Von der Start-up-Nation Israel zum autoritären Staat?

Das Vorgehen von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu ähnelt dem Viktor Orbáns in Ungarn. Viele regierungskritische Demonstranten befürchten, die angestrebte Justizreform sei nur der Auftakt eines autoritären Staatsumbaus.

»Bibi, wir sind hier nicht in Ungarn!« oder »Yariv Levin, wir sind hier nicht in Polen« hört man derzeit auf den Demonstrationen gegen die umstrittene Justizreform in Israel. Die Demonstrierenden meinen damit den Ministerpräsidenten Benjamin »Bibi« Netan­yahu beziehungsweise den Justiz­minister, beide von der Likud-Partei. Solche Parolen vermischen sich mit Sprechchören wie »Demokratie, Demokratie!« oder »Israel ist keine Diktatur!«

Schilder zeigen Netanyahus Konterfei neben dem Viktor Orbáns und ­Recep Tayyip Erdoğans, auf einem anderen Schild ist zu lesen: »Wir wollen nicht wie die Türkei enden«. Immer wieder ziehen Demonstranten bei den Plänen der israelischen Regierung Parallelen zu den Entwicklungen in Polen und Ungarn, wo rechtspopulistische Regierungen die Gewaltenteilung außer Kraft zu setzen suchen, oder sogar zur Türkei und Russland, wo Oppositionelle und Regierungskritiker verfolgt werden und die Regierung die Presse einschüchtert und weitestgehend kontrolliert.

Wie um solche Vergleiche zu bestätigen, sagte der stellvertretende polnische Außenminister Paweł Jabłoński am Montag vergangener Woche einem polnischen Radiosender, israelische Beamte hätten sich bei der Planung der Justizreformen mit ihren polnischen Amtskollegen beraten. Er nährte damit die Befürchtungen der Gegner der von Netanyahu angeführten Koalition, die rechtsextreme und ultrareligiöse Parteien umfasst, die Justizreform sei nur der Auftakt eines umfassenden Umbaus des politischen Systems, wie es rechte Populisten in Polen, Ungarn oder der Türkei vorgemacht haben.

Kritiker befürchten, dass mit der weitgehenden Abschaffung der Eingriffsmöglichkeiten des Obersten Gerichtshofs der Weg frei wäre für die Etablierung eines autoritären Systems.

In diesen Staaten haben illiberale Regierungen durch Reformen eine sukzessive Aufweichung der Gewaltenteilung bis zu ihrer Aufhebung betrieben. Das Justizsystem war hierbei häufig das erste Ziel, um dann die Medien einzuschüchtern, gegen Nichtregierungsorganisationen vorzugehen und die Opposition zu behindern.

Solche Vorhaben kommen meist sehr technokratisch daher, um möglichst wenig Aufsehen zu erregen. Auch in Israel bangen die Gegner der Koalition um die Unabhängigkeit der Justiz, die nach Aussagen politischer Beobachter im politischen System Israels die einzige Instanz ist, welche die Gewaltent­eilung effektiv sicherstellt. Sie befürchten, dass mit der weitgehenden Abschaffung der Eingriffsmöglichkeiten des Obersten Gerichtshofs der Weg frei wäre für die Etablierung eines autoritären Systems.

Als Netanyahu am 27. März bekanntgab, die Reformen vorerst auszusetzen, sandte er zugleich eine eindeutige Botschaft an seine Unterstützer. Er bezeichnete den eingeschlagenen Weg als gerecht; er und die Regierungskoalition würden nicht zulassen, dass irgendjemand »dem Volk seine freie Wahl raubt«. Man werde den Weg, für den man gewählt worden sei, nicht aufgeben.

Den Topos der »gestohlenen Wahl«, den Donald Trump in den USA auf­gebracht hat, griffen die Demonstranten, die am Freitag voriger Woche dem Aufruf zum »Marsch für die Freiheit« der rechten Organisation Im Tirtzu folgten, auf ihren Schildern auf. In Tel Aviv waren 30 000 Reformbefürworter auf der Straße, mehrere Medien berichteten davon, dass die Reformbefürworter eine Autobahn blockierten, Journalisten und Unbeteiligte angriffen und mit den Ordnungskräften aneinandergerieten.

Die israelische Tageszeitung Haaretz ordnete einen Angriff auf einen palästinensischen Taxifahrer der ultrarechten Hooligan-Gruppe La Familia zu, die beim bei Mizrahim und sephardischen Juden beliebten Erstligaclub Beitar Jerusalem ihr Unwesen treibt. Die Online-Zeitung Times of Israel berichtete von rassistischen Sprüchen gegen Araber, die von Demonstranten gerufen wurden.

Statt einer Kommission aus Richtern, Politikern und Anwälten soll in Zukunft die Regierung über die Berufung von Richtern entscheiden.

Netanyahu hatte in seiner Rede vom 27. März zwar auch Dialogbereitschaft mit den gegen ihn Demonstrierenden signalisiert – er sei sich der »enormen Spannung«, die sich zwischen »zwei Teilen der Nation« aufbaue, bewusst, sagte er –, doch sprach er ebenso von einer »extremistischen Minderheit«, die Israels Gesellschaft spalten wolle und an den Grundfesten der Nation rüttele, indem sie zur Verweigerung des Reservedienstes in der Armee aufrufe für den Fall, dass die sogenannte Justizreform beschlossen werde. Kein Wunder, dass die so titulierte »extremistische Minderheit« das Dialogangebot Netanyahus mehr als skeptisch aufnahm.

Am Dienstag voriger Woche wurde bekannt, dass die Regierung noch vor Netanyahus Ankündigung, die Reform auszusetzen, einen Teil der Gesamtreform, das umstrittene Gesetz zur Auswahl von Richtern, zur Schlussabstimmung in der Knesset vorgelegt hatte; offiziell aus »technischen Gründen«. Statt einer Kommission aus Richtern, Politikern und Anwälten soll in Zukunft die Regierung über die Berufung von Richtern entscheiden. Die Einreichung des Gesetzentwurfs beim Sekretär der Knesset ermöglicht es der Koalition, die Schlussabstimmung jederzeit innerhalb einer Frist von 24 Stunden einzuberufen.

Wenigstens dürfte es Netanyahu in Zukunft immer schwerer fallen, halbwegs glaubhaft zu behaupten, er repräsentiere die Mehrheit der Bevölkerung: Umfragen zufolge käme das Regierungslager, bestehend aus dem Likud sowie den rechtsextremen und orthodoxen Parteien, das derzeit über eine knappe Parlamentsmehrheit verfügt, bei Neuwahlen auf nur noch 53 oder 54 von insgesamt 120 Sitzen.

Quelle: https://jungle.world/artikel/2023/14/von-der-start-nation-israel-zum-autoritaeren-staat

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Kein Frieden mit Schwurbler:innen – Den rechten Aufmarsch verhindern!

Kein Frieden mit Schwurbler:innen – Kein Fleck dem Putin-Dreck!

Sonntag, 7. Mai, 11.30 Uhr, Neumarkt Winterthur

Den rechten Aufmarsch verhindern!

Kaum sind die reaktionären Demos gegen die Corona-Massnahmen Geschichte, geht die gleiche Klientel aus Eso-Schwurbler:innen, Faschos und stolzen Eidgenossen wieder auf die Strasse. Diesmal unter dem Deckmantel des «Friedens» und der «Neutralität». Doch die selbsternannten Friedensfreund:innen sind nichts anderes als die nützlichen Idioten:innen von Diktator Putin. Mehr noch: Sie bewundern den Kreml-Herrscher als «Kämpfer gegen den Mainstream» und «die Genderideologie». Auch Putins Ambitionen auf ein «eurasisches» Grossreich unter autoritärer Führung mit ultrakonservativen Werten kommen bei den Verschwörungsgläubigen sehr gut an.

Kein Platz für Trychler…

Und jetzt mobilisiert diese widerwärtige Szene abermals nach Winterthur! Am Sonntag, den 7. Mai wollen sie die Stadt während eines ganzen Tages belagern. Geplant ist ein «Freiluft-Kongress» auf dem Neumarkt und eine Demonstration. Auch diesmal inklusive Kuhglocken-Konzert der Freiheitstrychler. Diese übrigens brüllen mittlerweile den faschistischen «Harus»-Gruss, marschieren zusammen mit den Neonazis der Jungen Tat gegen Geflüchtete, und tragen an ihren Edelweiss-Kutten neu auch das Russland-Wappen.

… keine Bühne der AfD!

Als Stargast hat das aufrufende «Verfassungsbündnis Schweiz» Rainer Rothfuss geladen, er ist Bundestagsabgeordneter der russlandhörigen Nazi-Partei AfD und ein fanatischer Verschwörungstheoretiker. Auch Alec Gagneux, der Initiator der rassistischen Ecopop-Initiative, soll sprechen, oder Istvan Hunter, ein Aktivist der politischen Anthroposophie.

Zeit für Widerstand!

In den letzten Jahren war Winterthur wiederholt zum Aufmarschgebiet der Schwurbler-Szene geworden. Manchmal fluteten Tausende unsere Stadt, darunter immer wieder auch Rechtsextreme und Neonazis. Das werden wir nicht mehr tolerieren! Falls die Putinist:innen an ihrer Mobilisierung festhalten, sollten sie eines wissen: Wir werden euch keine Ruhe lassen! Jedem Versammlungs- und Demonstrationsversuch werden wir uns entgegenstellen – und zwar entschlossen und in Massen! Winterthur bleibt nazifrei!
Zugleich werden wir den Tag nutzen um die einzig nachhaltige Friedensbotschaft zu transportieren: die des radikalen Antikapitalismus! Denn es ist der Kapitalismus, der in sämtlichen Bereichen brutale Konkurrenz, Ausbeutung und ständige Expansion befördert und voraussetzt. Krieg ist dabei sein natürlicher Begleiter – überall.

Quelle: https://barrikade.info/article/5817

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Infoveranstaltung, Essen und Film

18h Kurdisches Essen
Ca. 19h oder 20h Informationen über die aktuelle Situation
Folgen des Erdbebens
Spendenaufruf für die Betroffene
Ca. 21h Film “Kobane”

Organisiert von Soli Komitee Rojava-Luzern

Alle Spenden gehen an “Heyva Sor A Kurdistane” (Kurdischer Halbmond Schweiz)

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Freiheitstrychler-Konto sperren – Faschisten den Geldhahn zudrehen!

Nazi-Fratzen hinter der Folklore-Fassade: Die Freiheitstrychler haben bei der “Friedensdemonstration“ letzten Samstag auf dem Bundesplatz wiedermal ihr wahres Gesicht gezeigt. Mit lauten «Harus!»-Rufen, dem Führergruss der Schweizer Frontenbewegung haben die Freiheitstrychler gezeigt, dass sie offen rechtsradikales Gedankengut vertreten.

Die PostFinance unterstützt die rechtsextremen Freiheitstrychler mit der Bereitstellung eines Kontos. Unterzeichne jetzt die Petition und fordere die PostFinance auf, ihrer Verantwortung nachzukommen und das Konto der Freiheitstrychler sofort zu sperren.

Ausgerechnet die Tochter des Staatsunternehmens Post unterstützt antidemokratische und volskverhetzende Machenschaften. Lasst uns der PostFinance einen Schubs geben: Fordere die PostFinance dazu auf, das Konto der Freiheitstrychler sofort zu sperren!

In der Vergangenheit haben wir es bereits geschafft, dass die PostFinance die Konten von Faschisten, wie der Neonazi Gruppe “Junge Tat” oder von Martin Sellner von der rechtsextremen Identitären Bewegung Österreichs, gesperrt hat.

Das schaffen wir auch dieses Mal wieder!

Unterzeichne jetzt die Petition «Freiheitstrychler-Konto sperren – Kein Konto für Faschisten!» und fordere die PostFinance dazu auf, das Konto sofort zu sperren.

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Kurz, halt’s Maul! 9000 gegen 2000

Am Mittwoch, 22.03.2023 wird Sebastian Kurz, ehemaliger Bundeskanzler von Österreich, St. Gallen besuchen. Dazu eingeladen wurde der Politiker vom Club Otmar 2000. Wir werden auch Präsenz zeigen und uns am gleichen Tag um 17.30 Uhr am Kornhausplatz zu einer bewilligten Demonstration gegen Sebastian Kurz, sein rechtspopulistisches Gedankengut und dem Scheinelitären 2000er Club treffen. Kommt bunt, Kommt laut!

Der 2000er Club ist eine Verbindung aus (ehemaligen) Geschäftsleitungsmitgliedern und Männern, die ein generelles Interesse an Wirtschaft, Sport, Politik und Kultur mitbringen. Kriterien für den Beitritt in den 2000er Club sind: das Bezahlen eines jährlichen Club-Beitrages von 2000CHF und das männlich sein. Zum Leitbild des 2000er Clubs gehört die Unterstützung des TSV St. Othmar, das Bilden von Freundschaften, das Stärken von beruflichen Netzwerken und die gegenseitige Unterstützung im geschäftlichen Bereich. Dazu wir vom 2000er Club Sebastian Kurz ein Politiker, der sich nicht von rechtsradikalen Parteien distanziert und in eine Korruptionsaffäre verwickelt ist, zu einem Podiumsgespräch im Kongresshaus Einstein St. Gallen eingeladen. Dies lässt ein klares Bild vom 2000er Club geben, wenn Ihr Ehrengast klare Anti migrantische und rassistische Ansichten teilt und korrupt ist.
Sebastian Kurz wurde für seinen Einsatz zur Schliessung der Westbalkanroute bekannt und schaffte es als Bundeskanzler in Österreich gewählt zu werden. Er versuchte die rechtspopulistische Partei FPÖ mit der ÖVP zu koalieren, was bis zur Aufdeckung der ÖVP-Korruptionsaffäre auch gelang. Seit seinem Rücktritt als Bundeskanzler ist Sebastian Kurz bei Peter Thiel als «Global Strategist» aktiv, welcher mit seinem neuen Projekt Palantir den Weg in den Überwachungskapitalismus öffnet.

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Das transkulturelle Frauenfest in Luzern

Nach einer langen Corona-Pause feiert Luzern im Rahmen vom internationalen Frauentag am 8. März endlich wieder das transkulturelle Frauenfest. Es findet am Samstag, 04. März 2023 im Paulusheim (Moosmattstrasse, 4, 6005 Luzern) zwischen 16:00-21:00 Uhr statt. Plus ab 12:00 Uhr die Workshops. Der Eintritt ist 5.- inklusive Workshops.

Es wurde ein reiches Festprogramm für euch zusammengestellt: Tamilische Tanzgruppe, Walzer-Tanz,  Moderner Taz, Kurdische Lieder, Klassische- und Jazzmusik, Worldmusik mit DJ Emina , Trommelklänge, Kinderprogramm, Videobeitrag über Frauenbewegung, Frauenporträts, kurzes Gespräch mit den luzerner Politikerinnen Ylfete Fanaj und Christa Wenger, Kunstaustellung, Workshops (Yoga, Tahiti-Tanz, Selbstvertedigung, Malen, Demokratie und Frauenrechte), Suppen aus verschiedenen Kulturen, selbstgebackene Brote/Kuchen aus aller Welt, Getränke-Buffet und vieles mehr.

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Heute Streik – Morgen Revolution!

Frauenlöhne rauf! Arbeitszeiten runter!- LEBEN STATT PROFIT!

Wir leben in krisenhaften Zeit. Wenn wir die Zeitungen aufschlagen, lesen wir täglich von Krieg, Klimakrise und Verschärfungen der Arbeits- und Lebensbedingungen der proletarischen und kleinbürgerlichen Klassen. Als Frauen und queere Personen, insbesondere wenn wir Lohn- UND Familienarbeit leisten müssen, sind wir die Ersten die davon betroffen sind. Darum nehmen wir uns zum diesjährigen internationalen Frauenkampftag und feministischen Kampftag die Strasse.

Unser Motto: «Frauenlöhne rauf! Arbeitszeiten runter! Leben statt Profit!».

Die Löhne stagnieren, die Inflation steigt, die Preise für Lebensmittel aller Art gehen in die Höhe, die AHV wird beschnitten, die Armut steigt. Feminisierte Berufe, wie die meisten Care- und Bildungs-Berufe, sind unterbezahlt. Wurden schon im Normalbetrieb Überstunden oft nicht abgebaut, wurde dies während der Pandemie noch schlimmer. Dies führt logischerweise zu einem Abgang von Fachkräften, die einfach keinen Bock mehr haben auf diese Überbelastung bei gleichzeitiger Unterbezahlung.

Deshalb sagen wir: HEUTE STREIK – MORGEN REVOLUTION!

Die Klimakrise steht in direktem Zusammenhang damit, wie im patriarchalen Kapitalismus produziert wird: nämlich profitorientiert und nicht bedarfsorientiert. Unsere Vision ist, das Leben ins Zentrum zu stellen, nicht den Profit, das Miteinander und Füreinander. Ein Schritt dahin ist die Forderung: Arbeitszeiten runter bei gleichem Lohn!

Und nicht zuletzt gehen wir in Solidarität und im gemeinsamen Kampf mit den iranischen, kurdischen und lateinamerikanischen Aktivist_innen auf die Strasse – und wo auch immer rund um den Globus. Bekämpfen wir den patriarchalen Kapitalismus im Herzen der Bestie.

Kommt mit uns auf die Strasse, streiken wir, am 8. März, am 1. Mai und am 14. Juni.

Für die Revolution.

Für das Leben.

Für den Kommunismus.

Winterthur 8.3 19h Steinberggasse // Basel 8.3 19h Bärfüsserplatz // Zürich 11.3 13:30h Münsterhof

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Wir werden nicht Ruhen – Alles wird besetzt!

Communiqué zur Demo am 18.02.2023 gegen die Räumung der Kochareal Besetzung

Zecken im Zentrum, wir bleiben alle, räumt nur weiter aber dann gibts Krawalle!

Am Morgen des 16. Februars 2023 habt ihr – die rot grüne Stadt Zürich – das seit über zehn Jahren besetzte Koch Areal geräumt. Die Bewegung hat einen wichtigen Treffpunkt verloren, 150 Personen haben ihr Zuhause verloren, die ganze Stadt hat ihren autonomen Kulturraum verloren, Europa hat eine der grössten Besetzung verloren!

Über tausend Menschen nahmen sich deshalb heute Abend laut und wütend die Strassen Zureichs, um zu zeigen, dass wir noch lange nicht fertig gekocht haben! Vom Landesmuseum über die Zollstrasse zogen wir selbstbestimmt durch den Kreis 4, um danach die Badenerstrasse entlang zur Fritschiwiese zu laufen, um uns dort selbstbestimmt aufzulösen.

Dabei wurden mehrere Ziele wie Luxuswohnungen, Banken und Firmengebäude angegriffen und verschönert, um zu zeigen, wen wir in unseren Quartieren nicht wollen und dass diese Stadt immernoch uns gehört!

Der Kampf um autonome Räume und Wohnraum ist notwendiger denn je!

Zur Zeit begnenen wir in Zureich einer fast unvergleichbaren Wohnungsnot. Der Ausverkauf unserer Stadt an Grossunternehmen und Privatinvestor:innen des internationalen Finanzplatzes Zürich schreitet ungehindet voran. Gleichzeitig werden neue Besetzungen mit fadenscheinigen Argumenten sofort wieder geräumt. Dass Zwischennutzungen nicht dasselbe wie Besetzungen sind und dass wir uns damit nicht zufrieden geben werden, scheint in den Köpfen der Stadtregierung noch nicht auf Verständnis zu treffen. Das Koch hat uns nicht zuletzt immer wieder gezeigt, wofür wir kämpfen:
dass Kultur kein Konsumgut ist,
dass Arbeit so viel mehr ist als der Bürojob,
dass einem das Dach nicht gleich auf den Kopf fällt nur weil man die richtigen Formulare und Bewilligungen und Papierchen nicht eingereicht hat,
dass Utopien noch geträumt werden können!

Sozialer Wohnungsbau als vertretbarer Verlust? Das sehen wir anders!

Auf dem Koch Areal werden nun altbekannte Genossenschaften wie das Kraftwerk und die ABZ das hippe, alternative und preisgünstige „Koch-Quartier“ bauen. Nebst DANKE für das Aneignen unserer Kultur sagen wir: Das ist kein vertretbarer Verlust!

Am 2. Januar 2013 haben wir das ehemalige Industrieareal an der Rautistrasse in Albisrieden besetzt, um uns gegen Gentrifizierung, zu hohe Mieten, Bullenrepression, zu teure Konzerte, die rot-grüne Pflästerlipolitik und kontrollierte Zwischennutzungen kollektiv zu organisieren und unsere eigenen Strukturen zu stärken. Die damalige Besitzerin des Geländes, die schweizerische profitgeile Grossbank UBS, die sich den Standort Albisrieden/ Altstetten schon lange unter den Nagel gerissen hat und etliche Immobilien im Quartier besitzt, wollte damals die Hallen abreissen und Parkplätze „kreieren“. Fast schon ein Glück für die Stadt Zürich, die sich damals bereits unter Zugzwang befand, weil sie es schon zu diesem Zeitpunkt versäumt gehabt hat, genügend Fläche für günstigen Wohnungsbau zu erwerben. Da kam ihr unsere Besetzung gelegen – für ein Schnäppchen von 70 Millionen Franken konnte sie das Areal Ende 2013 von der Grossbank abkaufen und ihrer Pflicht, günstigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen, nachkommen.

Heute auf der Strasse – Morgen in den Häusern

Wir sind verdammt hässig und wir werden nicht ruhen! Wir werden die Stadt nicht den Bonzen überlassen, die sich die überteuerten Mietpreise leisten können. Zureich braucht Räume wie das Kochareal. Platz zum Wohnen, zum Diskutieren, zum Experimentieren, um sich zu vernetzen, um aufeinander aufzupassen, um Kultur zu leben.

Für die Kollektivität,

für unkommerzielle Räume und günstigen Wohnraum in dieser ausverkauften Stadt,

für die soziale Revolution!

Wir kochen weiter – alles wird besetzt!

Quelle: https://barrikade.info/article/5638

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Die Klimakrise ist jetzt! Die revolutionäre Klimabewegung geht auf die Strasse

Am 11. Februar 2023 findet in Basel eine Demonstration der revolutionären Klimabewegung statt. Ajour hat mit Leuten vom Klimakollektiv «Jetzt Kämpfen» gesprochen, welches die Demo organisiert.

Ajour: Ihr ruft für den 11. Februar 2023 zu einer revolutionären Klimademonstration in Basel auf. Wie sah eure Mobilisierung aus? Was erwartet ihr von dieser Demo und wie reiht sie sich in eure bisherige politische Praxis ein?

Timo: Die Demonstration ist der Höhepunkt einer Kampagne, die schon seit längerem läuft. Wir haben vor knapp einem Jahr das revolutionäre Klimakollektiv gegründet, um eine revolutionäre Position in der Klimabewegung zu entwickeln und sichtbar zu machen. Zunächst haben wir uns jeweils den Klimastreiks angeschlossen, nun ist das unsere erste grössere Mobilisierung. Wir sind sehr gespannt.

Du sagst, die Demonstration ist der Höhepunkt einer längeren Kampagne. Was habt ihr da gemacht?

Timo: Mit der Kampagne haben wir auch versucht, die Vernetzung unter den ausserparlamentarischen Klimakräfte zu stärken. In Basel haben wir uns bemüht die Kampagne möglichst offen zu gestalten, um anschlussfähig für interessierte Menschen zu sein. Auch haben wir in verschiedenen Städten in der Schweiz Veranstaltungen gemacht und waren an Vernetzungstreffen in Deutschland.

Lua: Wir haben einige inhaltliche Veranstaltungen zu verschiedenen Themen gemacht. Anfangs Februar kommen beispielsweise Genossinnen aus den Philippinen und erzählen über ihren Kampf gegen die Auswirkungen der Klimakrise. Auch haben wir viele Konzerne durchleuchtet, die in Basel ansässig sind. Sie versuchen ein grünes Image zu pflegen, aber sind weltweit verantwortlich für Ausbeutung und Zerstörung der Natur.

Die Konzerne stehen im Mittelpunkt eurer Kampagne. Das Motto lautet «Die Klimakrise ist jetzt! Die Verantwortlichen sind hier!» Wer sind diese Verantwortlichen?

Natürlich liegt das Augenmerk auf dem Bankenplatz und den internationalen Konzernen. Sie haben hier vielleicht nur ihre schicken Bürotürme, aber an anderen Orten auf der Welt, vor allem im globalen Süden, verursacht ihr Handeln unglaubliches Leid. Und darauf basieren ihre Milliardenprofite. Das sind die Verantwortlichen, aber gleichzeitig müssen wir uns auch klarmachen, dass dahinter ein System steht. Wenn ein Konzern damit aufhören würde, wäre schon morgen der nächste zur Stelle und würde weitermachen. Gegen diese Konzerne und ihr Treiben gibt es weltweit Widerstand. Uns ist es wichtig, diesen sichtbar zu machen und zu überlegen, wie ein Widerstand hier aussehen könnte.

Und wie könnte der Widerstand gegen diese Konzerne in der Schweiz aussehen?

Das ist eine sehr schwer zu beantwortende Frage. Auf jeden Fall wollen wir ein Bewusstsein in der Öffentlichkeit schaffen. Dabei geht es aber nicht nur um die Kritik an diesen Konzernen als Verantwortliche der Klimakrise, sondern auch darum zu zeigen, dass es sich um ein Systemproblem handelt. Und dann ist unsere Strategie grundsätzlich, den Widerstand von unten aufzubauen. Da wollen wir längerfristig schon auch versuchen mit den Angestellten dieser Konzerne zusammen zu arbeiten – zumindest mit denen, die nicht direkt davon profitieren.

Der Bewegung rund um den Klimastreik war es immer ein Anliegen, politisch möglichst breit und anschlussfähig zu sein. «Jetzt Kämpfen» bezeichnet sich als «revolutionäres Klimakollektiv» und antistaatlich. Was sind die Gründe und Ziele für diese autonome Organisierung?

Hier in Basel war der Klimastreik von parlamentarischer Politik geprägt. Uns ist es wichtig, eine antistaatliche und antikapitalistische Position sichtbar zu machen und dafür auch eine Organisierungsmöglichkeit zu schaffen. Nichtsdestotrotz sehen wir uns als Teil der Klimabewegung.

Bei unserer Gründung war auch wichtig, dass uns in der Klimabewegung eine strategische Debatte gefehlt hat. Man weiss irgendwie, dass man im Recht ist und es geht darum, „auf allen Ebenen Druck aufzubauen“, wie es dann so schön heisst. Ich verstehe dieses Bedürfnis sehr gut, aber wir hatten trotzdem das Gefühl, dass uns diese Vorstellung nicht wirklich voranbringt. Wir müssen die Umstände verstehen, um um dann auch an den richtigen Orten anzusetzen. Wir sagen, ein revolutionärer Umbruch ist nötig. Sowohl in den bürgerlichen Medien, als auch in Teilen der Klimabewegung heisst es immer, „wir alle“ seien verantwortlich für die Klimakrise und müssten etwas dagegen unternehmen. Wir sagen: „Nein, wir sitzen nicht alle im gleichen Boot. Wir haben nicht alle dieselben Interessen.“ Und aus dieser Analyse entspringen dann auch auch praktische Konsequenzen, eben zum Beispiel, dass wir es als zentral erachten, die Arbeiter:innen – gerade auch dieser fossilen Konzerne – einzubinden, weil wir die Klasse nicht nur als Betroffene der Klimakrise betrachten, sondern als Subjekt einer gesellschaftlichen Transformation.

Auf der anderen Seite finden wir es wichtig, die revolutionäre Perspektive in die Klimabewegung hineinzutragen, sondern umgekehrt auch die Wichtigkeit der ökologischen Frage für die revolutionäre Bewegung betonen. Revolutionäre Linke haben das Thema ziemlich lange vernachlässigt. Es ist unsere Absicht, das zu ändern.

Dass der Kapitalismus für die Klimakrise verantwortlich ist, bestreitet mittlerweile kaum jemand mehr. In der Klimabewegung werden verschiedene Taktiken und Strategien versucht. Es ist eine Herausforderung, sich vorzustellen, wie diese Taktiken und Strategien zu einer wie auch immer gearteten grünen Transformation führen können. Reformistische Teile der Klimabewegung scheinen aber geübter, anschlussfähige und denkbare Wege zu präsentieren. Wie sähe eine revolutionäre Perspektive aus?

Wir haben sicher keinen fertigen Plan. Unsere Kampagne dient auch genau dazu, sich dieser Frage zu nähern. Wir bilden uns intern, organisieren Veranstaltungen, besuchen Genoss:innen im In- und Ausland und tauschen uns über diese Fragen aus.

Gibt es Beispiele, wo eine Verbindung zwischen der Klimabewegung und der Klasse versucht wurde?

Wir waren zum Beispiel in München. Dort sollte ein Autoteile-Werk der Firma Bosch geschlossen werden und die Produktion nach Asien verlagert werden. Die Begründung des Managements war, dass das Werk aus Umweltschutzgründen nicht mehr tragbar sei. Die Arbeiter:innen – es waren mehrere hundert – wollten das natürlich nicht hinnehmen. Sie sagten: „Es stimmt vielleicht, dass wir keine Autoteile mehr brauchen. Aber dann können wir etwas Nützliches für die Gesellschaft produzieren.“ Und so schlugen sie vor, das Werk auf die Produktion von Beatmungsgeräten umzurüsten – die waren damals mitten in der Coronapandemie schliesslich sehr gefragt.

Nice! Aber was hat die Klimabewegung damit zu tun?

Genoss:innen des Klimatreffen München standen mit den Arbeiter:innen in Kontakt und haben sie bei ihrem Vorhaben unterstützt. Sowohl haben sie gemeinsam Forderungen überlegt als auch zusammen Aktionen gemacht. Während den Protesten gegen Internationale Autoausstellung (IAA) 2021 in München demonstrierten auch mehrere hundert Menschen gegen die Schliessung des Werks und zeigten sich solidarisch mit den Arbeiter:innen. Es geht uns natürlich auch darum, die Perspektive einer selbstverwalteten, demokratischen Wirtschaft zu erarbeiten. Wie liesse Ernährungssicherheit gewährleisten, woher kommt die Energie, was bedeutet es, die Gesundheitsversorgung umzugestalten? Mit diesen Fragen müssen wir uns heute schon befassen. Und da wird in der Klimabewegung bereits viel Arbeit reingesteckt. Davon können wir viel lernen.

Basel scheint ein gutes Pflaster für Klimapolitik zu sein. Im Oktober wurde die Klimagerechtigkeitsinitative «Basel 2030» von der Stimmbevölkerung überraschend angenommen. Wie ordnet ihr diesen Erfolg ein?

Wir waren kein Teil von «Basel 2030», insofern ist unser Blick einer von aussen. Ihr Ansatz, in den Quartieren Gruppen zu organisieren und mit Haustürgesprächen Menschen zu überzeugen, ist sehr spannend. Ich würde auch sagen, es ist total wichtig, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und die Fragen der Klimakrise im konkreten Alltag zu besprechen. Insofern lässt sich davon bestimmt etwas abschauen.

Ich denke der Erfolg der Initiative ist sicher ein Ausdruck davon, dass sich in Basel sehr viele Menschen für die Klimakrise interessieren. Gleichzeitig ist es auch trügerisch, zu viel Hoffnung auf die parlamentarische Politik zu setzen. Wenn jetzt viele denken «Super, die Initiative wurde angenommen, bis in X Jahren ist Basel klimaneutral» und sich dann zurücklehnen, wäre damit auch nicht viel gewonnen. Deshalb wäre es wichtig, solche Kampagnen mit konkreten Forderungen zu verbinden – etwa ein Gratis-ÖV. Dazu bräuchte es dann sicher auch den Druck von der Strasse.

Es gibt vielerorts Versuche die Klimakrise mit dem sozialen Alltag zu verbinden. Im Rheinland etwa sind einige Aktivist:innen regelmässig zu RWE gegangen, um mit den Arbeiter:innen ins Gespräch zu kommen. Es gibt den scheinbaren Widerspruch, dass der Stopp des Braunkohle-Abbaus die Arbeitsplätze vernichten würde. Aber diese Arbeitsplätze werden in den nächsten Jahren sowieso wegfallen. RWE wird diese Leute dann einfach auf die Strasse stellen, wie das im Kapitalismus halt üblich ist. Arbeiter:innen und die Klimabewegung haben deshalb ein gemeinsames Interesse daran, nach langfristigen Alternativen zu suchen. Und da sollten wir ansetzen.

Auch in Basel gibt es einige Versuche für eine autonome Klassenpolitik von unten. Gruppen wie Kleinbasel Solidarisch oder die Basisgewerkschaft IGA versuchen die Basisorganisierung voranzutreiben. Nach diesem Interview gehen wir an die Demo «Preise runter, Löhne rauf, Reiche zur Kasse». Gibt es Ansätze, Erfahrungen oder Überlegungen, wie sich diese Kämpfe mit dem Klimakampf verbinden lassen?

Als Klimakollektiv beteiligen wir uns aktiv an solchen Kampagnen, etwa gegen Preiserhöhungen und die Energiekrise. Wir diskutieren auch regelmässig, wie wir uns in die Basisarbeit einbringen können. Da lohnt sich wieder der Blick nach Deutschland. Wir haben Genoss:innen aus verschiedenen Städten getroffen, die über die Kämpfe der Belegschaften im öffentlichen Nahverkehr erzählt haben. Im Rahmen von Tarifrunden haben die Gewerkschaften primär Lohnforderungen aufgestellt. Klimaaktivist:innen haben sich daran beteiligt, aber auch weitergehende Forderungen aufgestellt wie etwa, dass der öffentliche Verkehr gratis sein soll. Jetzt gibt es das Ziel, die Kämpfe zusammen zu führen und etwa beim nächsten Klimastreik auch einen Streik bei den Nahverkehrsbetrieben aufzurufen.

Wir müssen aber auch die Grenzen sehen. Es ist schwierig, einfach in Betriebe reinzugehen. Es gibt auch eine starke mediale Hetze gegen die Klimabewegung. Da wird teilweise offen von Gewalt gegen Aktivist:innen phantasiert. Es gibt also sehr viele Vorurteile gegen uns. Das braucht also Zeit. Wir wollen in einem ersten Schritt daran arbeiten, diesen Graben zu überwinden, präsent zu sein und klarzumachen «Hey, wir sind, wir sind auf der gemeinsamen Seite». Die Ausbeutung der Arbeit und die Zerstörung der Natur sind zwei Quellen des Profits.

Demo «Die Klimakrise ist jetzt! Die Verantwortlichen sind hier!», 11.02.2023, 15.00 De-Wette-Park, Basel

Quelle: https://www.ajourmag.ch/revolutionaere-klimabewegung/

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“Wir haben einen Traum” Kurzfilm mit anschliessender Diskussion (27.1 18h Stattkino)

Geflüchtete sprechen öffentlich über ihre Probleme und Wünsche im Zugang zur Bildung. Unsere Gesellschaft sollte den starken Willen und die Motivation von Geflüchteten, sich zu bilden, unterstützen – und nicht behindern. Das ist Thema des neuen Kurzfilms «Wir haben einen Traum».

VPOD in Kooperation mit dem Verein “Bildung für alle – jetzt!” und Solinetz Luzern.

anschliessend Podiumsdiskussion mit Ylfete Fanaj (SP Regierungsratskandidatin), Laura Spring (Kantonsrätin Grüne), Monika Eicke (Abteilungsleiterin Beratungs- und Informationszentrum für Bildung und Beruf) und zwei betroffenen Personen.
Moderation Urban Sager (Mittelschullehrer, Dozent PH Luzern und VPOD -Mitglied).

Anmeldung erwünscht:
https://zentralschweiz.vpod.ch/kalender/2023/veranstaltung-wir-haben-einen-traum/

Anschliessend offerierter Apero

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