Antira Cup Festival vom 19. bis 20. September in Luzern

2014 09 19-20 antira_14_plaki_03Freitag:

 

Chaostruppe (Rap/Bern)

ABC! (Reagge/Ticino)

Meshukazot (Post-Hardcore/Tel Aviv)

Töbsucht (Crustepunk/Basel)

Oi Polloi (Anarchopunk/ Edinburgh)

Samstag:

 

Los Fastidios(Streetpunk& Ska/Verona)

The Movement(Mod-Punkrock/ Kopenhagen)

Selbstbedienung(DE-Punk/Aarau)

Enraged Minority(AFA-Streetpunk/Freiburg)

C.O.T.I.(Rap/Genf)

Les Katacombes (Rap/Genf)

Sergent Papou(Rap-Ska-Punk/Genf)

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My body, my choice!! Auf die Strasse gegen rechte Hetze

Nun müssen wir uns schon im fünften Jahr in Folge mit dem „Marsch für’s Läbe“ in Zürich beschäftigen. Im Jahre 2014 angekommen fühlen wir uns allerdings nicht, wenn wir uns die Inhalte und Akteure dieser Gruselveranstaltung anschauen.

marschDer Verein „Marsch für’s Läbe“ setzt sich aus 16 Gruppierungen aus dem Umfeld diverser christlich- fundamentalistischer Bewegungen zusammen, von katholischen bis zu evangelikalen Kreisen. Die christlich- rechtskonservativen Abtreibungsgegner_innen sehen sich als bibeltreue Christ_innen, die die Rechte der Schwächsten der Gesellschaft vertreten. Dass sie in Parteien und Gruppen mit diskriminierenden Positionen organisiert sind, ist für sie kein Widerspruch.

Antifeministisch, homophob und nationalistisch

Abtreibung ist für sie Mord. Aufklärungsunterricht wird allerdings als jugendgefährdend angesehen und im Kampf gegen HIV und andere Geschlechtskrankheiten solle lieber Werbung für ewige Treue gemacht werden, anstatt für Kondome. Homosexualität ist für sie eine Krankheit und die bürgerliche Kleinfamilie die einzig erstrebenswerte Form des Zusammenlebens.

Die reaktionären Christ_innen positionieren sich in Migrationsfragen rechts aussen und distanzieren sich auch nicht von mitmarschierenden Neo-Nazis. Der völkische Nationalismus wird dabei im gesamten Spektrum deutlich sichtbar: Die Rede ist stets von „unserem Volk“ und „unserem Land“ – ihr „gewaltloser Einsatz mit ihrem persönlichen Leben und Wirken“ entscheidet sich an der Herkunft und ist purer Rassismus.

Gewaltlos sind die selbsternannten „Lebensschützer“ jedoch keineswegs.

Frauen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden, machen sich ihrer Ideologie nach an Gott und seinem „Lebensplan“ schuldig. Genauso wie alle an der Durchführung Mitbeteiligten und jene, welche sich damit solidarisch erklären.
Statt wirkliche Hilfe anzubieten wird systematisch fehl-informiert, eingeschüchtert und teilweise sogar gedroht. Sind die Kinder erst mal geboren können die Frauen keine grosse Hilfe erwarten. Kinderbetreuung, Mittagstisch und Ganztagsschule sind schliesslich eine Gefahr für die Schweizer Kleinfamilie.
Leider sind die Ideen der rechten Christ_innen keine Randerscheinung.
Sie sind vielmehr Teil einer reaktionären Hetze, die sich in der letzten Zeit massiv verschärft hat.

Die Angst vor „den Anderen“ wird aufgebaut um Überwachung und Repression zu verschärfen. Konservative Wertvorstellungen werden vorgeschoben um Sozialabbau und Leistungsdruck voran zu treiben.
Das Recht auf Schwangerschaftsabbruch ist eine wichtige Errungenschaft der Frauenbewegung.

Eine Abtreibung ist eine bewusst getroffene Entscheidung der Frau.

Ein Abtreibungsverbot schafft Schwangerschaftsabbrüche nicht aus der Welt, sondern kriminalisiert sie nur. Die Folgen sind Pfuscherei, Selbstabtreibungen, Zwangsgeburten sowie massiver finanzieller und moralischer Druck.
Wir haben uns das Recht auf Selbstbestimmung erkämpft. Die Angriffe der „Lebensschützer_innen“ zeigen aber, dass wir diese Errungenschaft auch weiterhin verteidigen müssen. Da sie es anscheinend noch immer nicht begreifen, zeigen wir ihnen auch dieses Jahr, dass sie nicht erwünscht sind.

Wir kämpfen für ein selbstbestimmtes Leben jenseits der patriarchalen Kleinfamilie – wir gestalten unser Leben und unsere Sexualität nach unseren Bedürfnissen.

Darum: Auf die Strasse gegen rechte Hetze!
20. September 2014 / 14:00Uhr / Rentenwiese

Quelle: http://ch.indymedia.org/de/2014/09/93221.shtml

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Calais: Fascho-Demo & Massenräumungen angekündigt

Mitteilung von No Borders Calais

Wir haben Informationen erhalten, dass die französische Regierung plant, “Jungles” der Migrant*innen und das Fort Galloo Squat in Calais, in der ersten September Woche zu räumen.

Momentan leben über 1200 Migrant*innen verschiedenster Herkunft in diesen Camps. Fernab von “gemütlich” sind sie die einzigen sicheren Orte, die die Leute zum Leben haben. Ungefähr 300 Personen schlafen in der 12000m² grossen ehemaligen Fabrik Fort Galloo, in der es ein Gebäude für Frauen und Kinder gibt, und Duschen und Toiletten, die durch die Medicins du Monde bereitgestellt werden. Die angekündigt Massenräumung wäre zu jeder Zeit eine menschliche Tragödie, ist aber gerade jetzt besonders gefährlich.

Die faschistische Gruppe “Sauvons Calais”, wird am 7. September zusammen mit den überregionalen Gruppen “Reseau Identitaire” und “L’Oeuvre Francaise” “gegen Migration” demonstrieren. “Sauvons Calais” erklärt auf ihrer Facebook Seite, dass diese Demonstration stattfinden wird, auch wenn sie durch die Stadt verboten werden sollte. Wir haben ausserdem verlässliche Informationen, dass Neonazi Gruppen planen, einige Tage vor der Demonstration anreisen zu wollen, und einige Tage länger zu bleiben, um Migrant*innen in den Strassen von Calais zu “jagen”. In den letzten Wochen haben wir bereits zahlreiche brutale Übergriffe von Neonazis in Calais erlebt, wie die versuchte Geiselnahme einer Person aus dem “No Border” Umfeld. Diese Angriffe werden eskalieren, wenn Faschist*innen aus ganz Frankreich anreisen, und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die erste Person ermordet oder schwer verletzt wird.

Anfang September werden die Migrant*innen eines doppelten Angriffs gegenüberstehen: zuerst die Räumung durch die CRS und die Gendamerie; dann gejagd von Neonazis, ohne Ort zum verstecken oder sich zu verteidigen. Vor einigen Tagen rief Natacha Bouchart von der UMP und Bürgermeisterin der Stadt, überraschend nach einem staatlichen Migrant*innen Zentrum in Calais. Jetzt sehen wir die Antwort der sozialistischen Regierung: keine Verhandlungen, sondern nur die Räumung. Das wird die dritte Massenräumung in nur vier Monaten sein, nachdem die Camps von Gendamerie und mit Tränengas am 28. Mai und 02.Juli geräumt wurden. Diese Räumungen sind keine Lösung für die Situation in Calais. Die Anzahl der Migrant*innen wächst stetig. Die Räumungen erzeugen nur weiteres unnötiges Leid für die Refugees, die schon einmal vor Krieg und Verfolgung geflüchtet sind. Es ist unakzeptabel, dass die französische Regierung die Migrant*innen noch mehr Elend aussetzt.

Es ist unakzeptabel, dass die französische Regierung die Migrant*innen und die Menschen in Calais dem Konflikt mit den Faschist*innen aussetzt. Wenn die französische Regierung Menschen dem Elend und dem Faschismus überlässt, werden wir uns vereinen und verteidigen. Wir werden der Räumung des Fort Galloo wiederstehen. Das ist unser Zuhause und unser einziger sicherer Ort, der uns vor faschistischen Angriffen schützt, mit seinen fünf Meter hohen Mauern, verstärkt durch Barrikaden. Ihn zu verlassen ist keine Option. Wir werden den faschistischen Gruppen auf der Strasse widerstehen. “No Borders” und lokale Antifa Gruppen haben bereits zu einem grossen Treffen von Antifaschist*innen aus Frankreich und Europa aufgerufen, um den Kampf gegen faschistische Gruppen zu unterstützen. Wir bitten jetzt unsere Komrades, so früh wie möglich in der ersten September Woche zu uns zu kommen. Wir laden alle Menschen aus Calais, Frankreich und der ganzen Welt ein, zu uns zu kommen. Helft mit, Fort Galloo zu verteidigen. Helft mit, “Sauvons Calais” ein Ende zu bereiten. Kommt mit zu den Demonstrationen in den kommenenden Tagen in den Strassen der Stadt. No Passaran. No Borders.

übersetzt von https://linksunten.indymedia.org/en/node/121433

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“Kreuzzug für weisse Rassen”

Im Bataillon »Asow« kämpfen internationale Freiwillige gegen Aufständische in der Ostukraine. Anwerber und Ausbilder Gaston Besson lernte das Mordhandwerk ­während des Bosnien-Krieges an der Seite kroatischer Neofaschisten

ukraineDas Flugblatt ist mit einer schwarzen Sonne verziert. Darunter sind Männer in Sturmmasken abgebildet, rechts das Abzeichen des Bataillons »Asow«. Für finanzielle Transaktionen solle man sich bei einem »Evgen Moskalets« melden, für »alle anderen Angelegenheiten« bei einem Mann namens Gaston Besson, dem für die »internationalen Freiwilligen« zuständigen Koordinator. Schreibt man eine Mail an die Adresse Bessons und äußert den Wunsch, bei »Asow« mitkämpfen zu wollen, erhält man in kurzer Zeit das Anforderungsprofil der Gruppe: »Sie müssen verstehen, daß es sich um eine Freiwilligeneinheit handelt. Niemand wird bezahlt, auch nicht die Ukrainer.« Man solle ihm schreiben, ob man Familie hat, wie lange man bleiben könne, welche militärischen Vorkenntnisse bestehen, ob man an die Front gehen oder nur »den Jungs« das nötige Knowhow als Trainer vermitteln wolle. Vor allem sei aber wichtig: »Vergeßt nicht, daß wir der militärische Arm der SNA-Ukraine (Social-Nationalist Assembly, Sozial-Nationale Versammlung; T. E.) sind, assoziiert mit dem ›Rechten Sektor‹. Wir sind Sozialisten, Nationalisten und radikal.«

Krieg gegen »Untermenschen«

Das »Asow«-Bataillon – eine einige hundert Mann umfassende Kampfeinheit, formal dem ukrainischen Innenministerium unterstellt – versammelt rechte Militante unterschiedlichen ideologischen Hintergrunds, von Anhängern des Führers der ukrainischen Faschisten, Stepan Bandera (1909–1959), über die klerikal-nationalistischen »Hundert Soldaten von Jesus Christus« bis zu offenen Nationalsozialisten und Hitler-Anhängern. Fotos zeigen die Milizionäre gut ausgerüstet, dunkel oder in Tarnfarben gekleidet, vermummt, mit Schutzwesten und modernen Waffen. Immer dabei: die gelbe Fahne mit der in Deutschland verbotenen Wolfsangel. Der Wahlspruch der Einheit lautet: »Tod dem Feind!«

Das »Asow« ist zwar keineswegs die einzige stramm rechte Einheit, die an der Seite der prowestlichen Regimes gegen tatsächliche und vermeintliche Separatisten in der Ostukraine kämpft. Allerdings dürfte bei kaum einer anderen so klar sein, worum es den in ihr organisierten Kämpfern geht. Einige tragen SS-Tätowierungen, andere posieren vor dem Keltenkreuz. »Slawa ukraini – Gerojam slawa« (Ehre der Ukraine – Ehre den Helden; T. E.), die Grußformel der Bandera-Anhänger, rufen sie vor jedem Einsatz. Auf ihren Konzerten, die der Geldbeschaffung dienen, spielen neofaschistische Bands wie »Komu Wnis«. In den Facebook- und Vkontakte1-Profilen der Kämpfer und Sympathisanten finden sich Hitler-Devotionalien, Hakenkreuze und die Verherrlichung von Kriegsverbrechen.

Den Kern der Gruppe bilden hochrangige Aktivisten der SNA, deren Führer, Andrij Bilezki, zugleich Kommandeur des »Asow«-Bataillons ist. Oleg Ljaschko, der bei den Präsidentschaftswahlen im Mai auf immerhin 8,33 Prozent kam, habe die SNA dem »Rechten Sektor«, dem während der Maidan-Proteste hegemonialen Zusammenschluß der neofaschistischen Kräfte, entfremdet. Für ihn, so schreibt das prowestliche Magazin Ukrai­nian Policy, sei die SNA ohnehin zu radikal gewesen. Der von ihr vertretene Nationalismus sei »rassistisch« und »auf Großmachtimperialismus ausgerichtet«.2 Die SNA habe sich sodann mit dem »Asow«-Bataillon einen eigenen bewaffneten Arm geschaffen. Gleichwohl bestehen enge Kontakte zum »Rechten Sektor« weiter, und die Gruppe gilt nach wie vor als in selbigen eingebunden.

Es ist kein Geheimnis, daß die SNA- und »Asow«-Leute weitgehendere politische Ziele als die Kiewer Regierung haben; ihnen geht es um die »Vollendung der nationalen Revolution«. Die britische Tageszeitung The Daily Telegraph zitiert aus einem kürzlich verfaßten Kommentar des Nationalistenführers Bilezki: »Die historische Mission unserer Nation in diesem kritischen Moment ist es, die weißen Rassen der Welt in einen finalen Kreuzzug für ihr Überleben zu führen.« Der Kreuzzug sei einer »gegen die von Semiten geführten Untermenschen«.3 Die SNA, aus der die gesamte Führungsriege des »Asow«-Bataillons stammt, war bereits nach ihrer Gründung 2008 als Fusion kleinerer Neonazigruppen durch fremdenfeindliche Gewalttaten aufgefallen. Im jährlichen Report von Human Rights Ukraine für das Jahr 2009/10 wird eine ihrer Stellungnahmen zitiert, in der sich die SNA für ihre Übergriffe auf Vietnamesen, Usbeken und »Zigeuner« rühmt. »Mit gemeinsamer Anstrengung zwangen die Patrioten und die Unternehmer während der letzten zwei Wochen die Mehrheit der Fremden, den Marktplatz von Wasilkiw zu verlassen. Einige Vietnamesen mußten mit Zwang dazu gebracht werden, und einige von ihnen brauchten einen Krankenwagen.«4

Den Kampf für die »Reinheit der weißen Rasse«, den die SNA zusammen mit anderen heute in die ukrainische Nationalgarde eingegliederten Neofaschistengruppen bereits lange vor dem »Euromaidan« führte, kann sie heute – eingegliedert in den staatlichen Machtapparat – ohne jegliche Furcht vor Repression mit anderen, weitaus tödlicheren Waffen fortführen. Letztendlich sogar gedeckt von der NATO-Schutzmacht zieht das »Asow«-Bataillon durch den aufständischen Osten und Süden des Landes, auf der Suche nach »Russen« und »Verrätern«.

Ein von der bei hiesigen Leitmedien beliebten prowestlichen ukrainischen Nichtregierungsorganisation »Euromaidan-PR« veröffentlichtes Bild zeigt die »Asow«-Kämpfer beim Einmarsch in einen Vorort von Donezk. Die Fotozeile erklärt, die Milizionäre seien gerade dabei, einen »Angriff auf Terroristen« durchzuführen. Der erste Kommentar unter dem Schnappschuß: »Macht keine Gefangenen!«

»Wir machen keine Gefangenen«

Vor nun mehr als 20 Jahren haben auch andere keine Gefangenen gemacht: die Freiwilligen der Hrvatske Obrambene Snage (HOS), der »Kroatischen Verteidigungskräfte«. Gegründet als paramilitärischer Arm der faschistischen Kroatischen Partei des Rechts (HSP), kämpften sie an zahlreichen Kriegsschauplätzen auf dem Balkan gegen serbische Soldaten. Bekanntheit erlangten die HOS vor allem aufgrund zweier Eigenschaften: Sie bestanden zu einem großen Teil aus Faschisten, die gnadenlos Zivilisten mißhandelten und töteten.

Am 21. September 1992 veröffentlichte das Wochenmagazin Der Spiegel eine ausführliche Reportage seines heutigen stellvertretenden Chefredakteurs Clemens Höges über eine Gruppe von HOS-Kämpfern,5 die in dem kroatischen Fischerdorf Klek stationiert war. Spiegel TV drehte einen Film am gleichen Ort:6 Über der Zentrale der Milizionäre weht die Hakenkreuzfahne, ein Mann in SS-Uniform tritt auf, Hitler-Bilder hängen in den Räumlichkeiten der Paramilitärs. »Ich bin, eigentlich schon seitdem ich denken kann, Nationalsozialist«, sagt ein österreichischer Freiwilliger. »Und ich solidarisiere mich auch mit Kroatien, weil ich glaube, daß die politische Entwicklung in Kroatien in diese Richtung geht.« Höges porträtierte den Kommandeur der Einheit, einen aus den Vereinigten Staaten zurückgekehrten Kroaten, Tomislav Madi, Spitzname »Chicago«. Chicago sagt: »Ich bin Nazi.« Die militärischen Prinzipien seiner Einheit: »Wir kommen von hinten.« Und: »Wir haben noch nie Gefangene gemacht.«

Über jenen »Chicago« weiß auch ein anderer aus erster Hand zu berichten: Gaston Besson, der heute, 47jährige Ausbilder der internationalen Freiwilligen des ukrainischen »Asow«-Bataillons. Der hat nämlich genau dort, in den Hrvatske Obrambene Snage, schon einmal einen »Kreuzzug für die weißen Rassen« geführt. Besson erinnert sich in einem Interview im Jahr 1993: »Ich fand mich unter dem Kommando des 6. Bataillons der HOS in Vinkovci wieder. Wir hatten uns in Kellern eingerichtet, gingen in der Nacht nach draußen, ins Niemandsland, zwischen die serbischen Linien, um einen Panzer oder einen Mörser zu ›schlagen‹. Am Anfang war ich zusammen mit einem Typen, den man ›Chicago‹ nannte, ein grimmiger Irrer, der zwölf Jahre in den Vereinigten Staaten verbracht hatte. Er hieß uns alles tun, egal was, einfach nach vorne rausgehen, in die Linien, und den Feind aufs Geratewohl fassen.« Schon damals war Besson nicht einfach ein Söldner, wie ihn die nicht allzu zahlreichen verfügbaren Quellen beschreiben, sondern einer, der sich einredete, aus »Idealismus« zu morden. Es war eine »Endzeitatmosphäre«, gemischt mit einem »immensen nationalistischen Elan«, es war eine »Art eines tollen Kampfes für die Freiheit«, beschreibt er die Situation, die ihn dazu motivierte erneut die Kalaschnikow in die Hand zu nehmen, die er bereits zuvor in Birma, in Surinam, Laos und Kambodscha getragen hatte.7 Seine Erfahrung ließ ihn rasch in der Hierarchie der HOS aufsteigen, und so brachte er es bald zum Kommandeur. Eine Spiegel-Reportage vom 16. August 1993 spricht beiläufig von einer »internationale(n) Sondereinheit der kroatischen Bosnier, geführt von einem richtigen Landsknecht: Gaston Besson«.

Nun konnte nicht ewig auf dem Balkan gekämpft werden, und Besson verschwand wieder von der Bildfläche. Bis die EU sich anschickte, Jahrzehnte nach der Zerschlagung Jugoslawiens nun die Ukraine an sich zu reißen und der Euromaidan begann. Am 6. März 2013 berichtete Besson auf seiner Facebook-Seite von seiner Ankunft in Kiew: »Erste Reise nach Kiew. Alles läuft gut.« Sein direkter Anlaufpunkt: Das Büro des »Rechten Sektors«. Wenig später die Erfolgsmeldung: Am 8. März steht das »große Meeting« mit den »Chefs« des »Sektors« an. Wenig später beginnt er, Spenden und Güter für den Zusammenschluß der Rechten zu sammeln. Am 16. Juni spricht er zum ersten Mal davon, daß es zu wenige Freiwillige aus Frankreich gebe. Schweden seien schon da, ein Kanadier, ein Italiener, drei Finnen. Das ist zu wenig, wird Besson sich gedacht haben, und nimmt von nun an die Sache selbst in die Hand. In den folgenden Monaten entwickelt er sich zu der zentralen Figur bei der Rekrutierung ausländischer Neofaschisten für die ukrainische »nationale Revolution«.

»White-Power«-Warrior

Unter den Augen des Kiewer Regimes, der EU und der NATO: Eine &r
Unter den Augen des Kiewer Regimes, der EU und der NATO: Eine »Asow«-Einheit terrorisiert am 13. Juni 2014 die Bevölkerung in der ostukrainischen Stadt Mariupol
Foto: REUTERS/Osman Karimov

In einem Videointerview mit der italienischen Tageszeitung Il Giornale, geführt von Fausto Biloslavo auf dem Kiewer Maidan, erklärt Besson: »Wer ich bin? Ein Revolutionär und Idealist. (…) Und mit all meiner Erfahrung aus Kriegen und Revolutionen sagte ich: Okay, ich muß hierher kommen und wieder helfen. Und dieses Mal durch die Schaffung einer internationalen Brigade.« Die »Idealisten« seiner Truppe »kommen aus sehr verschiedenen Ländern: Finnland, Norwegen, Großbritannien, Frankreich, Italien …«9 Er bekäme 15, 16 E-Mails am Tag, so Besson, zwei, drei davon kämen in Frage, »ernsthafte Leute«. »Wir versuchen Personen auszuwählen, die keine Familie, keine Kinder haben. Die bereit sind, der Ukraine für eine lange Zeit zu dienen.«

Einer der »ernsthaften Leute«, die Besson um sich geschart hat, ist Francesco Saverio Fontana. Fotos zeigen den 53jährigen mit Kalaschnikow neben der ukrainischen Flagge, auch in der Dokumentation Fausto Biloslavos kommt er – allerdings ohne Klarnamen – zu Wort. Francesco Fontana soll der italienischen neofaschistischen Bewegung »Casa Pound« nahestehen, die sich verhältnismäßig erfolgreich um eine Modernisierung des Images ihrer Ideologie bemüht. Das sollte gelingen, indem sie Hausbesetzungen, futuristische Kunstausstellungen und Lesungen durchführten und zugleich Straßenschlachten sowie schwere Gewalttaten verübten.

Allerdings ist »Casa Pound« nicht die erste politische Heimat des von seinen Kameraden »Don« genannten Fontana. Vor einigen Jahrzehnten war er Mitglied in der »Avanguardia Nazionale« und später im »Fronte Della Gioventú«, der Jugendbewegung des »Movimento Sociale Italiano«. Die »Avanguardia Nazionale« wiederum war von dem italienischen Rechtsterroristen Stefano Delle Chiaie gegründet worden, der eine wichtige Rolle für die von der NATO-Geheimarmee Gladio verfolgte »Strategie der Spannung« spielte und später, angeheuert von mehreren Geheimdiensten, in Südamerika mehrere Morde begann.

Kauf am Kiosk!

Er habe sich inmitten einer »Volksrevolution« wiedergefunden, erzählte Fontana dem Journalisten Fausto Biloslavo. Als er die Barrikaden in Kiew gesehen habe, sei »etwas in mir wieder aufgewacht, das mich an meine Jugend erinnerte, als ich Mitglied der ›Avanguardia Nazionale‹ war«. Nach der Annexion der Krim durch Rußland und dem Beginn des Aufstands im Osten habe er sich entschieden, in dem Bataillon der internationalen Freiwilligen mitzukämpfen, am 13. Juni erhielt er bei der Schlacht um Mariupol seine »Feuertaufe«.10

Ebenfalls seit langem in der Ukraine aktiv ist der schwedische Neonazi Mikael Skillt. Die britische BBC beschrieb ihn als »›White-Power‹-Warrior aus Schweden«. Sieben Jahre Erfahrung als Scharfschütze in der schwedischen Armee und Nationalgarde bringt Skillt mit. Im Gespräch mit der BBC zeigten sich deutlich die Eckpunkte seiner Weltanschauung, die vor allem aus Rassismus und Antisemitismus besteht.11 In seiner Heimat gehörte er zuerst zur nationalsozialistischen »Svenska Motståndsrörelsen« (Schwedische Widerstandsbewegung) des verurteilten Mörders Klas Lund, später zur faschistischen Partei der Schweden »Svenskarnas Parti«.

Netzwerk von Unterstützern

Skillt sprach mindestens von einem weiteren »sehr erfahrenen Ausbilder« aus Schweden, der inzwischen in der Ukraine angekommen sei. Wie viele ausländische Faschisten mittlerweile an der Seite des »Asow«-Bataillons kämpfen, ist schwer zu sagen. Das ukrainische Innenministerium macht dazu keine Angaben, eine Anfrage der jungen Welt blieb unbeantwortet. Gegenüber der BBC reagierte ein Sprecher des Innenministerium in Kiew, Anton Geraschtschenko, ungehalten: »Wann, wenn ich fragen darf, werden Engländer hierher kommen und uns helfen, die Terroristen, die von Rußland geschickt werden, zu bekämpfen, anstatt uns über unsere moralischen Werte oder die politischen Zugehörigkeiten von Menschen zu belehren?« Nazis gebe es keine, und ausländische Kämpfer auch nicht, behauptete der Sprecher offenkundig wahrheitswidrig.

Christian Esch, der aus Donezk berichtet und das Asow-Bataillon offenbar aus nächster Nähe erlebt hat, zitiert in einer Reportage für die Berliner Zeitung vom 10. August 2014 Kommandant Belizki mit den Worten: »Wir haben Kämpfer aus ganz Europa, vom Süden bis Irland und Skandinavien.« Russische Quellen sprechen zudem von georgischen Kämpfern und russischen Neonazis aus der »Mysanthropic Division«, einer neuheidnischen Neonazitruppe (Motto: »Töten für Wotan«), die ebenfalls bei »Asow« kämpfen. Auch aus Rußland kam der kürzlich im Rahmen von Kampfhandlungen gefallene Neonazi Sergej Grek (Kampfname »Balagan«). Er war dort Mitglied der »Wotan-Jugend«, einer Gruppe, die für Gewalttaten gegen Ausländer bekannt ist. Ebenfalls der »Wotan-Jugend« zugehörig ist Roman Schelesnow, der vor einem Haftbefehl in Rußland in die Ukraine floh, um sich dort nach eigenen Angaben ebenfalls dem »Asow«-Bataillon anzuschließen.

Der ukrainische Journalist Dmitri Kolesnik gab zudem gegenüber junge Welt an, daß auch in den anderen rechten Bataillonen, etwa dem vom »Rechten Sektor« befehligten »Donbass«, ausländische Rechte aktiv seien. Bevor ihm seine Funktion als offizieller Sprecher des »Asow«-Bataillons entzogen wurde, sagte der ukrainische Faschist Igor Mosiytschuk öffentlich, es gebe 20 Kämpfer aus Skandinavien und Italien in der Einheit. Zieht man in Betracht, wie groß das Sympathisantenumfeld ist und wie sehr sich Besson und sein Gefolge um internationale Unterstützung bemühen, könnten es mittlerweile bedeutend mehr sein. Momentan läßt sich die genaue Zahl aber nicht abschätzen. Verschiedenen Medienberichten zufolge soll es sich um einige Dutzend Männer handeln. Recherchen in sozialen Netzwerken legen aber zumindest nahe, daß es im Kreis bestimmter Gruppen – vor allem der schwedischen »Svenskarnas Parti« und der italienischen »Casa Pound« – mehrere Freiwillige geben dürfte und zudem ein organisiertes Unterstützerumfeld existiert.

Internationale Hilfe erfährt das Bataillon zudem nicht allein durch die faschistischen Freiwilligen, die seine Reihen füllen. Geworben wird auch um materiellen Support, von der Zahnbürste über Medikamente zum Stillen von Blutungen bis zum Nachtsichtgerät. Regelmäßig veröffentlichen die offiziellen »Asow«-Internetseiten umfangreiche Listen von Gütern, die sie benötigen. Geld kann zudem an eine »Stiftung für Bildungsinnovation« überwiesen werden. Spenden für Munition sind mittels einer SMS an eine ukrainische Nummer möglich.

Ziel: »Nationale Revolution«

Selbst dem Regime in Kiew und den es stützenden westlichen Regierungen dürfte nicht entgangen sein, daß die nationalistischen Bataillone wie »Asow« rasch zu einem Problem für den eigenen Machtanspruch werden könnten. Dann nämlich, wenn der gemeinsame Feind im Osten das fragile Bündnis zwischen neoliberalen Chauvinisten und offen neofaschistischen Kräften nicht mehr zusammenhält. Bereits jetzt kommt es regelmäßig zu Konflikten zwischen dem Innenministerium und den rechten Militanten, zuletzt Mitte August, als Dmitro Jarosch, Chef des »Rechten Sektors«, Kiew mit einem »Feldzug« drohte, sollten verhaftete Kameraden nicht freigelassen werden. Die prowestliche Regierung beugte sich dem Druck, ließ die Gefangenen frei und tauschte sogar eine dem Sektor unliebsame Personen im Innenministerium aus (jW berichtete; siehe auch jW vom 20.8.2014).

Mittelfristig wird es dennoch zum offenen Kampf zwischen Kiew und den faschistischen Milizen kommen, die jetzt noch an einem Strang ziehen. Denn klar ist: Diese Kämpfer haben zwar zum Teil dieselben Feindbilder wie das Regime in Kiew, keineswegs aber die gleichen Ziele.

Welche immense Gefahr es birgt, daß fanatische Neofaschisten sich in der Ukraine im Rahmen einer dem dortigen Innenministerium unterstellten Kampfeinheit an der Waffe ausbilden lassen können, zeigt auch ein wenige Monate zurückliegender Fall aus Schweden. Bei einem Angriff auf linke Aktivisten durch sechs mit Messern bewaffnete Mitglieder und Sympathisanten der »Svenskarnas Parti« wurde ein junger Mann ins Koma geprügelt, mehrere andere erlitten Verletzungen. Einer der sechs Neonazis war kurz zuvor aus der Ukraine zurückgekehrt. Dort, so brüstete sich einer der schwedischen Ukraine-Freiwilligen, habe man den »Messerkampf« erlernt und sei in Kiew auf Jagd nach Antifaschisten gegangen.12 Das allerdings war zu einem Zeitpunkt, als die Faschisten in Kiew noch Knüppel und Messer nutzten. Das »Asow«-Bataillon unterrichtet seine Freiwilligen im Umgang mit Kalaschnikow und Scharfschützengewehr.

Anmerkungen


1 Vkontakte – sprich: w kontaktje, in Verbindung – ist die Internetwebsite eines russischen sozialen Netzwerks, das Facebook ähnlich ist.

2 ukrainianpolicy.com/look-far-right-and-look-right-again/

3 www.telegraph.co.uk/news/worldnews/europe/ukraine/11025137/Ukraine-crisis-the-neo-Nazi-brigade-fighting-pro-Russian-separatists.html#

4 helsinki.org.ua/index.php?id=1298444209

5 www.spiegel.de/spiegel/print/d-13682359.html

6 https://www.youtube.com/watch?v=-VghHABmD_c

7 www.grands-reporters.com/Moi-Gaston-Besson-mercenaire.html

8 www.spiegel.de/spiegel/print/d-13681722.html

9 vimeo.com/99620396

10 www.ilgiornale.it/static/reportage/ucraina/uomini_neri.htm

11 www.bbc.com/news/world-europe-28329329

12 www.taz.de/!135537/

Quelle: http://www.jungewelt.de/2014/08-25/004.php

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Meldungen zu Rassismus und Rechtsextremismus in der Schweiz

Quelle: www.hans-stutz.ch

Bern, 19. August 2014
Das Bundesstrafgericht erinnert die Bundesanwaltschaft an den Grundsatz, dass immer Anklage erhoben werden muss, wenn “kein Fall von klarer Straflosigkeit” vorliege. Die Bundesanwaltschaft wolle keine Anklagen gegen einen (ehemaligen?) Rechtsexremisten erheben, trotz diversen, handfesten Indizien. Anfang August 2007 fiel bei vollbesetzter Berner Reitschule einem Besucher des “Antifa-Festival” ein Rucksack auf, der Benzingeruch verströmte. Ein Mann trug das verdächtige Objekt nach aussen, wo es durch eine grosse Stichflamme in Flammen aufging. Ein junger Rechtsextremer aus dem Berner Seeland kommentierte im Internet den Angriff, bevor die Medien darüber berichtet hatten. Ermittlungen gegen diesen jungen Mann begann die Polizei allerdings erst zwei Jahre später, als er einen Waffenerwerbsschein beantragte und klar wurde, dass der Gesuchssteller bereits illegal Waffen besass. Bei einer Hausdurchsuchung fand die Polizei dann auch DNA-Spuren des Verdächtigten, die mit jenen auf dem teilweise verbrannten Rucksack übereinstimmten, ebenso Baupläne und dazugehörige Bauteile. Der Rechtsextremist, der auf der Blood-and-Honour-Site gerne mit Waffen posierte, verweigerte in der Untersuchung jede Antwort, ausser solchen zur Person. In einer Medienmitteilung kritisiert der festivalorganisierende Verein die “Gleichgültigkeit über einer der potentiell schwersten Anschläge auf linke Strukturen durch Neonazis”.
Urteil Bundesstrafgericht

Aarau, 15. August 2014
Die “Aargauer Zeitung” berichtet über eine Aktion des Zürcher Warenhauses Jelmoli, das muslimischen Kunden während der Sommrzeit einen Gebetsraum einrichten will. Online setzt die Zeitung über den Bericht den Titel “Zürcher Kaufhaus Jelmoli passt sich seinen Kunden an: Muslime beten ungestört”. Der Text erntet zehn Kommmentare, neun davon muslimfeindlich. Drei Schreiber finden, Jelmoli sei für sie “gestorben”. Eine “Margrit Holzhammer” zetert: “Es ist bald nicht mehr zum Aushalten, wie unser Land den Muslimen kuschelt. Lange genug drängeln und schon bekommen diese Leute was sie wollen!” Eine “lilo lilo” meint, sie würde die Meinung von Herrn Blocher interessieren. Gegen die EU werde geschimpft und geblochert, “aber man breitet dem Islam direkt noch den roten Teppich aus, wenn auch nur 1 Franken rumkommt.” Und ein “Ruedi” behauptet, es gebe ihm zu denken, dass “die Schweizerischen Landeskirchen sich nicht gegen diese religiösen Geschwüre, die unser Land heimuschen” (wehren) würden.

Davos GR, 11. August 2014
Die Online-Plattform Tachles berichtet: Gegen halb sieben Uhr abends greift ein unbekannter, rund 60jähriger Mann einen jüdisch-orthodoxen Touristen an. Er schreit “Juden raus!” und andere Tiraden. Er versucht, den Angegriffenen zu verprügeln und verletzt ihn an der Hand. Dem Opfer gelingt es, sich in sein Auto zu retten und wegzufahren, obwohl der Angreifer wütend an die Autofenster und Türen schlägt. Die Zeitung “20 Minuten” berichtet später: Gemäss der ihm vorliegenden Inforamtionen komme der Sprecher der Kantonspolizei zu folgender Stellungsnahme: “Von einem angriff zu sprechen ist übertrieben. Die zwei Männer sind aus irgendeinem Grund aneinanergeraten. Eine Tätlichkeit. Von einer starken Blutung weiss ich nichts, es waren zwei kleine Kratzer an der Hand. Für uns ist das ein Antragsdelikt, und weil bisher keine Anzeige einging, konnten wir das nicht weiterverfolgen”. Auch berichtet der Sprecher, die antisemitischen Aussagen seien im Polizeirapport nicht vermerkt. Aus den Worten des Polizeisprecher lässt sich aber auch ableiten, dass der Angreifer der Polizei in Davos bekannt sei. Tage später erklärt die Kantonspolizei auf Anfrage der “Südostschweiz”, dass man den Täter habe ermitteln können. Es handle sich um einen Einheimischen. Er habe sowohl die Beschimpfungen wie auch den tätlichen Angriff gestanden.

Rütli UR, 2. August 2014
Rechtsextreme auf dem Rütli – Stark geschrumpfter Zulauf

Noch vor wenigen Jahren beteiligten sich mehrer hundert Rechtsextremisten an der offiziellen 1.August-Feier auf dem Rütli. Zu ihrer eigenen Feier konnte die PNOS dieses Jahr nur noch knapp vierzig Kameraden mobilisieren.

Knapp 40 Personen, darunter nur wenige Frauen, beteiligen sich am Samstag auf der Rütliweise an einer verspäteten Feier zum Nationalfeiertag, durchgeführt von der Partei National Orientierter Schweizer PNOS. Beobachtet von Urner Kantonspolizisten hielten der Zürcher Oscar Wolfensberger, der PNOSParteipräsident Dominic Lüthard und Philippe Brennenstuhl, Präsident der Westschweizer Parti Nationaliste Suisse PNS, eine kurze Ansprache. Dazu schwenkten Zuhörer einige Fahnen, darunter die Parteifahne. Da die Rechtsextremisten nicht einmal fünfzig Leute organisieren konnten, brauchten sie für ihre Veranstaltung auch keine Bewilligung der Rütliverwalterin, der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaf SGG. Die PNOS hatte im Vorfeld auch keine beantragt. Die Urner Kantonspolizei meldete, sie habe nicht intervenieren müssen. Auf ihrer Homepage kündigt die PNOS an, dass “in irgendeiner Form auch nächstes Jahr das Rütli im Jahresprogramm der PNOS wieder erscheinen” werde.

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Antirep-Festival vom 15. bis 17. August im Sedel

antirepfestival2Freitag, 15. August bis Sonntag, 17. August
Musikzentrum Sedel Luzern
Freitag
Brass the Ripper! (Jazz-Brass-Rap/Küssnacht a. Rigi)
Vier Gürz! (World/Luzern)
Sin Logica! (Loud n’ dirty Punk Rock/Luzern)
Refpolk & Pyro One! (ZeckenRap/Berlin)
Oli Second! (Rap /Luzern)

Samstag
Missbrauch! (Punk/München)
Holger Burner! (Klassenkampfrap/Hamburg)
SauStall! (Punk)
Redska! (Ska / Cesena IT)
TS Kaixo!
DJ Loukanikos!

Büchermesse
Samstag 12-20 Uhr / Sonntag 10-16Uhr

mit Ständen von Lagota, Romp, FAU Bern, Karakök Autonome, Black Rat Aufbau

 

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¡Arriba l@s que luchan! – Chile Infotour

Zwischen Juli und August besuchen uns zwei Genoss_innen aus Santiago de Chile, um in verschiedenen Städten in der Schweiz Vorträge zur Situation der revolutionären Linken in Lateinamerika zu halten. Sie berichten über ihre Strategien und Konzepte, aber auch über ihre Probleme. Dies immer mit dem Schwerpunkt Chile, als Ort ihrer Kämpfe.

Sie selber waren Teil der Student_Innenbewegung, deren Bilder von Protesten, Besetzungen und Strassenkämpfen um die Welt gingen. Dabei versuchten und versuchen sie immer, sich mit verschiedenen Bewegungen, wie der der Arbeiter_innen oder der Mapuche zu vernetzen, um verschiedene revolutionäre und soziale Kämpfe zu verbinden.
Sie werden aber nicht nur über die generelle Situation der Linken informieren, sondern auch genauer auf die feministische Bewegung in Lateinamerika und die Modelle und Perspektiven der libertären Organisationen eingehen. Dies immer im Kontext, dass ihre politische Arbeit in einem der neoliberalsten Länder der Welt stattfindet.
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Wauwilermoos: Geschichte des Straflagers

knastGeographische Lage

Als erstes möchte ich auf die geographische Lage des Straflagers/Gefängnis eingehen. Das Wauwilermoos befindet sich etwa auf halber Strecke zwischen Luzern und Olten, bei Wauwil und Egolzwil, nahe von Sursee. Mit dem Auto dauert die Fahrt von Luzern ca. 30 Minuten.

Das Wauwilermoos heute

Heute ist die STA Wauwilermoos eine Strafanstalt für den offenen Justizvollzug (ca. 60 Plätze). Zudem wurde vor wenigen Jahren ein Teil der Anstalt für die Ausschaffungshaft umgebaut (ca. 13 Plätze).

Die Gefangenen werden hauptsächlich auf dem eigenen Hof beschäftigt.

Die 150 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche werden seit 1996 ausschliesslich Biologisch bewirtschaftet.

Ein Grossteil der Fläche wird für den Feldbau (Karotten, Kartoffeln, Mais, Getreide usw.) sowie als ökologische Ausgleichsfläche genutzt.

Eine viel kleinere Fläche, 4 Hektar, dient dem Gemüsebau. Neben diversen Salaten und Kohle wachsen da Zucchini, Lauch, Sellerie usw.

Ausserdem wird ein Gewächshaus betrieben und Schweine, Kühe sowie Pferde gehalten.

Das Straflager

Während dem 2. Weltkrieg (ab 1940) diente das Wauwilermoos als Internierten Straflager mit einer Kapazität für bis zu 500 Personen.

Zum einen können Staaten, Militärangehörige und Zivilbevölkerung feindlicher Staaten ohne Anklage internieren. Aber auch neutrale Staaten können Angehörige einer kriegstreibenden Nation, ohne Anklage, festhalten. Andererseits können Militärverbände und Einzelkämpfer, die sich nahe der Grenze eines neutralen Staates befinden, diesen um Asyl ersuchen. Diese werden dann entwaffnet und bis zum Ende des Konflikts interniert. Wobei normalerweise das Herkunftsland für die anfallenden Kosten aufkommt. Oft wurden z.B. amerikanische Piloten, deren Maschinen bei Kämpfen, über Deutschland, beschädigt wurden und die deshalb nicht mehr nach England zurückfliegen konnten, in Hotels z.B. in Davos oder Adelboden interniert denn durch den ausbleibenden Tourismus im zweiten Weltkrieg, gab es viele leere Betten in den Kurorten. Insgesamt wurden, während dem zweiten Weltkrieg, ca. 104‘000 Personen in der Schweiz interniert.

Ins Straflager kamen vor allem Internierte, die einen Fluchtversuch unternahmen(besonders während dem Aufstieg der Resistance, nach 1943, sahen viele wieder eine Chance, zu ihren Truppen zurückzukehren.

Ausserdem erhielten Angehörige der Air Force den Befehl Fluchtversuche zu unternehmen, falls sie in Gefangenschaft geraten sollten). Das Straflager war für disziplinarische Massnahmen zuständig denn straffällig gewordene Internierte, wurden vor ein Gericht gestellt.

Die Bedingungen im Straflager waren mies. Es gab nur wenige sanitäre Einrichtungen. Latrinengraben führten quer durch die Baracken. Der Gestank war bestialisch. Es gab kaum medizinische Versorgung. Die Gefangenen wurden körperlich und sexuell misshandelt. Das Essen war nicht nahrhaft und auf den Betten (mit ein bisschen Stroh abgedeckte Holzpritschen) lebten vor allem Läuse. Überhaupt gab es sehr viel Ungeziefer wie Ratten, Flöhe usw. Ausserdem wurde das Straflager auf einer Moorlandschaft erbaut, deshalb versanken die Gefangenen oft bis zum Knöchel im Schlamm. Die Baracken waren weder isoliert noch wurden sie im Winter beheizt. Zudem kannten die Internierten die Dauer, ihrer zu verbüssende „Strafe“ nicht.

Bei einer Schlägerei unter den Insassen der Baracke 29 am 28.9.1944 wurde ein 27 Jähriger Russe von der Wache erschossen und ein weiterer durch zwei Kugeln verletzt.

Nutzlose Kontrollen

Ende 1944 stellt Dollfus, der damals Generaladjutant war, fest, dass die Sanitarischen Einrichtungen ungenügend sind und die feuchte Lage Schmutz und Krankheiten verursacht. Eine Inspektion im Januar 1945 ergab ausserdem „dass die Ordnung und Sauberkeit viel zu wünschen übrig lässt“.

Oberleutnant Siegrid stellt am 24. Januar, bei einer Inspektion des Baulichen Zustands des Lagers, fest:

Hauptmann Béguin komme seiner Aufgabe das Lager instand zu halten nicht nach. Die Öfen seien grösstenteils kaputt. Die Planken der Barracken waren schlecht unterstützt und es bildete sich Kondenswasser. Die gewaschene Kleidung würde den Gefangenen nass übergeben. Zum trocknen stünde ihnen kein Raum zur Verfügung. Am schockierendsten sei aber die Eisbildung in den ungeheizten Waschräumen „Der Boden war mit einer dicken, unebenen Eisschicht bedeckt“.

„Mit drei Berichten (bereits) im Januar und Februar 1942 hatte Major Humbert, der verantwortliche Arzt für die Internierten im Sektor Seeland, drei Jahre zuvor schon die Verantwortlichen auf die „anorme Krankheitshäufigkeit“ im Lager hingewiesen: „Die moralische Atmosphäre im Lager Wauwilermoos ist absolut unhaltbar. Einer der Kranken aus dem Wauwilermoos erklärte mir mit Heftigkeit eher bringe er sich um als dahin zurückzukehren. Die Internierten werden einerseits von Hauptmann Béguin aus nichtigem Anlass aufs gröbste beschimpft, und andererseits wird ihnen die persönliche Aussprache verweigert. Die Strafen sind übertrieben […]“ Major Humbert erhob sogar Klage gegen Hauptmann Béguin und verlangte „Sanktionen“. Da er aber die Dienststelle im Februar 1942 verliess, verlief sein Vorstoss im Sand. In seinem letzten Schreiben hielt er fest, es herrsche im Lager „eine Ordnung der Furcht“ […] „Meine Schlussfolgerung ist, dass Hauptmann Béguin aus psychologischen Gründen nicht geeignet ist die Funktion des Kommandanten eines Straflagers zu erfüllen.“ (1) Aber die zuständigen Behörden wollten nichts unternehmen und versuchten, noch zusätzlich, den Inspektoren Steine in den Weg zu legen.

Kontrollen von unabhängigen Seiten wie zum Beispiel die des IKRK blieben nutzlos, da ihnen nicht das ganze Lager gezeigt wurde.

Obwohl die Schweizer Internierungsbehörden von Anfang an mit einem schlechten Ruf zu kämpfen hatten, wurde Erst nach dem Ende des zweiten Weltkriegs das ganze Ausmass bekannt und das Internierten Straflager Wauwilermoos heftig kritisiert. Vor allem von den dort Inhaftierten, die endlich über ihr Grauen berichten konnten. Grosse Teile der Zivilbevölkerung sowie auch die zuständigen Diplomaten der Internierten wussten lange Zeit nichts von dem Lager und den Zuständen dort

 

Sexuelle Übergriffe

Eine besonders üble Serie von Vergewaltigungen erlebte der Amerikanische Bordingenieur Dan Culler.

Dan Culler wollte, zusammen mit ein paar Kollegen, am 12 Mai 1944 aus dem Internierungslager Adelboden fliehen. Sie versuchen sich, über die Alpen nach Italien zu den nach Rom vorrückenden Truppen durchzuschlagen. Mangels Nahrungsmittel ass Culler, ihm unbekannte Beeren, wovon er immer wieder erbrechen musste. Er beschloss seine Begleiter ziehen zu lassen und kehrte ins Lager zurück. Dort wurde er, bei Wasser und Brot, mit 10 Tagen scharfem Arrest bestraft. Von dem Essen kann er aber fast nichts behalten weil er immer noch sehr oft erbrechen muss.

Nachdem er aus dem Arrest entlassen wird, wird er in dunkler Nacht in das Straflager Wauwilermoos verschleppt, wo die Hölle über ihn herein bricht.

Er wird in die Baracke 9 gesperrt, wo er gleich am ersten Abend brutal vergewaltigt wird. Er wird festgehalten und von der ganzen Belegschaft vergewaltigt „Ich blutete aus dem Rektum und teile der Haut ragten hinaus. Wie lange das dauerte werde ich nie wissen, denn etwas in mir Löste sich ab und versetzte mich in einen anderen Zustand.“ Sobald er frei kam, floh er nach draussen wo er die Nacht in der Kälte verbrachte. Beim ersten Tageslicht ging er in das Büro des Lagers, wo er Béguin und einigen Wachen schilderte, was passiert war. Diese lachten ihn jedoch nur aus. In seiner Verzweiflung beleidigte er sie und kam wieder in den Arrest. Schnell merkte Dan Culler, dass dies der einzige Ort war, wo er der Hölle in der Baracke 9 entkommen konnte.

Denn ab dem Zeitpunkt, als er dem Lagerleiter von den Vorkommnissen berichtete, liess dieser in der Nacht die Baracke abschliessen. Er wurde immer wieder vergewaltigt. „Ich weiss, dass ich [jeweils] von vier Männern niedergedrückt wurde, während der erste sein Geschäft verrichtete. Dann wurde ich von anderen festgehalten, bis jeder dran war.“ Um zu entkommen, zwängte er sich manchmal durch den Abort, wo er durch die Exkremente unter der Baracke entkommen konnte. Wenn das nicht gelang, wehrte er sich nach Leibeskräften. „Viele Male wurde ich KO geschlagen und erwachte in der Abortrinne. Einmal hielten sie mich fest und einer versuchte mir seinen Penis in den Mund zu stecken und ich liess das nicht zu und hielt meinen Mund verschlossen und wurde bewusstlos geschlagen und als ich wieder zu mir kam hatten sie mir Holzstücke unter die hinteren Zähne geschoben um mich daran zu hindern, ihn zu schliessen und [sie] steckten ihre Penisse tief in meinen Mund hinein.

Dan Culler unternahm alles um immer wieder in den Arrest zu kommen.

Als er, nach einer längeren Zeit, wieder einmal zurück in die Baracke kam, waren die alten Bewohner weg und eine neue Gruppe da. Ab da hörten die Vergewaltigungen auf. „Zu diesem Zeitpunkt war ich ein totales Wrack, [ich] traute niemandem, hustete Blut und blutete stark aus dem Rektum. Ich hatte dauernd Durchfall und war so krank, dass ich mich nicht auf den Beinen halten konnte und wenn ich beim Abort hinkauerte und mich an nichts halten konnte, fiel ich rückwärts in den Abfluss und hatte nichts als Stroh um mich zu wischen. Es ist nicht schwer sich den Geruch vorzustellen. Ich war über und über bedeckt mit Furunkeln und wunden Stellen, von denen viele infiziert waren. Ich hatte viele Male das Gefühl zu sterben.

Jahrzehnte lang hatte Dan Culler Schlafstörungen und Albträume ausserdem konnte er sich nicht nur mit Männern in einem Raum aufhalten. Die Erfahrungen im Wauwilermoos prägten ihn ein Leben lang.

 

Verstösse gegen die Genfer Konvention

Am 19. Dezember 1929 unterzeichnete die Schweiz als erstes Land die Genfer Konvention. In Punkt 50 und 54 wird festgelegt, dass Fluchtversuche nur disziplinarisch und mit höchstens 30 Tagen zu bestrafen sind. Während in anderen Ländern die Strafen oft noch deutlich unter 30 Tagen lagen, bestreitet André Béguin die Gültigkeit der Genfer Konvention, indem er behauptet die Schweiz sei keine Unterzeichnerin, konsequent. Entflohene und wieder eingefangene Amerikaner und Briten wurden bis im Herbst 1944 konstant mit zwei bis drei Monaten Lagerhaft bestraft. Angehörige anderer Nationen, wie Polen, sogar mit bis zu sechs Monaten. Weitere Artikel gegen die im Wauwilermoos hart verstossen wurden, sind etwa Artikel 58, welcher für disziplinarisch bestrafte einen täglichen Arztbesuch vorsieht. Oder Artikel 11 der Essenkürzungen als kollektives Bestrafungsmittel verbietet.

Ein Amerikaner der sich in offizieller Mission in der Schweiz befand drückte sich wie folgt aus: „Die Schweiz verletzt in grober Weise die minimalen Garantien der Genfer Konvention von 1929 über die Behandlung von Kriegsgefangenen. Zwar glaubt sie nicht, dass die Bestimmungen auf sie Anwendung finde, da sie keine Kriegsgefangene, sondern nur Kriegsinternierte hat. Diese Ansicht könnten die Amerikaner verstehen, wenn internierte bei uns [in der Schweiz] besser behandelt würden als Kriegsgefangene andernorts. Trotzdem scheint das Gegenteil wahr zu sein (…) Durch die Behandlung, die mangelhafte Einrichtungen, Ernährung und Unterkunft [im Wauwilermoos] wurde die Gesundheit der Internierten schwer geschädigt. Einer ist beinahe irr geworden, mehrere sind in Spitalbehandlung wegen Augenentzündungen, einer wird wahrscheinlich ein Auge verlieren, einer hat sicher, ein anderer wahrscheinlich Tuberkulose entwickelt, alle sind verlaust, viele haben schwere zum Teil Skorbut ähnliche Hauterkrankungen.“

 

Flucht

Im Herbst 1944 gelang drei Air Force Offizieren die Flucht aus dem Internierten Straflager Wauwilermoos. Sie wanderten die ganze Nacht Richtung Westen und fanden schliesslich Unterschlupf in einem Landgasthof, indem sie mit der Hilfe einer 16 Jährigen die US-Vertretung kontaktierten. Die drei entflohenen wurden sofort von der US-Botschaft aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt erfuhren die Alliierten zum ersten Mal vom Lager in der nähe von Luzern.

Auf druck der US-Vertreter gab die Schweiz anschliessend nach und verbessert die Bedingungen für amerikanische Internierte. Erst 1949 erhalten Internierte, nach Genfer Konvention, die gleichen Rechte wie Kriegsgefangene.

 

 

Hauptmann André Béguin

André Béguin war der Lagerleiter. Er wurde 1897 in Neuenburg geboren und er war bekennender Nationalsozialist. Er engagierte sich als Jugendlicher bei der “Jeunesses nationales Neuchâteloises. 1936 trat er dann der rechten “National Union” bei. 1937 wurde er zudem Chef, der Sektion Yverdon, des rechtsextremen “Front National”(2).

André Béguin absolvierte, im Büro seines Vaters, eine Zeichnerlehre, nannte sich aber später immer Architekt. Zwischendurch war Béguin mal für ein paar Monate in Tunis Zwischen 1928 und 1931 macht er eine kleine Militärkariere wurde dann aber, wegen seinen Schulden, ausser Dienst gesetzt. 1938 wird er gesehen. Wie er „halb in zivil- halb in militärischer Kleidung herumspazierte und erzählte, das Eidg. Militärdepartement habe ihm das Kommando über den Sektor La Ferrière erteilt“. Daraufhin schreitet die Polizei wegen Missbrauchs der Uniform ein.

Später ging Béguin nach München und arbeitete in einem Nationalsozialistischen Unternehmen. Nach Kriegsausbruch kehrte er jedoch in die Schweiz zurück. 1940 wurde er auf sein Gesuch, als Offizier, reaktiviert. Im August desselben Jahres wurde er Leiter des Lagers Kalchrain (ein besonders grausamer Vorfall dokumentiert die Interpellation Brawand) und fast ein Jahr später des Wauwilermoos.

Im Lager war er dafür bekannt, dass er mit Stolz eine Nazi Uniform trug.

Da er immer mit seinem Fotoapparat unterwegs war wurde er Anfang 1942 wegen Spionage angezeigt. Einige Leute aus seiner Vergangenheit dachten wohl, dass es für Geld alles tun würde. Vom Verdacht der Spionage wurde er allerdings freigesprochen Aber der Chef des Spionageabwehrdienstes, Oberst Robert Jaquillard, stiess während diesen Untersuchungen auf Béguins Finanziellen Verhältnisse und die politische Einstellung und so riet er davon ab Béguin als Kommandant zu belassen. „Persönlich sind wir der Ansicht, dass der Posten des Kommandanten eines Internierten Lagers verlangt, dass derjenige, der ihn einnimmt, eine Vergangenheit hat, die weniger belastet ist als diejenige Béguins, der gewiss fehl am Platze erscheint.“ Béguin führte einen eigenen Strafenkatalog ein „5 Tage Arrest für einen nicht zugemachten Knopf. Fünf Tage Arrest für nicht vollständige Kleidung bei Gang in den Waschraum, wer versucht das Lager zu verlassen wird ohne Vorwarnung erschossen uvm.“(3) Bei einem Vortrag vor einigen Offizieren, erzählt Béguin wie einmal

115 Internierte die Arbeit verweigerten, sie wurden 14 Tage in eine Baracke gesperrt und erhielten erst wieder Nahrung nachdem sie eine Stunde gearbeitet hatten.

Trotzdem schreitet der interimistische Internierungskommissar Dollfus erst am 3. November 1944 ein, als bekannt wurde, dass den Gefangenen ihre Rotkreuzpakete vorenthalten wurden.

Bei der Durchsuchung des Büros von Hauptmann André Béguin kamen grössere Mengen an Genussmittel wie Kaffeebohnen, Schokolade, und Zigaretten zu Tage. Auch in seiner Privatwohnung wurde allerhand gefunden, wie zum Beispiel Margarine eines amerikanischen Herstellers.

Hauptmann André Béguin sagte aus, dass er die Sachen bei Gelegenheit allen Internierten zukommen lassen wolle. Zudem wurden 483 Briefe der Internierten oder derer Angehöriger gefunden die nie versendet, resp. nicht verteilt wurden.“(4) (Mit den Folgen, dass die Angehörigen nichts mehr von ihren Familienangehörigen hörten oder, dass Gesuche, z.B. von kranken Häftlingen, um „Hafterleichterung“ nicht bei der zuständigen Stelle ankamen.) Bis zur Suspendierung Béguins, dauerte es aber noch bis zum 31. Juli 1945. Am 5. September 1945 wird ihm der Zutritt zum Lager verboten, da er im Lager diverse Akten verbrannte und am 24 September des gleichen Jahres kommt er in Untersuchungshaft.

“Am 20. Februar 1946 verurteilte ihn das Zürcher Divisions-Gericht zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus wegen verschiedenster Vergehen wie “des Betruges, des wiederholten Betrugsversuches, der wiederholten Veruntreuung, des Sichbestechenlassens, des wiederholten Missbrauchs, der wiederholten Urkundenfälschung, der wiederholten Fälschung dienstlicher Aktenstücke, der wiederholten Nichtbefolgung von Dienstvorschriften, des wiederholten Materialmissbrauchs und des wiederholten Ungehorsams.” (5) André Béguin wurde für diverse Betrügereien, zur Selbstbereicherung, verurteilt. Béguin hatte grosse, finanzielle Schwierigkeiten. Für seine Taten als Lagerleiter, wurde er nie belangt.

 

Kein Vergessen

Heute erinnern fast nur noch die sogenannten Polenwege, von polnischen Internierten angelegte Wald- und Feldwege sowie Strassen, an die Internierten im 2. Weltkrieg.

Für die Verbrechen im Straflager Wauwilermoos wurden die Verantwortlichen nie zur Rechenschaft gezogen. Ebenso wenig erinnert ein Denk- bzw. Mahnmal an die Geschichte. Auch die Recherche zum Thema war eher mühsam. Es gibt einige kleinere Projekte (siehe Quellenangabe) die gegen das Vergessen kämpfen. In diese Reihen soll sich auch diese Broschüre eingliedern. Speziell sei hier das Buch „Schüsse auf die Befreier“ von Peter Kamber, erschienen im Rotpunktverlag, erwähnt. Ein grosser Teil beschäftigt sich ausführlich mit dem Wauwilermoos.

Speziell in der Schweiz welche sich immer wieder als lupenreinen neutralen Staat und Erfinder der Demokratie inszeniert, darf dieses Verbrechen nicht in Vergessenheit geraten. Dies sind wir den misshandelten und getöteten Internierten, nicht nur im Wauwilermoos, schuldig.

Ausserdem muss festgehalten werden, dass die Schweiz im 2. Weltkrieg keines Wegs neutral gehandelt hat. Durch die Zurückweisung der Juden an der Grenze. Die Verhandlungen über die Kennzeichnung derer Pässe mit einem (J) Stempel. Die Weigerung, Juden dauerhaft aufzunehmen und auf den Transitstatus zu beharren. Das Nazigold, sowie der wirtschaftlichen Unterstützung Deutschlands im allgemeinen und durch die Sicherstellung der Transportlinie zwischen Deutschland und Italien. Mischte sich die Schweiz aktiv in den Krieg ein und bezog ihre Position an der Seite der Achsenmächte. Ob die Schweiz Angst vor dem Nationalsozialismus hatte oder ob einige Kreise an der Macht mit ihm sympathisierten sei dahin gestellt und ist eigentlich auch egal.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(1) Zitat von: Buch  – Schüsse auf die Befreier von Peter Kamber, erschienen beim Rotpunktverlag (2)(3)(4)(5)Zitate von

http://raf.durham-light-infantry.ch/index.php/history/internee-

switzerland/straflager-wauwilermoos

 

 

Quellen:

http://www.wauwilermoos.lu.ch/

http://www.20min.ch/ausland/news/story/-Ich-war-Kriegsgefangener-in-der-Schweiz—18129625

http://raf.durham-light-infantry.ch/index.php/history/internee-switzerland/straflager-wauwilermoos

http://www.geschichte-luzern.ch/sites/default/files/schweizer_lager_stadelmann.pdf

http://www.eda.admin.ch/etc/medialib/downloads/edazen/doc/parvor/2ndww/1100.Par.0037.File.tmp/Vorstoss.pdf4

http://www.swissinfo.ch/ger/politik_schweiz/Medaillen_fuer_in_der_Schweiz_internierte_USPiloten.html?cid=34968622

Buch: Schüsse auf die Befreier ISBN; 3-85869-092-9

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Power to the people – Antirassistische Demo in Bern zum Flüchtlingstag

powertothepeopleAntirassistische Demonstration zum Flüchtlingstag
Widerstand statt Spaltung

Wir alle – Migrant_innen Communities, antirassistische Kollektive und Einzelpersonen – wehren uns gegen die rassistische Asyl- und Ausländer_innenpolitik. Zum diesjährigen Flüchtlingstag tragen wir unseren Widerstand am 28. Juni 2014 (um 14.00 Uhr, Schützenmatte) auf die Strasse: „Power to the people!“

Mittragende Organisationen und ihre Beiträge zu Antirassismus werden laufend auf http://antira.org/ aufgeschaltet – Beiträge sind erwünscht

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Heiteren Parlamentarierinnen-Empfang am 24. Juni in Luzern

am naechsten donnerstag (24/06/14) behandeln die parlamentarier_innen ab 09:30
einerseits den planungsbericht “industriestrasse”, andererseits das postulat “keine verzoegerung an der industriestrasse” seitens der FDP.

die IG industriestrasse ruft daher auf zum heiteren parlamentarier_innen-empfang
ab 07:30 vor der kornschuette .

kommt zahlreich. die stadtentwicklung ist uns nicht wurst.
ein anderes luzern ist moeglich.

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