Mit kurdischer Live-Musik von “Daf Connection”, unterstützt werden sie von den Local DJ Heroes Manifesto_C & Kaixo! Ausserdem im Keller: ROJAVA TECHNO SOLITANZ mit den DJs Rico WUZZTÄZZ (LU) Kollektiv Lüther (LU) LUKAS WOLV (LU)
Am Samstagmorgen haben wir, die Gruppen RESolut und Seebrücke an der Seebrücke ein grosses Transparent mit der Aufschrift “39 Refugees died in GB – Sichere Fluchtwege jetzt! – safe passage now!” aufgehängt. Am Mittwochabend wurde im britischen Essex ein LKW mit 39 Leichen von Geflüchteten aus dem asiatischen Raum gefunden. Dies sind 39 weitere Menschen, die durch die gescheiterte Abschottungspolitik Europas ihr Leben verloren haben. Flüchtlingsdeals, verschärfte Grenzkontrollen und unterlassene Nothilfeleistung auf dem Mittelmeer haben in den letzten Jahren, wie wir erwartet haben, nicht zu einer Abnahme der Flüchtlingsströme geführt. Nach wie vor werden jedes Jahr tausende Schutzsuchende auf der Flucht misshandelt, vergewaltigt, versklavt, ermordet oder verlieren Ihr Leben auf andere Weise an der Festung Europa. Die repressiven Mittel der europäischen Staaten treiben Menschen, die ausser der Flucht keine Perspektive haben, immer tiefer in die Arme skrupelloser, krimineller Gangs, die aus der Not anderer versuchen Profit zu schlagen. Solange es Kriege und Ausbeutung gibt, wird es immer Menschen auf der Flucht geben. Es ist höchste Zeit, dass für diese ein sicherer Weg besteht, ihren Asylanspruch prüfen zu lassen. Wenn die Politiker*innen ernsthaft etwas gegen Schlepper*innen und Menschenhändler*innen unternehmen wollen, müssen sie sichere Fluchtwege schaffen und diesem Leid ein Ende bereiten. RESolut & Seebrücke
Nach zwei Wochen sozialer Unruhen und Ausnahmezustand knickte
Ecuadors Regierung ein und nahm die umstrittenen Reformen vorerst
zurück. Die indigene Bewegung spielte bei den Mobilisierungen eine
zentrale Rolle. Sie kann auf eine lange Widerstandstradition
zurückgreifen. Aber was sind ihre Perspektiven?
Von Mariana Lautréamont. Als der
ecuadorianische Präsident Lenin Moreno am 1. Oktober ein Reformpaket
ankündigte, um den Forderungen des IWF für einen 4,2 Milliarden
US-Dollar schweren Kredit nachzukommen, ahnte er nicht, was er damit
auslösen würde. Die naive Unterschätzung der Kraft und Entschlossenheit
der proletarisierten Massen haben Moreno fast sein Amt gekostet. Es ging
nicht nur um die Streichung der Treibstoffsubventionen, die unmittelbar
die Verteuerung der Lebenshaltungskosten nach sich zog. Auch Lohn- und
Ferienkürzungen, sowie die generelle Lockerung des Arbeitsschutzes
sorgten für Wut in der Bevölkerung. Bereits zwei Tage nach der
Ankündigung der Sparmassnahmen kam es zu Streiks im Transportsektor und
Massenmobilisierungen im ganzen Land. Wenige Tage später kündigte die
CONAIE (der Dachverband der indigenen Nationalitäten Ecuadors) einen
Marsch auf Quito an. Am 9. Oktober kam es schliesslich zu einem
Generalstreik. Es folgten wilde Tage des Aufstands und der Unruhe im
ganzen Land. Regierungs- und Polizeigebäude wurden in Brand gesteckt,
Strassenblockaden errichtet, Topfschlag-Proteste und Demonstrationen
organisiert, Geschäfte geplündert und Ölfelder besetzt.
In der Hauptstadt Quito waren die Auseinandersetzungen auf den
Strassen am Heftigsten. Doch auch eine immense Solidarität war zu
spüren. Viele Genoss*innen sprachen von der «Kommune von Quito». Das
Leben fand nicht mehr atomisiert in den eigenen vier Wänden statt, die
Leute nahmen sich den sozialen Raum zurück. Sie errichteten nicht nur
Barrikaden, sondern auch solidarische Sammelzentren, befreite Zonen, in
denen Kostenlosigkeit, Selbstorganisation und Solidarität statt
Konkurrenz und Warenförmigkeit im Mittelpunkt standen. In der ganzen
Stadt wurde in Volksküchen gegessen und überall gab es
Vollversammlungen. Die selbstorganisierten proletarischen Massen
schnupperten an der Revolution.
Kostenlosigkeit, Selbstorganisation und Solidarität in der «Kommune von Quito»
Doch fast zwei Wochen nach dem Ausbruch der grössten Massenproteste
der letzten 14 Jahre hat die Regierung Moreno nach Verhandlungen mit der
CONAIE die angekündigte Streichung der Treibstoffsubventionen
zurückgezogen. Die Massenmobilisierungen wurden vorerst beendet und
Moreno kann seinen Posten behalten. Viele bürgerliche Politiker*innen,
die auf Neuwahlen hofften und davon träumten im Zuge der Proteste an die
Macht gespült zu werden, müssen sich weiter gedulden. In Quito sind die
Aufräumarbeiten in vollem Gange, der Staat möchte unbedingt wieder die
Kontrolle über das ganze Territorium erlangen. Trotz der Einigung
kündigten die Demonstrant*innen an, wachsam zu bleiben, weil der
Regierung kein Vertrauen geschenkt werden dürfe. Die Staatsanwaltschaft
hat derweil angekündigt, die Verantwortlichen für den «Vandalismus»
möglichst schnell zur Rechenschaft ziehen zu wollen. Es droht eine
Repressionswelle: Laut der bürgerlichen Presse sollen 19 «linksextreme
Gruppierungen» im Visier des Staates sein. Damit sind Gruppierungen
gemeint, die auf den Strassen und in den Sozialen Medien gegen den
bürgerlichen Staat, Kolonialismus, Kapital, Klassengesellschaft und den
IWF agitiert haben. Die umstrittene Streichung der
Streibstoffsubventionen wurden derweilen am Dienstag, 15. Oktober,
zurückgezogen. Die Treibstoffpreise sind wieder auf das Niveau vor den
Protesten gesunken. Eine neues Dekret für die Treibstoffsubventionen
soll in Ausarbeitung sein. Während einige Wortführer*innen indigener
Dachverbände und sozialer Organisationen, wie auch einige
Demonstrant*innen, den Rückzug Morenos als Sieg werten, bleibt aus
verschiedenen Gründen ein bitterer Nachgeschmack.
Das wahre Gesicht des Staates
Die Streichung der Treibstoffsubventionen war nur eine Massnahme
eines ganzen Reformpakets, welches der Internationale Währungsfonds
(IWF) der ecuadorianischen Regierung auferlegte. Der neoliberale Angriff
des Staates ist also bei weitem noch nicht abgewendet. Das
Haushaltsdefizit und die Staatsverschuldung müssen nach wie vor in
Absprache mit dem IWF gesenkt werden.
Demonstrant*innen besetzen das Parlament in Quito, 8.10.2019
Am augenfälligsten ist die tragische Bilanz der Proteste: Die
autoritäre Antwort des Staates auf die wilden Unruhen hat acht Tote,
1’300 Verletzte und fast 1’200 Verhaftete gefordert. Dazu kommen
unzählige Berichte über Folter in den Gefängnissen. Trotzdem versucht
die Regierung völlig unverfroren, jegliche Verantwortung für die
massiven Menschenrechtsverletzungen von sich zu weisen. Am Abend des 9.
Oktobers 2019 starb laut der Regierung der Familienvater Segundo
Inocencio Tucumbi Vega (49) aufgrund eines Sturzes. Sein Sohn hingegen
berichtet, dass sein Vater per Distanzkopfschuss von der Polizei
ermordet worden sei. Marco Otto, ein 26-jähriger Mann mit einer
geistigen Beeinträchtigung und José Daniel Chaluisa (40) starben, als
sie auf der Flucht von der Polizei von einer Brücke stürzten. Die
Regierung sprach von einem «Unfall», mit dem die Ordnungskräfte nichts
zu tun hätten. Videos von Zeugen zeigen wie die Polizist*innen die
beiden jungen Männer nach dem Sturz einfach liegen ließen. Von den
verzweifelten Aufforderungen der Anwohner*innen, den Männern zu helfen,
liessen sie sich nicht beeindrucken. Zu den weiteren tödlichen Opfer der
Unruhen gehören: Abelardo Vega Caisaguano (41), Silvia Mera Navarrete
(35), Édison Mosquera Amagua (29), José Rodrigo Chaluisa (36) und Raúl
Chilpe (alter unbekannt). Die latent gewalttätige Essenz des
bürgerlichen Staates trat in den letzten Tagen deutlich an die
Oberfläche. Neben dem immer noch anhaltenden Ausnahmezustand wurde ab
dem 8. Oktober 2019 zwischen 20 Uhr und 5 Uhr eine Ausgangssperre
verhängt. Leider hat ein Teil der Bewegung, allen voran die CONAIE, die
als größte Institution der Indigenen Bevölkerung Ecuadors eine
beträchtliche Kraft besitzt, letzten Endes im Staat einen
Verhandlungspartner gesehen.
Die indigene Bewegung und ihre lange Widerstandstradition
Nachdem der Aufruf der Gewerkschaften zur Beendigung des Streiks im
Transportsektor von der Basis grösstenteils nicht befolgt wurde und am
8. Oktober 2019 der indigene Marsch in Quito eintraf, war klar, dass die
verschiedenen indigenen Nationalitäten eine zentrale Rolle einnehmen
würden. Das ist weder überraschend noch neu, gehört die indigene
Bevölkerung Ecuadors doch zu den ärmsten Schichten des Landes und sieht
sich in einer 500-jährigen Tradition des antikolonialen Widerstands. Sie
leistet seit langem erbitterte Gegenwehr gegen die vielen verschiedenen
Problemen, mit denen sie sich im Kapitalismus konfrontiert sieht. Nebst
der Armut und den geringen Bildungschancen ist für viele Teile der
indigenen Bevölkerung Ecuadors auch der Landraub und Umweltschäden in
Folge der Förderung von Erdöl und Erdgas ein grosses Problem. Land
Grabbing ist das, was Marx «ursprüngliche Akkumulation» nannte. Dies ist
kein einmaliger Prozess in der Geschichte des Kapitalismus, sondern er
schreitet kontinuierlich voran. Zudem leidet die indigene Bevölkerung
unter rassistischer Diskriminierung. Exemplarisch hierfür steht die
Bekundung des rechten Bürgermeisters von Guayaquil, die Proteste würden
zeigen, dass die indigene Bevölkerung «nicht fähig zu einem
zivilisierten Zusammenleben» sei.
Dennoch ist die indigene Bevölkerung Ecuadors (insgesamt gibt es in
Ecuador 13 verschiedene indigene Nationalitäten) die am stärksten
organisierte indigene Bewegung in ganz Lateinamerika. Sie ist
grösstenteils in der CONAIE organisiert und verfügt über eine ungeheure
Entschlossenheit und Mobilisierungspotential. Wo in den kapitalistischen
Metropolen Individualismus und Atomisierung herrscht, steht für die
indigenen Gemeinden die Gemeinschaft und der Zusammenhalt im
Mittelpunkt. So marschierten teilweise ganze Familien teilweise über
drei Tage in die Hauptstadt und blockierten die Straßen. In Quito wurden
sie von ihren Mitstreiter*innen mit offenen Armen empfangen. Bereits
Tage zuvor sammelten verschiedene soziale Organisationen Decken,
Lebensmittel oder Hygieneartikel. Die Universitäten «Politecnica
Salesiana» und «Pontificia Católica» wurden zu «humanitären
Friedenszonen» deklariert, in denen die Angereisten aus allen Städten
übernachten, ausruhen und sich zurückziehen konnten. Obwohl sich auch
viele Kinder und ältere Menschen darin aufhielten, wurden diese
solidarische Aufnahmestellen von der Polizei massiv mit Tränengas
beschossen. Trotzdem hielten die Proteste weiter an und gewannen an
Stärke. Die CONAIE verweigerte zunächst jeglichen Dialog mit der
Regierung, auch wenn ihr parlamentarischer Arm, die Pachakutik, schon
ziemlich früh die Demonstrant*innen zur Mäßigung und zum Dialog aufrief.
Schließlich forderte die CONAIE u.a. die sofortige Rücknahme der
Streichung der Treibstoffsubventionen und trat am 13. Oktober in
Verhandlungen mit der Regierung unter Vermittlung der UNO und der
Bischofskonferenz.
Indigen und Proletarisch?
Was die indigene Bewegung angeht, so war insbesondere der sogenannte
«Indigenismus» oft Bestandteil vieler Diskussionen unter
Revolutionär*innen in Ecuador. Im
Jahr 2010 gab es beispielsweise eine angeregte schriftliche
Auseinandersetzung zwischen einem Mitglied der anarchistischen Gruppe
«Chasqui Anarquista» und einem Mitglied der
linkskommunistisch-anarchistischen Gruppe «Comunistas Integrales»,
die auch im Kontext der Geschehnisse der letzten Tage von Interesse sein
kann und von der ich kurz einen spannenden Aspekt herauspicken möchte:
Das Mitglied von «Chasqui Anarquista» beteuerte, dass die indigenen
Gemeinschaften, aufgrund von ihrem Zusammenhalt und ihrer traditionellen
Lebensweise quasi eine Keimzelle des Anarchismus seien. Zudem lebten
viele indigene Gemeinschaften auf dem Land in einer Art
Selbstverwaltung, die Landparzellen seien kleine Inseln des Widerstands.
Die Subsistenzwirtschaft müsse in diesem Sinne als Gegenpol zur
Lohnarbeit verstanden werden. Anders die Position des Mitglieds von
«Comunistas Intergrales»: Die einseitige Fokussierung auf indigene
Gemeinschaften sei reduktionistisch, zumal die indigene Bevölkerung
nicht nur in den Gemeinschaften organisiert ist, sondern auch in
breiteren Zusammenschlüssen wie die CONAIE und deren parlamentarischer
Arm, die Pachakutik. Diese seien beide eindeutig reformistisch und
würden nur nach Veränderungen im Rahmen des bürgerlichen Staates
streben. Zudem gäbe es auch für indigene Gemeinschaften kein
«Ausserhalb» des Kapitalismus. So sei auch die «indigene Bevölkerung»
keine homogene Masse, sondern auch von Klassenunterschieden durchzogen.
Neben zahlreichen indigenen informellen Arbeiter*innen, gibt es auch
eine bürgerlich-indigene Klasse. Ein Großteil der indigenen Bewegung
tendiere dazu, diese Differenzen nicht zu beachten. Des Weiteren seien
indigenen Gemeinschaften mit eigenen Landparzellen keine Projekte einer
antikapitalistischen Selbstverwaltung. Die Leute, die Ländereien
beackern seien lohnabhängige Akkordarbeiter*innen und abhängig vom
Markt: Irgendwo müssen sie ja ihre Produkte loswerden. Diejenigen Teile
der indigenen Bevölkerung, die nicht auf dem Land arbeiten und sich als
formelle oder informelle Arbeiter*innen in den Städten verdingen müssen,
seien umso offensichtlicher Teil des Proletariats. Letzten Endes mündet
die Kritik des Mitglieds von «Comunistas Integrales» darin, dass die
praktische Kritik der indigenen Bewegung beschränkt bleibt, solange sie
sich lediglich als Indigene verstünden und nicht als proletarisierte
Subjekte innerhalb des Kapitalismus.
Was bleibt von den Protesten?
Auch wenn die indigene Bewegung einen großen Einfluss auf die
Proteste hatte, so darf nicht vergessen werden, dass auch weitere Teile
der Bevölkerung Ecuadors sich an den Massenmobilisierungen beteiligten.
Auch wenn die CONAIE im Verlauf des Konflikts immer mehr ins Zentrum
rückte, handelte es sich nicht um einen indigenen, sondern um einen
sozialen Aufstand. Ebenso wäre es falsch die ganzen Proteste
kleinzureden, nur weil sie nicht aufs Ganze gehen konnten und sich die
Leute letztendlich mit reformistischen Errungenschaften zufrieden gaben.
Die Massenmobilisierungen waren beeindruckend und sind sicher sehr
lehrreich für die Proletarisierten, die mit einer unerwarteten Wucht aus
einem fast 15-jährigen Schlaf erwacht sind. Der soziale Konflikt bleibt
bestehen und auch das weitere Vorgehen der Regierung ist noch unklar.
Die Limitierungen mit denen sich die Aufständischen in Ecuador
konfrontiert sahen, waren unter anderem bedingt durch einen fehlenden
länderübergreifenden Klassenkampf, wie auch durch die mangelnde
praktische Kritik an der Warengesellschaft, dem Staat und den
verschiedenen politischen Institutionen seien es Gewerkschaften oder
Parteien. Auch die Rolle der CONAIE und ihrer Führung ist in diesem
Sinne kritisch zu betrachten. Was oft als wütender und führungsloser
Aufstand beginnt, wird meist in traditionell bürgerliche Bahnen
geleitet: Die Macht der Integration zeigt sich dort am deutlichsten, wo
die Integration selbst als Sieg gefeiert wird und dort wo das kleinste
Übel zu einer Veränderungen des Status quo hochstilisiert wird.
Am Samstagnachmittag riefen 14 linke Organisationen zur Grossdemo
gegen den Krieg in Nordsyrien auf. Gegen 15:30 besammelten sich an die
tausend Personen auf dem Mühleplatz, bevor sie lautstark durch die Alt-
und Neustadt zogen. Vor dem Regierungsgebäude wurden Kerzen und Rosen in
Gedenken and die Opfer der türkischen Invasion, niedergelegt und die
Schweiz zum Handeln aufgefordert. Die Demonstrant*innen hatten klare
Forderungen:
• Die Schweiz soll alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um die türkische Invasion zu stoppen. • Sofortiger Stopp der Waffenexporte. • Einfrierung allfälliger Vermögen der türkischen Regierung auf Schweizer Bankkonten. • Das Ende der Zusammenarbeit von Schweizer Unternehmen mit türkischen Kriegstreiber*innen. • Das Ende der Unterdrückung der Kurd*innen, der türkischen Opposition sowie der freien Presse.
Die Demo verlief friedlich und endete gegen 17:30 im Vögeligärtli.
Die Organisator*innen sind mit dem Verlauf der Demo friedlich, sagt
ein Mitorganisator, obwohl es teilweise schwierig gewesen sei, die
grosse Menschenmasse durch die engen Gassen Luzerns zu schleusen.
Folgendes Flugblatt wurde an der Demo verteilt:
Stoppt den Krieg in Nord Syrien Jetzt!
Heute ist der 10. Tag nach dem Beginn des völkerrechtswidrigen
Angriffskriegs in Nord Syrien, völkerrechtswidrig, weil dieser ohne UN
Mandat auf ausländischem Boden erfolgt. Die Offensive startete am 9.10.
nach dem feigen Verrat Trumps an seinen Verbündeten, von denen im Kampf
gegen den IS unzählige gefallen sind und die seither ein
zukunftsweisendes Gesellschaftsmodell in Rojava aufbauen.
In den 10 Tagen wurden hunderte Personen getötet. Darunter 218
kurdische Zivilist*innen (davon 18 Minderjährige). Ausserdem teilte
Amnesty International gestern mit, dass es erdrückende Beweise für
Kriegsverbrechen der türkischen Streitkräfte gibt. Dazu gehören Angriffe
auf Wohnhäuser, eine Bäckerei und eine Schule. Der Angriff auf einen
grossen zivilen Konvoi in dem auch mehrere Journalist*innen sassen,
sowie die kaltblütige Hinrichtung einer prominenten syrisch-kurdischer
Politikerin Hevrin Khalaf. Die Kurd*innen vor Ort werfen den türkischen
Streitkräften ausserdem die Hinrichtung von Gefangenen sowie der Einsatz
von chemischen Waffen vor. Ausserdem konnten zahlreiche IS Kämpfer
durch die türkischen Angriffe fliehen und der IS ist in der Region so
aktiv, wie schon lange nicht mehr. Es geht Erdogan nicht um die
Schaffung eines Friedenskorridors, was eine Ironie in sich ist, sondern
um die Vernichtung der Kurd*innen. Wird Erdogan nicht gestoppt, droht
ein Genozid!
Trumps Waffenruhe, welche lediglich eine Pause ist, ist ein fauler Deal,
der einzig dazu dient, dass er sich aus der Verantwortung stehlen kann.
Die Aufforderung an die Kurd*innen mit ihren Familien innert fünf Tage
ihre Heimat zu verlassen ist ein Hohn, zumal sich die Türkei nicht mal
an das Abkommen hält.
Dass die internationale Staatengemeinschaft nicht handelt ist
unerträglich. Erdogans Drohung, Flüchtlinge nach Europa zu lassen, macht
uns keine Angst. Denn was er zurück hält ist nicht die Pest, sondern
schutzsuchende Menschen, die hier herzlich willkommen sind. Der
Flüchtlingsdeal mit der Türkei war von Anfang an ein grosser Fehler.
Auch die Schweiz ist in der Pflicht zu handeln! Jahrelang hat sie, von
Schweizer Banken unterstützt, Waffen in die Türkei geliefert und das
türkische Regime gestützt. Wir haben deshalb konkrete Forderungen:
• Die Schweiz soll alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um die türkische Invasionzu stoppen
• Sofortiger Stopp der Waffenexporte
• Einfrierung allfälliger Vermögen der türkischen Regierung auf Schweizer Bankkonten
• Das Ende der Zusammenarbeit von Schweizer Unternehmen mit türkischenKriegstreiber*innen
• Das Ende der Unterdrückung der Kurd*innen, der türkischen Opposition sowie der freien Presse
So lange die türkische Invasion andauert brauchen wir jede und jeden
an den Demos auf der Strasse. Täglich finden in der Schweiz mehrere
Demos statt. Wir rufen alle dazu auf sich daran zu beteiligen, denn wir
üben dadurch nicht nur Druck auf Erdogan und unsere Regierung endlich
aus, sondern zeigen auch der kurd*ischen Bevölkerung in Rojava unsere
Solidarität.
Die nächste grosse Demo findet am 26.10. in Bern statt. Wir werden gemeinsam mit dem 12:00 Zug ab Luzern anreisen. Ausserdem rufen wir für morgen, Sonntag 20.10. zur offenen Sitzung um 15:00 im RäZeL – Horwerstrasse 14 Luzern auf, um weitere Aktionen zu planen.
Für den Samstag ruft ein breites Bündnis zur Anti Krieg Demo in Luzern auf.
Unsere Forderungen: • Die Schweiz soll alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um die türkische Invasion zu stoppen • Sofortiger Stopp der Waffenexporte • Einfrierung allfälliger Vermögen der türkischen Regierung auf Schweizer Bankkonten • Das Ende der Zusammenarbeit von Schweizer Unternehmen mit türkischen Kriegstreiber*innen • Das Ende der Unterdrückung der Kurd*innen
!Der Angriffskrieg des
türkischen Militärs mit islamistischen Gruppen hat begonnen! Panzer und
schwere Geschütze bombardieren die Städte, Wohnhäuser in Rojava.
!Der Angriffskrieg des türkischen Militärs mit islamistischen Gruppen hat begonnen!
Panzer und schwere Geschütze bombardieren die Städte, Wohnhäuser in
Rojava. Das US-Amerikanische Militär hat den Menschen den Rücken
zugekehrt und den Luftraum für die Türkei freigegeben. Kampfjets
bombardieren die Städte. In ihrem Schlepptau werden zehntausende
Mitglieder islamistischer Gruppen in Rojava/Nordostsyrien
einmarschieren. Das türkische Militär schiesst auf die Kräfte, die
IS-Gefangene bewachen.
Der Widerstand der Frauen-
und Volksverteidigungseinheiten (YPJ/YPG), der SDF und der Menschen in
Nord- und Ostsyrien hat begonnen. Diejenigen, die durch die
Opfer von tausenden Gefallenen und den mutigen Widerstand der
Bevölkerung, den Islamischen Staat besiegt haben, verteidigen mit aller
Kraft das Leben und die Werte welches sie gemeinsam aufgebaut haben.
Tragen wir unseren Teil dazu bei und Verteidigung wir diese Revolution auch von hier aus! Decken wir die militärische, wirtschaftliche und diplomatische Zusammenarbeit zwischen der Türkei, den USA, der NATO und den europäischen Staaten auf und greifen wir sie politisch an. Keine Unterstützung für Erdogan, sein Regime und seinen Krieg! Keine Waffenlieferung und keine finanzielle oder politische Beihilfe zur türkischen Vernichtungspolitik!
Tag X hat begonnen:
gehen wir auf die Straßen, machen Aktionen, besetzen, stören und
blockieren! Zeigen wir den Verantwortlichen in den Regierungsbüros und
Firmensitzen was wir von ihrem Krieg haltet! Gemeinsam können wir den
Angriffskrieg der Türkei stoppen! Kein Krieg gegen Nordsyrien! Wir sind
überall. Haltet Ohren und Augen offen für die Mobilisierungen in eurer
Umgebung. Und vor allem; Organisiert euch und, los!
„Wir müssen vom Protest zum Permanenten politischen Widerstand
übertreten. Die Bevölkerung Kurdistans und Nordostsyriens ist im Krieg,
und wir als Antifaschist_innen und Revolutionär_innen werden die Orte
militärischer, diplomatischer und wirtschaftlicher Zusammenarbeit mit
dem türkischen Faschismus in unseren Ländern besetzen, stören,
blockieren und zerstören!“
Der Widerstand in Rojava wird von langem Atem sein. Tag X ist
nicht nur ein Tag. Tag X ist der Beginn einer lang anhaltenden
historischen Phase!
Hoch die internationale Solidarität! Rojava ist auch unser Kampf!
“In der Nacht auf Sonntag haben wir in der Region Luzern fünf Geschäfte besucht, die Roviva Produkte verkaufen und ein Transpi hinterlassen.
Der CEO und Alleininhaber der Firma Roviva, Peter Patrik Roth ist seit Jahren in der lokalen und internationalen Neonaziszene unterwegs und gut vernetzt. Mit den Einnahmen von Roviva unterstützt er die Rechtsextreme Szene kräftig. So unterstützte er zum Beispiel die rechtsextreme Kleidermarke White Rex mit CHF 50’000.-
Wer Roviva kauft unterstützt Neonazis. Wir fordern Peter Patrik Roth
auf, sich zurückzuziehen und die Leitung der Firma Roviva der
Belegschaft zu übergeben.
—> Das Mittelmeer ist ein Massengrab, das täglich mit frischen Leichen gefüllt wird.
— > Libyen ist ein Freiluftgefängnis mit Freipass für Sklaverei, sexuelle Ausbeutung und Erpressung der dort gestrandeten.
— > Europa mauert sich ein und kriminalisiert Aktivist*Innen, die Menschen in Seenot retten.
— > Die Schweizer Asylzentren sind isolierte Bunker, in denen ein immer repressiveres Klima herrscht.
Die Gründe, warum sich Menschen auf die Flucht begeben, sind vielfältig: Überfischung der Meere vor den afrikanischen Küsten; Vergiftung der fruchtbaren Böden durch den Abbau von Mineralien; die extreme Klimaveränderung; Korruption, Folter und sexuelle Ausbeutung oder aber auch einfach Krieg. Dies alles sind massgeblich Folgen der Politik Imperialistischer Staaten. Gerade heute, wo sich der Kapitalismus in einer tiefen strukturellen Krise befindet und die Profite schwinden, setzten diese Staaten ihre jeweiligen ökonomischen Interessen immer aggressiver durch. Vermehrt auch mit militärischen Mitteln. Gleichzeitig nutzen rechte und rechtsextreme Parteien die Perspektivlosigkeit des Kapitalismus in ganz Europa aus und erstarken zunehmend. Menschen werden gegeneinander ausgespielt. Migrant*innen werden als Feindbilder aufgebaut und müssen als Sündenböcke für die herrschende Misere herhalten. Wehren wir uns gegen diese menschenverachrtende Politik. Gemeinsam auf die Strasse gegen Rassismus und reaktionäre Hetze! Für eine solidarische Gessellschaft!
Zeigen wir, dass wir für eine fortschrittliche Gesellschaft kämpfen!
Komm mit uns an die Demo am 5. Oktober 2019 um 16 Uhr auf dem
Helvetiaplatz Zürich!
Tränengas? Nein. Gewalt? Ging nur von den DemonstrantInnen aus. Die Zürcher Stadtpolizei schönte am Wochenende eine höchst fragwürdige Realität und hält seither trotzig daran fest. Eine Rekonstruktion.
Marco Cortesi war nicht zu beneiden. Der Mediensprecher der
Stadtzürcher Polizei, selbst eine Art Medienstar – «Charmant,
sonnengebräunt und immer zur Stelle» («Blick») –, stand im Dauereinsatz.
In Zürich waren am Samstagnachmittag gleich drei Kundgebungen
unterwegs: der von christlich-fundamentalistischen
AbtreibungsgegnerInnen lancierte «Marsch fürs Läbe» auf dem
Turbinenplatz im Kreis 5, eine unbewilligte Gegendemo auf der nahen
Josefwiese, die das «Bündnis für ein selbstbestimmtes Leben» organisiert
hatte, sowie eine bewilligte und von der Juso angemeldete Gegendemo auf
dem Helvetiaplatz.
Am Ende des Tages beschäftigte die Zürcher Stadtpolizei (Stapo) vor allem die unbewilligte Demo rund um die Josefwiese. Auf Tele Züri beschrieb Cortesi den Polizeieinsatz am frühen Abend wie folgt: «Man hat Polizisten mit Gegenständen beworfen, Container angezündet und Strassenbarrikaden gemacht.» Die «Schlussbilanz» verkündete 175 kontrollierte Personen sowie die Festnahme eines Dreissigjährigen wegen Gewalt und Drohung gegen Beamte. Hinzu kamen zwei durch Wurfgegenstände «nicht gravierend verletzte» Polizisten und ein «massiv beschädigtes Polizeifahrzeug». Entsprechend die Schlagzeilen vieler Medien: «Krawallmacher stören Demo der Abtreibungsgegner» oder «Meinungsfreiheit mit Füssen getreten».
Um 15.45 Uhr knallte es
Doch das Lagebild der Polizei bekam schon bald Risse. Als ein
Tele-Züri-Journalist fragte, ob die Polizei auf der Josefwiese auch
Tränengas eingesetzt habe, sagte Cortesi zunächst unbeirrt, gemäss
seinen Informationen «haben wir dort nie Tränengas eingesetzt». Eine
Aussage, die der Mediensprecher bereits am Sonntag abschwächen musste –
angesichts von Medienfragen sowie von veröffentlichten Foto- und
Videoaufnahmen, die den Einsatz von Tränengas vor Ort dokumentierten:
«Tatsache ist, dass nicht absichtlich Tränengas eingesetzt wurde auf
dieser Josefwiese. Da bleibe ich dabei.» Es sei möglich, dass der Wind
gewisse Schwaden auf die Wiese getrieben habe und Unbeteiligte betroffen
gewesen seien, sagte Cortesi. Hinter ihm standen auf den TV-Bildern gut
sichtbar zwei offenbar konfiszierte Kinderwagen. Der
Stapo-Twitter-Account meldete am Samstagnachmittag: «Unsere
Einsatzkräfte vor Ort melden, dass im unbewilligten Demonstrationszug
Kinderwagen mitgeführt werden, die mit Wurfgegenständen gefüllt sind.»
Davon war im Bild hinter Cortesi nichts zu sehen, stattdessen
Soundanlagen.
Die WOZ hat versucht, den Polizeieinsatz um die Josefwiese so präzise
wie möglich zu rekonstruieren. Sie wertete exklusives Bild- und
Videomaterial aus und sprach mit einem Dutzend AugenzeugInnen – sowohl
mit unbeteiligten ParkbesucherInnen wie auch mit
KundgebungsteilnehmerInnen. Die zwölf unabhängig voneinander eingeholten
Schilderungen und das Bildmaterial widersprechen der offiziellen
Lageeinschätzung.
Die Absicht hinter der unbewilligten Gegendemo im Vorfeld: den
«Marsch fürs Läbe» zu verhindern und für das «hart erkämpfte Frauenrecht
auf Abtreibung einzustehen». Dem Aufruf folgten über tausend Personen
aus feministischen, queeren und antirassistischen Kreisen.
Gemäss AugenzeugInnen war die Lage auf der Josefwiese bis um etwa
15.45 Uhr friedlich. Die Situation änderte sich schlagartig, als die
Polizei die DemonstrantInnen aus den umliegenden Strassen auf die
Josefwiese drängte.
Noémi Bartha, die unweit der Josefwiese wohnt und mit FreundInnen
sowie ihren zwei Kindern zu dem Zeitpunkt vor Ort war, schildert, wie es
plötzlich in unmittelbarer Nähe des Spielplatzes, wo ihre Kinder waren,
geknallt habe. «Und ohne Vorwarnung kam Tränengas zum Einsatz, wir
hörten Gummigeschosse, und Panik brach aus.» Innert kürzester Zeit sei
die Situation bedrohlich geworden. Sie hätten dann zum Glück rasch in
der nahen Tangoschule Platz gefunden. «Es waren viele Eltern mit ihren
Kindern da, alle Kinder weinten. Aus meiner Sicht hat sich die ganze
Situation als unnötige Angstmacherei der Polizei angefühlt. Sie waren
überall sichtbar und machten einen bedrohlichen Eindruck.» Diese
Darstellung bestätigen alle befragten AugenzeugInnen, die zum fraglichen
Zeitpunkt direkt involviert waren: Als bedrohlich wurde das
Polizeiaufgebot wahrgenommen, nicht die DemonstrantInnen.
Kathrin, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte,
war als Teilnehmerin auf der Josefwiese. Sie beschreibt, wie die
Stimmung gekippt sei, als «ein Sechserteam der Polizei in Vollmontur mit
weissen Helmen am Rand der Josefwiese aggressiv wirkend
herummarschierte». Diese seien daraufhin auf dem Weg einer Hecke entlang
von Anwesenden mit Kies beworfen und beschimpft worden. «Zeitgleich
traf dort eine Demonstrationsgruppe ein, die vor Polizisten flüchtete,
die Gummigeschosse und Tränengaspetarden abfeuerten. Ein Teil davon
landete auf dem Spielplatz», sagt Kathrin. Dann sei es unübersichtlich
geworden: «Noch mehr Tränengaspatronen flogen über die Hecke auf die
Josefwiese. Mehrere Patronen landeten direkt neben noch spielenden
Kindern und Kinderwagen. Eine Frau zerrte ein Kind weg, die Kinderwagen
wurden von umstehenden Leuten in Sicherheit gebracht. Alle rannten,
Kinder schrien, Eltern schrien, alle schrien die Polizisten an, die
endlich zurückwichen.» Die Aussagen Kathrins decken sich mit
Videoaufnahmen, die der WOZ vorliegen.
Ein Teil der befragten ZeugInnen übte auch Kritik an der Gegendemo:
Warum wurde die Josefwiese als Versammlungsort ausgewählt, wo immer
viele Kinder und andere Unbeteiligte sind? Weshalb waren gewisse
TeilnehmerInnen vermummt, wieso mussten Container brennen – Bilder, die
Polizei und Medien dankbar aufnehmen?
«Mitteleinsatz»
Die WOZ hat die Stapo mit den mit Bildmaterial unterlegten Aussagen
der zwölf AugenzeugInnen konfrontiert. Die Stapo hält an folgender
Darstellung fest: «Ein Auftrag, an die Polizeiangehörigen an der Front,
auf der Josefwiese Tränengas einzusetzen, wurde nie erteilt. Es gibt
auch keine Hinweise darauf, dass Wurfkörper durch die Polizei auf die
Josefwiese geworfen wurden.» Jedoch seien im Bereich nahe der Josefwiese
bei heftigen Angriffen auf die Polizei zur Selbstverteidigung
«Handwurfkörper» mit Tränengas eingesetzt worden. Nach diesem
«Mitteleinsatz» hätten sich «die flüchtenden gewaltbereiten
Demonstranten auf die Josefwiese zurückgezogen, was auch zur
Verunsicherung von unbeteiligten Personen geführt haben dürfte».
«Allfällige Schwaden»
Die WOZ hat bei der Stapo auch wegen der Wurfgegenstände in den
konfiszierten Kinderwagen nachgefragt. Gemäss Angaben aus dem Umfeld des
«Bündnisses für ein selbstbestimmtes Leben» wurden in den Kinderwagen
lediglich Soundboxen transportiert. Die Stapo sagt dazu: «Die Polizisten
stellten während eines Einsatzes, als sie von Vermummten angegriffen
wurden, Wurfgegenstände in Kinderwagen fest. Zu diesem Zeitpunkt war es
aufgrund der kritischen Sicherheitslage jedoch nicht möglich, diese
sicherzustellen.»
Auch das von der Grünen Karin Rykart geführte Stadtzürcher Sicherheitsdepartement äusserte sich auf Anfrage: «Der Polizeieinsatz am vergangenen Samstag wird gesamthaft als korrekt und verhältnismässig beurteilt. Aus dem Einsatz von Reizstoff wird die Stadtpolizei die notwendigen Lehren ziehen.» Für das Sicherheitsdepartement sind «die beabsichtigte Störung einer bewilligten Demonstration und die Gewalt gegenüber Angehörigen der Stadtpolizei inakzeptabel». Trotz der vorliegenden AugenzeugInnenaussagen und des Bildmaterials spricht das Sicherheitsdepartement weiter von «allfälligen Schwaden, die möglicherweise vom Wind auf die Josefwiese getragen wurden».
Etwa 1800 Aktivist*innen haben sich heute im Zürcher Kreis 5 versammelt, um sich der reaktionären Hetze der christlichen Rechten entgegenzustellen. Mit verschiedenen Demonstrationen, Aktionen und vor allem lautstark haben wir das Recht auf Abtreibung und ein selbstbestimmtes Leben und eine freie Sexualität verteidigt.
Uns
und unzähligen Passant*innen und Anwohner*innen ist es wichtig, für das
hart erkämpfte Frauenrecht auf Abtreibung einzustehen. Wir wollen
selber entscheiden, ob, wann und mit wem wir Kinder haben und wie wir
leben.
So konnten wir den Aufmarsch der christlichen Rechten durchs Quartier
verzögern und behindern. Die Demonstrationsroute des “Marsch fürs Läbe”
beschränkte sich deswegen auf eine kurze Runde durch einige
menschenleere Durchgangsstrassen um den Escher-Wyss-Platz herum. An
einem Gebäude am Turbinenplatz, dem Kundgebungsort der Rechten, hing ein
riesiges, unübersehbares Transparent mit der Aufschrift “’Pro Life’ is a
lie – you don’t care if women die”.
Es hat sich gezeigt, dass rechte Aufmärsche nicht hingenommen werden
müssen, und dass wir uns mit direkten Aktionen und vielfältigen Formen
erfolgreich dagegen wehren können. Statt reaktionärer Ideologie war
heute die feministische, antirassistische und queere Bewegung in der
Öffentlichkeit präsent. In diesem Sinne erachten wir die heutige
Mobilisierung als vollen Erfolg für die antipatriarchalen Kräfte.
Die Polizei – unter der grünen Departamentsvorsteherin Kathrin Rykart
– griff die Proteste an und versuchte uns einzuschränken. Aus diesem
Grund teilte sich unsere Demonstration immer wieder auf und brachte so
das Polizeidispositiv an seine Grenzen. Unser Erfolg – die Einschränkung
der
Marschroute der Rechten – ist insbesondere auf diese Demotaktik
zurückzuführen. Protestierende und Familien mit Kindern, die sich auf
der Josefwiese befanden, wurden mit Tränengas und Gummischrot eingedeckt
und verjagt.
Die christlichen Fundamentalist*innen demonstrierten heute zum
zehnten Mal gegen das Recht auf Abtreibung und damit gegen das
Selbstbestimmungsrecht der Frauen, trans- und inter- und non
binary-Personen über ihren Körper. Die Christen-Fundis inszenieren sich
als Lebensschützer*innen, doch propagieren sie ein gewaltig
reaktionäres, frauen- und LGBTIQ*-verachtendes Menschenbild. Das «Läbe»,
welches sie sich wünschen, ist ein patriarchales, zutiefst sexistisches
und konservatives Leben wo Frauen zu Gebärmaschinen für Staat, Nation,
Kirche und Kapital degradiert werden und über kein
Selbstbestimmungsrecht verfügen: Vo wäge für’s Läbe!
Die rechten Christ*innen proklamieren, dass Abtreibung Mord sei, die
psychische Gesundheit gefährde und das christliche Modell der
patriarchalen Kernfamilie aushöhle. Zur Untermauerung ihrer Argumente
scheuen sie auch nicht davor zurück, Menschen mit Behinderung auf die
Strasse zu zerren. Dieses Vorgehen ist perfide und degradiert Menschen
mit Behinderungen, in dem es sie als Werbeträger*innen reaktionärer
Positionen instrumentalisiert.
Mitorganisiert wird der «Marsch für’s Läbe» vom Zürcher SVP-Politiker
Daniel Regli, der in der Vergangenheit durch menschenverachtende
Aussagen zu Suizid bei Schwulen fragwürdige Berühmtheit erlangte. Aber
auch die anderen OK-Mitglieder haben es in sich. Neben den
Anbieter*innen moralisierender Beratungsseiten, finden sich hier auch
zahlreiche Akteur*innen wieder, die offen islamophobe,
fremdenfeindliche, homophobe und transphobe Positionen vertreten. So
etwa die Betreiber*innen der Website zukunft-ch.ch, die mit Texten und
Veranstaltungen zu Überfremdung, aber auch zur Heilung Transsexueller
das Bild einer «Zukunft» zeichnen, in der nur weisse,
hetero-cis-Christ*innen einen Platz haben. Ebenfalls vertreten waren die
Mitglieder von «Christen für die Wahrheit», einer sektenartigen
Gruppierung, die immer wieder mit der Verbreitung schwurbeliger
Verschwörungstheorien und massiv queerfeindlicher Inhalte negativ
auffallen.
Fotos gibts beim Ajour Magazin, unter Barrikade.info und auf den Kanälen verschiedener linker Organisationen in Zürich.
LAGOTA kommt vom Spanischen und heisst „der Tropfen“.
LAGOTA ist eine politische Gruppierung, die sich als Teil der ausserparlamentarischen Linken versteht. Sie bietet eine Plattform, auf der sich interessierte Personen mit politischen Themen auseinandersetzen können.
LAGOTA setzt sich zum Ziel, das politische Bewusstsein der Gesellschaft zu fördern. Ihr Antrieb ist die Überzeugung, dass das kapitalistische System überwunden werden muss, um die bestehenden Herrschaftsverhältnisse abzuschaffen.