrepublik ins Auge gefasst. Wir müssen die verbleibende Zeit nutzen, um daraus große Proteste zu machen. Kommt auf die Strasse!

Sowohl in den USA, aber auch in Frankreich und England ist in den letzten Wochen ein sprunghafter Anstieg der Solidaritätsaktivitäten zu beobachten. Daher sind diesmal die meisten Berichte und Video Links aus der Bewegung in englisch. Auch in Mexico und Brasilien gingen in den letzten Wochen Menschen für das Leben und die Freiheit von Mumia auf die Strasse.

Eine interessante Diskussion von Gefangenen aus den Todestrakten der USA selbst gelangt zusehends ins Bewusstsein der Bewegung: Lebenslänglich ohne Bewährung ist die “andere Todesstrafe”. Der Bundesstaat Texas wurde gerade erneut überführt, einen Gefangenen, der unschuldig im Sinn des Tatvorwurfs war, hingerichtet zu haben. (mehr dazu siehe unten)

Termine zu Mumias Unterstüzung

wöchentliche Radiosendung über Mumia im Internet:
jeden Montag um 20:00 neue Ausgabe – Wiederholung die ganze Woche

Do., 2. Dezember 2010, Neuruppin: Infoveranstaltung über Mumia Abu-Jamal, 14:00
Zur Gefängnisindustrie + Todesstrafe in den USA, der Person Mumias, den aktuellen juristischen Vorgängen und der Demonstration in Berlin am 11. Dezember
Jugendwohnprojekt Mittendrin e.V.
Schinkelstr. 15A
16816 Neuruppin, Brandenburg
Info

So., 5. Dezember 2010, Berlin: Demovorbereitung bei Kaffee und Kuchen, 14 – 18:30
Helft dem Berliner Free Mumia Bündnis bei den Vorbereitungen für die nächste Woche.
Stoff, Farben, Plakate, Schilder etc. vorhanden. – ACHTUNG: Raumänderung –
Radio Friedrichshain
Kreutzigerstr. 23
10247 Berlin
U5 – Samariterstrasse

Di., 7. Dezemember 2010, Potsdam: Infoveranstaltung über Mumia Abu-Jamal, 19:00
Zur Gefängnisindustrie + Todesstrafe in den USA, der Person von Mumia Abu-Jamal, den aktuellen juristischen Vorgängen und der Demonstration in Berlin am 11. Dezember
Black Fleck
Zeppelinstraße 26
14471 Potsdam

Do., 9. Dezember 2010, Kaiserslautern, Veranstaltung 19:30
Welcome to Hell – Zu Besuch bei Mumia Abu Jamal
Diashow – Erlebnisbericht – Aktuelle Informationen
Veranstaltung mit Michael Schiffmann (Heidelberger Mumia-Soli-Gruppe)
K.o.K.-roaches e.V
Roachhouse
Richard-Wagnerstr.78 (Hinterhaus)
67655 Kaiserslautern

Sa. 11. Dezember, Hamburg: Demonstration zum Tag der Menschenrechte, 12:00
mit Zwischenkundgebung vor US-Konsulat am Alsterufer für die Freilassung von Mumia Abu-Jamal
– Hamburg HAUPTBAHNHOF –
Vorplatz Glockengießerwall
Info

Sa., 11. Dezember, Berlin: Demonstration: Free Mumia Now!
14:00 Heinrichplatz, Berlin Kreuzberg – U1/8 Kottbusser Tor
Abschluss US Botschaft
Info

Mo., 3. Januar 2011, Basel, Villa Rosenau: “Welcome To Hell”
Bericht über Haftbesuch bei Mumia Abu-Jamal und aktuelle Infos
Villa Rosenau
Neudorfstr 93
CH-4056 Basel

Di., 4. Januar 2011, 19:00 Kulti Wetzikon: “Welcome To Hell”
Bericht über Haftbesuch bei Mumia Abu-Jamal und aktuelle Infos
Kulturfabrik Wetzikon
Zürcherstrasse 42
CH-8620 Wetzikon

Mi., 5. Januar 2011, 19:00 Infoladen Bern: “Welcome To Hell”
Bericht über Haftbesuch bei Mumia Abu-Jamal und aktuelle Infos
Infoladen Bern (in der Reitschule)
Neubrückstrasse 8
CH-3011 Bern

neue Ressourcen für Öffentlichkeitsarbeit

Xtrablatt – Mumia Abu-Jamal: Ein Leben in der Schwebe“ erschienen!
– downloaden! verbreiten! mobilisieren!
(8-seitige farbige Broschüre über Mumia Abu-Jamal)
Oder auch in jedem gut sortierten Infoladen sowie bei Mumia-Solidaritätsgruppen.

Berichte aus der Bewegung

(Freie Radios) Bericht – Mumias Leben erneut vor Gericht (29.11.10)

(Mumia-Hörbuchgruppe) Bericht: Gerichtsanhörung über Mumias Todesstrafe (29.11.2010)

(Workers World) We Are All Mumia! (19.11.10 – engl)

(SF Bay View) Mumia must live and be free! End the racist death penalty! (18.11.2010 – engl)

Videogespräch über Besuch bei Mumia und aktuelle Entwicklungen (ca. 44 Minuten, 15.11.2010)

(NYC Coalition to Free Mumia Abu-Jamal) Nov 9 legal procedures +the meaning for Mumia (16.11.2010 – engl)

(C. Clark Kissinger) Hundreds at Philly Courthouse Demand Justice for Mumia (15.11.2010 – engl)

(Dave Lindorff) Round Two: Third Circuit Court Panel Re-Hears Issue of Abu-Jamal’s Death Penalty on Orders of Supreme Court (10. Nov. 2010 – engl))

Videos von Free Mumia Kundgebung draussen vor dem Gericht in Philadelphia (1) (2) (3) (4)

(VIDEO) “Chant Mumia” – Mumia Abu-Jamal supporters rally outside federal courthouse on Market St. ( 9. Nov. 2010)

Videos von der Londoner Demonstration am 9. November vor der US Botschaft
(1) (2) (3) (4) (5)

Fotos von Free Mumia Protesten am 9. November in Mexico City

Berichte über Mumia Solidarität in Brasilien (auf portugiesisch)

Zahlreiche aktuelle Berichte aus der französischen Free Mumia Bewegung (auf französisch)

Presse über Mumia Abu-Jamal

(STM London) TV – Vox Africa English’s flagship current affairs programme
Bericht über Mumia Abu-Jamal (November 2010, ab Minute 30:31, engl)

(Filmring.at) In Prison My Whole Life (22.11.2010)

(Russia Today TV) Mumia Abu-Jamal fights for life, justice (9.11.2010 – engl)

(Nachrichten.ch) Mumia Abu-Jamals Anwalt wirft das Handtuch (09.11.2010)

Anti-Repressionsnachrichten

(Bln) Der Fall Alex wird neuverhandelt! (29.11.2010)

Free Peltier now, supporters say (8.11.2010)

Todesstrafe wirklich abgeschafft? (02.11.2010)

Life, without the possibility (02.11.2010 – engl)

Kampf gegen die Todesstrafe

UK halts export of lethal injection drug (29.11.2010 – engl)

(NYTimes.com) Former Justice John Paul Stevens Criticizes Death Penalty (28.11.2010 – engl)

When Texas gets it dead wrong (24.11.2010 – engl)

Gegen staatlichen Rassismus

Sa. 18. Dezember 2010, Berlin, 15:00
Demonstration gegen Rassismus, Wohlstandschauvinismus und Kapitalismus
Für Bewegungsfreiheit und soziale Rechte für ALLE Menschen
Beginn am Kollwitzplatz, U2 Senefelderpl.

Mo. 6. Dezember 2010, Berlin, Flughafen Schönefeld
Sammelabschiebung von 50 Vietnamesinnen und Vietnamesen mit Aeroflot verhindern!
Beteiligt euch an den protesten vor Ort und/oder schreibt Protestfaxe an Aeroflot:
Musterfax hier

Quelle: Berliner Bündnis Freiheit für Mumia Abu-Jamal!

social networks des Berliner Free Mumia Bündnis:

http://myspace.com/FreiheitfrMumia
http://twitter.com/Free_Mumia
http://de-de.facebook.com/people/Anton-Mestin/100001505521584

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Wenn die Klasse sich streitet, lachen die Banker!

Mit der Ausschaffungsinitiative wurde eine weitere Etappe der Entsolidarisierung eingeläutet. Sie ist Ausdruck der zunehmend reaktionären Stimmung und heizt diese weiter an. Das Proletariat wird angegriffen und der Grossteil der Klasse merkt es nicht und wehrt sich auch nicht. Im Gegenteil, die meisten lassen sich willfährig darauf ein. Steuergerechtigkeit? Pfui – Keine Nachteile den Reichsten! IV-BezügerInnen und Arbeitslose? Sozialschmarotzer! Ausländer? Alle kriminell! Ausser meiner Oma natürlich, die ist zwar auch eingewandert, aber damals war noch alles anders und ausserdem hat sie sich anständig aufgeführt!

Niemand lügt so profitabel wie die SVP

Krise und Perspektivlosigkeit haben ein Klima der Angst geschaffen, in welchem sich die SVP wie ein Fisch im Wasser bewegt. Fremdenfeindlichkeit ist ein Kernthema, mit dem sie immer punktet. Dass Rassismus eine Waffe ist, welche die Klasse spaltet, ist eine alte Weisheit. Doch selten wird diese Waffe so unverfroren und ungeniert rein taktisch eingesetzt, wie von der SVP. Die Abwahl Blochers konnte die SVP lange nicht verdauen. Im denkbar schlechtesten Moment kam dann die Bankenkrise, in der die SVP loyal zur UBS halten musste, im Sinne ihrer tiefen Verbundenheit mit dem Kapitalismus. Am Stammtisch stiess dies sauer auf – ein durchschlagender Erfolg musste her, der sie wieder auf der Seite des «kleinen Mannes» ins Bild rücken würde. Also ist die SVP zu Altbewährtem zurückgekehrt. Immer, wenn sie davon ablenken will, dass sie eigentlich einzig und alleine die Interessen der Herrschenden vertritt, greift sie auf das Feindbild «Ausländer» zurück. Und sie tut es hinterhältiger, als ihre Vorgänger: Schwarzenbachs Überfremdungshysterie und die 18%-Initiative lösten den Widerstand der Wirtschaftsverbände aus, welche alles Interesse daran hatten, ihre billigen Arbeitskräfte im Land zu behalten. Wenn es aber gegen Vergewaltiger, Raubmörder und Drogendealer geht – und genau das suggerieren ja die Plakate der SVP – ist der gesellschaftliche Konsens eindeutig. Da lässt die Economiesuisse grosszügig die Finger davon. Schliesslich wird sich nicht viel ändern: Die Schweiz war, ist und bleibt ein Land aus dem rausgeschmissen wird, wer dem Kapitalismus nicht passt.

Ausser wir erkennen, dass die Grenze nicht zwischen den Nationen, sondern zwischen oben und unten verläuft. Nur gemeinsam sind wir stark. Greifen wir sie an! Von unten links gegen oben rechts.

Solidarisch für eine lebenswerte Zukunft – für den Kommunismus

Quelle: www.aufbau.org

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Anschlag auf unsere Bundesverfassung

Bern, 28.11.2010
Medienmitteilung des Komitees 2xNEIN gegen die SVP-Ausschaffungsinitiative und den Gegenvorschlag

Die Annahme der SVP-Ausschaffungsinitiative ist ein Anschlag auf unsere Bundesverfassung:
Nach der Verwahrungsinitiative, dem Verjährungsverbot für Sexualdelikte an Kindern und dem Minarettverbot steht nun ein weiterer Artikel in der Verfassung, der ihren Grundwerten radikal widerspricht. Dieser Schlag ist der bisher schwerste: Er denunziert ein Fünftel der Bevölkerung unseres Landes als potentielle Verbrecher und Schmarotzer. Menschen ohne Schweizerpass werden unter das Regime eines Sonderstrafrechts gestellt; für sie gilt der Grundsatz der Verhältnismässigkeit nicht mehr.

Mit gezielter Falschinformation («Ivan S., Vergewaltiger, bald Schweizer?») und einem Millionenbudget hat die SVP ihr ewiges Wahlkampfthema Ausländerfeindlichkeit ein weiteres Mal zum Erfolg gebracht. Dass es nur ein knapper Erfolg war ist ein schwacher Trost. Die Verantwortung für dieses Verfassungsdebakel tragen in erster Linie die Mitteparteien FDP und CVP und Teile der SP. Sie haben mit dem so genannten Gegenvorschlag Wasser auf die Mühlen der SVP geleitet. Damit gaukelten sie den Stimmbürgern vor, das Recht müsse verschärft werden. Dabei wussten die Gegenvorschläger genau, dass unter dem geltenden Recht sich bereits eine harte Ausschaffungspraxis etabliert hatte. Von Anfang an hat das 2xNein-Komitee gewarnt, das Stimmvolk werde im Zweifelsfall das Original der SVP-Initiative und nicht die leicht abgeschwächte Kopie des Gegenvorschlags annehmen. Leider haben wir Recht behalten.

Das 2xNein-Komitee erwartet nun vom Parlament, das Ausschaffungsgesetz so eng wie möglich einzugrenzen. Insbesondere darf nicht die Erweiterung des Strafenkatalogs aus dem Gegenvorschlag übernommen werden.
Die im 2xNein-Komitee zusammengeschlossenen Organisationen rufen das Parlament auf, nun endlich Schranken gegen weitere Anschläge auf die Grundwerte der Verfassung zu errichten.

Volksinitiativen, die gegen die Menschenrechte und das Völkerrecht verstossen, müssen vor der Unterschriftensammlung für ungültig erklärt werden können. Es ist Zeit, unsere Bundesverfassung vor ihren Zerstörern zu schützen!

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Ein letzter Aufruf zur Abstimmung am Sonntag

Nicht ducken, nicht treten
Von Kaspar Surber

Schafe werden rausgekickt, Kühe guillotiniert, Gänse geschlachtet. Kantonsflaggen gehen in Flammen auf. Ivan S., der Vergewaltiger, und Detlef S., der Kinderschänder, lauern hinter jedem Haus. Fährt man durchs Mittelland, droht auf den Plakaten die Apokalypse.

Die Propaganda und die Paranoia von Wirtschaftslobby und Rechtspopulisten haben diesen Herbst in der Schweiz einen neuen Höhepunkt erreicht. Als die WOZ vor einigen Wochen die Economiesuisse-Zentrale besuchte, sprach man dort von einer «mittleren Kampagne» gegen die Steuergerechtigkeitsinitiative, die über vier Millionen Franken koste. Nachdem das Föderalismusargument nicht zog, behauptete der Wirtschaftsverband später, die Vorlage treffe auch den Mittelstand. Regierungsräte und sogenannte Patrons liessen sich für Drohungen einspannen. Die Kampagne dürfte längst das Doppelte oder Dreifache gekostet haben.

Über die Finanzierung der SVP-Werbung ist wie immer nichts bekannt. Stattdessen soll kurz daran erinnert werden, worüber bei der Ausschaffungsinitiative auch abgestimmt wird: über SVP-Werbung, nämlich über den Wahlkampf der Partei 2007. Für die hingepfuschte Initiative mit ihrem belämmerten Marketing wurden damals die Unterschriften gesammelt. Es nützte nichts: Christoph Blocher wurde zu Recht aus dem Bundesrat abgewählt. Der Milliardär ist weg, aber sein Spuk ist immer noch da.

Was bleibt: nicht vergessen, abstimmen zu gehen. Und das weiterzusagen. Den Nachbar­Innen, den KollegInnen in der Schule und im Beruf, den FreundInnen an der Bar und im Facebook. Last Call: Die Schweiz ist ein neofeudaler Staat. Hundert Personen besitzen so viel wie drei Viertel der übrigen Steuerpflichtigen. Der Steuerwettbewerb treibt die Mieten hoch und zerstört die Landschaft. Last Call: Der Gegenvorschlag ist so verheerend wie die Ausschaffungsinitiative selbst. In vorauseilendem Gehorsam macht er fremdenfeindliches Denken verfassungskonform.

Die Steuergerechtigkeits- und die Ausschaffungsdiskussion haben durchaus miteinander zu tun. Es geht darum, ob man sich gegen oben duckt und nach unten tritt. Oder ob man sich eine gerechtere und demokratischere Gesellschaft vorstellen kann.

Deshalb zweimal Nein und einmal Ja am kommenden Sonntag. Auch weil es ein Zeichen ist gegen die geschürte Angst. Weil man dann neue Fragen stellen könnte: beispielsweise nach einer Einschränkung der Kampagnenfinanzierung. Bis dahin: Macht eure Stimmen zu Lautsprechern! Bewahrt allseits den Kopf klar und die Zuversicht.

Quelle: WOZ vom 25.11.2010

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Feminizid in Oaxaca

Straflosigkeit und Staatsverbrechen an Frauen
Ein Text von Theres Hoechli

„Donnerstag, 16. April 2009, ich starte den Tag mit der schaurigen Zeitungsnotiz: ‚Wieder eine Frau getötet!’, die dritte in diesem Monat und bereits die 18. in diesem Jahr. Weinen, sich entrüsten oder resignieren, was mehr kann man tun? Was tun, wenn die Presse diesen Opfern noch einmal mehr Gewalt antut, indem sie sie auf der Kehrseite der Zeitung oder in den Fernsehnachrichten blutig der Öffentlichkeit präsentieren? Nayely Gonzalez war 24 Jahre alt, Mutter eines Kindes. Ihren Körper fand man in einer Schlucht, nachdem sie für einen Tag als vermisst gegolten hatte. Vom Mörder weiss man nichts.

Ich begleite die verzweifelte Familie zur Staatsanwaltschaft, um um mehr Information zu bitten. Der Staatsanwalt kann uns jedoch nicht mehr sagen, als in der Zeitung steht: elf Stichwunden, eine davon tödlich im Hals, heraustretende Eingeweide, vermutlich wurde sie vor ihrem Tod vergewaltigt. Weder über den Mörder noch über das Handlungsmotiv kann er Auskunft geben. Nichts, weil die Gutachten nicht richtig eingereicht wurden. Bis heute gibt es keine weiteren Untersuchungen und der Fall bleibt in völliger Straflosigkeit. Bis Ende des Jahres 2009 sind noch weitere 40 Frauen ermordet worden, deren Familien Gerechtigkeit für ihre Toten fordern.“

Dies die Worte von Anabel, einer Oaxaquenerin, die sich seit Jahren für die Frauenrechte einsetzt, und ohnmächtig und wütend die steigende Anzahl ermordeter Frauen beobachtet. Morde, die verhindert werden könnten, wenn die Regierung und zuständigen Behörden ein wirkliches Interesse daran hätten, das Leben der Frauen in Oaxaca zu schützen und ihnen mehr Sicherheit zu geben und wenn die Täter verfolgt und angemessen bestraft würden.

Oaxaca ist ein gefährlicher Ort für Frauen, wenn man die Statistiken betrachtet. Der Bundesstaat hat die vierthöchste Rate an Frauenmorden in Mexiko und auch bei weiteren Formen von Gewalt an Frauen, sexuelle, physische und psychische, liegt er unter den ersten fünf Rängen. In elf der 31 Bundesstaaten Mexikos spricht man von Feminizid, Oaxaca ist einer davon. Die mexikanische Feministin und Abgeordnete Marcela Lagarde hat den Begriff “Feminizid” wie folgt definiert: „Feminizid ist die Gesamtheit von frauenfeindlichen Umständen und Vorfällen. … Feminizid geschieht, weil die zuständigen Autoritäten nachlässig und fahrlässig sind oder mit den Gewalttätern unter einer Decke stecken. Es wird institutionelle Gewalt ausgeübt, wenn der Zugang der Opfer zur Justiz behindert und somit zur Straflosigkeit beigetragen wird. … Der Staat versagt darin, im Rahmen des Gesetzes zu handeln und es durchzusetzen, Gerechtigkeit zu suchen und der Gewalt gegen Frauen vorzubeugen und diese Gewalt zu beenden. Feminizid ist also ein staatliches Verbrechen.“

Das Kollektiv Huaxyacac, das aus verschiedenen Frauenorganisationen Oaxacas besteht, hat im Jahr 2004 begonnen den Feminizid, in Oaxaca zu dokumentieren. Da die zuständigen Institutionen verhindern, offizielle Zahlen zu erhalten, wurden entsprechende Zeitungsnotizen gesammelt und ausgewertet. Die so dokumentierten Zahlen liegen weit unter der wirklichen Anzahl vergangener Verbrechen an Frauen, von denen viele nicht einmal angezeigt werden, geschweige denn in der Zeitung erscheinen.

Anfang dieses Jahres gab das Kollektiv den Bericht 2008/09 „Feminizid in Oaxaca, Straflosigkeit und Staatsverbrechen an den Frauen“ heraus, der neben Frauenmorden auch Fälle von innerfamiliärer und sexueller Gewalt und verschwundenen Frauen zählt und die institutionelle Gewalt thematisiert. Der Bericht mit harten Zahlen und Fakten soll aufzeigen, in welcher Schuld die Regierung Oaxacas, wie auch Mexikos, bei den Frauen steht.

Die Zahlen sind erschütternd. In den zwei untersuchten Jahren kam es zu 101 Morden an Frauen. Dabei stieg die Anzahl vom Jahr 2008 zum Jahr 2009 um 35%, wie auch die Fälle von sexueller Gewalt. In den letzten zwei Monaten kam es allein in der Mixteca, einer Region Oaxacas, zu fünf Ermordungen, wobei es sich bei den Tätern in allen Fällen um Familienmitglieder handelt; Ehemänner, Schwiegersöhne oder der Vater. Die häusliche Gewalt ist die weitaus meist verbreitete und Oaxaca liegt auf erstem Rang nationalweit. Glücklicherweise gipfelt es in den meisten Fällen nicht in einem Mord, doch die psychische und emotionale Dauerbelastung der Frauen ist enorm. Laut offizieller Umfrage litt in Oaxaca jede zweite Frau mindestens einmal in ihrer momentanen Partnerschaft unter Gewalt, sei es physische, sexuelle, psychische oder finanzielle.

„Nach dem ersten Schlag bat er mich um Entschuldigung und natürlich musste ich mich ihm beugen. Er tat, wie wenn nichts geschehen wäre, liess mich aber nicht mehr mit seiner Familie sprechen und erst recht nicht mit der meinen.“

Oaxaca liegt im Süden Mexikos und ist einer der ärmsten Bundesstaaten des Landes. Viele der ländlichen Gemeinden leben in grösster Marginalisierung mit wenig Zugang zu Bildung, Erwerbsarbeit und einem funktionierenden Gesundheitssystem. Oaxaca weist die höchste Rate von Tod im Kindsbett auf. Dies ist ein weiteres Indiz für den Feminizid, da diese Tode verhindert werden könnten. Jährlich sterben Frauen während der Schwangerschaft oder beim Gebären, da sie keinen Zugang zu einem Gesundheitszentrum haben oder dieses schlecht ausgebildetes Personal hat.

Die Frauen sind von der Armut umso härter betroffen, als sie zudem in einer patriarchalischen und machistischen Gesellschaftsstruktur leben und Diskriminierung in der Gemeinschaft erfahren, die sie in ihrer persönlichen Freiheit und Entwicklung einschränken. Gewalt gegenüber Frauen wird toleriert, welche sich oft nicht bewusst sind, dass sie ein Recht auf ein gewaltfreies Leben haben. Viele Organisationen in Oaxaca arbeiten daran, den Frauen ihre Rechte zu vermitteln und sie soweit zu stärken, dass sie sich dafür einsetzen und sie verteidigen können. Ein Beispiel ist ein Diplomkurs, in dem 28 Frauen aus verschiedenen indigenen Gemeinden zu juristischen Mentorinnen ausgebildet wurden (siehe unten).

In Mexiko und besonders in Oaxaca befindet sich der Rechtsstaat in einer schweren Krise. Rechtliche Mittel greifen nicht, Korruption, Straflosigkeit von Gewalttaten, Repression von sozialen Bewegungen und Protesten sind an der Tagesordnung. In den Fällen von Gewalt gegenüber Frauen zeigt sich zudem ein Desinteresse der meist männlichen Beamten, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen und den Feminizid mit Präventionsarbeit zu bekämpfen. Mit jeder ungestraften Gewalttat zeigen sie sich einverstanden damit und geben freies Feld für weitere Gewalt.

Seit Februar 2009 gibt es in Oaxaca zwar ein Gesetz für das Recht der Frauen auf ein gewaltfreies Leben, aber es fehlen die entsprechenden Ausführungsbestimmungen, ohne die das Gesetz nicht wirksam ist. Es fehlt zum Beispiel eine entsprechende Gesetzgebung zum Schutz von Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind. Vor allem Opfer familiärer Gewalt sind in Gefahr, da die wenigen Täter, die überhaupt zur Rechenschaft gezogen werden, oft mit einer kleinen Geldbusse wieder nach Hause, zu Frau und Kindern, geschickt werden. Die Straflosigkeit gerade für Delikte an Frauen ist hoch. Viele reichen keine Klage ein, weil sie den Behörden nicht trauen, und von den wenigen Klagen wird gerade mal 1% der Täter zur Rechenschaft gezogen. Zudem werden die Frauen häufig mit unsensiblem Personal konfrontiert, vor dem sie erst beweisen muss, dass sie geschlagen wurde und sie keine Schuld daran hat.

Als weiteres Beispiel für die Missachtung der Frauen wird die Gesetzesreform über Schwangerschaftsabbruch angesehen, die vor einem Jahr vom Parlament in Oaxaca angenommen wurde und den Frauen das Recht über ihren Körper zu entscheiden stark einschränkt. Diese Reform wurde bereits in 18 Staaten angenommen und es besteht die Gefahr, dass es zu einer nationalen Verfassungsänderung kommt. Durch die Reform würde der Schwangerschaftsabbruch vollständig verboten, selbst nach Vergewaltigung, oder wenn das Leben der Frau in Gefahr ist. Frauen, die aus Not dennoch ihre Schwangerschaft abbrechen, können strafrechtlich verfolgt werden. In anderen Bundesstaaten sitzen bereits mehrere junge Frauen im Gefängnis, mit Strafen bis zu 25 Jahren. Dies in einem Land, wo eine überwiegende Mehrheit der Gewalttäter nie bestraft wird. Der Protest nationalweit ist gross und auch die Organisationen von Oaxaca beteiligen sich an verschiedenen Initiativen und Aktionen, um diesen Rückschritt im Bereich der Frauenrechte zu verhindern.

Was tun, fragt sich Anabel, gegen die Ohnmacht? Was tun gegen die Wut, die einen überkommt, beim täglichen Lesen von Zeitungsberichten über Gewalttaten an Frauen, und dem gleichzeitigen Wissen, dass sie verhindert werden könnten?

Nicht aufhören zu schreien! Die Ungerechtigkeit und sinnlose Gewalt in die Welt hinaus schreien, um Augen und Herzen zu öffnen und die Gewalttäter und unfähigen Behörden anzuprangern, die sie ungestraft laufen lassen.

Der Weg ist steinig, aber jede Frau, die sich traut, Widerstand zu leisten, jeder Beamte, der sensibel die Klage einer Frau anhört und ernst nimmt, ist ein Erfolg.

Juristische Mentorinnen

„Morgen werden wir zu juristischen Mentorinnen diplomiert. Aber diese Arbeit und unser Wissen werden wir in unsere Gemeinden tragen, um Frauen, die unter den Schlägen und Misshandlungen ihrer Partner oder Familienangehörigen leiden, helfen zu können.“

Carmela, 43 Jahre alt

Während acht Monaten erhielten 28 indigene Frauen eine Ausbildung in grundlegendem juristischem Wissen und in der Beratungstätigkeit, damit sie Frauen ihrer Gemeinde, die unter Gewalt leiden beraten und begleiten können auf dem Weg aus der Gewaltspirale. Der Diplomkurs wurde von der NGO „Consorcio para el Dialogo Parlamentario y Equidad Oaxaca“ erteilt und von der Autonomen Universität von Oaxaca beglaubigt.

Viele der diplomierten Frauen begleiten bereits Fälle. Damit die anfallenden Ausgaben, wie Telefon- und Reisekosten gedeckt werden können, sind wir auf Spenden angewiesen. Wenn Sie die Mentorinnen in ihrer Arbeit unterstützen wollen, finden Sie den Link und weitere Information über die Arbeit Consorcios auf der Homepage von Consorcio: www.consorciooaxaca.org.mx oder per email an theres@consorciooaxaca.org.mx (auf Deutsch möglich).

Quelle: chiapas.ch

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Mexiko: Rundbrief November 2010

Oaxaca: Politische Morde gehen nach der Gouverneurswahl weiter

Zuerst die gute Nachricht: Die Interamerikanische Menschenrechtskommission hat am 10. November Schutzmassnahmen für Juan Manuel Martínez Moreno und seine Familie ausgesprochen, mit der Auflage, dass der mexikanische Staat sein Leben und seine persönliche Integrität schützen muss.

Nun auch die schlechten Nachrichten: Die PRI-Regierung des scheidenden Gouverneurs Ulises Ruiz scheint sich mit der Wahlniederlage nicht abgeben zu wollen. Vielmehr nutzt sie die lange Zeit bis zur Regierungsübergabe am 1. Dezember dazu, mit politischen Widersachern abzurechnen und der Nachfolgeregierung ein möglichst grosses Desaster zu hinterlassen.

Am vergangenen 27. April wurde in der Nähe von San Juan Copala, Oaxaca, eine humanitäre Beobachtungsmission von Mitgliedern der paramilitärischen Gruppe UBISORT angegriffen. Bei diesem Angriff wurden Bety Cariño Trujillo und Jyri Jaakkola ermordet. Bis zum heutigen Tag sieht es ganz danach aus, dass dieser Doppelmord in Straflosigkeit endet. Unterschreibt den Aufruf Gerechtigkeit für Bety und Jyri!

Ein neuer Hintergrundartikel dazu…

Mitte September 2010 vertrieben Paramilitärs die letzten Familien der Unabhängigen Bewegung der Vereinigung des Kampfes der Triqui MULTI aus dem Dorf San Juan Copala. Die Gewalttaten gehen noch immer weiter: Am 16. Oktober wurden Serafín Ubaldo Zurita und Teresa Ramírez Sánchez erschossen und Teresas Ehemann schwer verletzt. Ausserdem wurde Heriberto Pazos, der sich 25 Jahre für die Interessen der Triquis eingesetzt hat, erschossen. Er war von einem Anschlag von 2001 schon teilweise gelähmt.

Siehe Oaxaca: Indigene bei erneutem Hinterhalt erschossen.
und Anschlag auf Indioführer in Mexiko.

Ein weiterer politisch motivierter Mord geschah in der Stadt Tuxtepec: Catarino Torres Pereda wurde am 22. Oktobers 2010 im Büro der indigenen Organisation CODECI (Komitee zur Bürgerverteidigung) niedergeschossen. Die beiden Angreifer trugen T-Shirts mit Wahlpropaganda für Eviel Pérez Magaña, dem unterlegenen Gouverneurskandidaten der ehemaligen Staatspartei PRI.

Siehe: Indigener Anführer und APPO-Aktivist in Mexiko ermordet.

Guerrero: 15-jähriges Jubiläum der CRAC

Die Gemeindepolizei CRAC feierte vom 13. – 15. Oktober ihr 15-jähriges Bestehen. Wir werden im nächsten Mexiko-Rundbrief einen Schwerpunktartikel zu dieser Basisorganisation bringen. Ein schönes Video mit Interview über die Feierlichkeiten, auf Spanisch.

Chiapas: Ya basta! – Es reicht!

Eine Buch-DVD-Edition dokumentiert Eindrücke vom ersten Treffen der Zapatistinnen mit den Frauen der Welt und berührende Zeugnisse eines Emanzipationsprozesses.

Buchtipp: “Zapatismus – Ein neues Paradigma emanzipatorischer Bewegungen” von Raina Zimmering
Seit über 15 Jahren hat die Autorin, Historikerin und Politikwissenschaftlerin, die aufständische indigene Bewegung der Zapatisten in Mexiko aus der Perspektive der kritischen Transformations- und Widerstandsforschung analysiert und gleichzeitig den Gegenstand ihrer wissenschaftlichen Forschung als Aktivistin in verschiedenen Menschenrechtsorganisationen in praktischen Zusammenhängen vor Ort kennen gelernt. Das vorliegende Buch besteht aus einer Sammlung von überwiegend wissenschaftlichen Artikeln und einigen Erlebnisberichten über und Interviews mit den Zapatisten.

Mexiko: Indigene Völker und der Drogenhandel von Gilberto López y Rivas

Das Territorium, die natürlichen Ressourcen und die physische und kulturelle Integrität der indigenen Völker Lateinamerikas werden systematisch durch die Unternehmen des neoliberalen Kapitalismus belagert – dazu gehört auch der Drogenhandel.

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Veranstaltungen:

PdA- Bazar, So. 28.11. von 11 – 22 Uhr im GZ Riesbach; Attraktive Verkaufsstände: Kaffee für den täglichen Aufstand, Olivenöl aus Palästina, neue und antiquarische Bücher, Flohmarkt

10. Internationales Poesiefestival Al-Mutanabbi, 26. – 28. November, 20 Uhr, Brahmsstrasse 116, 8003 Zürich:

FilmTage Luzern: Menschenrechte, 10. – 12. Dezember im stattkino

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